Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Schwärzenbach bei Titisee-Neustadt
im Hochschwarzwald  
   

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Blick vom Hochebenehof beim Russenkreuz nach Süden zum Feldberg am 11.2.2008
Blick vom Hochebenehof beim Russenkreuz nach Süden zum Feldberg am 11.2.2008

 

40 Jahre Ahorn-Skilift in Schwärzenbach: Förderverein rettet

Bürger retten die Anlage vor dem Schweißbrenner. Vor vier Jahren sollten Schraubenschlüssel und Schweißbrenner sein Schicksal besiegeln, eine Privatinitiative hat das alpine Wintervergnügen in Schwärzenbach vor der Demontage gerettet. In diesem Jahr kann der Ahorn-Skilift nun sein 40-jähriges Bestehen feiern. Der Förderverein veranstaltet am Samstag, 3. März, von 14 Uhr an im Bereich des Gasthauses Ahorn ein Skilift-Fest. Dabei wird auch an die Geschichte des Liftes erinnert. Im Jahr 1971 begannen die Fusionsverhandlungen der Stadt Titisee-Neustadt mit der Gemeinde Schwärzenbach, deren Ergebnisse im Eingliederungsvertrag vom 1. September 1971 ihren Niederschlag fanden. Neben ortsrechtlichen Formalien spielte dabei die Fremdenverkehrsförderung eine besondere Rolle. Im ersten Absatz des § 18 des Eingliederungsvertrages wurde die Verpflichtung der Stadt Titisee-Neustadt "zur intensiven Förderung des Fremdenverkehrs im Stadtteil Schwärzenbach" verankert, im nächsten die Unterhaltung einer zu beschaffenden Kleinliftanlage, deren Finanzierung durch die Gemeinde Schwärzenbach aus vorhandenen Rücklagemitteln bis zu 25 000 Mark bereits gesichert war.
Die Kosten für diesen "Armausreißerlift", der zwischen dem Rittihof und dem Haberjockelshof aufgestellt werden sollte, wurden mit rund 18 500 Mark ermittelt. Die damals Verantwortlichen, allen voran der ehemalige Schwärzenbacher Bürgermeister Eugen Kleiser, Ahornwirt Hubert Knöpfle, Pirmin Vogelbacher vom Café Feldbergblick, Bürgermeister Hans Gallinger und Stadtbaumeister Gustav-Adolf Haas, erkannten bald, dass nur eine größere Schleppliftanlage den Wintertourismus ankurbeln könnte. Denn schon damals hatte man sich Gedanken über die Errichtung eines Wintersportzentrums in Schwärzenbach gemacht, zu dem auch die Panoramaspur Hochebene gehören sollte. Die Loipe war dann auch ausschlaggebend für den Standortwechsel zum Gelände unweit des Gasthauses Ahorn, zumal hier die Energieversorgung am besten gelöst und Parkplätze geschaffen werden konnten.
Das Angebot der Firma Doppelmayr für die Errichtung eines "...Skiliftes in einer Länge von 250 Metern, einer Schlepphöhe von 40 Metern und einer Förderungsleistung von 700 bis 800 Personen in der Stunde" belief sich auf rund 56500 Mark. Dieser Betrag wurde in den städtischen Haushalt aufgenommen, nachdem das Land Baden-Württemberg eine finanzielle Förderung abgelehnt hatte. Voraussetzung für die Bereitstellung der Mittel war die Bereitschaft von Hubert Knöpfle und Pirmin Vogelbacher, die erforderlichen Geländestücke kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Zum Winter 1972/1973 wurde der Ahorn-Skilift in Betrieb genommen. Nachdem die "Hochfirst-Skilift-Gesellschaft" von ihrem Optionsrecht, den Skilift pachtweise zu betreiben, keinen Gebrauch gemacht hatte, übernahm die Stadt Organisation und Personaleinsatz. Der Ahorn-Skilift war nun fester Bestandteil des Wintersportangebots Titisee-Neustadts, und mit ihm wurden die Pläne für ein Schwärzenbacher Wintersportzentrum Wirklichkeit: Als im Winter 1973 die Skimeisterschaften der 10. Panzerdivision anstanden und man sich für die inzwischen angelegte Panoramaspur Hochebene als Austragungsstätte entschieden hatte, errichteten Pioniere der 10. Panzerdivision das für die Betreuung der Sportler dringend erforderliche Loipenhaus mit Gaststättenraum und Parkplätzen auf der Hochebene. Die Stadt Titisee-Neustadt spendete das Bauholz und übernahm die Materialkosten für Türen, Fenster und die übrigen Installationen. Die so geschaffene Infrastruktur war wiederum Grundlage für die Bewerbung der Skiclubs Neustadt um die Durchführung der Internationalen Heeresskimeisterschaften, die im Dezember 1974 in Schwärzenbach stattfanden und an denen neben den deutschen auch Sportler aus Amerika, England und Frankreich teilnahmen.
Der Ahorn-Skilift ist aus dem Wintersportangebot Titisee-Neustadts nicht mehr wegzudenken. Das war auch der Grund dafür, dass sich die Schwärzenbacher Bürger den Plänen der Stadt, den Liftbetrieb wegen der Investitions- und Unterhaltungskosten zum Winter 2008/2009 einzustellen, widersetzten. Die Gründung eines Fördervereins und die Bereitschaft der Stadt, unter anderem eine Anschubfinanzierung von 20 000 Euro zu gewähren, waren die Voraussetzungen dafür, dass der Skilift nach gründlicher Renovierung zu Weihnachten 2009 wieder eröffnet werden konnte.
26.2.2012, Herman Janßen,

 

Baggern, Segway fahren, Tubing, Kuhfladenrodeln am Haberjockelshof

Keine Kirschtorten, keine Bollenhüte, keine Kuckucksuhren. Solche Schwarzwaldklischees sucht man hier vergeblich. Stattdessen Bagger, Whirlpool, Tubing und Kuhfladenrodler. Michael Heizmann hat aus dem Haberjockelshof in Schwärzenbach einen Erlebnisbauernhof mit zahlreichen Attraktionen für Familien, Sport- und Firmengruppen gemacht. Für Männer ein einziger großer Spielplatz. Für Frauen auch.

Sie: Kuhfladenrodler? Was soll denn das sein? In vollem Affenzahn den Hügel runterdonnern und danach aussehen, als hätte man sich im Dreck gewälzt? Nein danke, auf diesen Spaß kann ich verzichten. Aber mein Kollege bekommt leuchtende Augen...
Er: Ich sitze auf einem schmalen Holzbrett mit drei Rädern. Vor mir fällt die feuchte Wiese steil ab. Ich löse die Bremse, kann kaum das Gleichgewicht halten, schieße dennoch – juhuuu! – den Hang hinab. Nach wenigen Metern liege ich am Boden. Hose und Jacke sind dreckverschmiert. Als ich das Fahrgerät wieder hinauftrage, sehe ich etwas Braunes im Gras und frage Michael Heizmann, ob er weiß, dass hier seine Tiere ihr Geschäft verrichtet haben. Antwort: "Was glauben Sie, warum es Kuhfladenrodler heißt?"
Sie: Essen auf Rädern ist hier nicht nur etwas für Senioren. Wir betreten eine gemütliche Grillhütte – mit Rädern dran, damit man sie mieten und überall mit hinnehmen kann. Eine Badewanne, die Hot Tub, steht hier auch. Eine Art mobiler Whirlpool. Aber wofür braucht man das? Heizmann erzählt, dass schon manche Skiliftbesitzer diese Badewanne an ihrem Lift aufgestellt haben, damit sich Skifahrer nach der Abfahrt im heißen Wasser aufwärmen können. Wie habe ich mir das denn vorzustellen? Leute, die in Badehosen und Bikini die Skipiste runterfahren und danach planschen gehen?
Er: Segways – mit diesen Dingern, die ein wenig aussehen wie rollende Standwaagen, wollte ich schon lange mal fahren. Die Bedienung ist kinderleicht: auf die kleine Plattform stehen, die Lenkstange in die Hände nehmen und das Gewicht nach vorne verlagern. Schon beschleunigt der Standroller scheinbar mühelos. Noch eine elegante Pirouette auf der Stelle, dann jage ich den Feldweg hinab.
Sie: Hey, wartet doch auf mich! Vorsichtig verlagere ich das Gewicht nach vorne und...nein, das ist zu schnell. Das Bremsen klappt auch nicht! Was mache ich denn jetzt? Ich lehne mich ganz weit nach hinten, aber das Ding fährt einfach weiter. Ich sehe keinen anderen Ausweg, als einfach abzuspringen. Und die zwei sind schon über alle Berge. Hey, haaaalllooooo!
Er: Wir stehen vor dem Wald- und Wiesenwägele, einem überdachten Anhänger mit Sitzbänken und einem großen Tisch. Da er seine Gäste bei den Ausfahrten verpflegt, muss Heizmann Möglichkeiten zum Toilettengang und Waschen bieten. Sagt der Gesetzgeber. In einem Verschlag an der Unterseite sind eine winzige mobile Kloschüssel samt Tank und ein tragbares Waschbecken untergebracht. Wer mal muss, kann sich mit dieser Luxusausstattung hinter einen Baum verziehen und dem Ruf der Natur folgen.
Sie: Beim Gedanken daran wird mir ganz anders. Jetzt erzählt er auch noch vom Kuhfladenroulette. Wie bitte? Heizmann erklärt: Er markiert Spielfelder auf einer Wiese und die Spieler müssen tippen, wo die Kuh ihren Fladen fallen lässt. Wie beim Roulette eben! Die Gewinner erhalten als Preis einen BMW. Wow, ein Auto? Ich bin beeindruckt. Aber in diesem Fall ist es ein Brot Mit Wurst oder Birne Mit Williams.
Er: Endlich der Höhepunkt: Baggerfahren. Heizmann stellt einen Baumstumpf auf und legt zwei alte Reifen daneben. Dann erklärt er uns die Steuerung des Baggerarms. Zwei Hebel, vier Funktionen. Alles klar, ich bin ein Mann, ich kann das! Nach zwei Minuten habe ich die Einfahrt des Hofs einmal umgegraben, aber die Reifen sind immer noch nicht über den Baumstumpf gelegt. Da muss man wohl mit mehr Gefühl ran.
Sie: Das wäre dann wohl meine Aufgabe. Baggerfahren ist nicht nur was für Männer. Mit viel Fingerspitzengefühl und weiblicher Intuition zeige ich den Jungs, wie es zu laufen hat. Reifen hoch heben und auf den Baumstumpf legen: Ist doch kein Problem! Von wegen Frauen können schlechter Auto fahren...  
7.1.2011, Viktoria Wastschenko, Matthias Maier

 

 

Jörg Höfler vom Hasenhof hält drei schottische Hochlandrinder

Gemütlich wiederkäuend, stehen Jonny, Jacky und Maggie auf der februarkargen Winterweide des Reichenbachtals. Ihre Zottelhaare wehen im milden Winterwind. Spaziergänger bleiben stehen, denn die schottischen Hochlandrinder oder "Highlands" sind zwischen dem Vorder- oder Hinterwälder Fleckvieh ein ungewohnter Anblick.


Der Sohn des Hasenhofs in Schwärzenbach hat sich die drei Rinder nicht wegen ihres schmackhaften und cholesterinarmen Fleischs gekauft, sondern weil er ihren gutmütig-sanften Charakter und ihr niedliches Äußeres schätzt. Und was hat Jörg Höfler von seinen drei charmanten Hofgenossen? "Es ist einfach sein Hobby", erzählt Mutter Ursula Höfler. Jonny war vor vier Jahren der erste Highland-Bulle auf dem Hasenhof. Er kam scheu und wild vom Freiburger Munden hof nach Schwärzenbach. Höflers Ziel war die Gewöhnung des Freiburger Jungbullen an den Hochschwarzwälder Menschen. Mit einem Halfter und zwei Leinen ertrugen Sohn Jörg und sein Vater gemeinsam geduldig Jonnys Wutausbrüche, bis zu seiner Zähmung. Die Kastration des Jungbullen half schließlich deutlich, Jonnys sanfte Seite hervorzuheben. Heute lässt sich der Ochse bereitwillig das üppige Haupthaar kraulen, zwischendurch prüft er mit seiner klebrigen Zunge, ob ein Stück Brot für ihn dabei ist. Er kann an der Leine geführt werden und wird von Jörg regelmäßig gebürstet. Kuhmutter Maggie kam mit Sohn Jacky später zu Jonny auf den Hasenhof, die beiden kamen vergleichsweise zahm von einem Hof in Schonach und waren bereits an Menschen gewöhnt. Auch Jackys Männlichkeit fiel der Zähmung zum Opfer. Obwohl die schottischen Hochlandrinder für ihre anspruchslose Haltung bekannt sind und als äußerst robust gelten, übernachten die drei Schwärzenbacher im Stall. "Sie können rein und raus , wie sie wollen" , erzählt Ursula Höfler, die selbst Freude an den Kuschelkühen hat. Als Milchvieh taugen die Highlands nicht kommerziell — die mittelrahmige Milch fließt nur sparsam und reicht gerade für die Mutterkuhhaltung. Die Rasse eignet sich besonders für die extensive Weidebewirtschaftung. Diese gehört zu den ursprünglichsten und weltweit am verbreitetsten Formen der Viehhaltung, große bis sehr große auch raue Weideflächen werden durch das anspruchslose Vieh freigehalten und gepflegt. Die "Highlands" sind eine alte Rasse des heutigen Hausrinds. In Deutschland sind es meist die Liebhaber, die neben dem kulinarischen Genuss der würzigen Rinderbraten meist mehr die Schönheit der Langhaarigen schätzen, die hier und dort den Hochschwarzwald schmücken.
Marion Pfordt , 23.2.2008, BZ

 

 

Hermann Janßen 70 Jahre - Ex-Kurdirektor, Jazzer und Heimatkundler

Vieles trägt seine Handschrift, 26 Jahre lang prägte er den Tourismus in Titisee-Neustadt und gab auch in der Region viele Impulse: Hermann Janssen, Ex-Kurdirektor von Titisee-Neustadt, begeisterter Jazzer und bekennender Ostfriese, wird heute, Dienstag, 70 Jahre alt.

Geboren auf der Nordseeinsel Borkum, machte er nie einen Hehl aus seiner ostfriesischen Herkunft. Sein freundliches "Moin, moin" zu jeder Tageszeit ist Janßens Markenzeichen. Er wuchs auf Borkum auf, besuchte dort die Schule, sein Vater verstarb bereits 1941 im Krieg. Nach dem Abschluss der mittleren Reife schlug er eine Verwaltungslaufbahn bei der Stadt Borkum sowie an der niedersächsischen Gemeindeverwaltungsschule ein. Ab 1962 wirkte er als Veranstaltungs- und Werbeleiter der Kurverwaltung Borkum, einem Nordseebad mit mehr als einer Million Übernachtungen pro Jahr. Fünf Jahre später avancierte er zum stellvertretenden Kurdirektor. Im Jahr 1970 folgte eine einjährige Tätigkeit als Bürochef und Reiseleiter bei Scharnow auf der Insel Norderney und Am 17. Juli 1974 übernahm er die Position des Kurgeschäftsführers von Titisee. Im November 1976 wurde er Kurdirektor in der Wälderstadt und ging im Oktober 2000 in den verdienten Ruhestand.

Bereits 1975 beschäftigte sich Janssen erstmals mit der Verkehrsberuhigung in Titisee, um damit die Voraussetzungen für das Prädikat "Heilklimatischer Kurort" zu schaffen. Nachtfahrverbote, Lkw-Durchfahrtverbot in Titisee und das Motorradfahrverbot in der Seestraße waren hier die ersten Maßnahmen. Auf seine Initiative folgte im Jahr 1975 die Gründung der erfolgreichen Werbe- und Arbeitsgemeinschaft "Die Vier Schönen" mit Feldberg, Hinterzarten, Schluchsee und Titisee-Neustadt. Es folgten unter seiner Regie die Einführung der See- und Sommernachtsfeste, Laternenumzüge und Kinderfeste. Die Wiederbelebung des Wintertourismus durch das erfolgreiche "7-Tage-Langlauf-Vergnügen" und die Einbeziehung der Fasnacht in den Fremdenverkehr, unter anderem durch den Fastnachtslauf "von Narrenbaum zu Narrenbaum" von Titisee nach Neustadt tragen ebenso seine Handschrift wieder die Einführung des "Schwarzwälder Jazzsommers" , Kurabende im "Schwarzwaldhotel" oder das Strandbadfest in Titisee. Nach Eröffnung des Kurhauses am 4. Dezember 1981 und der Erstellung der notwendigen Gutachten (Große Klimaanalyse, Medizinmeteorologisches Gutachten etc.) im Oktober 1983 erfolgte die Verleihung des Prädikats "Heilklimatischer Kurort" an Titisee, ein Beweis für sein innovatives Schaffen. Das neue Kurhaus belebte er unter anderem auch mit den Theateraufführungen in Zusammenarbeit mit der Konzertdirektion Landgraf und bunten Abenden mit internationalen Künstlern.
Janssen war neben vielen anderen Positionen in den Vorständen oder Werbeausschüssen des Bäderverbandes, im Landesfremdenverkehrsverband und im Schwarzwaldverband aktiv. In der knapp bemessenen Freiizeit pflegte er seine Liebe zur Musik. Janßen war nicht nur Trompeter in norddeutschen Jazzbands. Er gründete die "Black-Forest-Jazz-Band", in dieser Formation ist er heute noch Bandleader und Schlagzeuger. Hermann Janssen ist Vater von zwei Söhnen und lebt in Schwärzenbachs, wo er sich mit Hingabe seinen weiteren Hobbys widmet: Der Literatur, Geschichte und nicht zuletzt der lateinischen Sprache.
Gert Brichta , 23.10.2007, BZ

 

 

Bauernhöfe in Rudenberg und Schwärzenbach - Kriegsende 1945

Frauen und Kinder versteckten sich im Wald oder im Heustock / Manche Höfe in Rudenberg und in Schwärzenbach wurden nach dem Einmarsch der Franzosen mehrfach geplündert / Zeitzeugen aus Friedenweiler berichten

Im April jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Südbaden. 60 Jahre nach Kriegsende leben noch viele Menschen, die diese entscheidenden Wochen und Tage selbst miterlebt und erlitten haben, ob als Kind zu Hause und im Luftschutzkeller oder als jugendlicher Flakhelfer, ob als BDM-Mädchen beim Schanzen oder als junge Mutter auf Hamstertour, ob als Arbeiter in der Rüstungsindustrie oder als Soldat auf dem Rückzug. Die Badische Zeitung und der Südwestrundfunk forderten diese Zeitzeugen auf, ihre Erlebnisse aufzuschreiben oder zu erzählen. Mit Menschen, die teilweise viel Schreckliches in den ersten Tagen nach Kriegsende erlebten, sprach in Friedenweiler BZ-Mitarbeiterin Liane Schilling.

Vor 60 Jahren mussten in Friedenweiler und Umgebung viele Frauen, Männer und Kinder schrecklichste Erfahrungen machen, welche sie bis heute nicht restlos verarbeiten konnten. Franz Föhrenbach, dessen Familie damals den Maierhof in Friedenweiler bewirtschaftete, erinnert sich daran, wie er beim Kartoffeln- stecken am 24. April, man hatte diese Arbeit eigens vorgezogen, damit die Kartoffeln sicher vor Dieben in die Erde kamen, den ganzen Tag über Geschütze hörte. Am nächsten Tag, dem 25. April, kam eine motorisierte Einheit mit gepanzerten Straßenfahrzeugen und Mannschaftswagen in Friedenweiler an. Vier Verwundete wurden in dem zur Hautklinik umfunktionierten Kurhotel versorgt. Zwei von ihnen starben in Friedenweiler, zwei weitere Verletzte mit Bauchschüssen musste Franz Föhrenbach mit dem Ochsenfuhrwerk ins Krankenhaus nach Neustadt bringen. Am folgenden Tag, dem 26. April, belagerte eine berittene Einheit, marokkanische Soldaten und französische Offiziere, zunächst den Kirchplatz, quartierte sich dann in allen Häusern ein. Unter den deutschen Gefangenen war auch der Schreiner Kreuz aus Schwärzenbach, ein alter Mann, den die Soldaten mitgeschleppt hatten. Schwester Quinta, in der Kirche Friedenweiler tätig und auch bei der Versorgung der Gefangenen im Einsatz, ermöglichte dem Schreiner die Flucht durch die Sakristei. Während die Gefangenen zwei Tage später nach Tuttlingen verlegt wurden, blieb die berittene Einheit im Ort, suchte täglich im Klosterwald nach versteckten Soldaten. Aus den Reihen der Bevölkerung wurden nach Erinnerungen des Zeitzeugen Föhrenbach Geiseln verlangt, welche in einem Gefängnis im Keller der damaligen Schule (heute Haus Konrad Tritschler) gefangen gehalten wurden. In der 48-stündigen "Freiheit", welche der Truppe gewährt wurde, geschah nach Berichten der Betroffenen Schreckliches. Zeitzeugen bestätigten der Badischen Zeitung die Notizen von Pfarrer Kromer, denen zufolge in Rudenberg, Reichenbach und Schwärzenbach Uhren, Schmuck, Geld, Wäsche, Hühner, Eier, eigentlich alles Brauchbare mitgenommen wurde. Während der so genannten "Freiheit", kam es, teils unter dem Einfluss von Alkohol, auch vielfach zu brutalen Vergewaltigungen. ". . . dabei ging die Angst erst richtig los." Karl Winterhalder


Wie sie die Nacht im Wald verbrachte, mit der Mutter, anderen Frauen, darunter sogar ein Baby, die Schreie und Unruhe aus dem aufgewühlten Dorf im Ohr, daran erinnert sich Erika Bruhn aus Rudenberg genau. Es ist ihnen, die im Wald lagen, nichts passiert, aber am nächsten Morgen, als sich die Einwohner des Dorfes beim Pauliwirt Friedrich Winterhalder, dem damaligen Bürgermeister von Rudenberg, trafen, fanden sich viele Opfer von Gewalttaten, auch zahlreiche evakuierte Frauen, die vergewaltigt waren worden, dort ein. Karl Winterhalder vom Michelehof in Rudenberg erinnert sich genau, dass er als Bub dachte, der Krieg sei nun vorbei, "dabei ging die Angst erst richtig los". Noch heute kehren ihm beim Anblick einer Uniform, auch einer Polizeiuniform die schlimmen Erinnerungen zurück. Acht bis zehn Tage lang suchten täglich über 20 Mann den Hof heim um zu plündern. Auf dem Weg zum Nachbarhof (Stadthof), wo er eine Besorgung zu machen hatte, wurde sogar auf ihn geschossen.
Auch Maria Geishüttner aus Kleineisenbach, die ihr "Pflichtjahr ins Konrade" absolvierte, erinnert sich an "ganze Scharen von Marokkanern", die in die Häuser einfielen. Frauen und Kinder, darunter auch Maria Geishüttner wurden versteckt. Sie verbrachte die Nacht unversehrt auf einer Kartoffelpritsche im Keller, den Tag ganz oben im Heustock. "Es war eine schlimme Zeit, in der Ausgangssperre herrschte und es nichts zu essen gab", weiß sie noch heute genau.
Eine sehr menschliche Seite eines französischen Soldaten lernte Theresia Sabotier kennen, als er ihr erklärte, er habe einen Sohn im gleichen Alter wie sie: Er schenkte ihr eine Notration für das Kind. An die "schreckliche, unbeschreibliche Angst", die sie ausgestanden hat, in jener Nacht als im Dachgeschoss ihres Elternhauses über 30 Marokkaner und in den Mädchenzimmern zwei Offiziere einquartiert wurden, erinnert sie sich aber auch nach 60 Jahren noch ganz genau. Hasen und Hühner waren innerhalb weniger Stunden gestohlen, das Heu verfüttert, so dass für die eigenen Tiere im Stall nichts mehr blieb. Ein Schicksal, das alle Bauern in der ganzen Umgebung traf.
Eher unbeteiligt sachlich lesen sich dagegen die Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers Bernhard Kromer und des Leiters der Kinderheilstätte, Ferdinand Klotz. "Am Mittwoch, 25. April 1945, wurden die Gemeinden der Pfarrei kampflos besetzt", schreibt Pfarrer Kromer. Er führt weiter aus, dass die Bemannung einer Flakbatterie in Schwärzenbach beim Einmarsch der Franzosen floh, zwei Männer aber angeschossen wurden. "Am Donnerstag, 26. April, kamen 2400 Mann, Franzosen und Marokkaner, mit 2000 Pferden und sechs Panzerwagen in den Pfarrort (Friedenweiler) und nach Rudenberg", so seine Schriften weiter. Er bestätigt darin auch, dass alle Foto- und Radioapparate abgegeben werden mussten und die Pfarrkirche sowie Gänge des Kinderheimes zur Übernachtung von deutschen Gefangenen und afrikanischen Soldaten zur Verfügung gestellt werden mussten.
Den Schriftstücken des Pfarrers zufolge verhielten sich die Marrokkaner dort, wo der Stab lag, also in Friedenweiler, ruhig. Plünderungen und Vergewaltigungen in Rudenberg und Kleineisenbach bestätigt er aber ebenfalls.
"Ein Leben wie in Tausendundeiner Nacht" sah Rektor Klotz von der Kinderheilstätte Friedenweiler seiner eigenen Niederschrift zufolge in der Belagerung durch die Marokkaner. Sie kampierten in der Turnhalle und lagerten auf den Wiesen um das Schloss und das Pfarrhaus. Offiziere und Soldaten erlebte er als zuvorkommend und hilfsbereit gegenüber Priestern und Ordensschwestern. Einige Körbe Brot, die abgegeben werden sollten, wurden wieder zurückgebracht, so Klotz, als die Offiziere hörten, dass es ursprünglich für die Kinder bestimmt gewesen war
Alles von Liane Schilling vom 14.8.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

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