Zum Abschied Ehrenbürgerwürde und Feuerwehrehrenmitgliedschaft – Oberrieds Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter geht nach 24 Jahren mit „Standing Ovation“ in den Ruhestand. „Das Entscheidende sind nicht die brillanten Ideen, nicht die guten Beziehungen, nicht geschicktes Agieren und nicht die positiven Finanzen – entscheidend ist eine möglichst klare und umfassende Gemeinsamkeit, denn je geschlossener eine Gemeinschaft eine Idee verfolgt, desto wahrscheinlicher ist ihr Erfolg – und mein Erfolg ist der Erfolg aller.“ Ehrlicher, bescheidener und dennoch selbstbewusster konnte der scheidende Oberrieder Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter am Ende eines dreistündigen Abschiedszeremoniells in der mit über 300 Gästen gefüllten Goldberghalle seinen Dank für 24 Jahre Leben und Wirken mit und für seine Heimat Oberried nicht ausdrücken. Er liebte seine Aufgabe, er liebte sein „Bergnaturdorf“ – und die Oberrieder liebten ihn in den 24 Jahren immer mehr. Zweimal hatten sie ihn mit über 95 Prozent im Amt bestätigt.
Am Anfang des Abends, den alle Oberrieder musikalischen Vereine umrahmten, stand bei der Begrüßung durch den 2. Bürgermeisterstellvertreter Willi Maier ein herzliches „Vergelt’s Gott für 24 Jahre Bürgermeisterwirken.“ Neben vielen Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinde- und Ortschaftsräten waren zahlreiche Bürgermeisterkollegen, aktive und passive, Vertreter der Kirchen und Behörden, Regierungsvize Clemens Ficht und Landrätin Dorothea Störr-Ritter gekommen. Der 1. Stellvertreterin von Franz-Josef Winterhalter, Martha Riesterer, kam dann die große Aufgabe der Ehrung und Verabschiedung zu. Wie später noch einige Redner wies sie auf den Leitspruch Winterhalters hin, der von John F. Kennedy stammt: „Frage nicht, was der Staat für dich tun kann; frage, was du für den Staat tun kannst.“ Viele Eigenschaften lobte sie an ihm: zielstrebig, impulsgebend, visionär, fleißig, ehrgeizig, kämpferisch, rhetorisch versiert, fachkundig, schlagfertig. „In den 24 Jahren haben Sie mehr als 250 öffentliche und 280 nicht öffentliche Sitzungen geleitet und nicht ein einziges Mal gefehlt“, lobte Riesterer. Mit 30 Gemeinderäten und neun Ortsvorstehern habe er die Politik der Gemeinde bestimmt. Dabei hätte sich das Vermögen von 11,4 auf 21,3 Millionen Euro erhöht. Martha Riesterer zählte zahlreiche erfolgreiche Projekt von Bürgermeister Winterhalter auf: drei neue Wohngebiete und das Gewerbegebiet Brühl erschlossen, die Wasserversorgung, das Rathaus und den Klosterinnenhof saniert, sich um neue Wege der Wärmeversorgung gekümmert, die Goldberghalle erweitert und im Riegelanwesen am Klosterplatz ein Kultur- und Bürgerhaus geschaffen. Kräutergarten, Bergnaturdorf, Jugendzeltplatz, Tourismusförderung und „Ruheberg“ waren weitere lobenswerte Stichworte. Die vielfältige Unterstützung der Vereine, die Alemannische Woche und das Nordic-Center Notschrei tragen Winterhalters Handschrift.
Die Ortsvorsteher Lukas Flamm aus Hofsgrund (auf alemannisch!), Eugen Schreiner vom Zastlertal und Werner Widmann aus St. Wilhelm zollten Respekt und Dank für die gute Zusammenarbeit, die auch Gemeinderat Peter Dold für die Ratsgremien unterstrich. Angesichts der großen Fülle an Verdiensten verlieh die Gemeinde Oberried als Zeichen des Dankes und der Anerkennung die „Ehrenbürgerwürde“. „Wir sind stolz auf Sie“, unterstrich Martha Riesterer – und vergaß nicht, wie auch viele andere, Winterhalters Ehefrau Gerdi und den Kindern Thomas und Anja für die tolle Unterstützung zu danken. Die Freiwillige Feuerwehr Oberried mit den Kommandanten Daniel Heim und Wolfgang Sumser verlieh dem scheidenden Bürgermeister die Ehrenmitgliedschaft in der Feuerwehr Oberried. Für die Vereine dankte Michael Martin für hilfreiche Unterstützung, die manchen Vereinserfolg dann ermöglichte. Regierungsvizepräsident Klemens Ficht brachte den Dank der Landesregierung und betonte Winterhalters „ideenreichen und ungeheuren Einsatz für die Dorfgemeinschaft“: „Sie haben den Bürgern 24 Jahre Ihres Lebens geschenkt.“
Für Landrätin Dorothea Störr-Ritter war es wichtig, dass Franz-Josef Winterhalter als Mathe- und Informatiklehrer am Stegener Kolleg den Quereinstieg so gut geschafft habe: „Die Liebe zu den Menschen und zur Heimat und dafür etwas zu tun, war Ihr Antrieb.“ Er habe die Schätze in der Gemeinde wachgerüttelt. Ihr Dank galt Winterhalter auch als dem Kreisrat der Freien Wähler, der seit 1989 kritische Fragen stelle und sich bei den Kreisratswahlen als „Stimmenkönig im Dreisamtal“ profiliert habe. Stegens Bürgermeister Siegfried Kuster dankte im Namen seiner Kollegen für manchen Rat und die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Er sei „schlitzohrig und ein Zuschussfuchs“ gewesen: „Er wusste stets, wie und wo man Zuschüsse erhalten konnte – erfahren haben wir das aber immer erst aus der Zeitung.“ Mit einer kleinen musikalischen Revue drückte der Kirchenchor seinen Dank aus und Pfarrgemeinderätin Lioba Freßle unterstrich, dass immer auch die christlichen Werte Winterhalters Wirken bestimmt hätten. Ja, und dann hatte der so umfassend Geehrte das letzte Wort: „Meine Ehrenbürgerwürde ist eine Ehre für die gesamte Dorfgemeinschaft. Bitte unterstützt jetzt meinen Nachfolger Klaus Vosberg, damit die Oberrieder Erfolgsgeschichte weitergeht. Gott schütze euch alle und unser schönes, liebes Oberried.“ Langanhaltender Beifall, „Standing Ovation“, schickte Franz-Josef Winterhalter dann in den Ruhestand. Mit Häppchen der Oberrieder Wirtegemeinschaft und gekühlten Getränken kam es noch zu einem geselligen Miteinander der Dorfgemeinschaft aus allen Ortsteilen.
(1) Beifall für den Ex-Bgm (2) Ehrungen
(1) Langanhaltender Beifall, „Standing Ovation“, begleitete Franz-Josef Winterhalter in den Ruhestand.
(2) Franz-Josef Winterhalter wurde zum Ehrenbürger von Oberried ernannt. Seine Ehefrau Gerdi freut sich mit Blumen im Hintergrund. – Und die Feuerwehr-Kommandanten Daniel Heim und Wolfgang Sumser ernannten den scheidenden Bürgermeister zum Ehrenmitglied. Fotos: Gerhard Lück
28.3.2013, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de