Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest

     
Finanzkrise - Finanzsystem
... auch im Hochschwarzwald und Breisgau
 
   

Home >Gesellschaft >EineWelt >Industrie >Zukunft >Globalisierung >Finanzsystem >Finanzsystem1

Blick nach Südwesten am 1.Mai 2009 auf Fischbach, Kamelberg (Oben Mitte) und Erzwäscherei (oben rechts)
Blick über gelben Löwenzahn nach Südwesten am 1.Mai 2009 auf Fischbach, Kamelberg (Mitte), Erzwäscherei (oben rechts)

 

EZB druckt Geld: Die dünne Wirkung der dicken Bertha

Die guten alten Dampflokomotiven hatten Anhänger für die Kohle. Das waren die Tender. Auf Neudeutsch sind Tender Aktionen der Europäischen Zentralbank (EZB), bei denen es auch um "Kohle" geht: Geld ist das Gleitmittel der Volkswirtschaft. Vom Brötchen bis zum Fabrikbau wird alles mit Geld bezahlt. Die EZB prüft regelmäßig, wie viel Geld die Volkswirtschaften in der Eurozone benötigen, damit sie reibungslos laufen. Dieses Geld stellt sie zur Verfügung, indem sie den Banken alle paar Tage zu einem von ihr festgelegten Zinssatz Kredite mit einer Laufzeit von einer Woche bis zu einem Jahr anbietet. Diese Angebote nennt man Tender. Pointiert gesagt: Die EZB druckt Geld.
Die Banken haben also zwei Geldquellen: die Spareinlagen und die EZB-Kredite. Ihr Geschäft besteht darin, aus beiden Quellen Kredite an Unternehmen, Verbraucher und Staaten zu vergeben. So weit der Normalfall. Aber derzeit haben wir keine normalen Zeiten. Die EZB ist wahrlich nicht zu beneiden; denn sie steht vor einem gigantischen Dilemma: Die Euro-Schuldenkrise hat deutlich gemacht, dass in Südeuropa nicht nur die Staaten todkrank sind, sondern auch die Banken. Bei ihnen will deshalb kaum noch jemand sein Geld anlegen. Das bedroht nicht nur ihre Existenz, sondern die des gesamten Bankensystems. Um den Kollaps zu verhindern, hat die EZB im Dezember 2011 und im Februar 2012 zwei Sonder-Tender begeben: Zum Dumpingzins von einem Prozent bei der Begebung und für eine Rekordlaufzeit von drei Jahren konnten sich die Banken Geld von der EZB leihen, und zwar die unvorstellbare Summe von über einer Billion Euro. In Ziffern: 1 000 000 000 000. Das ist das Vierzigfache der gesamten Neuverschuldung des deutschen Staates 2011. Vor allem griffen die Banken Südeuropas zu. Die leihen das Geld weiter, nicht zuletzt an ihre vor dem Bankrott stehenden Staaten. Auf den ersten Blick profitieren alle: Die Banken machen Kasse, weil sie das billige Geld mit kräftigen Aufschlägen weiterverleihen können. Die Staaten können weiter ihre Schuldenmacherei finanzieren, ohne sich als Gegenleistung zu Reformen verpflichten zu müssen. Die EZB macht sich die Finger nicht schmutzig. Denn sie leiht nicht den Staaten Geld – was ihr verboten ist –, sondern den Banken, die dann den Staaten das Geld leihen. Es merkt ja niemand, dass das eine Aushebelung des Verbots ist.
EZB-Präsident Draghi nannte den Februar-Tender die "dicke Bertha" – in Anspielung auf eine deutsche Kanone im Ersten Weltkrieg. Was er offenbar nicht wusste: Die "dicke Bertha" war ein Ungetüm mit dünner Wirkung, da ohne Durchschlagskraft. Ähnliches gilt auch für Draghis "dicke Bertha" und ihren Vorgänger, den Dezember-Tender. Denn die Geldschwemme der EZB wirkt wie eine Spritze beim Junkie. Sie schafft nur kurzzeitig Linderung, beseitigt die Abhängigkeit von der Droge Kredit dagegen nicht. Sie verstärkt diese Abhängigkeit sogar, denn sie senkt den Druck zu einer Entziehungskur mit Reformen. Der Kredit-Junkie braucht immer weitere Dosen.
Wird man in drei Jahren – wenn die Kredite zurückzuzahlen wären, aber mangels Reformen nicht zurückgezahlt werden können – die Staaten und die sie finanzierenden Banken in die Pleite gehen lassen? Nachdem man jetzt schon einen Sündenfall nach dem anderen begeht, um genau das zu verhindern? Oder wird man erneut "dicke Berthas" auffahren? Die Antwort liegt auf der Hand.
Und wer zahlt die Zeche? Die Geldschwemme führt zu Inflation. Schon heute – obwohl sich viele Euroländer in einer Rezession befinden – sind die Warenpreise stark gestiegen. Wenn die Konjunktur anzieht, werden sie noch stärker ansteigen. Die EZB wird das Geld gar nicht so schnell aus dem Markt ziehen können, weil sie sich für drei Jahre gebunden hat.
Außerdem droht Inflation bei den Vermögensanlagen. Weil so viel Geld da ist und viele nicht wissen, wohin damit, kauft man "Sachwerte", die – vermeintlich – vor Inflation schützen. Die Preise für Immobilien, Aktien, Rohstoffe sind bereits kräftig gestiegen. Und zwar alle auf einmal. Das ist unnatürlich. Es drohen – wie jüngst in Spanien – bei den Vermögensanlagen Preisblasen, die später zerplatzen. Mancher, der heute zu überhöhten Preisen Immobilien kauft, wird noch sein blaues Wunder erleben. Die Rechnung für die "dicken Berthas" wird den Verbrauchern und Anlegern präsentiert werden, vor allem also dem kleinen Mann. Nur merkt der es noch nicht.
16.3.2012, Lüder Gerken, Gastkommentar auf www.badische-zeitung.de
Lüder Gerken ist Vorsitzender der Stiftung Ordnungspolitik und des Centrums für Europäische Politik
http://www.cep.eu/

Interbanken-Kreislauf vom Giralgeldkreislauf des "Publikums" unterscheiden
Sehr geehrter Herr Gerken, insgesamt ein guter Artikel und auch die Problempunkte sind von Ihnen richtig erkannt worden. Achten Sie aber zukünftig darauf, dass Sie die Gelderstellung und die in-Umlauf-bringung des Geldes richtig darlegen: Geschäftsbanken können NIEMALS das von der EZB geliehene Geld an Verbraucher, Unternehmen oder Staaten vergeben. Das wird häufig falsch dargestellt - wie in Ihrem Gastbeitrag auch. Das Geld der EZB zirkuliert immer nur im Interbanken-Kreislauf (EZB und zwischen Banken) und verlässt diesen Kreislauf niemals in Richtung "Publikum". Es gibt niemals eine Transaktion aus diesem Interbanken-Kreislauf in den Giralgeldkreislauf des "Publikums" (Verbraucher, Unternehmer, Staaten). Das kann ich Ihnen als Bankberater versichern.
Wie kommt aber trotzdem das Giralgeld zum Volk? Antwort: Geschäftsbanken vergeben Kredite ohne dass irgendwelche Spareinlagen anderer Kunden dafür notwendig sind. Niemandem sein Spargeld oder anderes Bankkonto wird benötigt, um einen Kundenkredit zu erzeugen. Banken können Geld quasi "aus dem Nichts" erzeugen. Es gibt zwar eine Reserveregelung, die ist aber eher nutzlos: Die Banken können aufgrund einem Euro Geld auf ihrem Betriebskonto bei der EZB bis zu 100 EUR Giralgeld in Form eines Kredites an einen Verbraucher erzeugen. Und wenn mal mehr Kredit als 100 EUR pro EZB Euro erzeugt worden sind - na ja, die EZB gibt gerne und günstig Geld an die Geschäftsbanken. Diese 1%-Reserveregelung gibt den Hebel EZB --> Kreditsumme an, spielt aber praktisch keine Rolle, da die EZB immer Geld zur Verfügung stellt. Halten wir fest: Geld entsteht also hauptsächlich durch Kreditvergabe von Geschäftsbanken. Es stellt lediglich einen Anspruch auf Bargeld dar (=gesetzliches Zahlungsmittel). Das Giralgeld ist eigentlich privates Bankengeld, ist bequem und überall kann damit eben bargeldlos bezahlt werden. Bargeld selber spielt heute praktisch keine Rolle mehr. Selbst der Staat will bei Steuerzahlungen kein Bargeld. Das ist keine akademische Spitzfindigkeit oder theoretische, technische Überlegung, sondern die Beschreibung eines besonderen Privilegs der Banken: Sie erzeugen so viel Geld (Giralgeld, elektronisches Geld), wie Nachfrage und Bonität bei der Kundschaft vorhanden ist und sie streichen einen ungerechtfertigten Extragewinn ein. Das wirft einige Probleme auf:
1. Banken befeuern durch ungezügelte Kreditvergabe Blasenbildung (Vermögenswerte steigen und alle werden "reicher"). Sie tun dies aus privatwirtschaftlichen Nutzen und Gewinnmaximierung (kein Vorwurf!) ungeachtet der volkswirtschaftlichen Situation. Die Kundenberater erhalten Boni nach Umsatz, sie können sich also vorstellen, dass ein Druck in Richtung Kreditvergabe an der Front herrscht.
2. Eine Zentralbank ist nicht in der Lage die aktuelle Geldmenge "im System" zu bestimmen (immer nur nachträglich, Bargeld ausgenommen) und vor allem steuern. Die Kreditvergabepraxis der Geschäftsbanken bestimmten die Geldmenge. Die Steuerung der Geldmenge über Zinshöhen ist von keiner Relevanz (mehr).
3. Die Banken erwirtschaften aufgrund des von ihnen geschaffenen Giralgeldes einen ungerechtfertigten Extragewinn über einen Teil des erhobenen Zinses. Dieser Teilzins müsste eigentlich "dem Volk" zugeführt werden. Per Gesetz hat nämlich nur der Staat das Monopol zur Gelderstellung und die daraus entstandenen Gewinne. Da wir aufgrund der technischen Entwicklung alle bargeldlos zahlen, müsste dieses elektronische Geld in den Status des Bargeld gehoben werden: Banken dürften demnach kein Giralgeld mehr erzeugen (Kredite vergeben jedoch schon, aber eben dann nur mit Geld, welches sie auch vorgängig besitzen).
4. Das Geld ist unsicher. Banken halten nur einen Bruchteil der Girokontogelder (Sichteinlagen) in Form von Bargeld vor. Banken könnten niemals allen Kunden die Gelder bar auszahlen. Wenn die Leute nervös werden, heben sie ihr Geld bar ab. Wenn das zu viele tun, droht ein Kollaps.
5. Alles Geld ist Schuldgeld. Neben der Zinseszinsproblematik muss man auch feststellen: würden wir alle Schulden bezahlen, hätten wir kein Geld im System. Lösung: unser Geld müsste auch schuld- und zinsfrei im Umlauf kommen.
Unterm Strich gibt es am Geldsystem selber einige Stellen zu korrigieren (obige Auflistung ist nur ein Teil der Probleme). Eine "Wurzelbehandlung" wäre notwendig. Bis jetzt stopfen wir aber nur die kleinen Löcher und ermahnen zum Zähneputzen. Das ist ja auch gut, aber ohne tiefergehende Lösungsansätze stirbt uns eine wesentliche Grundlage der wirtschaftlichen Infrastruktur (=Geld) ab. Es gibt aber Lösungsansätze :-)
17.3.2012, Harald Loyd


 

Schulden in Deutschland auch 2011 angestiegen - trotz Wachstum

Die globale Krise. Es wird gesagt, die Griechen, Italiener und der Rest der Welt sollten so arbeiten und produzieren wie wir Deutschen, und die Weltprobleme wären gelöst. Doch trotz Wirtschaftswachstum und hoher Produktivität wuchs in Deutschland der gigantische staatliche
Schuldenberg auch im Jahr 2011 weiter an. Nicht einmal Deutschland ist in der Lage "in guten Zeiten" den Schuldenberg abzutragen. Wenn "der Rest der Welt" so leben und produzieren würde wie die Deutschen, dann wären die globalen Rohstoffreserven in wenigen Jahren erschöpft, und wer sollte dann die ganzen Produkte eigentlich kaufen und konsumieren? Das Versprechen vom unbegrenzten Wachstum, in dem die Gier immer schneller wächst als die Menge der produzierten Produkte, ist eine Illusion und einer der nicht diskutierten Gründe für die global wachsende Krise. Wenn Menschen, Staat und Bahn mit Geld, das sie nicht haben, Dinge kaufen und bauen, die sie nicht brauchen, dann führt das zwangsläufig zum Kollaps.
16.12.2011, mehr: http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/wachstumskritik.html  >

 

Studie: 147 Firmen stehen für 40 Prozent des weltweiten Umsatzes

Das in einem ersten Aufsatz ("The Network of Global Corporate Control") präsentierte Ergebnis der Zürcher Forscher: Von 43 060 Konzernen dominieren 1318 Firmen vier Fünftel der am Umsatz gemessenen Weltwirtschaft - mit ihrem eigenen Umsatz und über von ihnen gehaltene Aktienpakete an durchschnittlich 20 anderen Großkonzernen. Die Elite der Elite besteht aus 147 Firmen, die nicht nur über ihr eigenes Schicksal entscheiden, sondern über rund 40 Prozent der Weltwirtschaft. Die Top 50 werden vom britischen Finanzkonzern Barclays angeführt, gefolgt von weiteren Finanzfirmen: dem französischen Axa-Konzern, der Schweizer Großbank UBS, den Wall Street-Giganten Merrill Lynch und Goldman Sachs oder der Deutschen Bank (Platz 12) und dem Allianz-Konzern (Platz 28), aber auch öffentlich weithin Unbekannten wie der US-Beteiligungsgesellschaft Capital Group (Platz 2). Die Konzerne sind nicht nur durch Beteiligungen verbunden, sondern oft auch durch Kredite, Kreditausfallversicherungen (CDS) und andere, oft hoch spekulative Finanzinstrumente. Enge Verbindungen und Absprachen sowie Kartelle behindern nicht nur die Konkurrenz, sondern hemmen Innovationen. Die engen Maschen des Konzern-Netzwerkes steigern auch weltweit das Ansteckungsrisiko im wirtschaftlichen Krisenfall, weil Firmen "in schlechten Zeiten gleichzeitig Probleme bekommen", so die ETH-Forscher.
Alles vom24.10.2011 bitte lesen auf
http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article13681201/Die-globale-Macht-der-Grosskonzerne.html

 

Staatsschuldenbbau durch eine einmalige Besteuerung hoher Vermögen

In einer Studie der (kaum marxistischen Gedankenguts verdächtigen) Boston Consulting Group http:gog.de machen die Autoren im wesentlichen den Vorschlag, die selbstverstärkende Verschuldungsdynamik von Staaten, Haushalten und Unternehmen durch eine einmalige Besteuerung hoher Vermögen (etwa ab € 100.000) zu durchbrechen. Prämisse dieses Vorschlags ist, dass eine Defizitkonjunktur dann eine negative, selbstverstärkende Dynamik erfährt, wenn der kombinierte Verschuldungsgrad eines Staatshaushaltes 180% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) überschreitet; Haushalte, Unternehmen bzw. Staaten sich also je höher als 60% des BIP verschulden. Bezogen auf die Eurozone wären hohe Privatvermögen mit durchschnittlich 34% zu besteuern, um die bestehenden Defizite auf genannten Verschuldungsgrad zu reduzieren - mit markanten regionalen Unterschieden: Während sich in Deutschland die Privatvermögen auf lediglich 89% reduzieren würden, würden sich die Vermögen etwa in Griechenland, Spanien und Portugal im Schnitt um die Hälfte vermindern. In den USA bzw. England würde die einmalige Notbesteuerung von Privatvermögen bei 26 bzw. 27% liegen.
Alles von Jörg Räwel vom 15.11.2011 bitte lesen auf
http://www.heise.de/tp/artikel/35/35856/1.html

Nicht Finanzkrise bzw. Schuldenkrise, sondern Wachstumsgrenze

Wer die Krise nüchtern betrachtet - also weder mit Abscheu gegenüber dem kompletten Finanzsektor noch aus der Sicht eines Wachstumsfetischisten -, muss schlicht konstatieren: Bei 150 Dollar pro Barrel Rohöl geht den Konsumgesellschaften der heutigen Machart offenkundig die Puste aus. Kurzum: Was heute gerne wahlweise "Finanzkrise" oder auch "Schuldenkrise" heißt, das sind faktisch die Grenzen des Wachstums. Es sind die Erosionen eines Wirtschaftsmodells, das bis heute ignoriert, dass die Erde nur über limitierte Rohstoffressourcen verfügt. Naturgesetze lassen sich eben nicht aushebeln. Nicht mit noch so speziellen Fonds und auch nicht mit Hebelzertifikaten. In den frühen siebziger Jahren, als die Grenzen des Wachstums noch fern waren, wurde der Ausdruck zum Titel eines Weltbestsellers. In Deutschland stand das Werk - vom Spiegel seinerzeit zum "Statistik-Thriller" geadelt - anderthalb Jahre lang ganz oben auf der Verkaufsliste, weltweit wurde das Buch in 30 Sprachen übersetzt und zwölf Millionen Mal verkauft. Heute jedoch, wo die Grenzen des Wachstums deutlich fühlbar werden, wird das Thema von den angeblich so führenden Ökonomen und den Wirtschaftszeitungen beharrlich ignoriert. Auch EU, EZB und IWF bilden eine Troika der Naivität, weil auch sie das Wort Wachstumsgrenzen nicht im Munde führen.
Alles von Bernward Janzing vom 3.11.2011 bitte lesen auf
http://www.taz.de/Debatte-Wachstumsgrenzen/!81100/

Wachstumgrenze nur in vielen "alten" Industrienationen
Herr Janzing bringt da wohl einige Dinge durcheinenander. So sind die Grenzen des Wachstums global betrachtet mitnichten zu sehen. Die Weltwirtschaft wächst unablässig weiter, dafür sorgen schon die stetig wachsende Bevölkerung (7 Mrd seit kurzem!) und der wachsende Wohlstand in den Schwellenländern. So muss China sogar sein Wachstum künstlich bremsen, damit sich die Wirtschaft dort nicht überhitzt.
Wo Janzing aber Recht hat: Das Wachstum in vielen "alten" Industrienationen kam zum Jahrtausendwechsel zum Erliegen. Da die USA als größte Wirtschaftsmacht aber nur wachsen kann, wenn seine Bürger mehr konsumieren, hat man dort nach dem Börsencrash im Jahr 2000 mit billigem Geld und noch billigeren Krediten das Wachstum künstlich angeheizt, sprich Konsum auf Pump finanziert: Erst haben sich die Bürger überschuldet (Immobilienblase) dann die Banken schließlich die Staaten. Das Wachstum der letzten Jahre war also nicht real, sondern nur schuldenfinanziert, und deswegen musste das Kartenhaus irgendwann zusammenbrechen, und nicht wegen steigender Rohstoffpreise, unter denen die stark wachsenden Schwellenländer übrigens viel mehr zu leiden hätten als wir. Das erklärt auch, weshalb Deutschland bisher so gut in der Krise dasteht: Unser Wachstum beruht auf Export, nicht auf unserem Konsum, die Chinesen wollen eben auch viele deutsche Autos und Maschinen, und das ist ganz real.
Sicher wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem knappe Rohstoffe das Wachstum limitieren. Aber da sind wir noch lange nicht. Am ehesten wird das Öl noch knapp. Aber China und Australien sitzen auf gigantischen Kohlereserven, Kanada auf Unmengen Ölschiefer. Klimadiskussion hin oder her - im Notfall hätten diese Länder wohl kaum Skrupel, damit den gesamten Weltenergiebedarf zu decken.

4.11.2011, Thomas Müller

 

D ist nicht überschuldet - der Staat hat sich selbst arm gemacht

Zu: "Proteste gegen die Finanzwelt – Der Staat sind wir", Leitartikel von Thomas Fricker (Politik, 18. Oktober): http://www.badische-zeitung.de/kommentare-1/proteste-gegen-finanzwelt-der-staat-sind-wir--50694436.html

Die Aussage von Thomas Fricker, "Die Macht der Banken ist im Wesentlichen die Folge einer jahrzehntelang in großer Einmütigkeit betriebenen Politik hemmungsloser Verschuldung", führt zu falschen Schlussfolgerungen. Schon allein das Geldvermögen der Deutschen liegt bei 5000 Milliarden Euro. Dem stehen Schulden der öffentlichen Haushalte (Bund, Länder, Gemeinden) in Höhe von knapp 2000 Milliarden Euro gegenüber. Die Schulden der öffentlichen Haushalte sind also schon durch das Geldvermögen weit mehr als doppelt gedeckt.
Deutschland ist also in keiner Weise überschuldet, denn, wie Herr Fricker richtig sagt: Der Staat sind wir. Durch eine falsche Steuerpolitik hat sich der Staat arm gemacht. Ausgerechnet unter der rot-grünen Bundesregierung ist dieser falsche Kurs noch verstärkt worden. Das verstehen endlich immer mehr Menschen. Abgesehen davon: Laut der Bank für internationalen Zahlungsausgleich liegt der tägliche Umsatz im internationalen Devisenhandel bei 4000 Milliarden Dollar. Weniger als fünf Prozent davon beziehen sich auf reale Geschäfte und Dienstleistungen. Und mit diesem Umschaufeln von Devisen verdienen die Finanzinstitute Milliarden.
Von wem kommen diese Milliarden? Natürlich von den Steuerzahlern, die mit ihrer Arbeit Produkte erzeugen und Dienstleistungen erbringen. Es ist also zu hoffen, dass die Proteste gegen die Ungerechtigkeit des Finanzsystems nicht nur weitergehen, sondern zunehmen, bis die Bundesregierung mehr Angst vor dem Bürger als vor den Finanzinstituten hat. Das haben wir doch schon mal erlebt, als die Bundesregierung die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke ohne sachlichen Grund ins Gegenteil verkehrt hat.
21.10.2011, Udo Terjung, Rickenbach


Occupy-Demos der Mittelschicht: Angst vor dem Untergang

In Deutschland geht die Mittelschicht auf die Straße: Sie protestiert gegen Banken, Politik und Kapitalismus. Der Bürger fürchtet um seine Zukunft. ...
Es sind keine Spinner, die in Deutschlands Innenstädten Transparente schwenken. Es sind Bürger. Wie in Amerika ist es die Mittelschicht, die demonstriert. Die Berichte über eine bevorstehende zweite Bankenrettung nach Lehman treibt sie auf die Straße. Mütter mit Kinderwagen und Ehepaare in Partnerjacken ziehen am Samstagmittag brüllend durch das Frankfurter Bankenviertel hin zur Europäischen Zentralbank. Es geht ihnen um Gerechtigkeit: Die Banker, die Verursacher der Krise, sollen geben statt immer nur nehmen. … Die Bürger haben Angst. Dass die Schuldenkrise uns alle in den Abgrund reißt und dass das ganze Banken- und Staatenretten ihre eigene Zukunft bedroht. Der Bürger fürchtet sich vor dem Abstieg.
Alles vo 17.10.2011 bitte lesen auf
http://www.faz.net/aktuell/occupy-demonstrationen-angst-vor-dem-untergang-11494323.html

www.occupyfrankfurt.de
www.occupy-frankfurt.de

 

Europa zittert

"Spekulation, Gier, Angscht! Do blickt doch kei Mensch meh durch!“, het letscht ä alter Mann zue mer g’sagt un de Kopf g’schüttelt. D Litt verliere d Geduld. Sogar in de USA. Bi uns kummt d Sehnsucht uff nach de D-Mark. Zerbricht di Währungsunion? Git’s widder Millione Arbeitslosi? Rutscht Griecheland in d Pleite? Well Land isches nächschte? D Banke leihe sich gegesittig kei Geld meh. Firme könne sich kei Kredit beschaffe. D Wirtschaft kummt ins Stocke. Vieli Banke hen Milliardenforderunge an Griecheland un wertlosi Anleihe au vun andere Schuldner. Jetz welle Ditschland und Frankrich d Banke zwangswiis mit  Eigekapital versorge. Verluschtpuffer nennt me des. Aber keiner un keini weiß so richtig, wie vieli Staatspapiere d Banke halte. Un d Grieche? Die streike. Also sinkt d Wirtschaftskraft als wittersch. Selleweg jetze die Forderung nach eme Schuldenschnitt für Athen, also Schulde-Erlass. Umschuldung nennt mr des ganz unschuldig. Und wer bezahlt des? D Steuerzahler bi uns. Wemmer bedenkt, dass Geld ä griechischi Erfindung isch! De Wert vum Geld aber lebt vum Vertrauen ins Geld. Schwindet des Vertrauen, schwindet de Wert vum Geld. Genau in demm Zuestand simmer hit. Sin numme d Grieche schuld an allem? Hen nit d europäische Banke, Versicherunge und Investmentfonds an d Hellene Geld zu beschte Konditione verliehe! Un au an Rom, Madrid, Dublin, Lissabon. In de Hoffnung uff ä Reibach mit Schulde vun andere. Un jetze? Misstraue, Wutbürger. Abhängigi, verschuldeti, ohnmächtigi Staate. Wackligi, hemmungslosi Finanzmärkt.  „Do blickt doch kei Mensch meh durch!“, het der Mann g’sagt. Aber numme d Mensche könne des Problem löse. Oder au nit!
Stefan Pflaum, 12.10.2011, www.dreisamtaeler.de

Starbatty: Griechenlad muß die EU-Währungsunion verlassen

Die Griechen sollten die Währungsunion verlassen, die Drachme wieder einführen und gleich abwerten, so der renommierte Wirtschaftsexperte Joachim Starbatty. Starbatty gehört zu den entschiedensten Gegnern des Euro-Rettungsschirms für Griechenland. Jetzt beabsichtigt er sogar, eine Klage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einzureichen. Der Diplom-Volkswirt ist der Meinung, dass die Bürgschaft sowohl gegen EU-Recht, als auch gegen das deutsche Grundgesetz verstoße. Der 71-jährige emeritierte Professor und frühere Dekan an der Universität Tübingen ist bis heute Vorsitzender des Vorstands und des Wissenschaftlichen Beirats der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.

 

Wulff gegen Euro-Bonds und Staatsanleihen-Kauf durch EZB

Er halte den massiven Aufkauf von Anleihen einzelner Staaten durch die EZB für "rechtlich bedenklich", erklärte Wulff weiter. Der Artikel 123 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union verbiete der EZB den unmittelbaren Erwerb von Schuldtiteln, um die Unabhängigkeit der Notenbank zu sichern. "Dieses Verbot ergibt nur dann Sinn, wenn die Verantwortlichen es nicht durch umfangreiche Aufkäufe am Sekundärmarkt umgehen." Der indirekte Kauf von Staatsanleihen sei im Übrigen noch teurer als der direkte. Wieder verdienten Finanzmarktakteure Provisionen ohne jedes Risiko.
"Mich stimmt nachdenklich, wenn erst im allerletzten Moment Regierungen Bereitschaft zeigen, Besitzstände und Privilegien aufzugeben und Reformen einzuleiten. Erst recht, wenn die obersten Währungshüter dafür auch noch weit über ihr Mandat hinausgehen und massiv Staatsanleihen – derzeit im Volumen von über 110 Milliarden Euro – aufkaufen. Dies kann auf Dauer nicht gut gehen und kann allenfalls übergangsweise toleriert werden. Auch die Währungshüter müssen schnell zu den vereinbarten Grundsätzen zurückkehren."

Risiko und Haftung müssen Hand in Hand gehen

Wulff sagte, eines der Grundprinzipien der Marktwirtschaft sei "Risiko und Haftung gehen Hand in Hand". Wer Risiken eingehe, könne auch scheitern. "Dieses Prinzip muss auch für den Finanzsektor gelten, für kleine Anleger wie für große Finanzinstitute." Hier müsse Versäumtes dringend nachgeholt werden.

Versündigung an der jungen Generation
"Die Zukunft liegt in den Händen der jungen Generation. Denn wir befinden uns in einem entscheidenden Moment. Ich bin jedenfalls davon überzeugt: Später wird uns deutlich werden, wie sehr das, was wir jetzt tun oder unterlassen, die kommenden Jahrzehnte bestimmen wird."
Die EZB hat bislang für rund 110 Milliarden Euro Anleihen von Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien gekauft. Das im Mai 2010 gestartete und unlängst wiederbelebte Programm ist höchst umstritten. Kritik kommt vor allem aus Deutschland und insbesondere von der Bundesbank. Deren Ex-Chef Axel Weber hatte sich schon zu Beginn offen gegen den Rest des EZB-Rats gestellt. Sein Nachfolger Jens Weidmann folgt dieser Linie. Wulff forderte ein Ende der Schuldenpolitik zulasten junger Menschen. "Die Versündigung an der jungen Generation muss ein Ende haben." Er verstehe die Empörung vieler Menschen in der Schuldenkrise, so der Bundespräsident.
24.8.2011, mehr auf.

 

Alle Errungenschaften der Nachkriegszeit stehen zur Disposition

Ein Interview zur Finanzkrise mit dem früheren ekuadorianischen Wirtschaftsminister und Mitglied der „Stiglitz-Kommission“ Pedro Páez. Frage: Sie haben kürzlich auf dem Attac-Kongreß in Freiburg die Ansicht vertreten, es gäbe nicht nur eine riesige Finanzkrise, sondern diese Krise gefährde unsere ganze Zivilisation. Wie begründen sie das?
Pedro Páez: Was wir erleben, ist tatsächlich nicht nur eine Finanzkrise sondern das Versagen der Gegenmittel für diese strukturelle Krise. Wir haben ein Problem der Lebensweise, das Verhältnis von Mensch und Natur ist in Gefahr. Die einzige Möglichkeit, aus dieser Krise herauszukommen, besteht in einem qualitativen technologischen Sprung, speziell was die Energie angeht. Die Zeit, in der es billige Energie gab, ist vorbei. Wir benötigen riesige Investitionen in diesen Bereich, aber das ist dem Kapital im Vergleich zu Möglichkeiten der Spekulation und der Finanzierung von Kriegen nicht profitabel genug. Wir haben jetzt die Situation, dass es anstelle von technologischen Lösungen und der Befriedigung von Grundbedürfnissen der Menschen eine neue Art von Normalität in einer reduzierten Gesellschaft gibt, auch in ethischer Hinsicht.

Alles vom 21.8.2011 bitte lesen auf http://www.nachdenkseiten.de/?p=10518

 

Finale Krise des Finanzsystems im nächsten Jahr?

Der renommierter Wiener Wirtschaftsprofessor Franz Hörmann kritisiert die Wirtschaftswissenschaften als politische Propaganda, hält das aktuelle System für gescheitert und erwartet einen fundamentalen Systemwechsel
...
Sie erwarten den ultimativen Crash schon für nächstes Jahr, was wird geschehen?
Franz Hörmann: Wenn der US-Dollar seine Funktion nicht mehr erfüllen kann (übrigens ebenso wie der Euro), bedeutet das, dass die USA in Einzelstaaten zerfallen werden, so wie seinerzeit die Sowjetunion, die wieder versuchen werden, lokale Währungen einzuführen. Wenn Sie ausreichend lange im Internet recherchieren, werden Sie auch herausfinden, dass angeblich die Deutsche Bundesbank bereits Vorkehrungen zum Drucken einer neuen D-Mark trifft, was einige Vertreter von Politik und Wirtschaft dort auch schon offen gefordert haben. Ob die Rückkehr zum alten System (nämlich einzelstaatliche Währungen, die wieder als Schuld von Privatbanken geschöpft werden) dann aber besser ist (immerhin hatten wir das vor der Euro-Einführung auch schon), oder wir uns da einfach im Kreis drehen, mag jeder für sich selbst beantworten.
Gesamten Artikel vom 16.11.2010 bitte lesen auf
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33666/1.html bzw. www.telepolis.de

 

Crash oder Cash? Mir hucke alli in eim Boot

Schu widder goht d Angscht umme vor de nächschte Finanzkris’ un d Litt bibbere ums Ersparte, ums Hiisli, s Auto, d Ärwet. D USA könne d Zinse nit noch meh senke, un weil d Witschaft trotz de niedrige Zinse nit ins Laufe kummt, kauft  d Notebank Staatsanleihe un verbriefti Hypthekedarlehe, pumpt also frisch’s Geld in de Markt. Meh Geld im Kreislauf macht d Schulde billiger, aber au d Exportgüter. Guet für D USA, aber nit für uns. De Wert vum Dollar sinkt un des widder bedittet, unseri Exportgüter stiige im Priis. Dezue kummt, dass ä billiger Dollar als Leitwährung riskant isch, denn d Litt, Banke un Länder verliere schnell s Vertraue in so n ä Währung un werfe ihri Dollar-Reserve uff de Markt. Des kann beditte: Dollar-Crash. Schluss mit Cash. Uss de Traum vun de Mittelstandsvilla an de Florida-Palm-Beach (wer vun uns träumt nit au devun!). Dodefür staatlichi Essensmarke un Suppeküche. D Amis hen über ihri Verhältnisse g’lebt, heißt’s. Hen d Aktie zu Glücksbringer erhobe un sin debii uff d Nas’ gheit. Nur d Amis?  D Bürger hen Kredite regelrecht uffdrängt bekumme un de Staat isch ball in de Höchi vun 90 Prozent vum Bruttosozialprodukt verschuldet. S schnelle Geld, de schnelle Profit hen g’lockt. S handle mit Geld isch lukrativer gsin als es Produziere vun Ware. Un’bremst ussgen statt spare. Aber isches Spare nit au bi uns altmodisch? Un dennoo Aktieblose, Immobilieblose. Un dezue Bildungsnotstand un immer meh Millione  ohni Ärwet. Un jetz spiele d USA widder uff Risiko!
Bi uns schiint’s besser z laufe. Mir sin besser devunkumme. Aber des derf kei Grund sii für Schadefreud’. Mir hucke alli in eim Boot. Wenn s de USA lätz goht, goht’s uns nit lang dennooch noch liedriger. Also abwarte un Bibbere? Was sunsch im ä vereinte Europa, wo sich nit einig isch? Un wo selber nit weiß, wie lang’s do bi uns noch hebt.
10.11.2010, Stefan Pflaum, www.dreisamtaele.de

 

Spekulation gegen Staatsanleihen und gegen den Euro

Wie funktioniert die Staatsanleihen-Spekulation mit CDS?
Otto kauft Griechenland-Anleihen im Nennwert von 1 Mio Euro, also 1.000.000 Euro. Da diese mit einem Zinssatz von 6,5% ausgestattet sind, wird er im Jahr 65.000 Euro an Zinsen kassieren. Zum einen lukrativ, da er für Deutsche Staatsanleihen nur ca 30.000 Euro Zinsen bekommt. Zum anderen aber riskant, da das Defizit des Staatshaushaltes von Griechenland in 2010 über 12 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmachen wird. Deshalb bedient sich Otto Kreditausfallversicherungen, auch Credit Default Swaps (CDS) genannt, um sich gegen den Ausfall von Zinszahlungen aus Griechenland abzusichern. Im Oktober 2009 kostete eine CDS  für 1 Mio Griechenland-Anleihen um die 12.500 Euro, im März 2010 bereits 43.000 Euro. Der gestiegene CDS-Preis deutet auf eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Griechenland hin.
Mit der CDS kann also gehandelt werden. Solange dies nur diejenigen tun, die Anleihen besitzen, gegen deren Ausfall die CDS versichern, mag das in Ordnung sein (so z.B. die Deutsche Regierung). Verselbständigt sich der Handel (wer eine CDS erwirbt, muß gar keine Staatsanleihe halten), dann wird die Spekulation zum System. So haben ab Oktober 2009, als eine Griechische Zahlungsunfähigkeit noch gar kein Thema war,  viele Hedgefonds in großem Umfang CDS gekauft. Nun werden diese nach  nur 5 Monaten zum fast 4-fachen Preis verkauft - ein riesiger Spekulationsgewinn. Da 95% der Griechenland-Anleihen von EU-Finanzinstituten gehalten werden, verdienen die international arbeitenden Hedgefonds vor allem am EU-Raum. Übrigens: Frankreich will CDS auf Staatsanleihen generell verbieten. Dann müsste Griechenland seine Anleihen mit einem noch höheren Zinssatz ausstatten.

Und wie funktioniert eine Euro-Spekulation?
Man nehme einen Kredit von z.B. 100 Euro oder auch 1 Mio Euro auf und tauscht dann die Euro in Dollar um. Zum Jahresende erhielt man beim Kurs von 1,50 Dollar/Euro also 150 Dollar bzw. 1,5 Mio Dollar. Tun zahlreiche Spekulanten dies binnen kurzer Zeitspanne, dann geht der Kurs des Dollars hoch. Tauscht man dann die Dollar in Euro um, bekommt man aufgrund des nun günstigeren Wechselkurses mehr Euro. Zum Beispiel: Im März 1020 beim Kurs von 1,30 Dollar/Euro kassiert man für die 150 bzw. 1,5 Mio Dollar also 115.38 Euro bzw. 1.153.846.10 Euro., man hat also einen Gewinn gemacht von 15,38 bzw. 153.846 Euro gemacht.
Gleichwohl ist zu bedenken, das an den Devisenmärkten weltweit täglich um die 3000 Mrd Dollar gehandelt werden. Bei diesen gewaltigen Summen ist es fraglich, ob ein paar Hedgefonds-Manager den Kurs wirklich beeinflussen können.
28.2.2010

Laut Bafin doch keine Spekulation gegen Griechenland
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat Berichte über massive Spekulationen gegen Griechenland zurückgewiesen. Sie habe bislang keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass in jüngster Zeit verstärkt Kreditausfallversicherungen, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), zur Spekulation gegen griechische Staatsanleihen genutzt worden seien, erklärte die Behörde am Montag in Bonn. CDS sind Versicherungen auf Kredite, mit denen sich die Kreditgeber gegen einen möglichen Zahlungsausfall absichern. CDS können aber auch losgelöst von den dahinter stehenden Krediten gehandelt werden. Die Bafin beobachtet nach eigenen Angaben derzeit verstärkt die Märkte für Staatsanleihen und CDS ausgewählter Länder in der Eurozone. Eine wesentliche Ursache des Anstiegs für CDS-Spreads sei die wachsende Nachfrage nach Kreditabsicherung für das Länderrisiko Griechenland, erklärte die Bafin. Der CDS-Spread ist die Ausfallprämie, die als Ausgleich dafür gezahlt wird, dass ein Kredit nicht zurückgezahlt werden könnte, eine Prämie für die Übernahme des Risikos also. Die Prämie für CDS auf griechische Staatsanleihen hat sich seit dem Herbst mehr als verdreifacht.
9.3.2010, www.rnz.de

 

Der Kapitalhandel hat sich verselbständigt

"Die FDP legt wieder zu". Na toll. Da haben sich also einige Wählerinnen und Wähler durch die demagogisch inszenierte Hartz IV-Debatte des Sozialkriegsherrn Westerwelle für dumm verkaufen lassen – und sich denen zugesellt, die es ohnehin nicht anders hören wollen, weil sie sich hinter dem wilden Geschrei des Vorsitzenden und den billigen Vorurteilen gut verstecken können in ihren Villen.

Wie zynisch und verantwortungslos, jene, die gar keine Arbeit haben, gegen die Niedriglohnempfänger, die schlecht bezahlte Arbeit haben, auszuspielen. Mag es einigen Missbrauch der Hartz-IV-Leistungen geben – aber was ist das gegen den eigentlichen Sozialbetrug der Steuerflüchtlinge und die milliardenschweren "Beihilfen" des Staats für die, deren Vermögen sich durch Spekulation und das Zinseszinssystem anstrengungslos, ohne Arbeit vermehrt, weil ihr mächtiger Einfluss auf die Politik zum Beispiel keine Finanz-Transaktionssteuer und keine Vermögenssteuer zulässt. Durch deren Begünstigung ist der Staat arm gemacht worden und kann wichtige Aufgaben, etwa in den Kommunen, nicht mehr erfüllen. Darin liegt doch das eigentliche Problem unserer Krise, nämlich des Finanzkapitalismus, dass der Kapitalhandel sich verselbständigt hat (bis zum Desaster der letzten Jahre) und dadurch das Geld der Realwirtschaft entzogen wurde. Das Shareholdersystem kennt keine gesellschaftliche Verantwortung mehr, und ihm ist die Maxime "Der Starke hat mehr zu tragen als der Schwache" fremd geworden. Ein perverses, im strengen Wortsinn sinnloses System, indem dem "Faktor Arbeit" der Boden entzogen ist und den Menschen, die sich noch immer durch ihre Arbeit definieren und darin ihren Lebenssinn finden, die Hoffnung genommen wird.
BZ-Leserbrief vom 5.3.2010 von Leopold Glaser, Breisach

 

Steuer gegen Armut: 50000 Stimmen für Finanztransaktionssteuer

Petition bringt Thema Finanztransaktionssteuer in Bundestag
EKD unterstützt Kampagne / Widerstand in FDP wächst


Mehr als 50.000 Bürgerinnen und Bürger haben innerhalb von drei Wochen die Online-Petition zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer unterzeichnet – online, per Fax oder per Brief. Damit hat die Petition des Bündnisses "Steuer gegen Armut" das erforderliche Quorum für eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages erreicht. "Das ist ein großartiger Erfolg unserer Kampagne und zeigt, welch breite Unterstützung eine Besteuerung spekulativer Finanzmarktgeschäfte in der Gesellschaft findet", sagte Jörg Alt von der Jesuitenmission, der Initiator der Kampagne. Neben der öffentlichen Anhörung habe die Kampagne mit der Online-Petition erreicht, dass sich Menschen im ganzen Land mit den negativen Auswirkungen deregulierter Finanzmärkte auseinandergesetzt haben.

"Eine Finanztransaktionssteuer wird die Profitabilität kurzfristiger Spekulation mindern und so die Instabilität von Wechselkursen, Rohstoffpreisen und Aktienkursen dämpfen. Gleichzeitig wird eine solche Steuer erhebliche Erträge bringen, die unter anderem für die Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen dringend benötigt werden", erklärte der renommierte Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister vom österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).
Die Kampagne "Steuer gegen Armut", die sich für eine Finanztransaktionssteuer zur Förderung von Entwicklung und Bekämpfung von Armut einsetzt, findet immer breitere gesellschaftliche Unterstützung: "Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt die Bemühungen um eine Finanztransaktionssteuer", heißt es in einem Schreiben der EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischöfin Margot Käßmann, das am Wochenende beim Kampagnenbündnis eingegangen ist. Der Offene Brief der Kampagne an die Bundesregierung vom 17. Oktober 2009, der als Grundlage des Kampagnenbündnisses dient, wird inzwischen von 48 namhaften Organisationen und 24 Einzelpersonen unterstützt. Neu hinzugekommen seit dem Start der Petition sind unter anderem die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, der Bund Umwelt und Naturschutz BUND, das Ökosoziale Forum sowie Bundestagsabgeordnete der Grünen, der Linkspartei und der SPD.  Zeitgleich wächst in der FDP der Widerstand. So will Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel laut Spiegel-Online vom Samstag die Einführung der Steuer gegen den Rat seiner eigenen Mitarbeiter verhindern und sogar die von seiner Vorgängerin Heidemarie Wieczorek-Zeul eingeleitete Mitarbeit in einer internationalen Arbeitsgruppe zum Thema beenden. "Es wird immer klarer, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel im Wahlkampf nur für die Finanztransaktionsteuer ausgesprochen hat, weil sie das Thema nicht dem damaligen SPD-Finanzminister Peer Steinbrück überlassen wollte", sagte Detlev von Larcher vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac.

Aus der CDU erhält die Petition denn auch kaum Unterstützung. Dazu DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki: "Es reichen keine Lippenbekenntnisse mehr, die Bundesregierung muss handeln. Wir fordern
sie auf, auf europäischer Ebene alle Initiativen zu unterstützen, die eine Finanztransaktionssteuer als eine der Konsequenzen aus der Finanzkrise umsetzen wollen." Im nationalen Rahmen müssten alle
Möglichkeiten ausgeschöpft werden, bislang steuerbefreite Finanzprodukte mit einer Art Umsatzsteuer zu belegen. "Wir müssen diese Steuer gegen den massiven Widerstand neoliberaler Politiker und der Finanzindustrie durchsetzen", betonte Detlev von Larcher. Umso wichtiger sei es deshalb, aus der Bevölkerung weiterhin Druck zu machen und bis zum Ende der offiziellen Zeichnungsfrist am 25. Dezember noch viele weitere Unterzeichner der Petition zu gewinnen.
7.12.2009, Attac

Informationen zur Kampagne, den Kampagnenträgern, zur Petition sowie Hilfestellungen zur Unterzeichnung der Petition: www.steuer-gegen-armut.org 

Unterstützungsschreiben der Ratsvorsitzenden der EKD, Bischöfin Dr. Margot Käßmann:
http://kurzlink.de/Schreiben_Kaessmann


 

Finanztransaktionssteuer einführen: Petition unterstützen

Der Countdown läuft! Bis 3.12.2009 abends müssen wir 50.000 elektronische Unterschriften auf dem
Server des Bundestages gesammelt haben, damit sich der Bundestag mit unserer Petition nach der Einführung einer Finanztransaktionssteuer wirklich befassen muss. Bisher kommen PolitikerInnen noch mit hohlen Phrasen durch, das wollen wir mit dieser Petition ändern. Bitte hilf uns dabei und unterzeichne umgehend die Petition unter: 
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=8236
Du kannst auch den Weg über: www.steuer-gegen-armut.og  gehen. Dort findest Du die Anleitung für die Online-Unterschrift, die Organisationen, die diese Petition unterstützen und die Begründung dafür.Aus dem Text der Petition:
/Der Deutsche Bundestag möge beschließen: Bundesregierung und Bundestag werden aufgefordert, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen und dafür einzutreten, dass sie auch von anderen Ländern umgesetzt wird. Diese Steuer bezieht alle spekulationsrelevanten Finanztransaktionen ein. Bis diese Steuer EU- oder weltweit umgesetzt ist, sollen auf nationaler Ebene vorbereitende Schritte unternommen werden, z.B. unterstützende parlamentarische Entschließungen oder die Einführung einer Börsenumsatzsteuer./
Hab vielen Dank für Deine Unterstützung,
Schaffert@attac.de, 26.11.2009

 

Börsenumsatzsteuer nützt nur europaweit: 70 Mrd Euro

Die Finanzkrise macht es möglich: Wurde die Börsenumsatzsteuer in den vergangenen zehn Jahren allenfalls von Globalisierungskritikern und von linken Ökonomen gefordert, so ist sie nun plötzlich Wahlkampfthema. Die SPD verlangt sie, die Linkspartei ebenfalls. Die Grünen schlagen ein spezielles Modell vor, und sogar in Kreisen der Union wird sie debattiert. Diese Diskussionen sind wichtig. Denn nach neuesten Berechnungen könnten eine Börsenumsatzsteuer vor allem für Europa neue Perspektiven bieten, von denen alle Bürger profitieren. Allerdings steckt der Teufel im Detail.

Die heutige Debatte über eine Steuer für die Finanzmärkte geht auf den US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler James Tobin zurück. Er schlug 1972 eine Steuer von 0,5 Prozent auf alle Devisenkäufe- und -verkäufe vor, um die Devisenspekulationen zu verteuern und damit einzudämmen. Die Einnahmen sollten in die Entwicklungshilfe fließen. Die Tobinsteuer entspricht nicht der Börsenumsatzsteuer, doch der Grundgedanke ist der gleiche: Man lege die Spekulanten an den Börsen an die Kette, vermeide dadurch viele destabilisierende kurzfristige Spekulationen, und gleichzeitig fließt mehr Geld in die Staatskasse. Diese Idee findet sich jetzt auch in Wahlprogrammen. Die Sozialdemokraten wollen auf Börsenumsätze von mehr als 1000 Euro eine Steuer von 0,5 Prozent, in Sonderfällen bis zu 1,5 Prozent, auf den Kurswert einführen – und zwar auf Aktien, Anleihen und Zertifikate. Die Linkspartei denkt an ähnliche Sätze. Ein etwas anderes Konzept verfolgen Bündnis 90/ Die Grünen. Sie fordern die Einführung einer europäischen Börsenumsatzsteuer. Denn: Die Umsätze mit Aktien und Derivaten seien in der Europäischen Union weitgehend frei von einer Besteuerung. Diese Ausnahmen seien ungerecht. Wie andere Produkte müssten daher auch Finanztransaktionen mit einer Umsatzsteuer belegt werden. In der Union denken nur einzelne Abgeordnete über eine Börsenumsatzsteuer nach. Die FDP ist dagegen, weil eine Börsenumsatzsteuer den Finanzplatz Deutschland schwäche und Geld in Anlagen ins Ausland treibe, so ihr Finanzexperte im Bundestag, Hermann Otto Solms. In der Tat sprechen die jüngsten Beispiele in Europa nicht für die Einführung einer Börsenumsatzsteuer – zumindest nicht auf nationaler Ebene. So führten die Schweden Mitte der 1980er Jahre eine Börsenumsatzsteuer ein und erhöhten sie relativ rasch. In den folgenden Jahren verlagerten sich dann 60 Prozent des Handelsvolumens der elf am stärksten gehandelten schwedischen Wertpapiere nach London. Bis 1990 verschärfte sich dieser Trend. Statt der kalkulierten 163 Millionen Euro Einnahmen brachte sie nur neun Millionen in die Staatskasse. 1992 wurde sie abgeschafft.
Das Beispiel zeigt: Wird die Börsenumsatzsteuer nur in einem Land eingeführt, dann wandern viele Finanzgeschäfte ins Ausland. In Zeiten des Internets ist dies noch einfacher als vor 20 Jahren in Schweden. Die einzige Perspektive ist deshalb die europaweite Einführung einer Börsenumsatzsteuer. Auch dies ist nicht einfach. Da der Verfassungsvertrag der Europäischen Union nicht ratifiziert ist, müssen in Steuerfragen alle Regierungen gemeinsamen Regelungen zustimmen. Vor der Finanzkrise war dies äußerst schwierig – das beweist die Einführung einer gemeinsamen Zinssteuer, die nur mit vielen Ausnahmen gelang. Doch seit der Finanzkrise sind die Chancen größer. Denn alle Regierungen haben inzwischen festgestellt, dass der Hang der freien Finanzmärkte zu risikoreichen und von der Realwirtschaft weitgehend abgekoppelten Finanzprodukten letztlich ganze Gesellschaften und auch die Staatsfinanzen in den Abgrund reißen kann.

Hoffnungen machen auch Berechnungen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Danach würde schon ein Steuersatz von 0,01 Prozent auf alle Finanzgeschäfte in der EU zu Einnahmen von 70 Milliarden Euro pro Jahr führen. Damit könnten fast zwei Drittel des europäischen Haushalts finanziert werden. Würde diese Einnahmequelle genutzt, müssten die einzelnen Staaten weniger Geld an die EU abführen. Ist die Steuer von 0,01 Prozent erst einmal eingeführt, kann sie auch erhöht werden – und wirklich die Spekulanten bändigen. Kurzfristige Spekulationen würden eingedämmt, und die Finanzumsätze würden Gemeinschaftsaufgaben finanzieren.

25.7.2009, Wolfgang Kessler ist Wirtschaftspublizist und Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum,
www.badische-zeitung.de

Ihre Idee?

©  Freiburg-Schwarzwald.de, Kontakt, Last Update 17.03.12