Diakonie und Nachbarschaftswerk Freiburg starten mit „Stadt-Land-Job“ Arbeitsplatz–Integrationsprojekt: Auch wenn die Arbeitslosenstatistiken in Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald noch so erfreulich niedrig sind, ist die Zahl von über 44 % langzeitarbeitsloser Frauen und Männer mit mehr als zwei Jahren Arbeitslosigkeit allein im Kreisgebiet erschreckend hoch. Gründe für Vermittlungshemmnisse wie veraltete Qualifikation, körperliche oder psychische Einschränkungen, Alter oder psychosoziale Probleme mag es genügend geben. Doch könne es nicht sein, dass immer wieder die gleichen Menschen dem „Drehtüreffekt“ zum Opfer fallen, sagten sich das Diakonische Werk Breisgau-Hochschwarzwald und das Nachbarschaftswerk Freiburg und bewarben sich für ein vom Land Baden-Württemberg und dem Europäischen Sozialfonds finanziertes Projekt zur nachhaltigen Integration Langzeitarbeitsloser ins Erwerbsleben. Beide Verbände bringen dazu langjährige Erfahrungen aus der Beschäftigungsförderung mit – das Nachbarschaftswerk Freiburg in der Quartiersarbeit in Haslach und Weingarten und die Diakonie in verschiedenen Projekten im Landkreis. Mit „Stadt-Land-Job“ gehen beide Partner nun „individuelle Wege in nachhaltige Beschäftigung“ und wissen auch die Jobcenter mit im Boot.
Christine Spanninger, Projektleiterin bei der Diakonie und enge Partnerin von Rita Werum-Wessolek, die beim Nachbarschaftswerk die Fäden in der Hand hat, beschreibt Zielgruppe und Angebot von „Stadt-Land-Job“ so: „Wir sprechen Erwachsene, die schon längere Zeit arbeitslos sind, etliche Maßnahmen besucht haben und sich ab und zu mit geringfügigen Jobs sowie ALG II über Wasser halten, an. Denen wollen wir individuelle Unterstützung geben, damit sie beruflich wieder Fuß fassen.“ Und Mathias Staenke, Geschäftsführer beim Nachbarschaftswerk Freiburg, ergänzt: „Wir bieten eine passgenaue Begleitung in eine Erwerbstätigkeit, und auf Wunsch sogar über den Arbeitsbeginn hinaus.“ Begonnen hat die Maßnahme jetzt mit elf Teilnehmern im Landkreis und zwölf Frauen und Männern in der Stadt Freiburg. Für die gesamte Projektlaufzeit bis Ende 2014 erwarten die Träger 108 teilnehmende Personen.
Sie engagieren sich im Projekt „Stadt-Land-Job“ von Diakonie und Nachbarschaftswerk für Langzeitarbeitslose: Christine Spanninger, Mathias Staenke, Richard Krogull-Raub, Kathrin von Weber und Sabine Pitsch (v.l.). Foto: Gerhard Lück
Erfolg für das Projekt erhoffen sich die Mitarbeitenden Richard Krogull-Raub beim Nachbarschaftswerk sowie Kathrin von Weber bei der Diakonie in Müllheim und Sabine Pitsch im Kirchzartener Diakoniebüro von insgesamt fünf Bausteinen. Davon ist das einmal wöchentlich stattfindende „Einzelcoaching“ verpflichtend. Hier erfahren die Arbeitsuchenden ganz gezielte individuelle Beratung. Sie lernen ihre Stärken und Schwächen kennen, entwickeln neue berufliche Ziele, erkennen Stolpersteine und bewältigen Hindernisse. Sie erleben vor allem in den ersten Monaten nach der Aufnahme einer Beschäftigung hilfreiche Begleitung am Arbeitsplatz. Ein weiteres Modul besteht aus dem „BewerbunsCenter“ und den „Betriebsbesuchen“. Beim Bewerbungsprozess lernen die Betroffenen, passgenaue Bewerbungen zu schreiben oder sich gut zu präsentieren. „Die Betriebsbesuche vermitteln Informationen aus erster Hand und geben Einblicke in verschiedene Branchen“, erklärt Spanninger. In „Betrieblichen Praktika oder internen Praxistrainings“ kann beruflicher Alltag erfahren werden. Beim „Gruppencoaching“ spielen Themen wie Umgang mit Konflikten oder gelingende Kommunikation eine große Rolle. Und der fünfte Baustein, „Qualifizierung“, bietet seitens des Nachbarschaftswerkes konkrete Weiterbildung zum „Alltagsbegleiter von Senioren oder Behinderten“ oder bei „Rund ums Haus“ praktische Fähigkeiten für Dienstleistungen oder in der „Nähstube“ Grundkenntnisse im Schneidern. Die Diakonie will „Basisqualifizierung für das Hotel- und Gaststättengewerbe“ vermitteln. Die Verweildauer im Projekt ist mit sechs bis acht Monaten geplant. Auf Wunsch kann sie gerade auch bei der wichtigen Begleitung am neuen Arbeitsplatz verlängert werden. Wer Interesse an der Teilnahme an „Stadt-Land-Job“ hat, kann sich übers Jobcenter vermitteln lassen oder direkt mit Christine Spanninger von der Diakonie (Tel. 07631 1749764) oder Rita Werum-Wessolek vom Nachbarschaftswerk (Tel 0761 4538385) in Verbindung setzen.
13.3.2013,Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de