Der Salzladen – ein besonderer Ort der Begegnung. Zwölf Jahre hat sich Ursel Brandl dort aktiv engagiert. Mit dem Umzug des Salzladens in Littenweiler in die Alemannenstraße 52 wird sich Ursel Brandl aus der Gestaltung des Kulturangebots Salzladen zurückziehen, aber die Öffentlichkeitsarbeit zusammen mit Anne Olsen fortführen. „Unser Wunsch war es, einen Raum für Kultur und Kommunikation im Freiburger Osten zu schaffen, einen Treff im Stadtteil, an dem man sich informieren, ins Gespräch kommen kann und auch ein religiöser Austausch ermöglicht wird“ führt Ursel Brandl aus. Als sich die ehemalige Grund- und Hauptschullehrerin, die an der Reinhold-Schneider-Schule die Unterrichtsfächer Sport, Hauswirtschaft, Textiles Gestalten und Technik unterrichtete, vor zwölf Jahren im Salzladen engagierte, standen vor allem fair gehandelte Waren im Mittelpunkt des Interesses.
Es handelte sich dabei um eine gemeinsame Initiative der evangelischen Auferstehungsgemeinde und der katholischen St. Barbara-Gemeinde. Pfarrer Rudolf Atsma füllte das Bibelwort „Ihr seid das Salz der Erde“ mit Inhalt und der Salzladen bekam durch die Räume in der Kappler Straße einen festen Platz im Stadtteil Littenweiler. Bis heute ist es Ursel Brandl wichtig, dass im Salzladen Produkte angeboten werden, die von Genossenschaften aus ärmeren Ländern im Süden vertrieben und mit deren Verkauf und Erlös Hilfs-Projekte vor Ort initiiert und begleitet werden. Mit der Einrichtung des ‚Salzladens‘ sollte auch das Bewusstsein wachsen, dass die Ausbeutung durch multinationale, globale Unternehmen, gerade im Nahrungsmittelbereich, immer weiter fortschreitet. Im Salzladen gibt es deshalb verstärkt Produkte aus Afrika, Südamerika und Asien zu kaufen.
Aus dem Schulalltag wusste Ursel Brandl aber auch um die „rasanten gesellschaftlichen Veränderungsprozesse“ und wollte durch ihr Mitwirken die Ökumene im Stadtteil stärken. So war sie von Anfang an dabei, als der Verein „Ökumenische Sozial- und Kulturinitiative Salzladen“ gegründet wurde.
Ursel Brandl 2012 im Salzladen – Bild: beate Kierey
Neben den fair gehandelten Waren war mit dem Salzladen auch ein Ort der Begegnung entstanden. Ursel Brandl ist auch heute noch begeistert von zahlreichen „wunderbaren Begegnungen“, die sie während dieser Zeit machen konnte. Denn sie füllte die Räume mit interessanten Themen, sei es mit Vorträgen, sei es mit Ausstellungen oder Angeboten für Kinder. Besondere Freude bereitete ihr die Begleitung von Künstlern, die hier erstmalig in einem „geschützten“ Raum ihre Werke ausstellen konnten. Einige Themen ihres Programms fallen ihr spontan ein, so die Ausstellungen „Bäume“ von Cornelia Reinhart oder „Winterbilder“ von Johannes Eiermann. Die „Regenwald-Serie“, die Lesungen aus der Schreibwerkstatt von Herrad Schenk oder informative Vorträge zum aktuellen Thema „Patientenverfügung“ oder der Reisebericht „Mit dem Trampeltier auf Trekkingtour“ von Rebekka Alze und Martin Rutkowski sind unvergessen. Besonders berührend empfand Ursel Brandl den Gesprächsabend mit der Hebamme Gisèle Steffen „Mutter war ich, Mutter bin ich“.
„Ja, ich wollte den Dingen einen Raum geben, Themen anbieten, die uns alle angehen, Netze spannen, Kontakte schaffen, Brücken bauen, statt Gräben schaffen, auch zwischen den einzelnen Stadtteilen Littenweiler, Kappel, Ebnet und dabei die Möglichkeit eröffnen, dass man den Anderen so sieht, wie er ist. Viel Zeit habe ich investiert in die Themenfindung, die Vorbereitung, Begleitung und Durchführung der Veranstaltungen“, meint Ursel Brandl rückblickend.
Wenn der Salzladen nun in die Alemannenstraße umzieht, dann wird er vor allem ein Verkaufsgeschäft sein. Für Veranstaltungen außerhalb der Pfarrgemeinden, „wie wir sie hier im Salzladen anbieten konnten, gibt es dann, raumbedingt, keinen Platz mehr.“ Seit fünf Jahren suchte Ursel Brandl eine ehrenamtlich tätige Nachfolgerin oder einen Nachfolger und meint, „ dass es nun an der Zeit sei, dass andere die Arbeit übernehmen.“ Am Umzug des „Salzladens“ wird sie noch aktiv mitwirken und dann mit Anne Olsen die Öffentlichkeitsarbeit begleiten und auf dieser Ebene ihr heute nicht mehr selbstverständliches Engagement fortführen.
19.12.2012, Beate Kierey, Littenweiler Dorfblatt