Kulturrevolution als Paradoxie

Auch in Deutschland wird von Strassenumbenennungen, Denkmalstürzen und Weiße-Schuld-Predigten gegen die eigene Kultur berichtet. „Darin liegt ja gerade die Paradoxie dessen, was wir erleben. Dieses hassvolle Abräumen vergangener Epochen ist ja nur möglich, weil wir Maßstäbe anlegen, die wir nicht hätten, wenn die vergangenen Epochen sie nicht historisch geschaffen hätten, nämlich als Erbe für uns
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Wenn wir die Menschenrechte gebrauchen, um vergangene Epochen zu verdammen, dann vergessen wir, dass diese Menschenrechte ein Zeugnis der europäischen Kultur sind, entstanden im langwierigen jahrhundertelangen Kampf gegen die Sklaverei.
Wir verdanken just diesen Generationen, die wir anprangern,
dass wir so sein dürfen, wie wir sind,
dass wir so denken können, wie wir denken.
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Wenn wir jetzt die ererbten menschenrechtlichen Maßstäbe gegen unsere Vorgänger kehren, um sie zu verdammen, dann eliminieren wir die Geschichte selbst.
Wenn wir das tun, dann negieren wir, dass wir kulturgeprägte Menschen sind und erklären uns stattdessen zu göttlichen Wesen, die ex nihilo auf die Welt gekommen sind, um sie neu zu schaffen.“, so Egon Flaig in „Wir erleben eine Kulturrevolution“ Tichys Einblick 9/20, Seite 38.
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Worin ist diese Abneigung gegenüber der eigenen Kulturgeschichte und damit verbunden diese Zerstörungswut ihrer Repräsentanten begründet?
Ein wichtiger Grund liegt wohl im Mangel an Bildung, im einseitig links-ideologisch eingefärbten oder gar fehlenden Geschichtsverständnis. Dies sieht auch Douglas Murray, der Autor des Bestsellers „Wahnsinn der Massen“, so. Auf die Frage, wo das enden soll mit der Zerstörung von historischen Symbolen bzw. Denkmälern (wie die Akropolis als Symbol einer wohl jetzt als „Fake“ verstandenen Demokratie; oder die Pyramiden Ägyptens, die ja von Sklaven erbaut worden sind), antwortet Douglas Murray im Interview auf https://www.weltwoche.ch:
„Es wird nicht enden, bis alles zerstört ist oder bis diesen Leute Einhalt geboten wird. Oder aber, bis ein Zustand erreicht sein wird, der diesen Leuten als sinnvoll erscheint. …
Und es handelt sich ja nicht nur um das Verschieben von Normen, wir erleben auch, was die Ignoranz dieser Leute anrichtet. Sie sind nicht nur ignorant, sie sind obendrein anmaßend. Sie erheben sich zu Richtern, Geschworenen und Vollstreckern über die Vergangenheit, ohne irgendetwas von Geschichte zu verstehen.
Sie scheinen zu denken, dass die Beschäftigung mit der Geschichte bedeutet, jede historische Person verdammen zu können, die nicht wusste, was wir heute wissen oder nicht mit dem übereinstimmt, was wir vor ein paar Wochen beschlossen haben, richtig und wichtig zu finden. Jeder der auch nur das Geringste von Geschichte versteht, weiß, dass das eine unmögliche Geschichtsauffassung ist.“

Ein trauriges Zeugnis für den Zustand des Unterrichts im Fach Geschichte an den unseren Schulen sowie der Lehrerbildung an unseren Hochschulen.
10.8.2020

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