Uniklinik will pünktliche Züge

Das A&O beim ÖPNV sind Pünktlichkeit und Platzangebot – doch davon ist bei der Breisgau-S-Bahn auch ein Jahr nach Einführung der neuen Wagen nichts zu spüren. Alles andere wie Türen-Piep-Piep, Polstersitze und endlose Lautsprecherdurchsagen ist sekundär. Auch ein Jahr nach der Einführung der neuen Bahnen sind Zugverspätungen und überfüllte Wagen alltägliche Normalität, immer häufiger läßt man eine verspätete Bahn ganz einfach ausfallen. Der Uniklinik als größtem Arbeitgeber in Freiburg ist nun der Kragen geplatzt und sie fordert die zusätzliche Bereitstellung von Bussen. Eine traurige Retourkutsche: Vom Gleis zurück zu den überfüllten Strassen, da die Bahn unfähig ist, einen geordneten Zugverkehr anzubieten.
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Der Wohlstand der 83 Mio Bundesbürger wird von nur noch 15 Mio Nettosteuerzahlern „verdient“, die zum großen Teil per ÖPNV zwischen Wohnsitz und Arbeitsplatz pendeln. Diese Nettosteuerzahler, die allein unseren Sozialstaat aufrecht erhalten, fordern zu Recht einen zuverlässigen ÖPNV, doch die Breisgau-S-Bahn ist nicht im Stande oder willens, diesen Verkehr von und nach Freiburg zu gewährleisten. Erschwerend kommt hinzu, daß so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freiburger Uniklinik betroffen sind – Menschen, die in Corona-Zeiten seit März 2020 ganz besonders gefordert sind.
Die Bahn weigert sich, statistische Daten zu Unpünktlichkeit, Zugausfall bzw. den zugehörigen Lautsprecherdurchsagen zu veröffentlichen. Dies läßt vermuten, daß das wahre Ausmaß an Verspätungen und Zugausfällen durch Mängel von Technik und Personal noch weitaus größer ist und verschleiert werden soll.
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Woran liegt’s?
Am Geld – auch auf Pump – wohl nicht, denn der Geld- und Kreditschöpfung durch die Bundesbank und neuerdings auch durch die EZB sind keine Grenzen gesetzt.
Am technischen Equipment schon eher.
Am Unvermögen des Personals zu Organisation, Bedienung und Wartung von Zug und Gleis allemal.
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Ein armseliger Zustand: Der Nettosteuerzahler, als Arbeitnehmer sowieso Bürger 2. Klasse, sitzt oder steht in einem hochmodernen Wagen und erfährt vielfältiges Nudging (Piep-Piep, Blink-Blink, Click-Click, endlose Durchsagen der Lautsprecher) – aber der Zug fährt ihn verspätet zur Arbeit oder einfach gar nicht.
Zwei Anmerkungen:
1) Gender: Es sind Nettosteuerzahler wie auch Nettozahlerinnen betroffen – und ebenso Schülerinnen und Schüler.
2) Bahn-Misere allüberall: Die Unfähigkeit der Bahnbetreiber, im Raum Freiburg einen geordneten Zugverkehr zu garantieren, zeigt sich nicht nur auf den Linien Kaiserstuhl-Freiburg und Hochschwarzwald-Freiburg, sondern auch auf Bad Krozingen-Freiburg, Emmendingen-Freiburg wie Elztal-Freiburg.
15.10.2020
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Freiburger Uniklinik fordert pünktliche Züge auf der Breisgau-S-Bahn
Erneut ist am Dienstagmorgen die Breisgau-S-Bahn von Breisach nach Freiburg überfüllt gewesen. Pendelnde Krankenhausmitarbeiter der Uniklinik in Freiburg sind zunehmend sauer.
Wieder ist es am Dienstagmorgen im Pendlerverkehr auf der Breisgau-S-Bahn zu einem Problem gekommen. In Breisach startete um 7.19 Uhr ein Zug mit nur einem statt zwei Wagen. Dieser füllte sich bis zum Freiburger Hauptbahnhof so sehr, dass Leute an Gleisen stehen gelassen wurden und sich Fahrgäste in die Zwischengänge drängten. In dem Zug saßen auch wieder Pendler, die in einem besonders sensiblen Bereich arbeiten – nämlich an der Uniklinik Freiburg, dem größten Arbeitgeber der Region. Einige dieser Pendler sind mittlerweile richtig sauer.
„Ich finde es einfach nicht mehr hinnehmbar, dass auf der einen Seite Schüler dick eingepackt ins durchlüftete, kalte Klassenzimmer sitzen sollen und man bei der Arbeit alles tut, um das Abstandsgebot einzuhalten – nur um sich danach wieder in die völlig überfüllte Bahn zu zwängen“, sagt Alena Brand, die als Sekretärin in der Uniklinik Freiburg arbeitet. Am Dienstagmorgen stieg sie in Breisach in den Zug ein, der aber nur einen statt der üblichen zwei Wagen umfasste. Brand findet angesichts steigender Corona-Infektionen in der Region, dass eine umfassende Kontaktverfolgung gerade nach Reisen in überfüllten Zügen fast nicht möglich sei. Sie kritisiert, dass zur Hauptverkehrszeit Züge ausfallen oder eine unzureichende Kapazität aufweisen.
Fahrgäste stehen Schulter an Schulter
Im selben Zug saß am Dienstagmorgen auch Arzthelferin Katja Müller, die in der Chirurgie an der Uniklinik arbeitet. „Wir standen heute Morgen wieder Schulter an Schulter und Gesicht an Gesicht in dem Zug. Das ist richtig übel“, sagt die Bahlingerin. Sie selbst sei Asthmapatientin und mache sich angesichts der Corona-Pandemie Sorgen um ihre eigene Gesundheit. Vor der Modernisierung der Strecke habe sie die Zugausfälle im Jahr an einer Hand abzählen können, doch mittlerweile komme dies mehrmals die Woche vor. Sabine Haussmann aus Eichstetten arbeitet als Krankenschwester an der Uniklinik und hat mit Corona-Patienten zu tun: „Ich finde es schlimm, dass in diesen Zeiten nicht mehr Waggons zu Verfügung gestellt werden. Dadurch steigt für Pendler die Gefahr einer Corona-Infektion“, sagt sie gegenüber der Badischen Zeitung.
„Als größer Arbeitgeber in der Region appellieren wir an die Verantwortlichen der Breisgau-S-Bahn, für pünktliche Züge zu sorgen, damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rechtzeitig zur Arbeit erscheinen können. Es wäre wünschenswert, wenn genügend Waggons eingesetzt würden, damit die Reisenden einen Abstand halten können“, sagt der Pressesprecher der Uniklinik, Benjamin Waschow, auf BZ-Anfrage.
Bereits Anfang dieses Jahres hatte der Vorstand der Uniklinik die Probleme auf der Bahnstrecke zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl in einem Offenen Brief vehement kritisiert: „Aufgrund des anhaltenden Problems auf den Bahnstrecken aus dem Schwarzwald und vom Kaiserstuhl kommt es vermehrt zu Engpässen in einzelnen Bereichen und Stationen des Universitätsklinikums Freiburg, weil Beschäftigte es nicht rechtzeitig zum Schichtbeginn nach Freiburg schaffen. Diese Situation ist für uns nicht hinnehmbar“, hieß es in dem Brief von damals.
Zwar haben sich die Zugausfälle im Vergleich zum Januar auf der Strecke der Breisgau-S-Bahn reduziert, doch wie die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen, fallen weiterhin Züge in Teilen oder komplett aus. Das bestätigt auch der Sprecher der Uniklinik. Zu Beginn des Jahres war die Region Freiburg zudem noch nicht mit der Corona-Pandemie konfrontiert. Werden denn die Pendler, die in diesen überfüllten Zügen sitzen, in einer speziellen Weise hinsichtlich einer Corona-Infektion überprüft, bevor sie ihre Arbeit im Klinikum antreten? „Nein“, sagt Waschow.
Die Bahn bestätigt, dass am Dienstagmorgen nur einer der geplanten zwei Zugteile im Einsatz war und entschuldigte sich erneut. „Das ist sehr misslich für die Fahrgäste und auch für uns schmerzhaft“, so eine Sprecherin. Dieses Mal war es keine technische Störung im Betriebsablauf – es waren offenbar schlichtweg nicht mehr funktionierende Züge vorhanden. „Mehrere Fahrzeuge haben derzeit Mängel und stehen uns nicht zur Verfügung“, sagt die Sprecherin. Man versuche, den Fahrplan mit den vorhandenen Zügen aufrechtzuerhalten, was allerdings dazu führe, dass manche Züge nicht mit der geplanten Kapazität unterwegs sein können. „Wir haben alles im Einsatz, aber das reicht derzeit nicht aus“, so die Sprecherin. Als Reaktion auf die Probleme am Dienstag will die Bahn jetzt zusätzliche Busverbindungen anbieten.
Busse statt Züge: Ab Mittwoch setzt die Bahn um 7.10 Uhr einen Direktbus von Eichstetten nach Freiburg (über Bissier-Straße und Robert-Kochstraße) ein. Der Bus um 7.15 Uhr ab Bötzingen nach Gottenheim (dort Umstieg in die S-Bahn) wird ab Mittwoch bis zum Freiburger Hauptbahnhof verlängert.
… Alles vom 13.10.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburger-uniklinik-fordert-puenktliche-zuege-auf-der-breisgau-s-bahn–196891536.html
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Kommentare:
Auf der Breisgau-S-Bahn scheint alles auf Kante genäht worden zu sein:
Ob Personal, Züge oder Strecke. Mir ist nicht klar, wie die Bahn es im November schaffen will, das ursprüngliche Konzept wieder einzuführen und gleichzeitig die Zuverlässigkeit gewährleisten zu können. Wahrscheinlich wird das einfach abgeblasen. Schade, weil die Voraussetzungen ja eigentlich gut sind, viele Menschen, die S-Bahn fahren wollen und z.B. Platz in Breisach, um einen Reservezug abstellen zu können. Wenn dann noch die SC-Fans ab Hauptbahnhof zum Stadion fahren wollen, wird das ganze System zusammenklappen.
13.10.2020, V.H.BZO
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Was fällt öfter aus, Energieversorgung oder Nahverkehrsversorgung?
Nur so ein Gedanke: Was macht die Uniklinik z.B. falls die öffentliche Energieversorgung ausfällt? Richtig, diese versorgt sich selbst. Und was macht die Uniklinik wenn die öffentliche Nahverkehrsversorgung ausfällt? Sie beschwehrt sich beim Versorger.
Was fällt nun öfter aus? Die öffentliche Energieversorgung oder der öffentliche Nahverkehr? Und was wäre bzgl. Pandemie und der eigenen Mitarbeiter evtll. von Vorteil? Denk mal…..!
13.10.2020, J.M.
Ende der Kommentare

Zugausfälle in der Region: So geht es nicht weiter
Auf der Strecke Breisach-Freiburg (und Freiburg-Titisee) fallen regelmäßig Züge aus, was zu teils chaotischen Szenen in den Waggons führt. Es wird Zeit, dass endlich ein schlüssiges Konzept erarbeitet wird.
Am Dienstag dieser Woche hat das Land Baden-Württemberg aufgrund steigender Infektionszahlen die Kontrollen der Corona-Regeln verschärft. Die zweite Stufe eines dreiteiligen Warnsystems wurde ausgerufen. Damit will die Landesregierung den Menschen deutlich machen, dass die Situation ernst ist. Ein starker Anstieg der Zahl der mit dem heimtückischen Virus Infizierten soll auf jeden Fall verhindert werden.
Am Dienstagmorgen, auch in dieser Woche, standen über 100 Schülerinnen und Schüler gegen 7.30 Uhr am Oberrotweiler Bahnhof. Sie warteten auf den Zug der SWEG, der normalerweise mit drei Waggons nach Breisach fährt. Aufgrund einer kurzfristigen technischen Störung kam aber nur ein Waggon in Oberrotweil an und dieser war bereits so gut wie voll.
Es folgte, was in Corona-Zeiten eigentlich unbedingt vermieden werden sollte: Gedränge beim Einstieg und nicht einmal zehn bis 20 Zentimeter Abstand zwischen den Fahrgästen auf dem Weg nach Breisach.
Völlig zu Recht ärgerten sich Schüler und Eltern und beschwerten sich bei der SWEG. Doch nicht nur bei dem in Lahr ansässigen Unternehmen kommt es immer wieder einmal zu Störungen. Wer auf der Strecke Breisach-Freiburg täglich mit dem Zug unterwegs ist, weiß davon ein Lied zu singen. Dort fallen in der Regel noch mehr Züge aus, was zu teils chaotischen Szenen in den Waggons führt.
Natürlich kann man jetzt dem Land vorwerfen, dass es in den vergangenen Jahren zu wenig Züge bestellt hat, und den Zugherstellern, dass sie die Lieferfristen nicht eingehalten haben. Viel wichtiger wäre jedoch ein sofortiger Maßnahmenkatalog, der schnell konkrete Hilfe verspricht. Darin könnte zum Beispiel stehen, dass Deutsche Bahn und SWEG verpflichtet werden, bei Ausfällen von ganzen Zügen oder Waggons sofort die Fahrgäste zu informieren. Sinnvoll wäre außerdem, Ersatzbusse bereit zu halten, um schnell reagieren zu können. Nachdenken sollten die Verantwortlichen in Corona-Zeiten auch über eine Höchstzahl von Fahrgästen in einem Waggon. Es wird Zeit, dass endlich ein schlüssiges Konzept für Zugausfälle in der Region erarbeitet wird, bei dem die Gesundheit der Fahrgäste an erster Stelle steht. Denn so kann es nicht weitergehen.
11.10.2020, zink@badische-zeitung.de

Kommentare:
Auf der Rheintalbahn wurden auch wichtige Züge im Berufsverkehr morgens gestrichen,
der Zug um 6.35 (Ebringen – Freiburg). Der Bus ist überhaupt keine Alternative (25 Minuten) und in Coronazeiten eine absolute Zumutung dazu. Auch sind immer wieder Personen ohne Maske im Bus bzw. tragen die Maske nicht richtig (Nase frei oder Maske hängt über dem Kinn). Es wird überhaupt nichts gesagt vom Busfahrer oder kontrolliert. Eine Zumutung für alle anderen Personen im Bus, die arbeiten müssen. Die Gesundheit von uns Menschen interessiert doch niemand von der Bahn.
11.10.2020, S.B.
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13 Züge der Breisgau-S-Bahn sind seit Montag ganz oder zum Teil ausgefallen
Konkret waren es am Montag acht Teilausfälle und am Mittwoch fünf komplette Ausfälle, wie eine Bahnsprecherin mitteilt. Am Dienstag seien die Züge pünktlich unterwegs gewesen. Täglich gebe es auf den Strecken der Breisgau- S-Bahn 312 Zugfahrten. Betroffen waren diese Woche insbesondere Verbindungen am Kaiserstuhl. Da sich dort die Ausfälle in den Morgenstunden ereigneten, waren besonders viele Pendler und Schüler betroffen. Der Amtschef im Landesministerium für Verkehr Uwe Lahl wiederholte angesichts der Zugausfälle seine Forderungen: „Der Hersteller Alstom muss die Probleme mit den Kuppelvorgängen nun lösen. Zudem müssen die Triebfahrzeugführer geschult werden, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Das Ministerium hat die Situation im Blick. Die Deutsche Bahn ist nun in der Pflicht.“ … Alles vom 1.10.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/13-zuege-der-breisgau-s-bahn-sind-seit-montag-ganz-oder-zum-teil-ausgefallen–195730791.html
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Kommentar:
… Bahn setzt auf eine derartig wuchernde Vielfalt des Rollmaterials
Dem Laien erschließt sich einfach nicht, weshalb die Schienenverkehrsunternehmen und die Hersteller auf eine derartig wuchernde Vielfalt des Rollmaterials setzen. Es ist inzwischen der Standard, dass jede Angebotsverbesserung, jeder Ausbau und jede Taktverdichtung mit der Neubestellung von Fahrzeugen einhergeht. Diese Fahrzeuge sind meinem Eindruck nach immer fast komplette Neuentwicklungen, deren Kinderkrankheiten dann im laufenden Betrieb geheilt werden. Das für Außenstehende Frustrierende an diesem System ist, dass die Beseitigung dieser Kinderkrankheiten keinen Einfluss auf zukünftige Angebotsverbesserungen hat, denn auch bei diesen wird dann wieder auf eine Neubeschaffung gänzlich neuartiger Fahrzeuge gesetzt, und das Spiel beginnt von vorn.
Geht man einige Jahrzehnte zurück, zeigt sich eine andere Herangehensweise: Ziel war in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren die Entwicklung von Rollmaterial das langfristig produziert, verbessert und genutzt werden konnte. Die n-Wägen („Silberlinge“), von denen fast 25 Jahre lang über 5000 Stück gebaut wurden sind auch heute noch auf den Strecken der DB anzutreffen. Diese robusten Wägen wurden über die Jahre immer weiter verbessert. Ähnlich sieht es dann in den 70ern, 80ern und 90ern aus, als viele S-Bahn-Systeme in Deutschland (z.B. Stuttgart und München) ausschließlich die Baureihe 420 nutzten, die fast 30 Jahre lang gebaut und verbessert wurde und genauso wie die Siberlinge einfach grundrobust und Kinderkrankheiten lange entwachsen war. Selbst beim Blick auf die VAG zeigt sich ein ähnliches Bild: hier wurden über Jahrzehnte einfach GT-8 Serien nachbestellt, immer mit kleineren Änderungen, aber auf bewährter Technik aufbauend. Die Anschaffung einer völligen Neuentwicklung Ende der 90er führte dann zum bekannten Combino-Desaster.
Man bekommt den Eindruck, dass die Industrie gutes Geld damit verdient, bei jedem neuen Kundenwunsch einfach eine komplett neue Baureihe zu entwickeln. Die volkswirtschaftlichen Kosten dieser redundanten Neuentwicklungen und den daraus resultierenden jahrelangen und nicht enden wollenden Kinderkrankheiten dürften erheblich sein. Auch das Personal muss vermutlich für jeden Fahrzeugtyp neu geschult werden, für die Wartung müssen spezielle Werkzeuge, Werkstätten und Abläufe eingerichtet werden.
Spezialwünsche wie abweichende Türendichten, Platz für Fahrräder oder eine komplett andere Innenraumgestaltung sollten doch möglich sein, ohne das komplette Fahrzeug samt Antriebstechnik und Software neu entwickeln zu müssen. Selbst die Sprintstärke eines Fahrzeuges muss doch in einem gewissen Maß aus Laiensicht durch ein Auswechseln des Antriebs anzupassen sein. Es wäre für die Fahrgäste, die Verkehrspolitik und vor allem auch die Betreiber enorm wünschenswert wenn man beim Bau oder der Elektrifizierung einer neuen Strecke einfach auf zuverlässiges Rollmaterial zurückgreifen kann, dass sich im Einsatz bewährt hat und um Zweifelsfall auch ausgetauscht oder je nach Anforderung anderswo eingesetzt werden kann.
Auch die Probleme mit der automatischen Kupplung frustrieren ungemein. Wenn man z.B. einmal auf der Insel Rügen unterwegs war, wo mit dem Rasenden Roland Dampfzüge sehr zuverlässig im Taktverkehr auf eingleisen Strecken eingesetzt werden, wünscht man sich die alten Eisenbahnerzeiten sehnlichst zurück. Das An- und Abkuppeln von Wägen und Loks findet hier in kürzester Zeit (1-2 Minuten) und vor allem zuverlässig manuell statt. Die Kupplungen sind mit zwei Schraubverbindungen derart simpel aufgebaut, dass ein Fehlschlagen des Vorgangs einfach nicht möglich erscheint. Klemmt mal etwas, hilft ein Schlag mit einem auf der Lok bereitliegenden Hammer. Das Problem des schnellen und zuverlässigen Zusammenkuppelns von Schienenfahrzeugen scheint also bereits vor 150 Jahren gelöst worden zu sein. Weshalb es Anfang des 21. Jahrhunderts eine derart komplizierte Aufgabe geworden ist an dem multinationale Hersteller und Eisenbahnunternehmen kläglich und wiederholt scheitern, erschließt sich dem Laien nicht unmittelbar.
1.10.2020, Thomas Sperber

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