Volkstrauertag – ohne Stadt FR

Der Volkstrauertag ist in Deutschland seit dem Jahr 1922 ein staatlicher, stiller Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) unterstützt den Staat beim alljährlichen Volkstrauertag am 13. November. „Nur Gedenktage könnten kollektives Gedenken schaffen. Wir brauchen sie, um uns zu erinnern, um einzuordnen. Würde im Tod erlangt man nur, wenn sich später jemand erinnert“ , so Claudia Schophius vom VDK (1).
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Nun gerät der Volkstrauertag mehr und mehr in Vergessenheit. So auch in Freiburg, wo nicht nur auf dem Hauptfriedhof, sondern auf auf dem jüdischen Friedhof im Rosbaumweg der zahlreichen Opfer gedacht wird. Am 13.11.2022 war dies leider nur sehr eingeschränkt der Fall (2).
Liegt dies an der pietätlosen Schlamperei der Stadt Freiburg? Oder liegt dies im allgemeinen Zeitgeist begründet, der den zahlreichen Gedenktagen im „Totenmonat“ November (Allerheiligen 1.11,, Allerseelen 2.11. (kath. Kirche), „Tag des Alten Friedhofs“ am 6.11.2022 (nur Freiburg), Volkstrauertag 13.11., Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag 20.11. (ev. Kirche) und Buß- und Bettag 16.11.) einfach nicht mehr gewachsen ist?
21.11.2022

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(1) Volkstrauertag muss bleiben und sich ändern
Welche Bedeutung hat der Volkstrauertag 100 Jahre nach der ersten nationalen Gedenkveranstaltung dieser Art am 5. März 1922? Bei einer Podiumsdiskussion ging es um Gestaltung und Rituale, um Gedenkorte und die Frage, wie die Akzeptanz in der Bevölkerung gestärkt werden kann. Eine Tagung in Rostock bot den Rahmen.
,,, Alles vom 19.10.2022 bitte lesen auf
https://www.volksbund.de/nachrichten/volkstrauertag-muss-bleiben-und-sich-aendern
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(2) Das Gedenken an die Opfer wird einem fragwürdigen Zeitgeist geopfert
Mit ungläubigem Staunen habe ich diesen Artikel gelesen.
https://www.badische-zeitung.de/am-volkstrauertag-gibt-es-in-diesem-jahr-nur-ein-stilles-gedenken-in-freiburg–223998223.html
Die Stadtverwaltung von Freiburg hat beschlossen, keine öffentliche Gedenkfeier zum Volkstrauertag mehr zu veranstalten. Damit ist die Stadt Freiburg in der Region und darüber hinaus einen einsamen und hinterfragungswürdigen Weg gegangen. In einer Zeit, die von Krisen und Krieg geprägt ist, wird das Gedenken an die Opfer aufgrund des „eingeübten Rituals“ und der zu geringen Reflexion durch die Bevölkerung einem fragwürdigen Zeitgeist geopfert.
Es darf ferner die Frage gestellt werden, wie sich die Kirchen zu dieser Entscheidung stellen. In den letzten Jahren hielten im Wechsel Vertreter der katholischen Kirche beziehungsweise der evangelischen Kirche die zentrale Rede auf dem Hauptfriedhof.
Vielleicht hätten sich die Organisatoren mal fragen sollen, wie man Gedenkveranstaltungen im Wandel der Zeit gestaltet, um die entsprechende Wirkung zu erzielen. Gedenkveranstaltungen haben das Ziel, die Bevölkerung einerseits an die Opfer von Krieg und Vertreibung zu erinnern und zeitgleich soll die Öffentlichkeit sensibilisiert werden, innerhalb der demokratischen Gesellschaft Kräfte freizusetzen, dass Leid der Vergangenheit durch gesellschaftliches Engagement zukünftig nach besten Kräften und Möglichkeiten sich nicht wiederholt.

In diesem Zusammenhang muss ein weiteres peinliches Verfahren von „Gedenkkultur“ für eine Minoritätengruppe in unserer städtischen Gesellschaft erwähnt werden. Es handelt sich um die gefallenen deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens aus dem Ersten Weltkrieg.
Erst vor wenigen Jahren konnte erreicht werden, dass diese Opfer eine Erwähnung bei der offiziellen Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof gefunden haben. Ihrer wurde durch die Überstellung eines Blumenstraußes durch einen Beauftragten der Stadt dadurch „gedacht“, dass der Strauß am Eingang des Jüdischen Friedhofes (FR-Mooswald, Rosbaumweg) abgegeben wurde, ein offizieller Vertreter der Stadt erschien dabei nicht, Würde sieht anders aus.
Durch die Abschaffung der offiziellen Gedenkfeier für alle Kriegsopfer auf dem Zentralfriedhof ist nunmehr ergänzend die Erwähnung der gefallenen deutschen Bürger jüdischen Glaubens nicht mehr möglich.
Damit entfällt auch eine öffentliche Erinnerung  für gesellschaftliche Fehlentwicklungen der besonderen Art wie z.B. die unter NS Herrschaft folgenden Denunzierung ehemaliger jüdischer Frontkämpfer, die sich auf Grund der Gleichstellung im 19. Jhdt. besonders verpflichtet gefühlt haben, ein Beispiel an Loyalität geben wollten  und letztlich mit Beginn der NS Herrschaft verraten wurden.
Damit entfällt auch eine öffentliche Erinnerung  für gesellschaftliche Fehlentwicklungen der besonderen Art wie z.B. die unter NS Herrschaft folgenden Denunzierung ehemaliger jüdischer Frontkämpfer, die sich auf Grund der Gleichstellung im 19. Jhdt. besonders verpflichtet gefühlt haben, ein Beispiel an Loyalität geben wollten  und letztlich mit Beginn der NS Herrschaft verraten wurden.
Werden Opfer nicht mehr benannt, sterben sie ein zweites Mal.
… Alles vom 21.11.2022 von Johannes Reiner, Bötzingen, bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/am-volkstrauertag-gibt-es-in-diesem-jahr-nur-ein-stilles-gedenken-in-freiburg–223998223.html
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(3) Handreichung des VDK zum Volkstrauertag
Die neue Handreichung zum Volkstrauertag ist da. Damit unterstützt der Volksbund bundesweit alle, die eine Gedenkveranstaltung vorbereiten. Hintergrundinformationen, Redebeispiele, Bausteine für Predigten und Praxistipps stehen mit der 64-seitigen Publikation bereit – als PDF zum Download oder gedruckt zum Bestellen (kostenfrei). Schwerpunkt ist die Situation der Menschen in der Ukraine.
Jahr für Jahr begehen Kommunen und Kirchengemeinden, Schulen und Geschichtsvereine den Volkstrauertag, der 2022 auf den 13. November fällt. Orte sind vor allem Friedhöfe und Kirchen, Gedenkstätten und Schulen. Vom Gottesdienst über einen Gedenkgang bis zu einem Seminar haben die Veranstaltungen sehr unterschiedliche Formate.
… Alles vom 8.8.2022 bitte lesen auf
https://gedenkportal.volksbund.de/aktuell/termine/handreichung-zum-volkstrauertag-mit-thema-ukraine-jetzt-erhaeltlich-67408

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