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- Carsten Linnemann fordert: Obergrenze für Sozialstaat (9.6.2021)
- Der Wohlfahrtsstaat ist eine tragische Figur (8.6.2021)
- Linke, Liberale, Rechte werden gebraucht – eine neue Sorte fällt raus (5.4.2021)
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Carsten Linnemann fordert: Obergrenze für Sozialstaat
Carsten Linnemann versteht sich als Vertreter einer aussterbenden Spezies in diesem Land: Er ist Marktwirtschaftler. Im Morning Briefing Podcast analysiert er die Lage wie folgt:
„Ich glaube, dass dieses Land nach links gerutscht ist und die Staatsgläubigkeit gestiegen ist. Es ist eine unserer größten Herausforderungen, wie wir die soziale Marktwirtschaft verteidigen“
Der Sozialstaat, so Linnemann, ist kein fürsorgender mehr, sondern ein übergriffiger. Er beglückt Menschen – wie seine Mutter – die gar nicht beglückt werden möchten. Linnemann sagt:
„Wahlkampfgeschenke oder Rentenbonbons, mit denen wir aus taktischen Erwägungen Stimmen bekommen wollen. Damit muss Schluss sein. “
Er wünscht sich eine gesetzlich fixierte Obergrenze für alle Sozialausgaben:
„Wir müssen uns selbst Schranken schaffen. Die erfolgreichste Schranke, die die Union geschaffen hat, war die schwarze Null. Das war eine der besten Erfindungen. Das bräuchten wir auch im Sozialversicherungsbereich.“
… Alles vom 7.6.2021 von Gabor Steinhart bitte lesen auf
https://news.gaborsteingart.com/online.php?u=FFinV7417406
https://www.thepioneer.de/originals/steingarts-morning-briefing/podcasts
Der Wohlfahrtsstaat ist eine tragische Figur
Der Einfluss der griechischen Tragödie auf die kulturelle Entwicklung des Abendlandes ist kaum zu überschätzen. Manche meinen – und das scheint plausibel –, in ihr liege der Keim der Demokratie und damit das europäische Grundverständnis von der Beziehung zwischen Staat und Individuum. Ohne die Tragödie wäre möglicherweise alles ganz anders gekommen.
Das griechische Drama lebt vom Pathos. Das Pathos bezeichnet jenen Schmerz, den der unlösbare, tragische Konflikt der Figur beim Zuschauer auslöst, jenes Durchleben von Ach und Weh, von Schrecken und Rührung, das schliesslich zur Läuterung seiner eigenen Seele führen soll.
Die Unzufriedenheit muss immer regieren
Das Pathos ist ein zeitloses Stilmittel in allen Formen der Kommunikation, auch und vor allem jenseits des Theaters. Goethe prägte 1827 im Austausch mit Eckermann den spöttischen Begriff der Lazarettpoesie. «Die Poeten», meinte er, «schreiben alle, als wären sie krank und die ganze Welt ein Lazarett. Alle sprechen sie von dem Leiden und Jammer der Erde (. . .) und unzufrieden wie schon alle sind, hetzt einer den anderen in noch grössere Unzufriedenheit hinein.»
Das Pathos ist ein zeitloses Stilmittel in allen Formen der Kommunikation, auch und vor allem jenseits des Theaters. Goethe prägte 1827 im Austausch mit Eckermann den spöttischen Begriff der Lazarettpoesie. «Die Poeten», meinte er, «schreiben alle, als wären sie krank und die ganze Welt ein Lazarett. Alle sprechen sie von dem Leiden und Jammer der Erde (. . .) und unzufrieden wie schon alle sind, hetzt einer den anderen in noch grössere Unzufriedenheit hinein.»
Das Pathos ist ein zeitloses Stilmittel in allen Formen der Kommunikation, auch und vor allem jenseits des Theaters. Goethe prägte 1827 im Austausch mit Eckermann den spöttischen Begriff der Lazarettpoesie. «Die Poeten», meinte er, «schreiben alle, als wären sie krank und die ganze Welt ein Lazarett. Alle sprechen sie von dem Leiden und Jammer der Erde (. . .) und unzufrieden wie schon alle sind, hetzt einer den anderen in noch grössere Unzufriedenheit hinein.»
Es sind fast immer Leute in privilegierten Positionen, zumeist Akademiker, die das Leid der Schwachen und Diskriminierten aus eigener Erfahrung nicht kennen, es aber umso leidenschaftlicher beklagen und Massnahmen sowie weitere Privilegien einfordern, für die andere zahlen sollen.
Alle Wohltäter brauchen ihre «Schwächsten
Das Kultivieren der ewigwährenden Unzufriedenheit ist ein lukratives Geschäft für die Sozialindustrie. Auf diese Weise lässt sich laufend neuer «Handlungsbedarf» für den Staat und seine zugewandten Orte ableiten, sei es, um grassierenden Rassismus in Schulbüchern zu bekämpfen, um die Menschenrechte mit einem «nationalen Menschenrechtsinstitut» zu stärken, um die Frauen zu fördern, um die Frühförderung auszubauen oder ganz grundsätzlich um «soziale Gerechtigkeit» herzustellen, was auch immer man gerade darunter versteht.
Deshalb darf der Wohlfahrtsstaat nie vollkommen sein, nie das erreichen, wofür er angetreten ist zu kämpfen. Er muss immer mangelhaft bleiben. Nur so kann ihn die wachsende Schar von selbsternannten Anwälten der «Schwächsten» laufend ausbauen. Oder anders gesagt: Ohne die «Schwächsten» wären all die Wohltäter arbeitslos.
Und so gibt der Wohlfahrtsstaat selber eine tragische Figur ab. Wie sehr man sich auch anstrengt, wie sehr man die Staatsquote auch nach oben treibt – es ist nie genug und nie hinreichend, und wäre es anders, wäre es auch nicht recht. Und so kann man nur hoffen, dass die angeblich so gerechte fortwährende Umverteilung nicht dereinst selber zur wahrhaften Tragödie für alle wird
8.6.2021, Eric Gujer, https://www.nzz.de