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St. Wilhelm – Ortsteil von Oberried im Wilhelmertal
750 Jahre besteht der Ort St.  Wilhelm – die frühere Klosteransiedlung ist heute ein idyllisches und stilles  Schwarzwaldtal abseits von Touristenrummel und Durchgangsverkehr. St. Wilhelm  ist Ortsteil von Oberried mit ca 270 Einwohnern auf 1900 ha Gemarkungsfläche. Zwei kleine Seitentäler führen nach Süden zum Stübenwasen hoch: Der Katzensteig  und das Wittenbach. Da der Fußweg über den Stübenwasen nach Todtnauberg kürzer  ist als nach Oberried, hatten die Bewohner des Katzensteig und des Wittenbachs  früher mehr Verbindungen nach Todtnauberg.

 

 

Freihaltung im Katzensteig durch Landschaftserhaltungsverband

Die Erhaltung der einzigartigen Kulturlandschaft im Südschwarzwald, im Markgräflerland und am Kaiserstuhl ist eine Mammutaufgabe. Eine Herausforderung, der sich der Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald (LEV)täglich stellt. Landschaftspflege in den Höhenlagen ist eine Aufgabe, die nur in enger Zusammenarbeit mit den Höfen gelöst werden kann. Bei einem Besuch auf dem Spisingerhof im Katzensteigtal, einem Seitental des St. Wilhelmer Tals in Oberried, erklärt Landwirt Martin Rudiger, warum das so ist.
Gut drei Kilometer führt die Straße vom St. Wilhelmer Tal steil hinauf. Plötzlich öffnet sich ein Hochtal, das Katzensteigtal, unterhalb des Stübenwasens. Hier auf 1000 Meter Höhe liegt der Spisingerhof von Martin und Adelheid Rudiger. Sie bewirtschaften eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 63 Hektar und Wald. Die Flächen beginnen unten im Tal und gehen hinauf bis zum Stübenwasen. „Ich schätze, dass 80 Prozent meiner Flächen Landschaftspflegeflächen sind, der Rest dient der Milch- und Fleischproduktion. Hier kann ich Grünfutter für meine Kühe und Ziegen produzieren“, sagt Rudiger. Die wenigen Wiesen und Weideflächen in den Höhenlagen sind ständig bedroht. Wenn der Landwirt nichts dafür tut, sie von Gehölz freizuhalten, verbuschen sie innerhalb weniger Jahre. „Dann sähe es hier bald aus wie im Nordschwarzwald: 80 Prozent Wald“, meint Rudiger, „das will doch keiner, schließlich leben wir alle von und in unserer schönen offenen Landschaft.“. Seit der heute 52-Jährige mit 19 Jahren den Hof übernahm, ist er ständig dabei, seine Flächen freizuhalten. Viele Jahre war er für das Naturschutzgroßprojekt Feldberg – Belchen – Oberes Wiesental tätig. Die Arbeit in den Steillagen ist nicht nur gefährlich, sondern auch zeitaufwendig und mühsam. Oft kann Rudiger keine Maschinen einsetzen. Mit der Motorsäge sägt er unerwünschten Bewuchs ab, mit einer Seilwinde zieht er die Baumstämme zum Traktor. Das Holz landet anschließend in seiner Hackschnitzelanlage.
„Das sind alles Arbeiten, die sich wirtschaftlich nicht lohnen, von denen die Allgemeinheit aber insgesamt profitiert“, sagt Reinhold Treiber vom Landschaftserhaltungsverband (LEV), „deshalb fördern wir sie gezielt.“ Fördermittel in Höhe von 450 000 Euro hat das Regierungspräsidium über das Landratsamt dafür zur Verfügung gestellt. Für den LEV hat Martin Rudiger in diesem Frühjahr eine Fläche oberhalb seines Hofes frei geschnitten, teilweise stand er bis zu den Knien im Schnee. Wo heute locker verteilt einige Vogelbeerbäume, Traubenholunder, Weiden und Pflanzenstauden wie das Mädesüß stehen, die es gern feucht haben, war alles zugewachsen. „Man sieht jetzt auch wieder Landschaftselemente wie einen großen Lesesteinhaufen und einen Findling, den der Gletscher vor sich hergerollt hat“, freut sich Treibers Kollege Phillip Meinecke, der die Arbeiten betreut.

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Setzen sich für die Kulturlandschaft im Südschwarzwald ein, wie hier im Katzensteigtal: Landwirt Martin Rudiger, Reinhold Treiber und  Phillip Meinecke vom LEV (von links).   Foto: Gabriele Hennicke

Während der letzten Eiszeit war hier, wo heute sumpfige Wiesen umgeben von steilem Bergwald liegen, ein Gletscher, Teil des Feldberggletschers. Die sumpfigen Wiesen im früheren Gletscherkessel sind Lebensraum seltener Orchideen wie der weißen Waldhyazinthe und des breitblättrigen Knabenkrauts. Erst jetzt, wenn die Orchideen verblüht sind, kann der Landwirt diese Wiesen mähen. Eine Förderung dieser Pflegemaßnahmen über den LEV ist nur möglich, wenn keine andere Förderung – wie etwa die landwirtschaftliche Meka-Förderung – für diese Fläche gewährt wird. Bis der LEV fördern kann, ist einiges abzuklären. Die Mitarbeiter des LEV unterstützen die Landwirte bei der Abwicklung der bürokratischen Anforderungen so gut sie können. Die Förderung erfolgt über Stundensätze.
Eines ist Rudiger ganz wichtig: „Landschaftspflege geht nur über den Tiermagen“, sagt er, „wir brauchen Ziegen und Kühe, die die Flächen beweiden, ohne Tiere geht nichts.“ Und ohne Höhenlandwirte auch nicht. Martin Rudiger wünscht sich, dass er als ein Partner gesehen wird, der mitentscheidet, was Menschen in den Naturschutzverwaltungen vorgeben.

Der Landschaftserhaltungsverband sucht Landwirte, die Interesse an Landschaftspflege haben.
Kontakt: LEV Breisgau-Hochschwarzwald, Europaplatz 1, Breisach, Tel. 0761/2187-5891.
4.8.2014, Gabriele Hennicke

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