„Der Wille zusammenzuleben ist Freundschaft“, schrieb Aristoteles vor über zweitausend Jahren in seiner „Politik“. An Aktualität haben seine staatstheoretischen Überlegungen nichts verloren: Sie beruhen auf der Erkenntnis, daß das Gemeinwesen von einem gewachsenen Zusammengehörigkeitsgefühl lebt, das seinerseits auf einer über die Jahrhunderte gewachsenen Kultur beruht, die den Völkern ihre Identität verleiht. Diese Kultur bringt ihrerseits weltweit ganz unterschiedliche Sitten hervor, aus denen sich dann die verschiedenen staatlichen Rechtsordnungen herauskristallisieren: Die Menschen geben sich die Gesetze, die ihrem Wesen entsprechen.
Hieraus erhellt, daß der Patriotismus der Mist ist, auf dem der Gemeinsinn wächst, wie ich es zu formulieren mir angewöhnt habe. Patriotismus mit Ausländerfeindlichkeit gleichzusetzen, ist somit eine bösartige Unterstellung: Ein geradliniger Patriot wird immer den Patrioten eines anderen Landes achten, weil dieser nach denselben Grundsätzen lebt wie er. Nur auf dieser Grundlage ist eine Verständigung der Völker möglich, während die Unterwerfung der Menschen unter gleichförmige Gesetze die Auslöschung der kulturellen Identitäten zur Folge hat, und somit, da der Mensch nun einmal ein geselliges Wesen ist, auch die Auslöschung der individuellen Identitäten.
Durch die Flutung mit einer allzu großen Zahl von Fremdkörpern wird die kulturelle Identität eines Volkes in Frage gestellt. Das Gemeinwesen droht auseinanderzubrechen, weil seine Rechtsordnung nun einmal aus einer Kultur hervorgegangen ist, die ihrerseits auf einem bestimmten Menschenbild beruht. Der Patriot wendet sich somit nicht aus „Ausländerhaß“ hiergegen, sondern aus seiner staatstragenden Liebe zur Heimat heraus, die weder durch UN-Resolutionen noch durch EU-Richtlinien zu ersetzen ist.
29.10.2015, Stephan Tomaschek