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Begegnungen mit Israelis
- Gedi Hampe – Touristik-Dienstleister aus Jerusalem
- David Witzthum – Journalist aus Tel Aviv
- Nurith – Mitgründerin des Kibbutz Shaar Hagolan am See Genezareth
- Drusen-Familie in Daliyat El Karmel bei Haifa
- Schülerinnen einer jüdisch-orthodoxen Internatsschule
- Eli Preminger – Bandleader von „Eli and the Chocolate Factory“ aus Tel Aviv-Yafo
- Mohammed – Taxifahrer am Parkplatz vor Yad Vashem
- Jonathan Tannhauser – Reiseleiter aus Tel Aviv
- Jüdische Großfamilie – Shabbat feiern im Hotel
4.11.013, Ekke
David Witzthum – Journalist aus Tel Aviv
Der Politologe, Journalist, Buchautor und Musiker (Cello, sein Sohn Bratsche) David Witzthum, Jahrgang 1948, veröffentlicht international – in Haaretz ebenso wie in der ZEIT. In einem zweistündigen Vortrag am 27.10.2013 beleuchtete er die Lage Israels. 1970 wanderten 1.4 Mio Juden nach Israel ein zu den 5.8 Mio Einwohnern: Russische, orientalische und streng orthodoxe Juden. Heute gibt es kaum mehr ideologische Parteien (Arbeiterpartei sozialistisch, Likud religiös-konservativ, …), sondern Identitätsparteien, die die jeweiligen Ethnien vertreten: Arabische „Partei“, Russische „Partei“ Ultra-orthodoxe (10 Kinder), Orientalische Juden, Nationalreligiöse Siedler und die mehr laizistischen „Israelis“, die 2011 protestiert hatten gegen unbezahlbare Mieten, hohe Soziallasten und Diskriminierung (2 bzw. 3 Jahre Militärdienst, um den Wohlstand der nicht-dienenden Religiösen zu sichern). Aus der Demokratie in Israel wird eine Ethnokratie („gib mir Geld, und ich gebe die meine Stimme“). Dies zeigt sich auch bei Regionalwahlen wie zuletzt der Bürgermeisterwahl in Jerusalem.
Im Jahr 2003 waren 90% der Israelis für die Errichtung der Grenzmauer zum Westjordanland. Frage an uns: Was würden Sie tun, wenn immer wieder Raketen in ihren Garten fliegen? Youth bulges führen zu Gewalt. Heute arbeiten die Polizei in Israel und Palästina eng zusammen.
Umfrage von 2013: 75% aller arabischen Israelis wollen Israelis bleiben.
Siedlungspolitik: Es werden keine neuen Siedlungen gebaut, allenfalls bestehende Siedlungen erweitert.
Die Zweistaatenlösung Israel + Palästina ist keine gute Lösung, da die in Jordanien lebenden Palästinenser ausgeklammert bleiben. 70% der Einwohner von Jordanien sind Palästinenser und nur 30% Haschemiten wie das Königshaus. Frieden gibt es nur mit einer Konföderation Israel+Jordanien, in der die Palästinenser die vollen bürgerlichen rechte und Freiheiten genießen.
„Friede wird erst sein, wenn es Israelis UND Palästinensern gleich gut geht, aber dies braucht noch viel Zeit.“
Die Armee repräsentiert nicht mehr die Gesellschaft
„Witzthum: Die Armee war vor 20, 30 Jahren eine echte Repräsentation, ein echtes Bild für die israelische Gesellschaft. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 haben wir uns gefragt, was machen wir im Krieg, wie führen wir überhaupt Krieg als Juden, als Israelis und was müssen wir tun? Heute natürlich bleibt die Armee eine Armee, in die alle gehen müssen, aber mehr und mehr Sektoren in der Gesellschaft bleiben fern. Zum Beispiel, die Ultra-orthodoxen gehen nicht in die Armee, die Araber, die israelischen Araber gehen nicht in die Armee, die jungen Tel Aviver wollen nicht zur Armee gehen. Und so repräsentiert die Armee nicht mehr die ganze israelische, gesamtisraelische Gesellschaft, sondern nur Teile der Peripherie, der Nationalreligiösen und andere, die noch immer bereit sind, freiwillig zur Armee zu gehen und zu kämpfen. …“
Alles von David Witzthum vom 23.3.2009 bitte lesen auf
https://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/939330/
Das Kostbarste der Jeckes-Seele: die Kammermusik
„Die Musik ist das Herzstück der von den Jeckes ins Land gebrachten Kultur, und die Kammermusik ist der innerste Kern. … Die Jeckes haben, wie bekannt, auf ihren Spezialgebieten hoch qualifizierte Beiträge zum Aufbau des Landes geleistet; sie haben unsere Wirtschaft, Gesellschaft, die Universitäten und die Kultur zu dem gemacht, was sie heute sind. Ihr Einfluss ist unvergleichlich viel größer als ihr zahlenmäßiger Anteil an der Bevölkerung. Diejenigen unter ihnen allerdings, die als Amateure Kammermusik machten, taten das bewusst und voller Stolz. …. “
„Was ist der Unterschied zwischen einem Jecke und einer Jungfrau? Jecke bleibt Jecke.“ (jüdischer Witz)
Eli Preminger – Bandleader von “Eli and the Chocolate Factory” aus Tel Aviv-Yafo
Zwei junge Männer sitzen am 1.11.2013 gegen Mittag auf einer Bank im grünen Mittelstreifen des Rothschild-Boulevard – mit ihren vier Fahrspuren eine der Hauptverkehrsstrassen durch die City von Tel Aviv. Wir setzen uns dazu. Nach einer Weile packen sie plötzlich ihre auf der Wiese hinter der Bank abgelegten Instrumente aus, Trompete und Banjo. „Wollen Sie hier spielen, sollen wir Ihnen Platz machen?“, frage ich. Nein nein, bleiben Sie nur. Ein Bassist und ein Posaunist kommen hinzu und die vier beginnen zu spielen – gepflegten traditionellen Dixieland. Als ich aus Jux meine Mundharmonika auspacke, unterbricht das Quartett seine Musik. Welche Tonart? Meine kleine Harmonika ist in C gestimmt, also D für den Blues. Sie disponieren kurz um, denn das Blues-Stück spielen sie normalerweise in F-Dur, und dann „OK, let’s go“. Wir blasen und zupfen unseren Blues, nach Trompete, Banjo, Posaune und Baß darf auch meine Mundharmonika mit einem Solo ran, drei Paare tanzen auf dem Gehweg, wunderbar ….
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Dixie mit Mundharmonika
Beim Weiterbummeln in Tel Aviv kommen die Gedanken: In der KaJo in Freiburg eine Bank mit vier jungen Leuten so ab 22 Jahre. Dixieland wird gespielt, improvisiert. Cool. Da kommt ein 70-jähriger Rentner hinzu und packt seine Wandersmannmusik-Mundharmonika aus. Mitspielen? Sorry, geht nicht, unmöglich schon alleine wegen der unpassenden Tonart. Zudem sind die Jungen hier und die Senioren irgendwo anders dort. Warum ist mir so ein spontan generationsübergreifendes Mit-Musizieren wie in Tel Aviv in Freiburg noch nie passiert? Liegt’s nur am sonnig-milden Klima von Israel, das easy stimmt – die Jungen wie die Alten? Oder vielleicht doch an etwas anderem?
Eli and the Chocolate Factory
eli.preminger@gmail.com, www.elipreminger.com
Mohammed – Taxifahrer am Parkplatz vor Yad Vashem
„Taxi, Taxi?“ ruft Mohammed (seinen richtigen Namen soll ich nicht nennen) vor Yad Vashem und wir kommen ins Gespräch. Er ist Palästinenser, ca 40 Jahre alt und wohnt seit fünf Generationen in der Altstadt von Jerusalem. Ja, seiner Familie mit allen fünf Kindern geht es wirtschaftlich gut und viel viel besser als den Palästinensern im Westjordanland, Gaza, Jordanien, Ägypten oder sonstwo. Aber: Sein Sohn muß an der Jerusalemer Universität die dreifachen Studiengebühren bezahlen als Israelis, nur weil er einen jordanischen Pass hat. Und sehen Sie die beiden Taxi-Warteschlangen hier am großen Parkplatz? Die kurze Schlange mit nur 2 Pkws vorne am Eingang zu Yad Vashem ist israelischen Taxifahrern vorbehalten. Die lange Schlange ganz weit hinten ist für die ausländischen Fahrer und wird kaum frequentiert. Deswegen ist er ausgestiegen und spricht die Besucher mit „Taxi, Taxi?“ am Eingang direkt an, was eigentlich verboten ist. Sein kleines Haus im muslimischen Viertel von Jerusalem wird er nie verkaufen, obwohl ihm mehrfach viel Geld geboten wurde. „I am inhabitant of Jerusalem, it is my home town“. Und hier wird Mohammed plötzlich heftig: Ihr gebt Israel euer Geld, damit sie unsere Häuser und unser Land kaufen. Er spricht immer wieder von „Money tricks“, aber wir werden unser Wunder erleben, denn: „You in Germany and Europe have the money, but we have the children“.
5.11.2013, Ekke