Der Stadtbezirksatlas 2012 gliedert alle wichtigen Daten kleinräumig. Dabei erhält jeder Freiburger Stadtbezirk sein eigenes Profil. Dank ausgewählter Indikatoren und Merkmale werden die Bezirke untereinander und mit der Stadt insgesamt vergleichbar, es werden Entwicklungstendenzen aufgezeigt und auch Handlungsfelder. Interessant ist zum Beispiel die Typisierung nach den Haushalten im jeweiligen Bezirk. Zum Typus „Durchschnittswohngebiet“ gehören 17 Stadtbezirke, u. a. der Stadtbezirk ‚Waldsee’, die nur geringfügig vom Gesamtdurchschnitt in Freiburg abweichen. Nur die Einpersonenhaushalte sind in allen Altersgruppen stärker vertreten als im restlichen Stadtgebiet. Im „Seniorenwohngebiet“ (5 Bezirke, darunter Günterstal und Landwasser) überwiegen Einpersonenhaushalte und Haushalte mit kinderlosen Paaren über 60 Jahren. „Studentenwohngebiete“ (10 Bezirke), zu denen auch die Oberau und z.T. der Stadtbezirk Littenweiler ( viele Einpersonenhaushalte mit Personen unter 30 Jahren, Studenten-WG’s) gehören, haben sehr viele Einpersonenhaushalte mit Personen unter 30 Jahren, zudem höhere Anteile an Einpersonenhaushalten mit Personen zwischen 30 und 60 und an Haushalten mit kinderlosen Paaren unter 30 Jahren. Den vierten Typus, das „Familienwohngebiet“ (13 Bezirke, darunter Ebnet), prägen klassische Familienhaushalte, aber auch höhere Anteile an Alleinerziehenden und an Haushalten mit Familien in der Phase der Schrumpfung.
Der Stadtbezirk Waldsee ist überwiegend wohngeprägt mit wenig Gewerbe. Das Durchschnittsalter der 5.631 Einwohner liegt mit 42,8 Jahren leicht über dem Durchschnitt der Stadt Freiburg, was auch die Proportion der Alten zu den Jungen zeigt. Mit einem Wert von 142 % liegt der Anteil der älteren Menschen (65- und älter) 40 % über dem der Jungen (unter 15 Jahre). Allerdings ist zu verzeichnen, dass der Anteil der unter 15-jährigen sich leicht über dem Durchschnitt der Stadt Freiburg bewegt.
Große Abweichungen zum städtischen Durchschnitt zeigen die Parameter Ausländeranteil (-43,2 %) und Anteil Deutsche mit Migrationshintergrund (-33,6 %). Auch beim Arbeitslosenanteil und der Anzahl der Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld liegen Abweichungen von -42,5 % bzw. 48,7 % vor. Mit 11,9 Jahren durchschnittlicher Wohndauer wohnen die Bürger hier etwas länger als im Durchschnitt Freiburgs.
Die durchschnittliche Anzahl Wohnungen je Wohngebäude liegt bei 2,5 (eine Abweichung um -35,9 %) und die Wohnfläche pro Person bei 40,5 m2 (+ 6,6 %). Beides kann als indirekter Wohlstandsindikator interpretiert werden, da für Wohnraum in Gebäuden mit wenigen anderen Wohnungen, wie Ein- und Zweifamilienhäuser i.d.R. größere finanzielle Ressourcen notwendig sind.
Ganz im Gegenteil zum Stadtbezirk Oberwiehre (+ 85 %) und zur Oberau (+125 %) beläuft sich die Einwohndichte (Einwohner je ha besiedelter Fläche) im Stadtbezirk Waldsee gerade einmal auf 33,6 Einwohner (- 31 % Abweichung vom Gesamtwert Freiburg). Bei der Bevölkerungspyramide im Stadtbezirk Waldsee sind zwei Auffälligkeiten ersichtlich. Zum einen der überproportionale Anteil bei den Kindern unter 15 Jahren und zum anderen der relativ große Anteil der über 75-jährigen Frauen. Dies ist u. a. auf die Seniorenwohnanlagen und Altenpflegeheime in diesem Stadtbezirk zurückzuführen. Beim Gebäudebestand überwiegen die Altbauten (55 %) und Gebäude mit einer oder zwei Wohnungen (70 %), was die typische Bebauung nach den Gartenstadtidealen für den gehobenen Mittelstand widerspiegelt.
Aus diesen Indikatoren könnte insgesamt ein Szenario abgeleitet werden, nachdem der Stadtbezirk Waldsee ein Stadtteil im Umbruch ist. Noch bewohnen wenige relativ viel Wohnraum (Ein- und Zweifamilienhäuser vorwiegend im Altbestand), aber zunehmend rücken Familien mit Kindern nach, der Stadtteil wird künftig ‚jünger’ werden und sicher mehr Spielplätze und KITA-Plätze benötigen. Aufgrund der hohen Baupreise beim Erwerb von Wohneigentum (Waldsee bewegt sich zwischenzeitlich preislich in Augenhöhe mit Wiehre und Herdern) wird der gehobene Mittelstand weiterhin vertreten sein. Der hohe Altbaubestand deutet auf ein großes Potential bei der Modernisierung und energieeffizienten Sanierung hin; eine Neigung dazu zeigt der hohe Anteil an GRÜNEN-Wählern (30 %) bei der letzten Bundestagswahl. Auch werden sich Immobilienmakler verstärkt um diesen Stadtteil kümmern, was weiterhin ein hohes Preisniveau beim Erwerb von Immobilien erwarten lässt (zumal keine großen Neubaugebiete zur Entzerrung – zumindest vorerst – vorhanden sind).
Fazit: Ein lebenswerter Stadtteil mit gehobenen Wohnlagen, mit vielen Parkflächen, der Dreisam und einem großem Waldanteil – ein Naherholungsgebiet. Ergänzt mit bedeutenden (Breiten-) Sport-und Freizeitangeboten bei der Freiburger Turnerschaft, bei Post Jahn, den Tennisclubs, etc. und für die sog. ‚Eliten’ beim SC Freiburg, Jugendfußballschule im Mösle und dem Olympiastützpunkt. Ein beneidenswerter Stadtteil mit einem eigenem großen Freibad und einem eigenen Hallenschwimmbad.
… und noch ein paar highlights aus anderen Stadtbezirken: Das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Vauban ist 30,6 (‚jüngster’ Stadtteil) und in Freiburg St. Georgen-Süd 52,3 Jahre. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person ist in Günterstal am größten, in Kappel am kleinsten (51,8 bzw. 27,9 Quadratmeter). In Tiengen kommen pro 1000 Einwohner 541 Pkw (Höchstwert), im Vauban nur 165 Pkw.
Ab sofort findet sich der Stadtbezirksatlas im Internet unter den aktuellen Veröffentlichungen des Amtes für Bürgerservice und Informationsverarbeitung (www.freiburg.de/statistik ) und steht zumkostenlosen Herunterladen bereit. Zusätzlich ist das 180 Seiten starke Kompendium im Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung (Fahnenbergplatz 4, 79098 Freiburg, Fax 0761/201-5598, statistik@stadt.freiburg.de ) für 10 Euro plus Versandkosten zu beziehen. Die Inhalte der Veröffentlichung sind auch interaktiv in der Online-Statistik „FR.ITZ“ unter dem Sachgebiet Stadtbezirksatlas abrufbar (https://www.wiki.stadt.freiburg.de/webkatalog )
Freiburg, 3.02.2013, Hans-E. Homlicher