Islam gehoert zu Deutschland

„Wenn Kanzlerin Angela Merkel jetzt sagt „Der Islam gehört zu Deutschland„, dann möchte ich sie fragen: „Welcher Islam?“ – so der Psychologe Ahmad Mansour, bis 2013 Mitglied der Deutschen Islam Konferenz. Denn den Islam, der zu Deutschland gehören könnte, gibt es überhaupt noch nicht. Der in Deutschland verbreitete „Standard-Islam“ kann es nicht sein, den Wulff und Merkel meinen:
(1) „Wir haben es immer noch mit einem gespaltenen Weltbild bei vielen, vielen Mulsimen zu tun“.
a) Einerseits verabscheuen Imame und Verbände die Taten von Paris (Charlie Hebdo).
b) Andererseits verlieren dieselben Prediger kein Wort darüber, dass in der gesamten islamischen Welt „Karikaturisten, Regisseure, Dichter, Journalisten, Schriftsteller bedroht werden, verhaftet, misshandelt, mundtot gemacht“ werden.
c) Stattdessen produzieren in Europa „Imame Tausende Predigten, halten Tausende Unterrichtsstunden ab, in denen sie schreiend und weinend die Muslime dazu aufrufen, die beleidigte Ehre des Propheten zu verteidigen.“
d) „Fast jeder durchschnittliche Imam, gefragt, was aus denen wird, die nicht beten und nicht fasten, antwortet Kinder wie Erwachsenen: Sie werden in der Hölle schmoren.“

(2) Im dem in Deutschland vorherrschend praktizierten Islam (Ahmad Mansour spricht von „Standard-Islam“) sind Diskussion, Kritik und Streit um Exegese noch – oder besser wieder – tabuisiert. „Kritisches Denken fehlt in den Moscheen. Überall. Auch in Europa“.
a) Den Heranwachsenden wird ein religiöses Weltbild beigebracht, das nur schwarz und weiß kennt. Der Prophet sagt: „Das ist halal, das ist haram, das ist rein, das ist unrein.“ Da gibt es nichts zu rütteln, zu bedenken, zu hinterfragen, wohl aber auswendigzulernen, Sure für Sure, tagaus, tagein.
b) Die Kinder lernen einen Allah kennen, der „zornig ist, keinen Zweifel zuläßt, keine Selbstentfaltung duldet, eine schreckliche Hölle schafft.“ Dieser Allah erfordert Gehorsam und Hingabe. Die Kinder dürfen nicht denken und fragen – Fragen gelten um muslimischen Religionsunterricht als Anmaßung und Frechheit. Dabei „zeigt sich, dass Taten wie die in Paris erst möglich wurden, weil wir Muslime Generationen von Kindern entmündigt haben.“
c) Der vom Standard-Islam vermittelte brutale und furchterregende Allah „passt exakt zum realen autoritären Vater, der seine Macht mit „Ehre“, mit Kontrollen und Strafen sichert. Jugendliche, die mit diesem Gott-Vaterbild aufwachsen, sind in demokratischen Strukturen oft überfodert, verloren und orientierungslos“. Zudem sind sie dauerbeleidigt. Studien der Forscherinnen Maya und Nancy Yamout (Libanon) über jugendliche muslimische Terroristen zeigen, dass sie alle eines gemeinsam haben: Entweder hatten sie einen strengen Vater oder aber keinen Vater.
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(3) Reform des Islam muß beginnen: „‚Das hat mit dem Islam nichts zu tun‘ hören wir Tag für Tag. Wer so spricht, hat die Imame nicht erlebt, die Väter und Mütter nicht gehört und nie erfahren, wie sie Kinder demütigen. Und wer so spricht, traut sich schlicht nicht zu fragen, warum in der Gegenwart derart viel Terrorismus aus muslimischen Reihen kommt. Wer ‚den Islam‘ schützen will, der sollte sich fragen: wovor? Vor der Reform, die er so dringend braucht?“ Eine differenzierte Reformdebatte muß dringend beginnen, jenseits des politischen Apparats und „jenseits der mutlosen Islamverbände, die das System aus Autorität und Angst nur unterstützen.“ Zudem sind viele Verbände nicht unabhängig (Ditib ist Ableger des Türkischen Religionsministeriums).
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(4) Ethik statt bekenntnisorientierte Religionsunterrichte in der Schule: Schulen sind nicht nur Bildungsinstitute, sondern ein Sozialisierungsapparat – für viele Kinder der einzige. „Hier müssen die Kinder erfahren, dass es Raum ür Denken und Fragen, Spielen und Lernen gibt, dass Kritik aufregend und Demokratie spannend sein kann.“ Nur in der Schule können Sie einen Weg finden zur Beschäftigung mit Ethik und Politik, nur hier kann bei Kindern aus muslimischen und autoitär-traditionellen Familien die Liebe zur Demokratie entstehen. Ethik als für alle gleichermaßen verpflichtendes Unterrichtsfach kann dies leisten.

(5) Langfristig kann ein reformierter, demokratiekompatibler Islam nur bestehen, wenn er global angestrebt wird. Deshalb muß auch die deutsche Politik den Mut haben mit Ländern wie Saudi-Arabien, Golfstaaten oder Iran über Menschen- und Frauenrechte zu sprechen. Denn diese Länder „ziehen gerade die nächste patriarchalische Generation heran und erhalten die Basis für den Islamusmus.“

(6) Ahmad Mansour ist optimistisch, dass sich der Islam in Europa refomieren kann und wird, mit Allah, dem Barmherigen (Khorchide): „… kein Gott oder Allah braucht unseren Schutz, schon gar nicht durch Gewalt. So zu denken ist vermessen, anmaßend. Wenn es einen Gott gibt, dann ist er da, um uns zu schützen. Mein Islam hat keine politsche Dimension. Und ich weiß von vielen Diskussionen und aus der Arbeit mit Teams, dass ich mit diesem Islam nicht allein bin. Das macht Hoffnung.“

Ahmad Mansour: Jetzt mal unter uns. Ist der Islam verantwortlich für den Terror?
Müssen Gläubige ihn vor Zumutungen der westlichen Welt schützen?
Oder sollten sie nicht mit einer Debatte anfangen?, DER SPIEGEL vom 17.1.2015, Seite 132-135

Standard-Islam bzw. traditioneller Islam: Imame und Islamvereine müssen sich ändern
Herzlichen Dank an Mansour, der ausspricht, was  sich wohl die meisten Bürger in westlichen Ländern nicht zu sagen trauen, aus Angst davor, gleich in die nationale, ausländer- oder zumindest islam-feindliche Ecke gestellt zu werden. Selbstverständlich haben all die Anschläge, Morde, Gräueltaten etc mit dem Islam zu tun, in dessen Namen sie verübt werden: nämlich dem traditionelle, autoritären und mithin demokratiefeindlichen Islam. Und er hat auch genau die Köpfe benannt, in denen eine Änderung stattfinden muss: bei den Imamen und den Vorständen der Islam-Vereine. Die einen geben diese Autoritätshörigkeit vor, und die anderen trauen sich nicht, daran etwas zu ändern.
31.1.2015, Jürgen Beiler, Freudenburg (Rheinl.-Pfalz), in: DER SPIEGEL, 31.1.2015, Site 10.

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Ägyptens Präsident fordert Reform-Islam, die Deutsche Kanzlerin nicht
Welcher Islam kann zu Deutschland gehören? Jetzt heißt es wieder: „Der islamistische Terror hat nichts mit dem Islam zu tun.“ Angesichts weltweiter Attentate und religiöser Auseinandersetzungen in islamischen Ländern wird die Formel zunehmend unerträglicher. Der ägyptische Präsident as-Sisi hat in seiner Neujahrsbotschaft 2015 an der Al-Azhar Universität in Kairo, gerichtet an die höchsten Gelehrten der Sunniten, gesagt: „Es ist undenkbar, dass die Denkweise, die wir für heilig halten, die gesamte islamische Welt zu einer Quelle der Angst, der Gefahr, des Tötens und der Zerstörung für den Rest der Welt werden ließe. Ich wiederhole noch einmal, dass wir eine religiöse Revolution brauchen. Sie, die Imame, tragen Verantwortung vor Allah.“
Eine ähnlich eindeutige Grundhaltung bei religiösen und staatlichen Repräsentanten in Deutschland könnte zu einer allseits akzeptierten Klärung der Frage beitragen: Welcher Islam kann zu Deutschland gehören? Einer, der Menschenrechte und Grundgesetz nicht anerkennen will, kann das nicht.
17.1.2015, Peter Wiese, Freiburg

Worte alleine genügen nicht
Der Koran gibt jungen Männern leider auch Hilfe und Halt beim Abgleiten in die Gewalt. Es genügt nicht, wenn Islamgelehrten erklären, die islamistischen Attentäter handeln gegen die Prinzipien des Islam. Sie müssen sie als Häretiker und Gotteslästerer aus der muslimischen Gemeinschaft ausschließen. Ähnlich wie Papst Franziskus die Mafia-Banditen exkommuniziert hat.

Mahnwache Berlin: Fast mehr Minister als Muslime
Auf der Mahnwache am Dienstag, 13.1.2015, in Berlin gegen den Terror in Paris , wo die 300.000 Muslime Berlins hätten hinströmen können, waren sie so dünn vertreten, dass der Stern titelte: „Fast mehr Minister als Muslime“. Nur die fragwürdigen Islam-verbände zeigten Präsenz, nicht aber die vielen Berliner Muslime selbst. Schade!
https://www.stern.de/politik/deutschland/mahnwache-in-berlin-fast-mehr-minister-als-moslems-2166065.html

„Wer für Toleranz und Meinungsfreiheit aufruft, aber jede Form von Islamkritik als Hetze, Rassismus oder Islamophobie bezeichnet, ist ein Heuchler! Und wer Muslime für ihren Einsatz gegen Terror dankt, obwohl mehr deutsche Minister als Muslime (bei der Mahnwache am 13.1.2015) vor dem Brandenburger Tor erschienen waren, tut Muslimen kein Gefallen. Und wer gemeinsam mit Muslimbrüdern, Milli Görüs und AKP gegen den Islamismus demonstriert, und gleichzeitig friedliche Aleviten, Exiliraner und liberale Muslime ausschließt, ist naiv und dumm!“
18.1.2015, Hamed Abdel-Samad
Der Islam“ vs Menschen islamischen Glaubens
Dass Religion Sache des Einzelnen ist, funktioniert heute im Christentum ebenso wie im Judentum recht gut; im Islam leider weniger. Der Koran mag in Nuancen unterschiedlich interpretierbar sein; grundlegenden Gesellschaftsnormen wie dem säkularen Staat und der Toleranz gegenüber Anders- oder Ungläubigen steht er aber leider so eindeutig ablehnend gegenüber, dass man das nicht durch individuelle Interpretation wegwischen kann. In nahezu allen Staaten, in denen islamische Bürger die Mehrheit erreichten, bedeutete das zumindest heftige Diskriminierung, nur allzu oft aber brutale Gewalt gegen Andersgläubige, bis hin zum systematischen Massenmord. Dieses „Islam“ genannte Phänomen mit der Begründung zu leugnen, es gäbe nur individuelle Menschen islamischen Glaubens, ist ähnlich unsinnig wie die Behauptung, es habe nie einen Nationalsozialismus, sondern nur nationalsozialistische Individuen gegeben. Selbst die Tatsache, dass die meisten bei uns lebenden Muslime sich bisher tatsächlich friedlich und tolerant verhalten, darf nicht zu leichtsinniger Vertrauensseligkeit führen: Täuschung und Lüge gegenüber Ungläubigen (!) sind im islamischen Moralkodex ausdrücklich erlaubt und sogar geboten, wenn sie der Ausbreitung des Glaubens (mit dem Schwert…) dienlich sind. Es mag durchaus sein, dass sehr viele unserer muslimischen Mitbürger wirklich reinen Herzens friedlich und tolerant sind – typisch für die Religion ist das leider NICHT. Gerade bei strenggläubigen Muslimen ist gehörige Skepsis angesagt, ob sie sich auch dann noch tolerant und friedlich gegenüber Andersgläubigen zeigen werden, wenn es ihnen eine verstärkte, gesellschaftliche Stellung ermöglicht, ungestraft intolerant zu sein.
17.1.2015, W. Greiner
https://www.cicero.de/berliner-republik/merkels-rede-vom-islam-und-deutschland-meine-religion-gehoert-mir/58740#comments

Neukölln ist doch nicht Dresden
„Aber Neukölln ist doch nicht Dresden“. Immer wieder wird dieses lahme „Argument“ bemüht, um zu versuchen den Menschen, die in Dresden auf die Straße gehen, die Legitimation abzusprechen. Das ist in etwa so, als wenn ich allen Menschen, die nicht in Tschernobyl oder Fukushima wohnen, das Recht abspreche, sich kritische Gedanken zur Nutzung der Atomkraft zu machen. Selbstverständlich kann jeder Bürger sich Gedanken machen über gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, die er bemerkt, auch wenn er selber möglicherweise keinen Islamisten zum Nachbarn hat.
19.1.2015, Christoph Wirtz

 

Es geht nicht um einzelne Muslime, es geht um den Islam als Ideologie
Es sind diese zwar gut gemeinten, aber trotzdem unsäglich unbedarften Verharmlosungen, die mich auf die Palme bringen. Es geht zuerst mal nicht um die Muslime („Muslime gehören zu  Deutschland“) . Es geht um den Islam („Islam gehört zu Deutschland“) als Ideologie.
Zu Zeiten des Kalten Krieges ging es auch nicht um die Russen. Es ging um die Ideologie des Kommunismus. Die CDU hat damals diesen Konflikt aktiv ausgefochten. Warum kneift sie heute?
21.1.2015, Karl Kuhn

Das Postulat, der Islam gehöre zu Deutschland, ist eine Art self-fulfilling prophecy von Dürrenmattscher Qualität:
Was einmal laut gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.

Islam gehört noch nicht zu Deutschland
An dem Tag, an dem man mir mindestens ein Land nennt, das den Islam als Staatsreligion führt und das nicht auto- oder plutokratisch, despotisch oder terroristisch beherrscht wird und in dem man nach seiner Fasson selig werden kann, glaube ich, dass der Islam zu Deutschland gehört.
24.1.2015, Manfred Schwarz, Paderborn, Der Spiegel 5/2015, Seite 6

 

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