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Helikopter fliegt Verletzte von der Piste
Bergwacht Schwarzwald war am Wochenende 1./2.2.2014 25 Mal im Einsatz – teils in unwegsamem Gelände
Die Bergwacht Schwarzwald musste am vergangenen Wochenende mehrfach am Feldberg verunglückten Wintersportlern zu Hilfe eilen. Auch der Rettungshelikopter war viermal im Einsatz. Insgesamt zählte die Bergwacht 25 Einsätze mit zahlreichen Verletzten, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Am Samstag 1.2.2014 verletzte sich ein 25-Jähriger auf der Weltcup-Piste im sogenannten Kanonenrohr, einem Steilstück der Piste, schwer. Die Bergretter der Ortsgruppe Todtnau übernahmen die Erstversorgung und alarmierten zudem einen Rettungshubschrauber. Der Hubschrauber „Rega 2“ aus Basel konnte nur unterhalb des Verletzten auf einem flachen Stück der Piste landen. Der Notarzt und der Schweizer Rettungsassistent stiegen mit Steigeisen die Piste zum Verletzten hinauf. Nach der notärztlichen Versorgung wurde der Patient zum Hubschrauber gebracht und nach Freiburg geflogen.
Direkt danach flog der schweizerische Rettungshubschrauber erneut auf den Feldberg. Eine Skifahrerin hatte sich bei einem Sturz schwer verletzt. Da der Hubschrauber auch an dieser Unfallstelle nicht direkt landen konnte, wurden der Notarzt und der Assistent zunächst mit dem Motorschlitten der Bergwacht an die Unfallstelle im Steilhang der Klusenwaldabfahrt herangebracht – sie stiegen das letzte Stück zu Fuß ab. Nach der medizinischen Versorgung wurde die Patientin von der Bergwacht ebenfalls zum Helikopter gebracht. Dieser landete auf einer hierfür gesperrten Piste und flog die Frau in die Universitätsklinik nach Freiburg. „Beide Patienten hatten sich in steilen Pistenabschnitten verletzt, an denen der Hubschrauber nicht landen konnte. Der Notarzt und der Rettungsassistent konnten die Verletzten nur mit Steigeisen erreichen“, sagt der Pressesprecher der Bergwacht Schwarzwald David Vaulont.
Auf der Piste des Fahler Lochs musste der Helikopter landen, nachdem sich eine Frau schwerer verletzt hatte. Foto: Bergwacht Schwarzwald
Am Sonntag 2.2.2014 stürzte eine junge Frau auf der Nordseite des Feldbergs im Bereich des Immisbergs. Sie war mit einer Gruppe Skitourengänger unterwegs und zog sich bei ihrem Sturz Verletzungen am rechten Knie zu. Über die Nummer 112 ging der Notruf bei der Freiburger Rettungsleitstelle ein, die daraufhin die Bergwacht alarmierte. Ein Bergretter der Ortsgruppe Freiburg fuhr mit Tourenski die Nordseite des Feldbergs hinab und übernahm vor Ort die Erstversorgung der Patientin. Da diese unter sehr starken Schmerzen litt, wurde zudem ein Rettungshubschrauber mit Notarzt angefordert. Wie am Vortag kam auch diesmal der Schweizer Hubschrauber „Rega 2“ zum Einsatz. Währenddessen fuhr ein zweiter Bergretter mit einem Rettungs-Quad den Unfallort an. Da der Hubschrauber an der schwer zugänglichen Unfallstelle nicht landen konnte, wurde der Notarzt etwas entfernt abgesetzt, von wo aus er mit Schneeschuhen die restliche Wegstrecke zurücklegte. Nach der medizinischen Versorgung der Verletzten verhinderte aufziehender Nebel den Start des Helikopters. Die Patientin wurde daraufhin mit einem Quad Richtung Zastler gebracht. Der Hubschrauberpilot konnte schließlich eine Wolkenlücke nutzen und starten. Die Patientin wurde im Bereich der Talsohle (Hüttenwasen) aufgenommen und in die Klinik nach Freiburg gebracht.
4.2.2014, Bergwacht Freiburg
Medizinstudentin Carolin Schütz: Erst leben retten, dann nacharbeiten
Für die meisten Menschen ist der Feldberg eng verknüpft mit Sport und Spaß, Sonne und Freizeit. Für Menschen wie die Freiburger Medizinstudentin Carolin Schütz ist der Berg dagegen mit Arbeit verbunden, ehrenamtlicher noch dazu. Die Schwarzwälderin rückt mit der Bergwacht aus, wenn Menschen am Berg stolpern, fallen und zusammenbrechen. Sebastian Wolfrum stapfte mit ihr durch den Nieselregen.
Es ist ein Idyll mit Tücken. Der Pfad schlängelt sich vom Feldsee den Feldberg hinauf, die Fichten und Buchen sind satt und grün, der Nieselregen neigt die Blätter des Farnkrauts am Wegesrand und kühlt die Herbstluft. Die Straßen und Städte sind fern, nur selten kommen Menschen vorbei. Aber Carolin Schütz kennt die andere Seite der malerischen Schwarzwaldkulisse. „Erst vor Kurzem haben wir hier eine Dame retten müssen“, sagt die Frau von der Bergwacht. Es sind die glitschigen Wurzeln, die spitzen Steine, die Anstiege, die die Menschen rutschen, fallen oder zusammenbrechen lassen.
Wenn Carolin Schütz mit der Bergwacht ausrückt, um Menschen aus den steilen Hängen zu holen, geht es um mehr als nur um die medizinische Versorgung. Die Rettung im Gelände ist technisch anspruchsvoll. „Das ist, was ich will“, sagt Schütz. Seit sieben Jahren ist sie bei der Bergwacht. Die Frau, die lange in St. Peter gelebt hat, ist ein Draußen-Typ, in ihrer Freizeit unterwegs mit dem Fahrrad, beim Skitourengehen oder Wandern. Und sie wird Ärztin, studiert Medizin in Freiburg. „Die Arbeit bei der Bergwacht verbindet meine Interessen.“ Doch etwas verändert sich. Als Schülerin und zu Beginn ihres Studiums war die viele Freizeit, die sie in den kleinen Rettungswachen im Schwarzwald verbracht hat, kein Problem. „Es ist mein Ding“, wie sie sagt. Das Draußensein, die Verantwortung, die sie schon in jungen Jahren übernimmt, die Natur, der Kick, lassen den Spaß an der Arbeit überwiegen. Aber jetzt ist sie im praktischen Jahr, gegen Ende des Studiums werden angehende Ärzte voll in den Klinikbetrieb eingespannt. „So 40 bis 50 Stunden die Woche mach ich da schon. Und das spüre ich“, sagt sie. Jetzt versteht sie ihre berufstätigen Kollegen immer besser, die über die Doppelbelastung von Job und Ehrenamt klagen. Vor allem Bergwachtler, die in der Nähe ihrer Wache arbeiten, sind quasi immer in Bereitschaft. Die ständige Alarmbereitschaft schlaucht. Und sie kann Geld kosten. Wer seinen Schreibtisch verlässt, um Menschen aus den Wäldern zu retten, muss seine Zeit im Büro nacharbeiten. Oder bekommt sie nicht bezahlt. Die Bergwacht Wutach beispielsweise hat deswegen schon einen Kollegen verloren. Die Dauerbelastung und der Verdienstausfall haben den Familienvater dazu gebracht, keine verunglückten Touristen mehr aus der Wutachschlucht zu retten.
„Ich bin jetzt seit sieben Jahren dabei. Ich habe das Gefühl, dass wir immer öfter ausrücken“, sagt sie. Tatsächlich haben sich die Einsätze in den vergangenen 20 Jahren etwa verdoppelt. 1229-mal ist die Bergwacht Schwarzwald im Jahr 2012 ausgerückt. 1992 waren es 646 Einsätze. Hinter den vielen Alarmen steckt auch eine Erfolgsgeschichte, die des Tourismus. Denn die Menschen sind nicht unvorsichtiger, es sind einfach mehr geworden. Der Wander- und Skitourismus im Schwarzwald boomt. Für die Sicherheit auf Feldberg, Kandel oder Belchen sorgt die Bergwacht. Dieser Zusammenhang hat die Bergwacht Schwarzwald jetzt auf die Idee gebracht, dass Tourismusverbände sich an den Kosten der Bergretter beteiligen könnten. Auf den Vorstoß gibt es bereits erste positive Rückmeldungen, in trockenen Tüchern ist noch nichts. Anders als die Feuerwehren, die direkt über die Kommunen finanziert werden, läuft das bei der Bergwacht über das Land, die Krankenkassen und vor allem Förderer. Abgerechnet wird pro Einsatz, wie viel Geld pro Jahr fließt, lässt sich im Vorfeld so nicht planen. Meist ist es zu wenig. Ohne gesetzliche Regelung wird hier wohl wenig passieren, befürchtet die Bergwacht.
Bei allem ehrenamtlichen Engagement, Geld ist ein Thema. Und das eben nicht nur auf Verbandsebene, sondern auch bei den Rettern vor Ort. „Nicht dass uns jemand falsch versteht: Wir sind alle mit Einsatz und Spaß dabei“, sagt Carolin Schütz. „Aber manchmal gibt es Situationen, in denen ich mich einfach auf meine Aufgabe konzentrieren will und nicht ans Geld denken.“ Etwa wenn sie notfallmedizinische Fortbildungen für den Nachwuchs gibt und im Hinterkopf die Kosten für Verbände und Pflaster überschlägt.
Der Nieselregen läuft von der Hightech-Regenjacke der Studentin ab. 220 Euro hat sie dafür bezahlt, aus ihrer eigenen Tasche. Die Bergwacht bezuschusst die Ausrüstung ihrer Mitglieder. Aber wenn Carolin Schütz nachrechnet, hat sie etwa 1000 Euro für ihr Equipment hingelegt. „Wenn ich dann überlege, wie viel Zeit ich hier ehrenamtlich verbringe, kann ich jeden Kollegen verstehen, dem es nicht passt, wenn er in seiner Freizeit auf Hocks noch Würstchen verkaufen soll, damit die Ortsgruppe genügend Geld in der Kasse hat.“
18.9.2013, Sebastian Wolfrum