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Rätschenbuben auf der Friedhofsmauer St. Hilarius in Freiburg-Ebnet an Karfreitag um 12 Uhr am 29.3.2013

Mobile Rätsche in Ebnet – die größte weltweit?

Die Rätsche wurde 1997 von Ebneter Bürgern gebaut und kommt bei Veranstaltungen des Fasnachtsvereins sowie in der Osternacht zum Einsatz.  So auch in der Osternacht 16.4.2022 bei der Auferstehungsfeier St. Hilarius (Bild).
Zwei Räder machen die Rätsche als Karren mobil.
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Rätschen Karsamstag 20.4.2019 in Ebnet

 

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20.4.2019 – Blick zum Kybfelsen  Friedhofsmauer             Rätschen alle 13 zusammen
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20.4.2019 – Alle 13 um 12.15 Uhr
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20.4.2019: Osterfeuer       Blick zu den Schwarzwaldbergen            Osterkerze am Feuer entzündet

 

20.4.2019 um 12 Uhr: Rätschen auf der oberen Friedhofsmauer

 

 

 

 

Rätschen in Freiburg-Ebnet am Karfreitag 18.April 2014

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(1) 13 Buben auf der Friedhofsmauer am 18.4.2014 um 12 Uhr mittags
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(4)
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(7) Blick nach Süden 18.4.2014                                             (9) Blick nach Osten
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(10) Kommando „Rätschen Stop“ (11) Obere Friedhofsmauer     (12) St.Hilarius 18.4.2014
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(13) Blick zum Kybfelsen                                                           (15) Alle 13 wieder zusammen
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(16) 18.4.2014

In diesem Jahr 2014 sind 13 Rätschenbuben in Freiburg-Ebnet unterwegs. Zwischen Gründonnerstag 17.4. und Karsamstag 19.4.2014. Die obigen Bilder entstanden am Karfreitag ab 12 Uhr mittags.

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Rätschenbuben in Freiburg-Ebnet – Karwoche 2013

                   
(1) Ebneter Friedhof              (2) Rätschengruppe Süd         (3) Rätschengruppe Nordwest
                   
(4) Rätschengruppe Nordost                   (5) 29.3.2013 Nordost                              (6) Nordost
                                  
(7) Rätschengruppe Kirchenmauer      (8) St.Hilarius FR-Ebnet                           (9) Rätschen gemeinsam links
                     
(10) Rätschen gemeinsam rechts  (11) Rätschen rechts           (12) Pfarrhaus Ebnet

(13) Die 14 Rätschenbuben 2013

Auch in der Karwoche 2013 verstummen vor Ostern die Kirchenglocken von St.Hilarius in Ebnet. In diesem Jahr sind 14 Rätschenbuben unterwegs, um mit ihren alten hölzernen Rätschen das Glockengeläut zu „ersetzen“. Anstelle der Glocken ertönt sonores „Holz-auf-Holz“.
Der Ablauf ist überliefert, zum Beispiel am Karfreitag um 12 Uhr: Zunächst versammeln sich alle 14 auf der Friedhofsmauer (1), um im Wechsel gemeinsam und jeweils zu zweit zu rätschen. Dann teilt man sich in vier Gruppen an Friedhofsmauer Süd (2), Nordost (3), Nordwest (4-6) sowie Kirchenmauer Süd (7) auf, um nacheinander reihum jeweils zwei Minuten zu rätschen. Zum Abschluß raätschen alle 14 gemeinsam an der Kirchenmauer.
Anschließend gehen die Buben mit ihren Rätschen durchs Dorf. Beim Hinweg wird gerufen „Erschtmol in’d Kirch“ und beim Rückweg „Zweitmol in d’Mett“.

philipp-hug at web.de, niclasniemann at gmx.de, heizmannphilipp at web.de, maximilianmatthes at web.de
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Rätschen – Därren – Klappern in Ebnet:
Von einem alten Brauch in der Karwoche

von Karl Kurrus, Freiburg

I Herkunft und Sinn des Brauchs
Geräte, die man Rätschen, Därren und Klappern nennt, sind alle aus Holz gefertigt und dazu geeignet, lärmendes Geräusch zu machen. Die Namen Rätschen und Därren sind örtlich verschieden für dieselben Geräte. Ihre Funktion besteht darin, daß mittels einer Drehwalze mehrere Hämmer auf einen Holzkasten oder auf einen so angeordneten Holzgegenstand aufschlagen, daß es harte, rhythmisch schnell aufeinanderfolgende Laute gibt. Dagegen ist die Holzklapper ein kleineres Kaliber. Sie wird in einer Hand gehalten und läßt, durch Auf- und Abbewegen der Hand, den Klöppel auf das Holzbrettchen aufschlagen, wodurch ein KlippKlapp-Ton erzeugt wird.
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Was haben nun diese Lärmgeräte in der Karwoche zu tun? In frühester Zeit waren solche Lärmzeichen wohl für Verständigung bei Gefahr benutzt worden, wie es heute noch mit der Trommel bei den Naturvölkern der Fall ist. Sogar in unseren europäischen Gegenden wurden früher Rätschen verwendet, um weitauseinanderliegende Höfe und Siedlungen bei Gefahr zu warnen u.ä. Auch für das Aufscheuchen des Jagdwildes wurden bis in die jüngere Zeit hinein Klappern verwendet, weil diese unnatürlichen Geräusche eben Lärm machen und aufschrecken lassen.
Wie kam es aber nun dazu, bei kultischen Anlässen solche Geräusche absichtlich zu erzeugen? Wir werden uns einfach der Überlieferung anvertrauen müssen, die uns allerorts sagt, in der Karwoche hätten die Glokken zu schweigen, und dafür sollten diese, von Ministranten und Jugendlichen unkompliziert zu handhabenden Instrumente, auf die Gottesdienste aufmerksam machen. Die Legende landauf und landab sagte sogar, die Glocken der katholischen Kirchen würden in der Karwoche nach Rom fliegen, und erst wieder zurückkommen, um das Fest der Auferstehung des Herrn einzuläuten.

II Verbreitung in früherer Zeit
Bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts war das Därren und Klappern zu den katholischen Gottesdiensten in der Karwoche, in Süddeutschland, dem Elsaß und in Österreich weit verbreitet. Es war die Regel, daß die geweihten Glocken der katholischen Kirchen vom Gloria am Gründonnerstag bis zur Auferstehungs-Verkündung am Karsamstag nicht läuten durften. Die Aufforderung an die Gläubigen, zur Messe oder zur abendlichen Mette zu kommen, geschah dann am Gründonnerstag und Karfreitag mittels der Rätsche oder Därre.
Im Einvernehmen mit dem Pfarrer wurde, rechtzeitig vor dem Gottesdienstbeginn, „gerätscht“ oder „gedärrt“, was meist von den Ministranten oder gleichaltrigen Jugendlichen verrichtet worden ist. Teilweise geschah dies auf dem Kirchturm, damit der rhythmische Lärm im ganzen Dorf oder Städtchen gehört wurde, in anderen Orten gingen die Rätschebuben durch die Straßen und bedienten die Geräte.
Das Klappern war für den Gebrauch in der Kirche selbst vorgesehen. Anstelle der Ministranten-Klingeln, die bei der Messe und bei Erteilung des sakramentalen Segens ihre hellen klingenden Töne hören ließen, war für die genannte Zeit in der Karwoche das dumpfe Tönen mit der Klapper an der Reihe. Mit diesen ganz anders gearteten Geräuschen sollte an Schmerz und Herzeleid erinnert werden, die durch die Gefangennahme Jesu und sein Leiden bis zum Kreuzestod die Gläubigen miterdulden sollen. Wie vielen andern alten Bräuchen erging es auch den Gepflogenheiten in der Karwoche. Es wurden nach und nach immer weniger Gemeinden, in denen das Brauchtum mit Därre und Klapper noch lebendig blieb.

III Heutiger Stand des Karwochen-Brauchs
Eine Umfrage in einem Teil des südbadischen Bereiches brachte Ende 1979 jedoch noch ein Hoffen, daß Rätschen und Klappern nicht ganz aussterben. Allen voran die Gemeinde Ebnet, jetzt zur Stadt Freiburg gehörend. Auf Ebnet werden wir noch im besonderen zurückkommen. Von 30 Pfarrgemeinden haben neun bestätigtdaß bei ihnen das Rätschen oder das Klappern noch üblich ist. So z. B. in Staufen, Waldkirch und Elzach, in Wagenstadt, Bombach und Nordrach, und in Kirchzarten und Oberried. Es besteht Hoffnung, daß der vorübergehend eingestellte Brauch in Buchenbach und Endingen wieder aufgenommen wird. Mit der Umfrage wurden bei weitem nicht alle Gebiete erfaßt, in denen der Brauch üblich war oder noch ist. Deshalb darf die Zuversicht bestehen bleiben, daß das Rätschen und Klappern in der Karwoche bei uns nicht ausstirbt.

IV Lebendiger Brauch in Ebnet
Ebnet hat es verdient, in diesem Bericht besonders herausgestellt zu werden. Gut organisiert, im Einvernehmen mit dem jeweiligen Pfarrherrn, steht jährlich eine Gruppe von Rätschebuben zur Verfügung. Wie Frau Dr. Künzig-Werner in einer Schriftenreihe für wissenschaftliche Filme feststellte, geht der Ebneter Brauch bis ins Jahr 1725 zurück, als die Gemeinde selbständige Pfarrei wurde. Dazu kommt, daß die Ebneter Familie Schirk, mit dem heute 86 Jahre alten Wagnermeister Josef Schirk, in der dritten Generation, seit 1850 die großen Rätschen baut.
In vielen Häusern zu Ebnet ist so eine „Holzrätsche vus Schirke“ gehütetes Familienstück, das man natürlich auch für den Dienst in der Karwoche einem Jugendlichen mal ausleiht. Am Gründonnerstag beginnt der Ruf der Rätschebuben. Zu jedem Gottesdienst, auch abends zu den sog. Trauer-Metten, teilen sie sich für die verschiedenen Straßen zu Gruppen von je zwei Mann auf. Mit ihren Rätschen fangen sie an dem von der Kirche am weitest entfernten Haus an. Sie knien neben ihr Lärmgerät, an dem sie den Griff anpakken und kräftig herumdrehen.
Nach ein paar Umdrehungen rufen sie den Spruch: „S erstmol in d Kirch!“ oder „S zweitmol in d Mette!“ Und am späten Abend des Donnerstag und am Karfreitag früh wird schon um 6 Uhr morgens „Betzit“ (Angelus) gerätscht. Vor der Kirche, auf dem Platz des hochliegenden Gottesackers, treffen sich die Einzelgruppen, um dann auf den Stufen beim groBen Kreuz nochmal gemeinsam zu rätschen.

Den Höhepunkt des Rätschens in Ebnet bildet aber das „Zsämme-rätsche“ auf der Kirchhofmauer. Jeweils etwa zehn Buben knien hintereinander, die großen Holzrätschen an den Knien, die auf den Wink des Anführers hierbei besonders kräftig herumgedreht werden, so daß der gellende Rätschton, über die Dächer hinweg, laut zur Dreisam hinüber schallt. Meist haben einige Sträucher schon den nahenden Frühling angezeigt, so daß sich, mit der schmucken Kirche im Hintergrund, ein unvergeßliches Bild zeigt. Und dies nunmehr seit mehr als 250 Jahren.
Nach mehrmaliger Funktion am Donnerstag und Freitag wird es am Karsamstag etwas weniger, mit dem zur Messe und zum Beten Rätschen. Beim Gloria dürfen an diesem Tage ja die Glocken wieder läuten. Und nach dem Gottesdienst gehen die Rätschebuben auf den Heische-Brauch. Besonders vor den Türen der Bauernhöfe drehen sie ihre Rätsche noch einmal unüberhörbar, um mit alten Heische-Sprüchen einen Ehrenlohn für ihren Einsatz zu erbitten. Im Wandel der Zeit mögen sich die Worte zum Teil geändert haben. Aber heute, wie früher, bewirken sie, daß die Ebneter Bürger „ihren Buben“ gerne etwas geben, sei es Brot, Speck, Eier oder Geld.

Mit ein paar Beispielen von Heische-Sprüchen wollen wir die Erinnerung an den Brauch von Rätschen – Därren – Klappern beschließen, in der Zuversicht, daß eine Neubelebung da und dort wieder Einzug halten möge.
I hab e Körbli, des schreit gottserbärmli.
Gen mer e Dutzed Eier, dno halt i mi Leier.
Gen mer e Sester Nuss, dno blib is ganz Johr duss.
Gen mer e Stuck Speck, dno blib is Ganz Johr weg.

Im benachbarten Kappel ist der Rätschebrauch eingegangen. Dort sind alt und jung aber dabei, die alten Kappler-Palmen am Palmsonntag wieder zur Kirche zu tragen.
Karl Kurrus,  Freiburg 1980

Beitrag von Karl Kurrus als PDF mit Bildern:
https://badische-heimat.de/wp-content/uploads/2019/07/1980_1_karwoche.pdf
bzw.
https://www.leo-bw.de/en/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/blm_museumsobjekte/D341C58AF26D460387047184B2570A98/Fotografie+Karwoche-R%C3%A4tschen
bzw.
https://freiburg-schwarzwald.de/littenweiler/ebnet/ebnetab74.htm

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