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Emmer und Einkorn
alte Getreidesorten in Süddeutschland

  

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Bilder

Einkorn-Ähre am schmalen und langen Halm
Einkorn - Leichte Ähre am schmalen, langen Halm  Einkorn - bespelzt
 
Emmer als Zweikorn: Aus jedem Absatz der Ährenspindel reifen zwei Korn

 

Emmer und Einkorn - Artenvielfalt in der Backstube

Am 24.11.2007 wurde im SWR3-Fernsehen dieser Film über die alten Weizensorten Emmer und Einkorn gezeigt - sehr informativ und lehrreich, gerade auch für Schulklassen

Emmer und Einkorn sind uralte Weizensorten. Mit ihnen begann praktisch der Ackerbau in Europa. Das alte Getreide erlebt inzwischen eine kleine Renaissance. Es wächst gut auf mageren Böden, braucht wenig Dünger und ist resistent gegen einige Krankheiten. Ein der Region "angepasstes" Getreide also. Der Weichweizen verdrängte mit der Intensivierung der Landwirtschaft und durch veränderte Ernährungsgewohnheiten diese Sorten. Inzwischen widmen sich vor allem Biolandwirte wieder dem "Urgetreide", etwa eine Erzeugergemeinschaft in Hohenlohe. Und auch die Verbraucher schätzen den aromatischen nussigen Geschmack der Produkte, vor allem Weizenallergiker. Das Hohenloher Getreide wandert über die Backstube von Bernd Sigel aus Weilheim/Teck als Brot bevorzugt in den Großraum Stuttgart. Gasthäuser verwenden das Getreide in bäuerlicher Kochtradition für eine moderne Vollwertküche. Und selbst Brauereien entdecken den Emmer als Grundstoff für ihr Bier. Michael Krieger vom Riedenburger Brauhaus im Altmühltal stellt aus dem Urgetreide Emmer naturtrübes Bier her.
Ein Film von Katharina Prokopy, 24.11.2007, www.swr.de

 

Einkorn

An der Einkornähre reift aus jedem Absatz der Ährenspindel nur ein Korn, bei der Emmerähre dagegen zwei - der Emmer wird deshalb auch Zweikorn genannt. Einkorn hat schmalere Halme und Blätter sowie leichtere Ähren als Emmer.

Einkorn hat einen ausgezeichneten, vollen, süßlich-nußartigen Geschmack. Es ergibt sehr feines, gelbes Mehl mit geringem Kleieanteil und hohem Kleberproteingehalt. Damit ist es besonders geeignet für Feingebäck. Seit jeher wurde es auch in Form von Gries für schmackhafte Milchbreis verwendet. Hervorzuheben sind ferner seine heilsamen Eigenschaften bei Verdauungsstörungen, weshalb es als Schonkost zu empfehlen ist. Es verleiht dem Körper auch allgemeinen Schutz und Stärke.

Der Ertrag fällt besonders bei Einkorn noch weit geringer aus als bei Dinkel - sein Name spricht bereits für sich: Es sitzen sich jeweils nur einzelne Körner an der Ähre paarweise gegenüber. Der Anbau dieser grazilen Pflanze erfordert vom Landwirt eine gute Portion Idealismus.

Ernährungsphysiologisch bieten Einkorn und Emmer ihren Verwandten (Weizen, Dinkel und Kamut) gegenüber mehrere nennenswerte Vorteile: Weniger Kohlehydrate, mehr hochwertige Proteine in Form von seltenen Aminosäureverbindungen, einen höheren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, eine Vielfalt an Mineralien.


 

Emmer

Emmer als Zweikorn hat dickere Halme, breitere Blätter und schwerere Ähren als Einkorn.

Emmer ist mit dem Hartweizen verwandt und ergibt kräftiges Mehl. Er eignet sich aufgrund seiner höheren Kornhärte und Glasigkeit besonders für die Verwendung als Graupen und Gries, sowie zur Herstellung von Nudeln und anderen Teigwaren, aber auch für Griesbrei.

Geringer Ertrag: Emmer benötigt eine lange Reifezeit und bevorzugt südliche Standorte. Nicht zuletzt aus diesen Gründen werden sie zur Zeit (noch) als echte Raritäten gehandelt.

Einlage in Suppen und Eintöpfen: Über 24 Stunden eingeweicht und angekeimt, kann Emmer als wertvolle Rohkostzutat in Salaten beigemengt werden. Das Korn hat in diesem Stadium den höchsten Gehalt an Nährstoffen überhaupt aktiviert.

Weizenallergiker schätzen Emmer: Nahrhaft, gehaltvoll, bekömmlich und leicht verdaulich. Ideal für eine hochwertige und bewußte Ernährung sind.

 

Spelz, Emmer und Einkorn sind ebenfalls uralte Getreidearten. Der erstere (Triticum spelta), auch als Dinkel bezeichnet, soll in Persien noch wild vorkommen und war im Altertum, z. B. in Ägypten, daß Hauptgetreide, N e u w e i l e r weist darauf hin; daß Spelz in den Pfahlbauten der Steinzeit zu fehlen scheint (s. a. H e e r), während er in denen aus Bronze- und Eisenzeit sehr reichlich vertreten ist. Sein Anbau geht in der Schweiz mindestens bis in die Bronzezeit zurück, und man kann dort den Spelzbau lückenlos bis in die heutige Zeit verfolgen. Bedenken wir, daß Triticum spelta noch heute in Osteuropa weitgehend üblich ist; so werden wir G r a d m a n n s Ansicht, daß der Spelz als Spezialgetreide der Alamannen anzusprechen sei, kaum teilen mögen, wenn man auch zugeben muß, daß sie es nicht von den Römern überkommen haben, wie so gern angenommen wurde. Besonders H o o p s und Graf S o t m s haben sich gegen jene Auffassung gewendet, und N e u w e i l e r vermutet wohl ganz richtig, daß die Alamannen den Spelz kennenlernten, als sie daß süddeutschschweizerische Land eroberten, er hatte schon in vorrömischer Zeit ein größeres Verbreitungsgebiet.
Noch seltener als Tr1ticum spelta ist bei uns Triticum dicoccum, der Emmer. Auch er gehört zu den ältesten Getreidearten, wurde er doch schon in ägyptischen Gräbern, Pfahlbauten usw. gefunden. Wie er nach Deutschland kam, vermag ich nicht anzugeben.
Diese beiden Formen werden meistens als Abarten des wilden Weizens aufgefaßt, welche sich vielleicht schon in vorgeschichtlicher Zeit durch die Kultur von ihm abgetrennt haben. Als eine besondere Art aber muß Triticum monococcum, daß erwähnte Einkorn, angesprochen werden, schon deswegen, weil es mit Triticum sativum nur schwer zu kreuzen ist. Die Stammpflanze, Triticum aegilopoides v. boeoticum, finden wir im wilden Zustande noch auf der Balkanhalbinsel und von Kleinasien bis nach Mesopotamien (S c h u I z). Ihre Kultur muß ebenfalls in vorgeschichtlicher Zeit in die Wege geleitet sein, findet man sie doch schon in Pfahlbauten aus der Steinzeit. Ob sie dann von den Germanen mitgebracht wurde, als sie nach dem Westen vorstießen, ist schwer zu sagen. Vermöge seiner Genügsamkeit eignet sich daß Einkorn zur Kultur auf rauhem und wenig beackertem Boden. Dafür gibt es allerdings auch geringere Erträge. Die Kultur dieser Pflanze wird gelegentlich noch bei uns geübt, besonders in den Gebieten, welche östlich und nordöstlich an den Schwarzwald grenzen, aber ihr Anbau geht auch dort immer mehr zurück, sie wird durch ertragreichere Sorten verdrängt.
Quelle: http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/oltmanns01/Inhalt/A23_AB.htm

 

 

Vom Einkorn über Zweikorn (Emmer) zum Dreikorn (Dinkel sowie Saatweizen)

Nach der somatischen Chromosomenzahl umfasst der Weizen drei Gruppen: die diploide Einkornreihe, die tetraploide Zweikorn- oder Emmerreihe  und die hexaploide Dreikorn- oder Dinkelreihe.

Die Wiege des Einkorns (Triticum monococcum) liegt zwischen Euphrat und Tigris, wo er schon um 7.000 vor Christus kultiviert wurde. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass beiderseits der Ährenspindel nur ein Korn sitzt, beim Weizen sind es drei oder mehr. Die Spelzen sind mit dem Korn fest verwachsen und die Ährenspindel ist brüchig.

Zur Zweikornreihe, die aus Äthiopien stammt, gehört der Hartweizen (Triticum durum), aus dem vorwiegend Teigwaren (Nudeln) hergestellt werden.
Weitere Formen sind der Emmer oder Zweikorn (Tritcum dicoccum),

Aus der Dreikornreihe aus Asien gedeiht auch in den rauen Lagen  Europas  der Spelz oder Dinkel (Triticum spelta). Beim Dinkel umschließen die Spelzen (reduzierte, schuppige Blätter) eng das Weizenkorn. Dinkel ist eine anspruchslose, relativ ertragsarme Weizenart, die an kühles Klima angepasst ist. Unreif geernteter und gedörrter Dinkel (als Grünkern bezeichnet) wird vor allem in Süddeutschland als Suppeneinlage, aber auch für Brot verwendet. Dinkel wurde früher erheblich häufiger kultiviert als heute, die Bedeutung dieser Weizenart nimmt jedoch in neuerer Zeit wieder zu. Der Weich- oder Saatweizen (Triticum aestivum) ist mit 90% der meist angebaute Weizen,. sowohl im Winter als auch im Sommer.

Mehr: http://www.fh-osnabrueck.de/~akielhor/emmer-einkorn/emmerundeinkorn_infomappe.htm

 

Spelzgetreide: Dinkel, Einkorn und Emmer

Einkorn und Emmer sind ebenso wie Dinkel ein Spelzgetreide: Die Körner bleiben nach dem Dreschen fest von den Spelzen umhüllt und müssen in einem weiteren Arbeitsgang entspelzt werden. Verwandtschaftlich steht der Emmer dem Hartweizen am nächsten, das Einkorn hat unter den gängigen Weizenarten keine näheren Verwandten.
Die Arten von Einkorn oder Emmer, die aktuell in Deutschland angebaut werden, stammen größtenteils ursprünglich aus Genbanken und wurden auf praxisrelevante Mengen vermehrt, oder sie wurden aus den oben genannten Ländern bezogen
http://www.suz-mitte.de/angebote/thema-getreide_gesch.htm

Beim Spelzgetreide sind die Getreidekörner von einer fest umhüllenden Spelze eingeschlossen, die in dünne Grannen von einigen Zentimetern Länge auslaufen. Das Korn muss deshalb in der Röllmühle vom Spelz geröllt bzw. getrennt werden.

 

Scholderbeck - Urgetreide-Bäckerei in Kirchheim/Teck

Mit Herz und Verstand, handwerklich nach traditionellen Rezepturen mit biologischen Rohstoffen – so arbeiten die 100 Mitarbeiter der traditionellen Bäckerei, die schon 1760 am Scholderplatz in Weilheim/Teck gegründet wurde. Bernd Sigel und Eve Neubold-Sigel führen den Scholderbeck seit 1994. Bei der Übernahme hatte der Betrieb 10 Mitarbeiter. Das Getreide kommt aus der Teckregion. Damit fördert Scholderbeck die regionale Landwirtschaft im Albvorland. Für das große Vollkornsortiment wird das Getreide täglich frisch auf den drei hauseigenen Mühlen gemahlen. Im eigenen Betrieb werden fünf verschiedene Haussauerteige geführt, dazu vier verschiedene Fermentansätze hergestellt. Beim Scholderbeck gibt es eine große Auswahl an sortenreinen Broten, wichtig vor allem für Allergiker. Es werden keine Fertigmischungen oder zugekaufte Tiefkühlteiglinge verwendet
http://www.sonnenblumenoffensive.de/bio-baecker/scholderbeck.htm

Wir beziehen unsere Rohstoffe hauptsächlich vom Biolandhof Gruel in Owen, der seit über 30 Jahren biologische Landwirtschaft betreibt. Durch den ausschließlichen Anbau des Bioland-Getreides in der Teckregion unterstützen wir nicht nur die regionale Landwirtschaft; auch kurze Transportwege, fairer Handel und faire Preise sind für uns selbstverständlich. Wir sind stolz darauf, damit zu Vielfalt und Artenreichtum beizutragen. So wurden durch uns zum Beispiel alte Getreidesorten wie der Oberkulmer Rotkorndinkel, Emmer und Einkorn in der Teckregion rekultiviert. Natürlich mahlen unsere Bäcker das Bioland- Vollkorngetreide täglich frisch auf unseren eigenen Mühlen.
Scholderbeck - Bäckerei, Bernd Sigel, Scholderplatz 8, 73235 Weilheim/Teck
info@scholderbeck.de,
www.scholderbeck.de


Biolandhof Gruel
73277 Owen-Teck, Kirchheimer Straße 87, Telefon 07021 - 81158
73277 Owen-Teck, In den Spitzwiesen 2, Telefon 07021 - 863836
www.biolandhof-gruel.de

Buchenhof, Walter und Helga Schöll
Biologisch dynamische Erzeugnisse
Brunzenberg 2, 74586 Frankenhardt, Tel 07959/837
Hofladen: Do/Fr/Sa ab 8 Uhr

Ein Netzwerk für gutes Brot - Emmer und Einkorn in Hohenlohe

Warmer Juni-Wind streift über das Land, an den Rändern mancher Äcker leuchtet Mohn in der Sonne, und auf der Hohenloher Ebene reiht sich ein Getreidefeld ans andere. Aber was wächst da zwischen Dörrmenz und Lendsiedel? Im Gewoge der großen Äcker und nahe bei jungen Maispflanzen breitet sich ein Flickenteppich aus, zusammengesetzt aus länglichen Rechtecken mit unterschiedlichen hohem Flor. Seine Farben spielen von oliv über leuchtendes Blaugrün bis ins Silbrige. Kein Zweifel: Das müssen die Getreidesortenzuchtversuche vom Beratungsdienst Ökologischer Landbau sein. Bei zwei Informationsveranstaltungen werden die diesjährigen Ergebnisse vorgestellt.

In Hohenlohe hat man allerbeste Chancen, erstklassiges Brot ohne gentechnisch veränderte Anteile von regionalen Produzenten zu bekommen. Geeignete Getreidesorten werden sorgfältig ausgewählt (hier die Getreidezuchtversuche zwischen Dörrmenz und Lendsiedel), von Öko-Bauern ohne chemischen Dünger und Unkrautvernichtungsmittel angepflanzt und demnächst in einer Bio-Mühle gemahlen. Bioland- und Demeter-Bäcker verbacken das Mehl nach strengen Richtlinien.

Saatgutzüchter als Pioniere
Bei den Parzellen auf dem Acker des Demeter-Bauern Jochen Hannemann trifft man auf Reiner Schmidt vom Beratungsdienst Ökologischer Landbau. Seit mehr als zehn Jahren macht er Anbauversuche mit bewährten Regionalsorten und neuen Züchtungen. Während es für den herkömmlichen Getreideanbau seit mehr als 120 Jahren eine umfangreiche wissenschaftliche Forschung gibt, leisten die Sortenzüchter im Öko-Landbau Pionierarbeit. Reiner Schmidt kann anhand der mehr als vierzig Getreidesorten erklären, welche Eigenschaften sie für den Öko-Landbau geeignet machen. So sollten die Blätter waagerecht stehen, damit sie das Erdreich beschatten und so das Wachstum des Unkrauts behindern – eine chemische Unkrautvernichtung kommt nicht infrage. Weil die Öko-Bauern keine Pflanzenschutzmittel einsetzen, ist es wichtig, dass der Abstand des obersten Blattes zur Ähre groß ist, damit sich Krankheiten weniger leicht auf die Getreidekörner übertragen. Wünschenswert für die Weiterverarbeitung zu Brot ist ein hoher Klebergehalt, der vorhanden ist, wenn sich die Pflanzen im Boden tief verwurzeln – im konventionellen Landbau wird er durch Mineraldüngung erreicht.

Mühle nur für Öko-Getreide
Das Getreide, das die rund hundert Demeter- und Bioland-Bauenr in Hohenlohe ernten, wird in Schrozberg-Zell gereinigt, vermarktet, teilweise auch zu Vollkornschrot gemahlen. 1989 begann die OBEG, die Organisch-Biologische Erzeugergemeinschaft, Öko-Bäckereien mit sämtlichen Zubehör zum Backen sowie auch Hofläden zu beliefern. Ab Frühjahr 2004 will die Erzeugergemeinschaft eine Mühle ausschließlich für Öko-Getreide in Betrieb nehmen. Dafür wurde eine nicht mehr benötigte, 16 Meter hohe Mühle aus Zellingen bei Würzburg in Einzelteile zerlegt; sie wartet jetzt auf ihr Wiederverwertung. Durch diese Mühle sollen die Wege, die hohenlohisches Öko-Getreide zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Verbrauchern nimmt, noch leichter nachvollziehbar sein. Eine Vermischung mit Überresten konventionell angebauten Getreides ist dann ausgeschlossen, denn seit dem Nitrofen-Skandal im vergangenen Jahr spielt die „Produktsicherheit“ eine noch größere Rolle als zuvor.

Bäckerberater backt selbst
Bei der Weiterverarbeitung des Öko-Mehls zu Backwaren nach den Richtlinien von Demeter und Bioland ist handwerkliches Können gefragt. Zutaten müssen vorbehandelt und der Knetprozess muss aufmerksam erledigt werden. Je nach Beschaffenheit des Mehls wird die „Teigführung“ immer wieder angepasst. „Der Arbeitsaufwand ist zweifellos höher als in der konventionellen Bäckerei“, stellt Helmut Weber aus Vellberg-Talheim fest, der die ökologischen Bäcker berät – und dafür ebenso wie Teile der Getreidezuchtversuche und das Mühlenprojekt der OBEG vom Bundesministerium für Verbraucher, Ernährung und Landwirtschaft über Hohenlohe aktiv gefördert wird.
Fertigmischungen kommen bei den Öko-Bäckern von Bioland und Demeter ebenso wenig in die Teigschüssel wie synthetische Backmittel, künstliche Aromen und Enzyme oder Vitaminanreichungen. Für diejenigen Bäcker, die einen Einstieg in die Bio-Bäckerei erwägen, verfasst der Bäcker-Berater zur Zeit eine Broschüre mit Betriebsreportagen und ergänzende Hintergrundberichten. Helmut Weber selbst geht übrigens ab September mit gutem Beispiel voran: In Talheim wird er eine Bioland-Bäckerei eröffnen.

Emmer und Einkorn
Eine der Öko-Bäckereien, die schon zwanzig Jahre lang Erfahrungen sammeln, ist die Demeter-Backstube Schöll in Brunzenberg bei Gründelhardt, in der Helga und Walter Schöll eigenes Getreide verbacken. Zu einem besonderen Schwerpunkt haben sich bei ihnen die alten Sorten Emmer und Einkorn entwickelt, die im größeren Umkreis außerdem nur noch von Martin Kochendörfer in Orlach angebaut werden. Über den herzhaften Emmer und den feinen Einkorn, die früher hier in der Region verbreitet waren, kommt Helga Schöll ins Schwärmen: Die noch nicht durch Züchtungen veränderten Urgetreide sind besonders mineral- und proteinreich; Emmer eignet sich auch für Diabetiker. Für die verschiedenen Brot- und Kuchenarten wurden von der Backstube passende Rezepte entwickelt.
Walter Schöll ist auf den Wochenmärkten in Obersontheim, Crailsheim und Schwäbisch Hall (Kreuzäckersiedlung) unterwegs, um die Backwaren zu verkaufen. Außerdem bekommt man sie in Naturkostläden und zwischen Donnerstagnachmittag und Samstag im Hofladen. Ab Herbst geht für die Schölls ein Traum in Erfüllung: Im „Scheunencafe“ werden sie an Wochenenden eigene Erzeugnisse sowie Milch- und Fleischprodukte von benachbarten Öko-Höfen anbieten.

Haller Tagblatt vom 18.06.2003

 

"Steinzeit-Weizen" Emmer und Einkorn neu entdeckt

"Altes Korn neu entdeckt: Einkorn und Emmer" - dieses Thema stand bei der Vortragsreihe des Arbeitskreises Ökologischer Landbau an der Universität Hohenheim am 15. Januar auf dem Programm. Es referierte Dr. Jan Sneyd. Er betreibt an der Fachhochschule Nürtingen Versuche mit alten Nutzpflanzen und setzt sich auch privat für den Erhalt alter Sorten ein.

Der Einkornweizen ist eine der ersten primären Kulturpflanzen. Bereits vor mehr als 10 000 Jahren wurde er in Europa angebaut. Seine Heimat ist der "Fruchtbare Halbmond", also der Landbogen zwischen den Flüssen Euphrat, Tigris und Jordan. Das Wildeinkorn hatte eine brüchige Ähre. Durch natürliche Auslese wurde es in eine nichtbrüchige Kulturform (Tritium monococcum ssp. monococcum) umgewandelt. Das heutige kleine Anbauzentrum des "Steinzeit-Weizens" liegt in Südosteuropa. In Deutschland wird Einkorn nur auf bescheidenen 50 bis 100 Hektar angebaut. Der Kulturemmer (Triticum dicoccum oder T. turgidum) ist ebenfalls ein "Exot" im deutschen Getreideanbau. Seine Anbaufläche wird in den nächsten Jahren auf 1 000 Hektar ansteigen, schätzt Jan Sneyd. Der "Zwei-Korn-Weizen" ist aus dem Einkorn durch die Einkreuzung einer weiteren Art entstanden. Mit zwei Körnern pro Ährchen ist er ertragreicher als das Einkorn - das eben nur "ein Korn" pro Ährchen aufweist. Beide - Emmer und Einkorn - sind Stammformen des heutigen Saatweizens. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die beiden Sorten in Deutschland angebaut - wenn auch damals schon in geringem Umfang. Als Nahrungsmittel hatte dabei der ertragreichere Emmer den Einkornweizen schon früh verdrängt. Das Einkorn wurde aber im Schwäbischen bis in die 30er Jahre zur Strohnutzung kultiviert. Seine sehr festen, stabilen Halme wurden zum Anbinden von Bäumen oder Weinreben genutzt. Nach dem Krieg verschwanden die "Extensiv-Weizensorten" fast vollständig. Mit Erträgen von zehn bis 20 Dezitonnen pro Hektar konnten sie mit intensiv angebautem Saatweizen nicht konkurrieren.

Verwendung heute
Heute erleben Einkorn und Emmer einen "kleine Renaissance". Vor allem Bio-Betriebe haben das robuste, anspruchslose Getreide wiederentdeckt. Einkorn und Emmer werden zu Mehl, Brot, Gebäck oder Nudeln verarbeitet. In der Brotbäckerei verlangt vor allem der Emmer allerdings einiges an Geschick, da er geringe Klebereigenschaften aufweist. Vielversprechend ist der Einsatz in der Nudelproduktion: Mit ihren harten Körnern sind Emmer und Einkorn gut zum Kochen geeignet. Emmer wird wegen seines hohen Proteingehaltes und seines Resistenzpotenzials gegenüber zahlreichen Pilzkranheiten (zum Beispiel Echter Mehltau, Braun-, Gelb- und Schwarzrost) auch in der Züchtungsforschung zur Einkreuzung in Durum- oder Saatweizen genutzt. Jan Sneyd prophezeit den alten Sorten eine positive Zukunft: "Die Nachfrage steigt. Die Verbraucher sind zunehmend an extensiv angebautem "Urgetreide" interessiert.

Anbau
Emmer und Einkorn sind vor allem für den Anbau auf Grenzertragsstandorten interessant.
In der Fruchtfolge sind sie ähnlich dem Hafer einsetzbar.
Die Bestandesdichte sollte bei 400 Ähren pro Quadratmeter liegen, um befriedigende Erträge zu erzielen, empfiehlt Jan Sneyd.
Für die Unkrautbekämpfung ist einiger Aufwand nötig: Einkorn und Emmer schließen ihre Reihen erst spät, so dass bei Verzicht auf Pflanzenschutzmittel meist gehackt werden muss.
Die Anfälligkeit für Krankheiten ist gering. Dazu trägt sicherlich die vergleichsweise niedrige Anbaudichte bei, die die Belüftung der Halme verbessert und einen Feuchtestau verhindert. Die natürlichen Resistenzen gegenüber Pilzkrankheiten kommen hinzu.

Die Grunddüngung ist ähnlich wie bei anderen Getreidesorten. Zur Vorsicht rät der Nürtinger Wissenschaftler beim Stickstoff (N): Einkorn und Emmer sind lageranfällig. Für die N-Versorgung sei ein Leguminosen-Anteil in der Fruchtfolge oder 80 Kilogramm N / ha ausreichend.
"Die Ernte ist ein wunder Punkt", sagt Jan Sneyd. Um die Spelzen und Grannen gut ausdreschen zu können muss der richtige Reifegrad abgewartet werden. Andererseits führt spätsommerlicher Regen, der vor der Ernte auf das Getreide fällt, schnell zum Quellen der Körner und damit zum Verlust der Backqualität. Die Ernte sollte also weder zu früh noch zu spät im Jahr erfolgen. Sneyd empfiehlt als Erntezeitraum Anfang bis Mitte August.

Elke Dagenbach, Landpost Nr. 24.4.2001
mehr: https://www.uni-hohenheim.de/akoe/archiv/vortragsreihe/emmer.htm

Links

www.einkorn.de
Alles über Einkorn: Entstehung, Anbau, Bäckerei, Literaturliste...

www.aw.fh-osnabrueck.de/umweltschonende_pflanzenproduktion
Infos und aktuelles Forschungsprojekt Emmer / Einkorn (Anbau, Aussaat, Qualitäten, Bäckerei...)

"Einkorn - ein Korn vom Feinsten": Broschüre vom Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg, Tübinger Str. 15, 70178 Stuttgart (derzeit vergriffen, Neuauflage geplant)

www.vern.de
Infos und Bezug von Saatgut in kleinen Mengen, Verein zur Erhaltung alter Kulturpflanzen in Brandenburg

Biolandhof Kochendörfer & Honerla, Torstraße 1, 74542 Orlach, Tel: 07906 / 940163: Anbau von Emmer und Einkorn seit vier Jahren, Vermarktung an Bäckereien, Direktvermarktung von Brot.
Julie Honerla und Marti Kochendörfer verkaufen ihre Emmer- und Einkornbrote jeden Freitag ab 14.00 Uhr auf dem Lukasmarkt bei der Lukaskriche am Hagenbacherring
Schrozberg  - Bioland Erzeugergemeinschaft
OBEG, Tel 07935/1545

Rose - Gasthaus in Eschenau
Adelheid und Jürgen Andruschkewitsch
Ortstr. 13 , 74541 Vellberg-Eschenau , Tel 0 79 07/ 22 94
Telefax (0 79 07) 85 69
www.eschenau-rose.de

www.sab.ch/v2/marketing/projekte/klettgau.htm
Emmer- /Einkorn-Projekt im Klettgau (Schweiz, Region Schaffhausen)

www.falken.ch/Page2.htm
Bier aus Klettgauer Emmer

www.gruenertiger.de/Einkorn/einkorn.html
Einkorn und Zweikorn (Emmer)

www.emmer-einkorn.ch
Die IG Emmer & Einkorn will die Artenvielfalt, insbesondere die bedrohte Ackerbegleitflora und deren angepasste Fauna fördern (Biologische Vielfalt).

Riedenburger Brauhaus
Emmer-Bier, auch Dinkel-Bier vom Privatbrauhaus
Krieger KG, Hammerweg 5, 93339 Riedenburg, Tel 0 94 42/99 16 0
www.riedenburger.de

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