Im Sprachenkolleg für ausländische Studierende brüten junge Erwachsene aus 50 verschiedenen Ländern über den Feinheiten der deutschen Sprache.
Wohin gehen die drei munter schwatzenden jungen Koreanerinnen, die an der Endhaltestelle Lassbergstraße aussteigen? Ihr tägliches Ziel ist das Sprachenkolleg für ausländische Studierende in der Kappler Str. 57a in Littenweiler. Junge Menschen aus bis zu 50 Ländern treffen hier zusammen, um die deutsche Sprache zu erlernen und um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Insgesamt 150 Studentinnen und Studenten bereiten sich hier auf die Aufnahmeprüfung an den Studienkollegs oder auf die Sprachprüfung an deutschen Universitäten vor. Viele von ihnen haben bereits in ihren Heimatländern ein Studium absolviert, andere erfüllen durch ihre Abschlüsse die Voraussetzungen für ein Hochschulstudium. Das Sprachenkolleg wiederum arbeitet eng mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zusammen.
Angefangen hat alles in der Thomas-Morus-Burse
Angefangen hat alles vor genau 49 Jahren mit 50 bis 60 Studierenden in angemieteten Kellerräumen der benachbarten Thomas-Morus-Burse. Doch schon bald wuchs die Zahl der interessierten ausländischen Studenten und so wurde vor 15 Jahren ein neues Gebäude in direkter Nachbarschaft errichtet. Klar in der Konzeption, einladend und praktisch zeigt sich der Neubau. Nur ein Student aus Südamerika fragte einmal, wann denn der graue Waschbeton bunt „gestrichen“ werde, führt Dr. Raimund Sesterhenn, seit 1989 Direktor des Sprachenkollegs, aus. Träger des Kollegs ist die Erzdiözese Freiburg. Hier wird Wert auf eine klar strukturierte und zügige Vorbereitung der ausländischen Studierenden gelegt. Von qualifizierten und erfahren Lehrern werden die Studenten auf ihre anstehenden Prüfungen vorbereitet. Meistens durchlaufen sie dabei fünf Kurse (ein Kurs dauert dabei elf Wochen). Wöchentlich erhalten sie 20 Stunden Unterricht im Sprachenkolleg, dieselbe Zeit sollten die Studierenden auch zum Vertiefen des Lehrstoffes einsetzen. Viele müssen für das Schulgeld von 780.- € pro Trimester allerdings auch einem Nebenjob nachgehen, meint Fachleiter Stefan Ruch.
Hochqualifizierte Lehrkräfte mit kultureller Sensibilität
Bei den Lehrkräften erwartet man nicht nur hohe pädagogische Qualität, sondern auch ein hohes Maß an kultureller Sensibilität. Denn neben der Aufgabe der Sprachvermittlung, braucht jeder der Lehrkräfte ein Gespür, Geduld und Einfühlungsvermögen dafür, wie es den Studierenden mit ihrem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund ergeht. So diskutiert ein Studierender aus Südamerika viel spontaner als sein zurückhaltender Kollege aus Asien. Auch haben Studierende aus Korea, der Volksrepublik China und Japan einen völlig anderen Lernstil. Die Finanzierung des Kollegs ruht, wie Raimund Sesterhenn ausführt, auf drei Säulen: 60% machen die Studiengebühren aus, den Rest teilen sich das Kultusministerium und das Ordinariat Freiburg. Im letzten Jahr betrug die Unterstützung des Ordinariats 410.- € pro Student. Dank des Ordinariats sind auch alle Lehrkräfte am Kolleg festangestellte Lehrer, die wie Angestellte im öffentlichen Dienst honoriert werden. Die hohe Qualität der Einrichtung spiegle sich auch darin, dass zahlreiche Lehrkräfte 20 oder gar 30 Jahre am Kolleg bleiben. Erwartet wird allerdings auch ein besonderer Einsatz, der sich am Leitbild der „Gastlichkeit und Freundlichkeit“ orientiert und gemeinsame Ausflüge mit den Studierenden umfasst oder ab und an das gemeinsame Kochen und Essen in der Gruppe. Ein regelmäßiger Stammtisch trifft sich, in den Räumen des Kollegs werden Konzerte oder Filmabende angeboten.
Trotz eines eher konventionellen Unterrichtsstils, sollen sich die Studierenden „hier wohl fühlen und Freude beim Lernen haben“, meint Stefan Ruch, denn „wir sind kein Touristenkurs, hier wird auch Grammatik gelernt und im Vergleich zu anderen Instituten müssen viele Tests geschrieben werden“. Unter den Studierenden entstehen zum Teil lang anhaltende Freundschaften und es wurde sogar schon eine Ehe gestiftet. Raimund Sesterhenn und Stefan Ruch arbeiten gern am Sprachenkolleg mit den Studierenden. Sie vermitteln eine familiäre Arbeits-Atmosphäre und helfen den jungen Erwachsenen auch gerne in lebenspraktischen Fragen weiter, wenn zum Beispiel ein Schreiben an eine Behörde aufgesetzt werden muss. Auch freut sich das Sprachenkolleg über Hinweise zu kollegnahen Zimmervermietungen, die weiter gegeben werden können. Vielen Studierenden, freut sich Sesterhenn, bleibt, trotz der Tücken der deutschen Sprache, die Zeit im Kolleg in guter Erinnerung.
2.4.2012, Beate Kierey, Littenweiler Dorfblatt