Umstritten – Monika Maron?

Die Bürgerrechtlerin Monika Maron (79) wurde in der DDR nicht verlegt und nun wird sie bei S. Fischer nicht mehr verlegt. Grund: Die Schriftstellerin wurde von den Mainstream-Medien wegen Kontaktschuld zum falschen Verlag für „umstritten“ erklärt, dem aktuellen Zauberwort zur Dialogverhinderung und Ausgrenzung. .

Die Bundesrepublik Deutschland von heute ist zwar noch lange keine DDR 2.0, aber hinsichtlich „umstrittener“ Intellektueller auf dem Weg dahin. Denn wer wohl erklärt wen und warum zur „umstrittenen Person“?
Übrigens: Beim S.Fischer-Verlag wird/wurde die Mao-Bibel herausgegeben. Wer so tolerant ist, sollte auch mit der deutschdeutschen Bürgerrechtlerin und Autorin Monika Maron auskommen können. Oder gibt es links oder rechts der Mitte zweierlei Toleranzen?
2.12.2020
.

Noch feindseliger geht nicht – Der Fall Monika Maron und das alternativlose deutsche Meinungsklima
Deutschland scheint sich eingerichtet zu haben zwischen links oder rechts, Gut oder Böse. «Umstritten» heisst das Zauberwort, mit dem ein konstruktiver Dialog erstaunlich erfolgreich verhindert werden kann. Weshalb der Fischer-Verlag mit dem Rausschmiss einer grossen Autorin einen Fehler gemacht hat. …
Tatsächlich hat sich, was deutsche Diskussionskultur einmal ausmachte, zusehends in einem von moralischer Belehrung, Hypersensibilität und ideologischem Machtkampf geschwängerten Meinungsklima auseinanderdividiert. Ein Land scheint sich alternativlos eingerichtet zu haben zwischen links oder rechts, Gut oder Böse.
….
Der Fischer-Verlag und die höhere Moral
Mit dem kürzlich erfolgten Rausschmiss der Schriftstellerin Monika Maron aus dem Fischer-Verlag nach vierzig Jahren Zusammenarbeit ist eine neue Dimension erreicht. Dieselben Medien, die sich noch vor nicht allzu langer Zeit darüber empörten, dass Angela Merkel in ihrem Büro wegen der politischen Haltung Emil Noldes in der NS-Zeit auf ein Bild des Expressionisten verzichtet, zeigen viel Verständnis für den Verlag, der sich wegen offensichtlicher politischer Meinungsverschiedenheiten nach gemeinsamen Jahrzehnten menschlich anmassend und intellektuell armselig von seiner Autorin trennt.
Womit Fischer sich selber von jener Tradition des Hauses weit entfernt, die man als (fadenscheinige) Begründung für diese Trennung erst anführt: nämlich die Werte eines im Nationalsozialismus drangsalierten Verlages, dessen jüdische Eigentümerfamilie ins Exil gedrängt wurde. Genauso gut könnte man nun die höhere Moral im Hinweis auf die Biografie Marons anführen: Wäre nicht schon der Umstand allein, dass Maron 1981 ihr Romandebüt bei Fischer im Westen herausbrachte, weil die DDR-Zensur mit der Gesellschaftskritik in «Flugasche» ihre Probleme hatte, ein Grund für das Festhalten an der deutschen Schriftstellerin gewesen?
Der Verlag aber konnte (oder wollte) sich erklärtermassen nicht arrangieren damit, dass Maron ein paar zerstreut publizierte Essays einer befreundeten Dresdner Buchhändlerin zur Verfügung gestellt hatte, wobei diese die Texte in einer Buchreihe unter dem Namen «Exil» herausgab und ausserdem mit Götz Kubitscheks sehr rechtslastigem Verlag Antaios zusammenarbeitet.
… Alles vom 2.12.2020 von Claudia Schwartz bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/feuilleton/monika-maron-und-das-meinungsklima-feindseliger-geht-nicht-ld.1589543
.
Kmmentare:
Zensur gegen die „Umstrittenen“
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mit dem Werk von Frau Maron nicht in Geringsten vertraut bin, die Ereignisse, und der Wirbel um ihren Ausschluss aber durchaus in den Rahmen der Zeit passt.
Und schon fange ich wieder an mich zu wiederholen, denn auch dieser Vorgang ist ein Kind des Zeitgeistes, nur eine von vielen Facetten, wie sie sich am heutigen Tage in der Wirklichkeit wiederfindet. Mit dem schwindenden Mut der Verantwortlichen sich gegen die Mainstream-Meinung zu stellen, die gar kein gewachsenes Fundament ausgebildet hat, sondern ein reines Konstrukt nicht zu Ende gedachter Ideen ist, wird es immer mehr Opfer geben, die dieser „Zensur“ anheimfallen.
Bücher verschwinden aus den Regalen, oder werden ideologisch entschärft, Straßen unbenannt, Denkmäler abmontiert, Kult- Comedy-Shows vergangener Zeiten aus den Fernseharchiven verbannt, weil man Sexismus, Rassismus und vor allem toxische Männlichkeit, auch in geringen Dosen, für unerträglich hält, und der neuen vermeintlichen Wirklichkeit frönen muss, in der Diversität und Inklusion in den Besetzungslisten, für Film und Theater eine größere Rolle spielen als die Inhalte. Und erneut zum Abschluss der Hinweis, dass nur eine Minderheit die Fäden in der Hand hält, um uns alle auf diesen Weg der geistigen Einengung zu führen, wir aber anscheinend zu schwach sind (mich eingeschlossen), um uns dagegen zu stemmen.
2.12.2020, T.A.

Artur Lanz – seine Meinung nicht mehr offen sagen können
Ich bedanke mich für diesen Artikel. Leider drängt sich einem, der in der DDR-Diktatur sozialisiert wurde, in den letzten Jahren der Vergleich angesichts der Tatsache, dass Meinungen in Deutschland nicht mehr offen gesagt werden können, ohne in Gefahr zu geraten, in die Nazi-Ecke gerückt oder sofort gecancelt zu werden, immer stärker auf. Kein Buch der deutschen Gegenwartsliteratur berührte mich in letzter Zeit so stark wie „Artur Lanz“.
Und Frau Maron hat Recht, sie provoziert nicht, sondern man wird provoziert. Der Fischer-Verlag schickte Frau Maron mit seinem Rausschmiss in gewisser Weise ins Exil und provoziert damit das Nachdenken über den Titel dieser Reihe… Die Notwendigkeit, geistig ins Exil zu gehen, mithilfe historischer Stoffe und Metaphern die Meinung auszudrücken, war für humanistisch-aufgeklärte Schriftsteller in der DDR der einzige Weg.
Ja, was in Deutschland nicht nur mit prominenten Dichtern und Denkern passiert, ist erschreckend anmaßend und niederträchtig. Wer die Diktatur kennt, bekommt angesichts dieser Entwicklungen, angesichts der Ausgrenzung (die natürlich auch die AfD betrifft – grundsätzlich jeder Antrag dieser demokratisch gewählten Partei wird abgelehnt und damit verhindert, dass es bürgerliche Annäherung anstatt Polarisierung geben könnte), Angst.
Zum Glück ist nicht alles gleichgeschaltet. Zum Glück gibt es noch Verlage, die den Mut zur Meinungsfreiheit zeigen und damit für die Demokratie stehen.
„Der Gefühlsstau“ liest sich heute aktuell.
2.12.2020, P.K.
Ende Kommentare

 

Dieser Beitrag wurde unter Bildung, Engagement, Kultur, Literatur, Medien abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar