Im Ortskern von Freiburg-Littenweiler gibt es immer noch keinen offiziellen Treffpunkt für Jugendliche. Manchmal sieht man sie in kleinen Grüppchen abends auf dem Schulgelände sitzen oder an der PH um den Brunnen. Andere halten sich in der Rene-Schickele-Straße zwischen den Häusern auf. In der Regel verlaufen die Treffen friedlich, aber oft bleiben Flaschen, Scherben und anderer Müll liegen. Es sind auch schon Eier an die Hauswand der Schule geflogen. Ob und welche der Kids gelegentlich an die Räder an der Endhaltestelle treten ist nicht klar, Tatsache ist aber, dass dort und am Bahnhof immer wieder abgestellte Fahrräder beschädigt werden. Aber wo sollen sich die Jugendlichen in Littenweiler auch treffen.Wenig Einbindungsmöglichkeiten im Stadtteil Littenweiler
Seit die Reinhold Schneider Schule nur noch Grundschule ist, gibt es noch weniger Einbindungsmöglichkeiten für die Jugendlichen im Stadtteil. Die Grundschulkinder verteilen sich auf umliegende weiterführende Schulen, auf die Sportvereine FT, Ebnet, Kappel oder noch weiter. Die kirchlichen Gruppen oder Pfadfinder nehmen sicher einige Kids auf, aber seit die Auferstehungsgemeinde ohne Pfarrerin ist, herrscht auch dort eher Personalengpass. Und nicht jeder geht vorbehaltlos auf Kircheneinrichtungen zu. Im Jahr 2007 gab es mehrere Aktionen der AG „Kinder und Jugend“ des Bürgervereins. Es begann mit einer Auftaktveranstaltung, über die wir schon im Dorfblatt Dez. 2007 berichtet haben. Zahlreiche Vorschläge von Seiten der Jugendlichen kamen damals zusammen: Der Wunsch nach einem Raum, wo man sich abends treffen kann, oder ein Gelände auf dem sie sich treffen können, ohne jemanden zu stören. 2007 wurde bemängelt, dass das Haus 197 zeitlich nur sehr eingeschränkt nutzbar ist. Die Aktionen der AG, wie der Mitternachtssport oder das Sportfest wurden sehr gut angenommen. Allerdings war das Ganze nur mit einem sehr hohen ehrenamtlichen Engagement möglich.
Angebote vom Haus 197 in FR-Ebnet werden gut angenommen
Nach Aussage von Alexandra Matulla, Einrichtungsleiterin des Jugend- und Bürgerzentrums Haus 197, werden die Angebote gut angenommen. Mittwochs gibt es eine Kooperation mit der Reinhold-Schneider-Schule. Die Offene Tür für Kids von 6-18 Jahren Mo., Di. und Do. von 15.00 bis 18.00 Uhr ist gut besucht. Die Öffnungszeiten am Montag für Jugendliche ab 14 Jahren bis 21.00 Uhr sind auch sehr gut besucht, es kommen viele männliche Romajugendliche. Freitag der Nachmittag nur für Jungs von 6-18 Jahren ist am vollsten. Das Haus 197 sieht aber auch klaren Bedarf bei Mädchen im Stadtteil, die sich z.B. nicht durch Sportvereine etc. angesprochen fühlen. Darum wurde ein Mädchentag am Mittwoch von 15.00 – 18.00 Uhr für 6 bis 18 Jahre sowie relativ neu am Donnerstag von 18.00 – 20.00 Uhr für ältere Mädchen ab 12 Jahren eingerichtet. Die neue Mädchengruppe ist noch nicht so bekannt und dort ist gelegentlich noch Platz. Das liegt auch daran, dass Jugendliche generell schwerer zu erreichen sind, da sie auf viele Schulen in ganz Freiburg verteilt sind. Gerade abends würden viele gerne länger bleiben, aber für zusätzliche Öffnungszeiten fehlen einfach das Personal und das Geld. „Sinnvoll wäre auch eine aufsuchende Jugendarbeit“, so Alexandra Matulla, „dann könnte man mit den Kinder und Jugendlichen direkt sprechen, wenn sie sich zum Beispiel auf dem Bolzplatz beim Laubenhof treffen oder in anderen Straßen und sich besser um sie kümmern.“
Wunsch nach einem Raum im Zentrum
Trotzdem frage ich nach den Wünschen für die Zukunft: „Ein Raum in Littenweiler im Ortskern, als Zweigstelle des Haus 197, oder ein Bauwagen, wo sich Jugendliche im Zentrum Littenweilers treffen könnten wäre schön. Für die nähere Zukunft ist zunächst einmal ein Bauwagen geplant, der auf dem Gelände des Haus 197 stehen soll und als Rückzugsort für die älteren Besucher/innen dienen soll. „Derzeit suchen wir mit Hochdruck nach einem geeigneten Bauwagen für dieses Projekt, damit wir diesen noch diesen Sommer ausbauen können“, meint Alexandra Matulla. Seit das Haus 197 regelmäßige Öffnungszeiten (täglich von 15.00 bis 18.00 Uhr) hat, werden die Angebote insgesamt besser angenommen. „Viele unserer Besucher, wohnen im Flüchtlingswohnheim und kämpfen für eine Aufenthaltsgenehmigung. Das ist ein Problem, das schlussendlich nur auf politischer Ebene zu lösen ist, pädagogische Mittel sind da eigentlich nicht ausreichend, um an der prekären Situation wirklich etwas verbessern zu können, auch wenn die Angebote vor Ort wie die von Studierenden organisierten Fußballtrainings oder die Initiative „Zeit für Kinder natürlich trotzdem gut sind und Sinn machen“, so Alexandra Matulla, „mit dem derzeitigen Personalstand haben wir leider keine Kapazität für viel mehr Besucher oder für längere Abend-Öffungszeiten, auch wenn das sicher sinnvoll wäre.
Schule leidet unter der Verschmutzung
Derzeit leidet die Reinhold-Schneider Schule unter der Verschmutzung und dem Müll, den Jugendliche nach ihren nächtlichen Trinkgelagen vor der Turnhalle hinterlassen. Vor allem abends und an den Wochenenden versammeln sich die Kids, wenn keine Veranstaltungen in der Halle mehr sind unter dem Vordach. Der Sicherheitsdienst schließt um 18 Uhr alle Türen ab, in der Regel sind die Jugendlichen dann aber noch nicht da. Montags beseitigen der Reinigungsdienst und der Hausmeister die letzten Spuren, damit die ersten Kinder, die 7.30 Uhr kommen nicht in die Scherben treten. Es ist nicht klar, ob, und welche Verbindungen die Jugendlichen noch zur Schule haben oder ob sie das Dach einfach nur als trockenen Aufenthaltsraum nutzen. Seit die Reinhold-Schneider Ganztagesschule ist und seit keine Hauptschüler mehr dort sind, fehlt auch der direkte Bezug zur Altersgruppe. Die Kooperation mit der Strassenschule ist jetzt auch nur auf die Grundschüler zugeschnitten und der Runde Tisch zum Thema „sozialer Brennpunkt Littenweiler“ hat nach Aussage von Rektorin Susanne Nagel-Jung jetzt weniger Brisanz, es kamen beim letzten Treffen auch immer weniger Interessierte. Die Schule leidet zwar unter den Folgen der Treffen, hat aber kaum noch Möglichkeiten die Altersgruppe zu erreichen. Bisher gab es keine Gewalt und keine schweren Beschädigungen, aber es wäre doch schön, die Jugendlichen mehr aktiv einzubinden oder ihnen Möglichkeiten für eine sinnvolle Beschäftigung zu geben.
Beim Bürgerverein steht dieses Jahr das Schwerpunktthema Verkehr an, aber nach Aussage des Bürgervereinsvorsitzenden Franz Jürgen Zeiser unterstützt der Verein die Jugendarbeit der Vereine und Schulen. Er hält eine Bestandsaufnahme zunächst für sinnvoll, dass man die Jugendlichen befragt, was sie wollen, um dann zu schauen, was man tun kann. Die Idee wie im Jahr 2007 eine Veranstaltung im Bürgersaal zu machen und die Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen will er als Vorschlag mit in die nächste Vorstandssitzung nehmen. Sinn macht das Ganze nur, wenn dann auch genügend Jugendliche kommen, denn klar ist, dass es sich heute um andere Jugendliche handelt als vor fünf Jahren. Natürlich gibt es da finanzielle Grenzen, aber der Bürgerverein hat der Ganztagesschule ca. 600.- Euro für Spielgeräte zur Verfügung gestellt. Und die Zusage für die Spende für den Bauwagen für das Haus 197 steht noch.
Anja Lusch, 12.6.2012, Littenweiler Dorfblatt