
Alles hängt an den Helfern
aus dem Osten
Nach wie vor arbeiten überwiegend ausländische
Erntehelfer auf den Spargel- und Erdbeerfeldern im Breisgau. Die Arbeitsagentur
Freiburg registrierte Mitte April rund 2500 rumänische und 2072 polnische
Staatsangehörige. Nur etwa jeder zehnte Helfer stammt aus Deutschland. .... Nach
Angaben von Branchenkennern verdienen Erntehelfer rund um Freiburg im Regelfall
5,55 Euro pro Stunde (brutto). Sie können künftig sechs statt bislang nur vier
Monate hier bleiben, um Geld zu verdienen. ...
Alles von Silvia Faller vom 7.5.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/alles-haengt-an-den-helfern-aus-dem-osten--14688829.html
Solchen Abzockern das Handwerk legen
Heute gab es köstlichen Spargel zu Mittag und so ganz nebenher las ich den oben
genannten Bericht. So in der Hälfte des Berichts angekommen stockte mir der Atem
und eine Spargelstange blieb mir im Hals stecken: Es gibt also einen Verein, der
sich Maschinen- und
Betriebshelfering Breisgau nennt, und an den wird der Lohn von 10 Euro pro
Stunde je Arbeiter überwiesen. Dieser Verein knöpft den hier genannten "Durchbucklern"
4,50 Eurp pro Stunde ab, also sogenannte Vermittlungsgebühr. Es zeigt sich
dadurch, in welcher Gesellschaft wir leben, und das nennen wir auch noch
"soziale Marktwirtschaft". Ich nenne das "der pure Feudalismus"! Solchen
Abzockern gehört das Handwerk gelegt, denn nichts wäre einfacher für die
Landwirte, als sich die Adressen der Arbeiter geben zu lassen, die könnten sich
selbst organisieren und i den kommenden Jahren ihren sowieso schon schwer
verdienten Lohn komplett erhalten. Ist den Landwirten dieser Weg zu unbequem, da
er mit mehr Aufwand verbunden ist?
Leserbrief vom 14.6.2009 von Herbert Pommerenke aus
Mach bei Freiburg
zu: "Die Durchbuckler aus Siebenbürgen", 17.5.2009,
www.der-sonntag.de


Die Zahl der Erntehelfer aus Polen ist in diesem
Jahr stark zurückgegangen. Im August seien nur noch 165 000 polnische
Saisonarbeitnehmer im Einsatz gewesen im Vergleich zu 197 000 ein Jahr zuvor,
sagte ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit. Als Gründe gelten eine bessere
Bezahlung zum Beispiel in Großbritannien und die bessere Lage der polnischen
Wirtschaft. Um Engpässe zu vermeiden, sollen Lücken in Absprache mit Rumänien
und Bulgarien geschlossen werden. Die Gesamtzahl ausländischer Helfer sank von
rund 258 000 im Jahr 2007 auf 243 000 im August 2008. Die BA zog eine positive
Zwischenbilanz. In der Regel müssen zehn Prozent, in Ausnahmefällen bis zu 20
Prozent der Helfer — gemessen an der Helferzahl von 2005 — mit Arbeitslosen aus
Deutschland besetzt werden. Diese flexible Regelung habe sich bewährt.
20.8.2008, www.rnz.de


Polnische Erntehelfer
fehlen - Felder umpflügen
Anfang Juni, Erdbeerzeit und Erntezeit. Doch viele
Obstbauern sind
verzweifelt: Die polnischen Erntehelfer sind in diesem Jahr nicht da. Sie sind
lieber nach England und Skandinavien gegangen, denn für sie ist das Arbeiten
dort mit weniger Bürokratie verbunden. Für die Obstbauern in und um
Friedrichshafen eine Katastrophe: Viele Felder können nicht abgeerntet werden.
Seit über 150 Jahren ist der Obstbetrieb Blaser in
Familienbesitz, doch so schlimm wie in diesem Jahr war die Lage noch nie.
Obstbauer Andreas Blaser aus Senglingen fehlen 40 Prozent der sonst üblichen
Erntehelfer, das sind genau 70 Mann. Von seinen insgesamt 30 Hektar
Erdbeerfeldern wird der 35-Jährige in diesem Jahr wohl neun wieder umpflügen
müssen, trotz reifer, roter Erdbeeren. "Es ist eine echte Katastrophe und geht
wirklich an unsere Substanz. Wenn das so weitergeht, müssen wir wohl bald die
Produktion aufgeben." Das Problem der Obstbauern: Deutsche Arbeitslose oder Hartz-IV-Empfänger lassen sich erst gar nicht dazu herab, auf den Feldern zu
arbeiten. "Das ist ein einziges Fiasko. Den Traum, dass wir deutsche
Erntehelfer bekommen, haben wir eh schon begraben", schimpft Bauer Blaser.
Daher griff man in den vergangenen Jahren auf polnische Arbeiter zurück. Die
waren froh, in Deutschland arbeiten zu können. Doch seit diesem Jahr gehen die polnischen Erntehelfer
lieber nach England, Skandinavien oder Irland.
Denn dort herrscht die so
genannte "Arbeitnehmerfreizügigkeit" - sie können unbürokratisch so lange im
Land arbeiten wie sie gebraucht werden. In Deutschland dagegen dürfen
Erntehelfer aus dem EU-Ausland maximal vier Monate bleiben, danach müssen sie
zurück in die Heimat und dürfen erst dann wieder einreisen. "Wir müssen für jeden Polen außerdem eine
Vermittlungsgebühr in Höhe von 60 Euro an die Agentur für Arbeit bezahlen,
egal ob die Leute kommen oder nicht - ganz zu schweigen von dem ganzen
Papierkram, der anfällt", erklärt Blaser. Für 70 Arbeiter hat er insgesamt
4200 Euro bezahlt, aber keiner von ihnen ist gekommen. Also wollte er Arbeiter
aus der Ukraine an den Bodensee holen, doch für die werden keine Visa erteilt.
Ein anderer Obstbauer, der anonym bleiben möchte, wird
noch deutlicher: "Wir haben hier Ernteausfälle in beträchtlicher Höhe. Der
Gesetzgeber muss endlich etwas tun. Und die deutschen Arbeitslosen - die kann
man vergessen. Die kommen ja erst gar nicht." Bei der Agentur für Arbeit in Friedrichshafen weiß
Leiter Karl-Otto Gerlach um die Probleme. Doch er weist die Verantwortung von
sich: "Die Arbeitslosen, die zu uns kommen, können wir doch nicht zwingen, auf
dem Feld zu arbeiten. Das ist alles freiwillig. Und die meisten haben einfach
keine Lust dazu. Da kann ich auch nichts machen."
Andreas Blaser könnte täglich 20 Tonnen Erdbeeren
ernten, wenn er genug Leute hätte. Im Moment sind es nur zwölf Tonnen am Tag,
die restlichen Erdbeeren verrotten auf den Feldern. An die kommende
Apfelernte
mag er gar nicht denken: "Da wird das dann alles noch schlimmer".
Ganzen Beitrag von Kerstin Mommsen vom 2.6.2007 bitte auf
www.suedkurier.de lesen


Auch in diesem Jahr werden im
Ortenaukreis wieder, neben den hoch angesehenen
Erntehelfern aus Osteuropa, deutsche Langzeitarbeitslose in der Landwirtschaft
saisonweise eingesetzt werden — allerdings wohl nicht so viele wie 2006.
Insgesamt werden aber die von der Bundesregierung geforderten 90 Prozent in etwa
erreicht werden.
Es ist schon ein hartes Geschäft, die Arbeit in der Landwirtschaft. Und sie ist
vor allen Dingen gewöhnungsbedürftig. Davon können zahlreiche deutsche
Langzeitarbeitslose ein Lied singen, die im vergangenen Jahr bei der Spargel-
und Erdbeerernte, im Tabak- oder Weinbau oder bei sonstigen Arbeiten auf dem
Bauernhof eingesetzt waren. Doch auch viele Landwirte konnten manches Lied
singen — nicht immer ein harmonisches. Denn nicht selten erwiesen sich die von
der Kommunalen Arbeitsförderung Ortenaukreis (KOA) über die
Arbeitsfördergesellschaft Ortenau (Afög) zugewiesenen Langzeitarbeitslosen (Alg-II-Empfänger)
als völlig ungeeignet, bisweilen auch als völlig unwillig. Doch Armin
Mittelstädt, dem KOA-Amtsleiter beim Landratsamt, ist klar: Mit zu viel Druck,
gar Zwang, lässt sich bei der Klientel nichts erreichen. Vielmehr halse man sich
dadurch nur die Verärgerung der Landwirte auf — dann, wenn die anstehenden
Arbeiten nicht sauber und schnell erledigt werden und im schlimmsten Falle sogar
Früchte verderben. Das Erntehelfer-Projekt wurde 2005 als Mini-Aktion begonnen —
mit 15 Personen. Vom ersten sanften Erfolg angesteckt, setzte man sich für 2006
gleich ein zehnfaches Ziel. Die Zielmarke wurde nur knapp verfehlt, so
Mittelstädt. Letztlich waren 120 Erntehelfer bei 392 Arbeitseinsätzen in 122
landwirtschaftlichen Betrieben tätig — alle sozialversicherungspflichtig,
wohlgemerkt. "Ein großer Teil der Landwirte" war mit den ihnen vermittelten
Erntehelfern zufrieden, ein anderer dagegen — gelinde gesagt — von Wille und
Können der Helfer maßlos enttäuscht. Um dem für 2007 vorzubeugen, trafen sich
Behördenvertreter und rund 350 Landwirte im Winter, um deren Wünsche mit den
Forderungen der Bundesregierung abzustimmen. Man einigte sich, dass bis zu 90
Prozent der Saisonkräfte aus dem Ausland stammen dürfen, und dass diese
vorrangig in der Haupterntezeit und bei der Verarbeitung leicht verderblicher
Kulturen — von Spargel bis Erdbeeren — eingesetzt werden sollen. Die
Arbeitslosen sollen hingegen vor allem bei der Ernte weniger empfindlicher
Früchte und in vor- oder nachgelagerten Arbeiten zum Einsatz kommen. Die Afög
hat laut Geschäftsführer Hans Pfotzer-Reiß seit Jahresbeginn rund 350
potenzielle Erntehelfer gesichtet, davon sind bereits 34 im Einsatz: "Und von
diesen hatten wir bislang nur zwei Ausfälle — eine deutlich bessere Bilanz als
2006." Umgekehrt haben die Landwirte bereits rund 90 Arbeitskräfte angefordert.
Schafft man es in diesem Jahr, kreisweit rund 100 Erntehelfer kontinuierlich bei
Betrieben unterzubringen — und zwar bei hoher Zufriedenheit der Landwirte — ,
würde dies seitens der Verantwortlichen schon als Erfolg gewertet. "Wir begrüßen
das Projekt" , sagte gestern vor der Presse auch Harald Huber, Teamleiter der
Agentur für Arbeit Offenburg. Die schaffte es 2006 ebenfalls, Arbeitslose in der
Landwirtschaft unterzubringen, nämlich 30 Alg-I-Empfänger. Langzeitarbeitslose,
die sich als Erntehelfer in der Landwirtschaft einbringen, bekommen 7,15 Euro
Stundenlohn (Osteuropäer 5,35 Euro). 50 Euro bekommen sie extra, wenn keine
Fehlzeiten vorliegen, weitere 50 Euro, wenn der Landwirt ihnen die Schulnote 1
oder 2 erteilt; bei einer 3 gibt’s noch 30 Euro. Die Landwirte selbst müssen
lediglich 5,50 Euro Stundenlohn bezahlen (plus Mehrwertsteuer), sonst fallen für
sie keine weiteren Kosten an. Vor Einsätzen werden Praktika (ein bis drei Tage)
zur Überprüfung der Eignung angesetzt. Die Verträge dauern im Schnitt vier bis
sechs Monate. Besonders erfreulich für Pfotzer-Reiß: Im Oktober begann ein
landwirtschaftliches Projekt mit 25 Jugendlichen. Dabei gelang es, bereits zwölf
von ihnen in Praktika unterzubringen: "Wir sind zuversichtlich, dass sie danach
in der Landwirtschaft hängen bleiben."
23.4.2007, www.badische-zeitung.de


Spargelernte -
besonders anstrengend bei großer Hitze
Früher, als der Spargelanbau noch in kleinem Rahmen
von der (Groß-)Familie betrieben wurde, ging man früh morgens um 6 Uhr zum
Stechen auf den Acker, um "z Nine" ("um 9", da gabs dann Vesper) wieder zuhause
am Hof zu sein. Und manchmal wurde zusätzlich auch spät abends geerntet, wenns
kühler wurde.
Heute herrscht auf den riesigen durch Folien bedeckten Spargelfeldern im
Markgräflerland, Kaiserstuhl und nördl. Breisgau auch zu Mittagszeit
Erntebetrieb: Die polnischen ErntehelferInnen verrichten bei unbeschreiblicher
Hitze und gleißend hellem Sonnenlicht ihre schweißtreibend mühsame Arbeit auch
um 12 Uhr mittags: Folie hochheben, Spargel stechen, Folie abdecken und Spargel
zur Sammelstelle wegtragen.
Beim Fotografieren kam ich mir da schon sehr bedrückt vor: Da knipse ich
vornehmer EG-Deutscher die ErntehelferInnen aus dem EG-Land Polen bei einer
Arbeit, die zu leisten kein Deutscher mehr bereit ist. Und nachmittags kaufe ich
wie auch etliche Sozialleistungsbezieher hier in der Regio den frischen Spargel vom "Oberrotweiler
Erzeugermarkt" so ganz selbstverständlich bei Aldi - Vater Staat sei Dank.
ek, 15.6.2006

