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Tele-Blick vom Schilzberg nach Nordosten zum Malteserschloß in Heitersheim am 2.11.2006 am späten Nachmittag
- Fronleichnam provoziert? (11.6.2020)
- Fronleichnamsprozession – Start im Schlosshof
- Fronleichnamsprozession in der Badstrasse (30.5.2013)
- Fronleichnamsprozession – Ende in der Pfarrkirche
- Vergängliche Kunst für Fronleichnam von Gabriele Hunssdorff (29.5.2013)
Fronleichnamsprozession – Start im Schlosshof
(1) Das goldene Kalb anbeten (2) Moses zerbricht Gesetzestafeln (3) Altar im Schloss-Innenhof
(4) Gabiele Hunssdorff 30.5.2013 (5) Blumenband zum Innenhof (6) Blumenband 30.5.2013
(7) Malteerschloss Innenhof (8) Einfach und schön (9) Blick zum Malteserschloss
Im Innenhof des Malteserschlosses hat Gabriele Hunssdorff aus Sulzburg (4) vor dem Altar zwei eindrucksvolle Blumenbilder geschaffen: Die Anbetung des goldenen Kalbes (1) und Moses, wie er als Reaktion auf die Anbetung des goldenen Kalbs durch das Volk Israel die Gesetzestafeln zerbricht (2) .
jrhunssdorff ät t-online.de
Fronleichnamsprozession in der Badstrasse
(1) Badstrasse, Blick nach Osten (2) Badstrasse 10.30 Uhr (3) Am Bild „Friede“
(7) Trachten (9) Blick nach Osten
(10) Blick nach Westen Bad strasse (11) (12) Brot teilen am 30.5.2013
(13) Kreuz aus Blumen (14) Brot teilen (15) Friede-Bild in der Badstrasse
(16) Friede – Taube – Welt (17) Friede (18) Friedenstaube aus Blumen
(19) Schmetterling – Kinderbild (20) Hubertus (21) Brot des Lebens
(15) – (21) Besonders in der Heitersheimer Badstrasse ist es gute Tradition der Anwohner, große Blumenbilder in den langen Blumenteppich entlang der Strassenmitte zu fertigen: Vor dem Intercoiffure-Salon von Peter Brendle die Bilder „Friede“, „Hubertus“ (kommt mit weniger Blumen aus, deshalb auch für ganz schlechtes Wetter geeignet), „Brot des Lebens“, „Schmetterling“ (von den Kindern selbst gestaltet) und „Brot teilen“.
info@intercoiffure-brendle.de
Fronleichnamsprozession – Ende in der Pfarrkirche
(23) Brot des Lebens 30.5.2013 (24) Rot (25) Wegbiegung
(29) (30) Altar bei Weingut Zähringer
(32) Einzug in die Pfarrkirche (33) Ende der Prozession (34) Blumenbild Kircheneingang
Vergängliche Kunst für Fronleichnam von Gabriele Hunssdorff
In der kleinen Werkstatt im Malteserschloss dringt leise Musik aus einem Kofferradio. Die Türen zum Hof sind angelehnt. Gabriele Hunssdorff werkelt an zwei großformatigen Fronleichnamsbildern. Diesmal ist der Tanz ums goldene Kalb ein Motiv ihrer Wahl. Das andere zeigt den wütenden Mahner Mose, der die Tafel mit den zehn Geboten hochhält, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. „Überall sieht man an Fronleichnam Tauben, Kreuze und Kelche. Aber ich mag Action“, erklärt die Künstlerin. Mit 13 Jahren entdeckte der ehemalige Rektor Josef Rück das künstlerische Talent seiner Schülerin und empfahl sie den Vinzentinerinnen im Malteserschloss für den Entwurf und die Gestaltung von Fronleichnamsbildern. Als eine geborene Goebel aus Heitersheim ist die Wahl-Sulzburgerin kreativ enorm vorbelastet. Ihr Vater gestaltete seinen Vorgarten liebevoll in eine Eisenbahn-Landschaft um – mit Bahnhof, Kirche, Gasthaus, Burg und Bauernhof. Früher fuhr dort ab und an sogar eine Dampflok zu seiner und der Zaungäste Freude. Im Garten von Tochter Gabriele wachsen bis heute ebenfalls keine Tomaten und Salatköpfe. Statt Hochbeeten hat sie inselartige Hochplateaus angelegt, die sie mit Figuren und Zubehör als Ritterlandschaft, mittelalterliches Dorf, Western-Stadt, Afrika-Impression, Vieh-Trail und Feenland angelegt hat. Ihr Bruder Jürgen interessierte sich früh für Geschichte und bildete als junger Mann das Modell des Malteserschlosses in seiner ursprünglichen Ausprägung nach. Das kann immer noch im Museum im Schloss besichtigt werden, dessen Leiter er inzwischen ist.
Thematisiert mit ihrem Kunstwerk Geldgier in Form eines goldenen Kalbs: Gabriele Hunssdorff aus Sulzburg. Foto: Sabine Model
Kein Wunder also, dass die damals 13-Jährige die Herausforderung annahm und fortan über 15 Jahre mit bis zu fünf motivischen Blumenteppichen Heitersheim zu einem Fronleichnams-Mekka machte. Besucher aus dem Dreiländereck fuhren mit Bussen ins Malteserschloss, um die kunstvollen Bildteppiche zu bewundern. Irgendwann hatte der ehrenamtliche Einsatz jedoch ein Ende. Heirat, Familie und Beruf rückten in den Vordergrund. 19 Jahre lang ersetzten die Ordensschwestern die legendären Kunstwerke durch schlichtere Formate, bis eine Oberin auf die alten Bilder aufmerksam wurde und Hunssdorff kontaktierte.
Seit 2005 ist sie wieder da mit immer neuen erfinderischen Materialien und bewährten aus alten Zeiten: verschiedenen Sandarten, Steinchen, getrockneten Blüten von Essigbaum und Esskastanie, Erlenzäpfchen, Kaffeesatz und bunt eingefärbtem Atemkalk aus Beatmungsmaschinen im Herzzentrum Bad Krozingen, wo die 56-Jährige als medizinische Schreibkraft angestellt ist. Zudem sucht sie eigenhändig Wiesen, Felder, Parks, Verkehrsinseln und Wegraine nach Blumen ab. Die Woche um Fronleichnam hat sie auch in diesem Jahr wieder frei genommen. Zeit für die finalen Detailarbeiten muss sein.
Immer an Weihnachten brütet sie ihre Motive aus. Entwürfe entstehen. Dann wird das Esszimmer ausgeräumt, die Zeichnung in Rastertechnik vergrößert und auf Packpapier übertragen. In ihrer kleinen Atelier-Werkstatt im Schloss werden die Zeichnungen auf zwei Holzplatten von je 1,30 Meter auf 2,20 Meter Größe befestigt. In bequemer Arbeitshöhe beginnt die künstlerische Gestaltung. Seit dem 1. Mai nutzt sie jedes Wochenende, jeden Feiertag und jede freie Minute, um daran zu arbeiten. Inzwischen ist das Trockenmaterial verschafft. Heute Abend kommen noch die frischen Blüten drauf. Vieles ist spontan modelliert. Hier dürfen noch eine Hase, ein Vogel und ein Salamander ins Bild. Dort ein Hund. „Kinder wollen nicht nur Heilige sehen“, weiß Gabriele Hunssdorff. Ihr eigener Nachwuchs – heute 25, 22 und 19 Jahre – übt am schärfsten Kritik. Denn die Künstlerin orientiert sich am Zeitgeist. Apple, Windows, Shell, eine Bausparkasse, Daimler und Mc Donalds umschwärmen das goldene Kalb. Und Mose fällt das elfte Gebot aus dem Gewand: „Lass Dich nicht erwischen.“ Das erscheint mutig. Unkonventionell. Selbst auf die Gefahr hin anzuecken.
„Ich bin zäh und ausdauernd“, erklärt die leidenschaftliche Bergläuferin. Und wenn es an Fronleichnam regnet? „Dann bin ich trotzdem da und zeige mein Bild allen, die vorbei kommen“, meint sie entschlossen. Am Freitag dann wird sie das Trockenmaterial zurück in die Schachteln sortieren. Alles ist vergänglich.
29.5.2013, Sabine Model