Der 29-jährige dänische Fußballspieler Christian Eriksen musste bei der EM nach einem Herzstillstand auf dem Platz reanimiert werden. Erste Hilfe rettete sein Leben – es musste schnell gehen mit der Wiederbelebung durch eine Herzdruckmassage. Diese sollte jeder ausführen können im Notfall. Wie, erklärt ein DRK-Mitarbeiter.
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Erste-Hilfe-Ausbilder: „Nichtstun ist der größte Fehler“
BZ: Herr Schumacher, was muss ich tun, wenn jemand zusammenbricht?
Schumacher: Zuerst muss ich die Person ansprechen. Ist sie bei Bewusstsein? Wenn nicht: Laut um Hilfe rufen, um Umstehende zu alarmieren. Dann muss ich die Lebenszeichen kontrollieren. Bewegt sich die Person irgendwie? Atmet sie noch? Wenn nicht, liegt wahrscheinlich ein Kreislaufstillstand vor. In dem Fall sofort den Notruf 112 wählen und mit der Wiederbelebung beginnen.
BZ: Wie genau läuft so eine Wiederbelebung ab?
Schumacher: Man macht den Brustkorb der bewusstlosen Person möglichst frei und kniet sich seitlich hin. Ungefähr in der Brustkorbmitte legt man auf das Brustbein die Handballen übereinander. Dann beugt man sich über die Person, sodass man senkrecht das Brustbein zur Wirbelsäule drücken kann. Etwa 100 bis 120 Mal pro Minute drückt man nun das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter tief ein. Manchen Menschen hilft dabei im Kopf den Bee Gees-Song „Stayin’ Alive“ mitzusingen, um den richtigen Rhythmus zu finden. Herzdruckmassagen kosten Kraft, es ist deshalb sinnvoll sich alle zwei Minuten mit jemandem abzuwechseln. Wer die Mund-zu-Mund-Beatmung beherrscht, sollte das nach 30 Herzdruckmassagen zweimal tun. Die Wiederbelebung muss solange weitergehen, bis der Rettungsdienst kommt.
BZ: Was mache ich, wenn ich mich im Notfall nicht mehr an diese Anweisungen erinnern kann?
Schumacher: In den Notrufzentralen sitzt geschultes Personal. Man kann den Lautsprecher am Telefon anschalten und sich genau erklären lassen, was zu tun ist.
BZ: Warum kann man nicht einfach abwarten, nachdem man den Rettungsdienst gerufen hat?
Schumacher: Die Wiederbelebung sollte sofort beginnen. Wenn das Gehirn länger als drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff ist, nimmt es bleibende Schäden bis hin zum Hirntod. Auch der Herzmuskel wird durch die Wiederbelebung kontinuierlich weiter mit Sauerstoff versorgt. Spätere Therapien wie Defibrillation oder Medikamente wirken umso besser, je früher die Wiederbelebung eingesetzt hat.
BZ: Muss ich Angst haben, jemand bei der Herzdruckmassage zu verletzen, ihm beispielsweise die Rippen zu brechen?
Schumacher: Das passiert selten. Und wenn, ist es nicht schlimm. Schlimmer wäre es, mit der Wiederbelebung aufzuhören. Das einzige, was im Notfall hilft, ist das beherzte Eingreifen des Ersthelfers. Nichtstun ist der größte Fehler.
BZ: In vielen öffentlichen Gebäuden oder Sportanlagen stehen automatisierte Defibrillatoren bereit. Ist es sinnvoll, so ein Gerät einzusetzen?
Schumacher: Ja, die Geräte führen den Laien durch die Reanimation und erklären genau, was zu tun ist. Das Wichtigste bleibt aber die Herzdruckmassage. Die sollte kontinuierlich weitergehen, während jemand anderes den Defibrillator holt und bedient. Nur wenn der Defibrillator gerade ausgelöst wird, heißt es natürlich: Hände weg. Denn dann fließt Strom.
BZ: Wann sollte man besser auf eine Wiederbelebung verzichten?
Schumacher: Ersthelfer sollten sich niemals selbst in Gefahr begeben. Man sollte beispielsweise nicht in ein brennendes Haus gehen, um jemand wiederzubeleben.
BZ: Die meisten Menschen haben genau einen Erste-Hilfe-Kurs in ihrem Leben besucht, nämlich für den Führerschein. Reicht das?
Schumacher: Wenn man alle zwei Jahre den Kurs auffrischt, geht man im Notfall mit so einer Situation sicher und souverän um und kann gegebenenfalls Leben retten. Auffrischungskurse werden regelmäßig von Hilfsorganisationen angeboten.
… Alles vom 15.6.2021 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/erste-hilfe-ausbilder-nichtstun-ist-der-groesste-fehler–202612238.html
Zur Person
Klaus Schumacher (59) lehrt an der Landesschule Baden-Württemberg des Deutschen Roten Kreuzes. Er schult Ausbilder für Erste-Hilfe-Kurse.
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Region der Lebensretter – Herz-Kreislaufstillstand
Bei einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand hilft nur eines: die rasche Einleitung lebensrettender Maßnahmen
Das wir am Wochenende beim EM-Spiel Dänemark gegen Finnland am Bildschirm entsetzt live miterlebt haben – den Herzstillstand des dänischen Fußballspielers Christian Eriksen – geschieht auch in Deutschland täglich, insgesamt mehr als 50.000 mal im Jahr. Der plötzliche Herz-Kreislaufstillstand ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. In den meisten Fällen geschieht ein Herz-Kreislaufstillstand still. Nur sehr selten sind dann Sanitäter und Notärzte in der Nähe. 8 Minuten braucht der Rettungswagen im Durchschnitt zum Patienten in städtischen Gebieten, auf dem Land sehr viel länger. Vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes wird in Deutschland eine Wiederbelebung nur in 40 % der Fälle durchgeführt.
Bereits nach 3-5 Minuten setzen jedoch bleibende Schäden im Gehirn ein. Trotz der Fortschritte in der Notfall- und Intensivmedizin überleben nur 10-15% der Betroffenen eines Herz-Kreislaufstillstands. Prof. Dr. med. Michael Müller, Chefarzt an der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin, St. Josefskrankenhaus in Freiburg und 1. Vorsitzender des Vereins Region der Lebensretter e.V.: „Dass Christian Eriksen schon kurze Zeit später mit seinen Mitspielern sprechen konnte und sie ermutigt hat, weiterzuspielen, ist absolut realistisch, weil bei ihm ja quasi unmittelbar nach dem Kollaps mit der Herzdruckmassage begonnen wurde.
Nur so, wenn mit einer Herzmassage innerhalb von weniger als 5 Minuten beginnen wird, ist die Chance auf Überleben ohne Folgeschäden hoch.“ 2017 wurde daher von führenden Notfall- und Intensivmedizinern in Freiburg der gemeinnützige Verein Region der Lebensretter e.V. gegründet, mit dem Ziel, durch ehrenamtliches Engagement und unter Zuhilfenahme digitaler Technologie (System FirstAED) dafür zu sorgen, dass bei Patienten mit dem Verdacht auf einen Herz-Kreislaufstillstand überlebenswichtige Maßnahmen bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt werden. „Durch die Alarmierung von medizinisch geschulten Ersthelfern über ihr Smartphone können wir die Zeit bis zum Beginn der Wiederbelebungsmaßnahmen halbieren.
So werden wir künftig in Deutschland viele Leben retten können,“ sagt Prof. Dr. med. Hans-Jörg Busch, ärztlicher Leiter des Universitätsnotfallzentrums am Universitätsklinikum Freiburg und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Region der Lebensretter e.V. Jeden Tag registrieren sich neue Ersthelfer. In Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen, den Feuerwehren und Leitstellen ist Region der Lebensretter e.V. dabei, das System in ganz Deutschland zu etablieren. Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie werden die Ersthelfer mit einem Rucksack mit Beatmungsbeutel und Schutzausrüstung ausgestattet. Damit haben die Lebensretter alles Notwendige dabei, um auch während der Pandemie lebensrettende Einsätze durchzuführen.
Für die Anschaffung weiterer ErsthelferRucksäcke mit Schutzausrüstung benötigt der gemeinnützig tätige Verein dringend Spenden.
Wer unterstützen möchte: Spendenkonto DE21 6805 0101 0013 7364 19
oder online über https://www.regionderlebensretter.de
16.6.2021, https://www.dreisamtaeler.de