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Tele-Blick vom Häuslemaierhof im Dreisamtal nach Westen über Freiburg zum Breisacher Münster

 

  • ZMF 2013 mit neuem Rekord: 43000 Konzert- und 130000 Festivalbesucher (15.7.2013)
  • ZMF – 30. Zeltmusikfestival 2012
  • ZMF – Wirtschaftsfaktor und Jobmotor für Freiburg
  • ZMF – Backstage-Geschichten

 

ZMF – Zeltmusikfestival

31. Zeltmusikfestival 26.Juni bis 14.Juli 2013 auf dem Freiburger Mundenhofgelände
https://www.zmf.de

Berichte und Infos:
https://www.badische-zeitung.de/dossier/zelt-musik-festival

 

ZMF 2013 mit neuem Rekord: 43000 Konzert- und 130000 Festivalbesucher

 

Festival: Mehr als 130.000 Menschen besuchten laut ZMF GmbH in diesem Jahr an 19 Tagen das Freiburger Musikfestival auf dem Mundenhof – das sind 20.000 mehr als im vergangenen Jahr. Musikfreunde und Kulturfans schlenderten über die Hügel durch die Zeltstadt, erlebten Kleinkünstler sowie Jugendkultur-Aktionen und lauschten den Konzerten des Hauptprogrammes.

Konzerte: Fast 43.000 Konzertbesucher kamen zu Veranstaltungen in den Zelten auf dem Mundenhof – so bilanzierte am Sonntag das ZMF. Am Freitag war Geschäftsführer Marc Oßwald gegenüber der BZ noch von rund 42.000 ausgegangen. Die neue Zahl bedeutet auch ZMF-Rekord, so viele zahlende Besucher waren es noch nie gewesen.

Programm: Annähernd 1500 Künstler waren beim ZMF – davon über 800 im Actionprogramm und über 100 bei der ZMF-Gala. Ausverkauft waren laut Veranstalter im Zirkuszelt PUR, Dieter Thomas Kuhn & Band, LaBrassBanda und die Fantastischen Vier. Die Pet Shop Boys lasteten das Hauptzelt zu 90 Prozent aus; im Spiegelzelt sorgten Florian Schroeder, Axel Hacke, Carminho, Klassikmatinee mit Fazil Say am 7.Juli sowie beide Veranstaltungen der Freiburger Puppenbühnen für volles Haus.

Applausometer: Die Fantastischen Vier haben die enthusiastischsten Fans: Im dritten Jahr der Messungen der Beifall- Lautstärke bei den Konzerten im Zirkuszelt mit dem Applausometer haben sich die Fans der Fantastischen Vier mit 109,2 Dezibel an die Spitze gejubelt vor dem Publikum von Dieter Thomas Kuhn mit 106,8 Dezibel und Parov Stelar Band mit 106,5 Dezibel. Im vergangenen Jahr ging der erste Platz im Applausometer-Ranking übrigens an Blumentopf, deren Fans mit 108,5 Dezibel jubelten.Anreise:  58.482 Besucher nutzten für ihren ZMF-Besuch den VAG Bus-Shuttle. Das sind etwas weniger als im vergangenen Jahr (61.573). Die Zahl liegt jedoch im Schnitt der vergangenen Festivals.
15.7.2013

 

Hubert von Goisern – Der Plauderer und seine Hits

… Goisern hat jetzt die Ziehharmonika umgeschnallt, Bass und Schlagzeug spielen komplizierte jazzige Sachen dazu. Dann der Hit „Brennen tuat’s gut“, ein Stück über Geld, seine erste Chart-Nummer Eins – in Österreich. Weitere Zugaben, darunter „weit weit weg“ und „heast es net“ aus der Zeit mit den Alpinkatzen in den 90er-Jahren, als er bekannt wurde. Da wird es im Zirkuszelt immer heißer, das Publikum wird immer seliger, singt mit und hängt Goisern an den Lippen. Ein gelungener Abend. … Alles vom 20.Juli 2012 auf
https://www.badische-zeitung.de/rock-pop-rezensionen/der-plauderer-und-seine-hits–61842238.html

Muss man noch den allerletzten Reibach machen?
Das Konzert, das ich verlassen habe, um den Rest des Abends vor dem Zelt zu verbringen, war unerträglich laut. Hubert von Goiserns wunderbare Musik verkam zum Lärmbrei. Feinheiten waren nicht zu hören und die Texte nicht zu verstehen (und das lag nicht am Dialekt!). Ich habe Hubert von Goisern schon zweimal open air erlebt. Das klang anders. Außerdem war es unerträglich heiß im Zelt. Muss man, damit die Gratiszuhörer auf dem Festivalgelände ja nichts mithören können, bei einem ausverkauften Konzert die Seitenausgänge geschlossen halten? Und muss man dermaßen viele Menschen in ein Zelt pressen, um auch noch den allerletzten Reibach zu machen? Muss man nicht. Man muss auch nicht mehr hingehen.
28.7.2012, Beatrix Feser, Lenzkirch-Saig

 

ZMF – Wirtschaftsfaktor und Jobmotor für Freiburg

Mit zwei kleinen Zirkuszelten auf dem alten Messplatz, einem Spiegelzelt auf dem Platz der Alten Synagoge und Chick Corea als Headliner startete Alexander Heisler 1983 das erste Zelt-Musik-Festival in Freiburg. Heute ist es auch ein Wirtschaftsfaktor. 29 Jahre und drei Tage später hat der Parkplatz auf dem Freiburger Mundenhof wieder seine musikalische Metamorphose durchlebt, fünf Zelte stehen, mehr als 30.000 Tickets sind schon verkauft, mehr als 100.000 Besucher erwartet ZMF-Geschäftsführer Marc Oßwald bei der 30. Auflage des ältesten Zeltfestivals in Europa. Und das ist auch ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt Freiburg. Eine hellschwarze Null. Das ist jedes Jahr das wirtschaftliche Ziel der Zelt-Musik-Festival GmbH – sie gehört zu je 44 Prozent Marc Oßwald und Dieter Pfaff und zu je 6 Prozent Festivalgründer Alex Heisler und Andreas Schnitzler. Nach der Insolvenz des ZMF-Vereins 2006 hat Oßwald die wirtschaftliche Regie übernommen. Bei rund 1,2 Millionen Euro liegt sein jährlicher Etat. Gut zehn Prozent steuern Stadt und Land bei, 40 die Sponsoren, der größte Teil fließt aus dem Kartenverkauf und der Gastronomie in die Schatulle. Anders ausgedrückt: Das ZMF deckt seine Kosten zu rund 90 Prozent selbst.
Das Freiburger Rathaus schießt der GmbH 46.000 Euro zu, das Land fördert doppelt komplementär: Diese 92.000 Euro fließen indes aufs Konto des ZMF-Förderkreises. Der muss mit seinem Vorsitzenden Wolfgang Meier-Rudolph 19 Prozent Umsatzsteuer zahlen und reicht die verbleibenden 75.000 Euro zweckgebunden an die GmbH weiter. 23.000 Euro holt sich die Stadt über die Pacht des Geländes zurück. Unterm Strich bleiben an öffentlicher Förderung knapp 100.000 Euro.
Die sind gut angelegt, denn das Festival ist ein Jobmotor: Während des Auf- und Abbaus werkeln 250 Einsatzkräfte auf dem Gelände, beim Festival etwa 100 – ausnahmslos sozialversicherungspflichtige, sagt Oßwald. Die Aufträge an Dritte gehen zu rund 90 Prozent an Firmen aus der Region. Bis zu 300 Betten in der Region bucht die Crew zudem für die Künstler, hinzu kommen die Übernachtungen der Besucher. Außerdem zahlt die GmbH Lohn- und Gewerbesteuer. „Der wirtschaftliche Wert des ZMF für Freiburg ist aber in erster Linie der Werbefaktor, sagt Finanzbürgermeister Otto Neideck. Wenn in den vergangenen 29 Jahren rund 2,5 Millionen Menschen zum Festival kamen, dann blieben Wiederkehreffekte: „Die Leute kommen wieder nach Freiburg, das bringt der Stadt was.“ Die Freiburger Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH kennt konkretere Zahlen: Ein Tagestourist gibt in der Stadt im Schnitt 39 Euro aus, ein Übernachtungstourist 75. Würde man pro Festival mit nur 500 Übernachtungen rechnen, kämen in 30 Jahren 1,12 Millionen Euro zusammen. Fast eine Million Euro hat sich übrigens der treuste ZMF-Sponsor sein Engagement in den 30 Jahren kosten lassen: die Fürstenberg-Brauerei. Das ZMF ist darüber hinaus nicht nur Geburtshelfer für Stars, sondern auch für Firmen: Die Agentur Event Now GmbH wäre ohne das ZMF vor 21 Jahren nicht gegründet worden, die Tent Event GmbH und auch die Coco Sound Veranstaltungstechnik sind ebenfalls aus dem Festival heraus gegründet worden. Nicht nur hier sichert das Festival indirekt Arbeitsplätze. Schließlich heißt es auch: „ZMF“ – Z eltplatz für M usik in den F inanzen.
Lars Bargmann, 30.6.2012

 

 

ZMF – Backstage-Geschichten

Da Literatur nicht nur nach dem Kulturkritiker Matthew Arnold Journalismus in Eile ist, eine Auswahl der besten Backstage-Geschichten im Schnelldurchlauf. 1983, das Zelt-Musik-Festival wagt seine Premiere. Mit dabei ist Thomas Hengelbrock als Orchestermeister – und ZMF-Mitarbeiter. Später wird er das Freiburger Barockorchester gründen, heute ist er Chefdirigent des NDR. In einem Grußwort für ein neues ZMF-Buch bezeichnet er das Festival als „anarchisches Lebensfest“. Das passt. Ebenfalls 1983 spielt der polnische Pianist Krystian Zimmerman, der später unter anderem mit Herbert von Karajan und Leonard Bernstein zusammenarbeitet. Der verspätete Zimmerman zog sich damals unerkannt auf der Straße direkt neben Zuschauern um, die auf Einlass warteten.
Schnelle Improvisation gehört beim Festival zum Inventar: Beim fünften ZMF spielen Paco de Lucia, John McLaughlin und Birelli Lagrene das Eröffnungskonzert, als plötzlich die Tribüne absackt. Der Auftritt muss unterbrochen werden, die Leute müssen raus. Der damals wie heute unverzichtbare technische Leiter Dieter Pfaff sichert die Tribüne in Rekordzeit neu. Wie das Improvisieren zählen auch die Macken der Stars dazu. 1997 etwa macht Take-that-Sänger Mark Owen backstage wegen Kleinigkeiten einen Riesenstress, nervt und schikaniert die Crew. Dann springt er in langem Ledermantel mit einem Riesensatz spektakulär auf die Bühne, landet in einer Pfütze und donnert ungebremst auf den Zeltboden. Leises Lächeln der Backstage-Crew.
2004 kommt James Brown. Aus dem Reisebus steigen fünf Manager. Brown guckt hinterher aus der Tür und verschwindet. Ratlose Gesichter. Fünf Manager dackeln wieder in den Bus. „Wo ist die jubelnde Menge“, tobt Brown. Fünf Manager dackeln wieder raus und fragen, wo die Menge sei. Dass sich der Bus hinter dem Zelt befindet, die Fans also auf der anderen Seite stehen, ist nur sehr schwer zu vermitteln. 1989 verlangt Nina Simone unbedingt einen eigenen, farbigen Bodyguard. Alles Zureden hilft nichts, die Crew findet den Sri Lankesen Annora, der dann mit einem Küchenmesser und einem Gewehr (aus Holz) vor dem Zelt von Simone patrouillieren muss. Das ZMF erlebt den brennenden Frack des russischen Pianisten und späteren Partners von Martha Arguerich, Alexander Rabinovitch (der trotz sommerlicher Temperaturen eine Bauheizung im Zelt wollte…), eine Massenschlägerei beim 92er Konzert der Temptations, den 1986er Schnee- und Kälteeinbruch, bei dem der Pianist Vladimir Ashkenazy im Zelt in Handschuhen proben musste oder 2001 den Orkan Willi, der das komplette Areal in eine Seenlandschaft verwandelt. In dem Jahr fliegt auch das Zelt von Heras Tierschau kommentarlos vom Gelände.
Es gibt traurige Momente, etwa als 1995 der langjährige ZMF-Elektriker Bernhard „Balou“ Melder tot im Backstagebereich gefunden wird – ein tragischer Unfalltod, und bewegende wie 2004, als sich vor ausverkauftem Rund Loriot und sein Freiburger Sketchpartner Heinz Meier umarmen – nach fast 50 jährigem Schweigen.
Wer die ideale Verkörperung des ZMF-Geists sucht, findet sie im Dauergast Perry Robinson. Ohne den immer noch freakigen 73-Jährigen wäre das ZMF schwer vorstellbar. Neben dem New Yorker ist übrigens Nigel Kennedy der einzige Künstler, der an einem Abend schon in allen vier Zelten gespielt hat – und morgens um 6 dann noch in der Mitarbeiter-Kantine. Da legte zum Dank eine Mitarbeiterin einen Handstand-Tanz hin – im Rock.
Lars Bargmann

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