Rund 40 Personen aus Gesamtvorstand, Arbeitsgruppen und Partnervereinen des Naturparks Südschwarzwald haben sich in Lenzkirch-Saig zu einer zweitägigen Klausur getroffen, um den inzwischen mehr als zehn Jahre alten Naturpark-Plan zu überarbeiten und „so die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu stellen“, teilte die Geschäftsstelle mit.
Größter Naturpark in Deutschland
Der Naturpark-Plan, der die Leitbilder und Ziele sowie Pilotprojekte des Naturpark Südschwarzwald festlegt und vorstellt, wurde 2003 erarbeitet. Um die Herausforderungen der Zukunft angehen zu können, bedürfe es einer Aktualisierung. „Der Naturpark Südschwarzwald ist seit 15 Jahren erfolgreich in der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums, zusammen mit seinen Mitgliedern und zahlreichen ehrenamtlichen Akteuren“, sagte die Lörracher Landrätin Marion Dammann als Vorsitzende des Naturparks. Seit vergangenem Jahr ist er der größte Naturpark Deutschlands. Aber die Größe sei nicht das entscheidende Kriterium, so Dammann weiter. „Strahlen soll er auch künftig durch seine Projekte und Inhalte.“ Diese galt es an den beiden Tagen der Klausurtagung für die künftige Ausrichtung und Arbeit des Naturparks festzulegen.
Am ersten Tag nahm Geschäftsführer Roland Schöttle eine Bestandsaufnahme der bisherigen Arbeit der Geschäftsstelle vor. Seine Zwischenbilanz: 1200 Projekte in 15 Jahren, eingesetzte Fördermittel von rund zehn Millionen Euro, ein breites Betätigungsfeld in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Besonders Projekte im nachhaltigen Sporttourismus seien außerordentlich erfolgreich umgesetzt worden. Ganz neue Betätigungsfelder wie Bildung für nachhaltige Entwicklung oder Architektur und Siedlungsentwicklung seien über die Jahre hinzugekommen, Themen wie Kur und Reha dagegen eher in den Hintergrund gerückt. Im Anschluss berichteten die Sprecher der Arbeitsgruppen und Vertreter der Partnervereine über bisher Erreichtes, ihre weiteren Vorhaben sowie über ihre Visionen für einen „Naturpark 2025“. Die Arbeitsgruppen bearbeiten ehrenamtlich verschiedene Fachthemen zu Natur und Landschaft, Landwirtschaft, Architektur und Siedlungsentwicklung oder Sporttourismus. Partnervereine sind die „Käseroute“, die „Naturpark-Wirte“, die „Gästeführer“, die „Wanderreiter“ und das „Bauerngarten- und Wildkräuterland Baden“, die als Botschafter im Naturpark fungieren und ihre Kompetenzen in die Fläche einbringen.
Stärken und Schwächen
Kleingruppen analysierten in den verschiedenen Feldern Stärken und Schwächen des Naturparks. Themen waren „Tradition und Kultur“, „Regionalvermarktung“, „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „nachhaltiger (Sport-)Tourismus“, „Architektur und Siedlungsentwicklung“, „Natur- und Landschaftspflege“ sowie „Klimaschutz“. Ziel des ersten Tages war, Leitziele und Leitprojekte für die zukünftige Naturpark-Arbeit festzulegen. Auf BZ-Nachfrage nennt Schöttle zwei Bereiche, denen sich der Naturpark neben seinen klassischen Feldern in den kommenden Jahren stärker zuwenden wird: Zum einen „Tradition und Kultur“, worunter alles fällt, was mit Kunst, Kultur, Mundart und Sprache zusammenhängt, bis hin zu einem Holzbau-Weg, der zu schöner Architektur führt. Zum anderen „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Themen wie die Naturpark-Schulen sollen verstärkt werden. Als Vision sei der Anspruch formuliert worden vom Naturpark Südschwarzwald als „Deutschlands größtem grünen Klassenzimmer“.
Naturpark und Biosphärengebiet
Am zweiten Tag der Klausur wurden Themen und Strukturen einer Zusammenarbeit zwischen Naturpark und geplantem Biosphärengebiet diskutiert. Ziel war herauszuarbeiten, welchen Mehrwert das Biosphärengebiet zur Erreichung der Ziele des Naturparks bieten kann. Regierungsvizepräsident Klemens Ficht vom Regierungspräsidium Freiburg lobte den Naturpark Südschwarzwald als Erfolgsmodell, dem mit dem Biosphärengebiet kein Konkurrenzprodukt, sondern ein Partner hinzugefügt werden solle. „Außerdem erhält die Gesamtregion Schwarzwald mit der Einrichtung eines dritten Großschutzgebietes neben den Naturparks und dem Nationalpark ein Alleinstellungsmerkmal in ganz Europa.“
Von unten nach oben
Die Ergebnisse der Klausurtagung werden nun in einem Bericht festgehalten und dienen als Grundlage für den weiteren Diskussionsprozess bei der Fortschreibung des Naturpark-Plans. So sollen 2016 diese Leitgedanken ergänzt werden durch Regionalforen und Befragungen der Bevölkerung hinsichtlich Vorstellungen und Wünschen zu ihrem Naturpark Südschwarzwald. Ziel ist, den Naturpark-Plan bis 2017 komplett zu überarbeiten und ihn dann im Frühjahr 2017 der Mitgliederversammlung des Naturparks zur Abstimmung vorzulegen.
So entspreche der Naturpark seinem Grundprinzip des „Von unten nach oben“ und lege so die entscheidenden Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung des ländlichen Raums, gemeinsam mit Mitgliedern und Bewohnern.
29.7.2015