Huetehunde – Schafe St-Peter

Hütehunde-Meisterschaft bei St. Peter – Sieger aus dem Norden. Auf der ‚Platte‘ genannten Hochebene beim Plattenhof oberhalb von St. Peter haben sich Schäfer und Hundeliebhaber aus ganz Deutschland getroffen – mit ihren Border Collies. Dabei ging es um die Frage: Wer ist der beste Hütehund im Land? Viele Zuschauer sahen Hunden und Schafherde zu.

Spannend und kurzweilig ging es am Wochenende auf der Platte oberhalb von St. Peter zu. Auf einer riesigen Weide  unweit der Windräder in St. Peter-Platte trafen sich Liebhaber der Hunderasse Border Collie zur Deutschen Meisterschaft der Hütehunde. Zum Finaltag am Sonntag säumten mehrere hundert Zuschauer das für diesen Zweck weitläufig abgesteckte Gelände. Am Start waren 50 Teilnehmer aus allen Teilen des Bundesgebiets. Der Wettbewerb diente auch als Qualifikation für die anstehenden Europa- und Weltmeisterschaften.

 Einpferchen, das Trennen der Schafherde in zwei Gruppen sowie das Separieren gekennzeichneter Lämmer aus dem Herdenverbund gehörten zu den Aufgaben, die innerhalb einer halben Stunde unter den Augen einer kritischen Jury bewältigt werden mussten. Das Besondere dabei: Dem Handler, wie der Hundetrainer in der Fachsprache genannt wird, standen neben der Hundepfeife und der Möglichkeit des Zurufs nur der obligatorische Hirtenstock zur Verfügung. Verboten war es, den Hund oder das Schaf an einem Körperteil zu berühren. Das Tier zu schonen hatte wie bei sämtlichen Wettbewerben dieser Art oberste Priorität. Für das Publikum war es faszinierend anzusehen, wie die flinken Vierbeiner bei der Bewältigung ihrer Aufgaben ständig Sichtkontakt zu ihren Herrchen hielten.
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Mario Wieczorek aus Kirchzarten organisierte den Wettbewerb. Nicht fehlen durfte natürlich seine Border-Collie-Dame Zoe. Foto: Andreas Peikert

Im Alltag gehört es zu den wichtigsten Tätigkeiten des Hütehundes, durch Patrouillieren die bis zu 1000 Köpfe zählende Herde so gut wie möglich zusammenzuhalten. Unter den vielen Hundearten zählt der Border Collie zu den wenigen, die sich für eine solche Tätigkeit besonders eignen. „Beim Hüten wird kein Schaf gebissen“, versichert Frauke Spengler, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Border Collie. Dem Interessenverband gehören knapp 700 Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet an. Im Gespräch mit der Badischen Zeitung räumt die Funktionärin Nachwuchsmangel ein. „Schäfer müssen 365 Tage im Jahr draußen sein. Welcher junge Mensch will das heute noch?“
Der 25-jährige Hendrik Kienzler aus der Nähe von Rostock gehörte an diesem Wochenende zu den jüngsten Profis unter den Schafhütern. Mit seinem erst zweijährigen Border Collie war er das erste Mal bei einer Deutschen Meisterschaft dabei. Um Verantwortung für eine Herde übernehmen zu können, absolvierte er eine dreijährige Ausbildung. In St. Peter freute er sich, dass es ihm im Team mit seinem vierbeinigen Weggefährten gelungen ist, das Finale der besten zwölf Teilnehmer zu erreichen. Alles andere als rosig sieht auch Kienzler die Zukunft seines Berufsstandes. Eine der Ursachen sieht er in der Tendenz, dass Landwirte von Jahr zu Jahr weniger Weidefläche für die Haltung von Schafen zur Verfügung stellen.
Als willkommene Abwechslung vom stressigen Bürojob sieht Mario Wieczorek aus Kirchzarten sein „tierisches“ Hobby. Vor 16 Jahren hat der Organisator der ungewöhnlichen Veranstaltung erstmals einen Border Collie trainiert – und gleich in sein Herz geschlossen. Mittlerweile kümmert er sich um vier der flinken und gehorsamen Vierbeiner. Auch die Pflege einer kleinen Schafherde ist im Lauf der Jahre als Freizeitbeschäftigung dazugekommen. Gehegt und gepflegt werden seine blökenden Vierbeiner auf einem nahe gelegenen Bauernhof. Im Rahmen seines Hobbys nimmt er mit seinen Collies mehrmals im Jahr an Hütehund-Wettbewerben im gesamten Bundesgebiet teil.
Dankbar sind die Organisatoren der Mammut-Veranstaltung bei St. Peter, dass die Familie Dold vom nahe gelegenen Plattenhof die Veranstaltung in jeglicher Hinsicht unterstützt. „Ohne deren Hilfe könnten wir das nicht stemmen“, betont Wieczorek.
Zu den Zuschauern, die am Wochenende die Wettbewerbe verfolgten, zählte auch der baden-württembergische Grünen-Politiker Wolfgang Reimer. Der frühere Amtsleiter im Ministerium für Ländlichen Raum ist seit kurzem Regierungspräsident in Nordwürttemberg. „Ganz privat“ sei er da, betonte Reimer, der selbst einen Border Collie besitzt.
Deutscher Meister der Hütehunde wurde in diesem Jahr der Border Collie-Rüde Elvy-Sid mit seinem Handler Eckhard Siewers aus Schleswig-Holstein.

Andreas Peikert, 26.7.2016

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