Notre Dame in Paris brennt

Die Kathedrale Notre Dame in Paris brennt. Am 15.4.2019 um 18.50 Uhr steht der Dachstuhl in Flammen. Um 20 Uhr stürzt der Spitzturm ein. Um 20.36 Uhr twittert Präsident Emmanuel Macron: „Notre-Dame is inflame. Great emotion for the whole nation. Our thoughts go to all Catholics and to the French People. Like all of my fellow citizens, I am sad to see this part of us burn tonight“ sowie. „Notre-Dame de Paris en proie aux flammes. Emotion de toute une nation. Pensée pour tous les catholiques et pour tout le peuple francais. Comme tous nos compatriotes, je suis triste ce soir de voir bruler cette part de nous“.

Le peuple francais
Der französische Präsident spricht stets von „le peuple francais“ bzw. „das französische Volk“, ein Begriff, den die deutsche Staatsführung (Merkel, Steinmeier) in ihren Bezeugungen des Mitgefühls an den Nachbarn vermeidet – schließlich ist ihr der Begriff „das deutsche Volk“ ja genauso suspekt und unaussprechbar. Wie armselig hören sich da die „Menschen in Frankreich“ an (wenn schon, denn schon: gendermäßig korrekt müsste der Bundespräsident von“ Menschinnen und Menschen in Frankreich“ sprechen). Und was empfinden die „Compatriotes francais“, wenn sie als die „Schon länger in Frankreich Lebenden“ Merkel’scher Prägung bezeichnet werden? Ich gebe zu, bezüglich Nationalstolz und Patriotismus neidisch zu sein auf „nos voisins francais“.
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Das Glück im Unglück
Zum Glück konnten Heiligtümer, Reliquien und Kunstschätze geborgen werden. So findet Macron nach den Worten von Trauer und Bestürzung auch zu aufmunternder Zuversicht: „Wir werden Notre-Dame noch schöner wieder aufbauen, und ich will, dass das in fünf Jahren abgeschlossen wird.“ – in fünf finden Olympische Spiele in Paris statt.

Der Hass
Die Frage nach der Brandursache – Unfall bei der Dachsanierung oder vorsätzliche Brandstiftung – ist unbedeutend angesichts des großen Jubels, der in den sozialen Medien des Internets in der Nacht vom 15. auf 16. April einsetzte und weiterhin unvermindert anhält. Unvorstellbar, wieviel Hass, Verachtung und Mißgunst da unseren französischen Nachbarn aus der islamischen Welt entgegenschlägt. Und dieser Hass von Muslimen richtet sich genauso gegen Europa bzw. EU.

Deutsche Informationsverweigerung
Da ARD und ZDF erst in den Spätnachrichten des 15. Aprils berichten, müssen ab 18.50 Uhr BBC, CNN, SRF, ORF, RAI und N-TV herhalten. Erschütternde Bilder, vor allem, als um 20 Uhr der hölzerne Spitzturm von Notre Dame wie eine brennende Fackel ins Flammenmeer des Dachstuhls hinabstürzt. Sogar NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) klagt: „Russia Today und Al Jazeera berichten und der öffentlich-rechtliche Rundfunk schläft“. Am nächsten Morgen rechtfertigt sich der ARD-Chefredakteur Rainald Becker: „Das Erste ist kein 24h-Nachrichtenkanal und Gaffer TV machen wir nicht.“ Da brennt in Paris die nach dem Petersdom in Rom wohl bedeutendste katholische Kirche und der deutsche ÖRR schweigt, da er kein „Gaffer TV“ sei.
Zur Erinnerung: Zum brutalen Messermord an der 15-jährigen Mia in Kandel/RP durch einen Syrer am 27.12.2017 schwieg der ÖRR gar zwei Tage – damals wegen des angeblich „nur regionalen Bezugs“ des Verbrechens.
Ob „Gaffer-TV“ oder „regionaler Bezug“ – die von deutschen Steuerzahlern zwangsfinanzierten GEZ-Medien haben schon eine klare Informationspflicht: Eine Pflicht zu aktueller, nicht aber erzieherischer (Nudging) Berichterstattung.
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Gäubige wie Ungläubige in Trauer
Es mag erstaunen, warum gläubige wie auch ungläubige Menschen beim Anblick der brennenden und in sich zusammenfallenden Kirche Notre Dame gleichermaßen in Trauer versinken. In Frankreich, einem laizistischen Staat mit strenger Trennung von Kirche und Staat, genauso wie in Polen oder Italien.
Vielleicht, weil hier etwas bricht, das über 800 Jahre hinweg hielt?
Oder weil ein Symbol fällt – Laurent Wauquiez, Parteichef der französischen Konservativen Les Républicains, sagte es so: „Ein Teil unserer Geschichte und von uns selber brennt.“ Für ihn bedeutet dieses Gotteshaus ein „Symbol unserer christlichen Wurzeln“, einen Teil auch der Kultur, die durch Victor Hugos klassischen Roman „Notre-Dame de Paris“ weltweit verewigt worden sei. Katholiken, Gläubige anderer Konfessionen und Nichtreligiöse sehen darum in Notre-Dame mehr als nur eine Kirche oder nur eine Touristenattraktion.
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Jaklin Chatschadorian
„Ob nun Anschlag in der Karwoche oder Unfall, Trauer und Wut, Sorge ….alles überflutet mich beim Anblick der Bilder und der Reaktionen. Auf arabischen Seiten werden nicht wenige lachende Smileys gesetzt mit den entsprechenden, widerlichen Kommentierungen. Und auch auf türkischen Seiten gibt es einige, die ihre Schadenfreude kaum einhalten können. Aber es gibt auch sehr viele , die mit Frankreich trauern und es gibt vor allem auch immer wieder welche, die den feiernden Hornochsen Paroli bieten.“
17.4.2019

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