Friedensbewegung Ukrainekrieg

Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht für den Frieden auf die Straße. Auch nicht die Friedensbewegung. Der Schwur der Nachkriegsgeneration „Nie wieder Krieg!“ wurde gewendet in „Wer nicht für das Gute kämpft, überläßt den Sieg dem Bösen“. Einer der wenigen Friedensbewegten, die vehement gegen den Ukrainekrieg protestieren, ist der 82-jährige Eugen Drewermann mit seinen Reden „Gegen den Krieg“ am 21.5.2022, in Ramstein und beim G7-Treffen in Münster am 3.11.2022.
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Aus welchen Gründen hat die Friedensbewegung geschwiegen und nicht mit Demos, Vorträgen, Protestaktionen, Argumenten usw. Druck auf Politik, NGOs, Kirchen und Medien ausgeübt, als
1) nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 das Projekt der Schaffung einer europäische Friedensordnung überhaupt nicht in Angriff genommen wurde?
„Dann kollabierte die Sowjetunion und zusammen mit ihr die europäische Friedensbewegung. Es schien keinen Grund mehr zu geben, denn der Warschauer-Pakt, das Militärbündnis der sogenannten kommunistischen Einflusssphäre wurde aufgelöst, nicht aber die NATO, die sich kurzfristig wegduckte, um niemanden auf blöde Gedanken in Richtung Abschaffung zu bringen. Sie suchte im Stillen verzweifelt nach neuen Begründungszusammenhängen, um ihre Weiterexistenz zu rechtfertigen. Damals hätten alle Alarmglocken schrillen müssen, aber Europa befand sich in einem Freudentaumel über das Ende des Kalten Kriegs, über das Ende des Kommunismus, die Westdeutschen bekamen wie ein Geschenk des Himmels den Ostteil des Landes zurück, die russischen Truppen zogen von dort ab, unbemerkt rückten amerikanische Basen nach.“ (1)

2) die ukrainische Mini-Armee von 1990 an nach und nach zur heute kampfstärksten Armee Westeuropas aufgerüstet wurde?

3) nach dem Jugoslawienkrieg (Bombardierung von Belgrad 1999) die „Regime change“-Politik von USA und NATO einsetzte, bei der das Beseitigen von Regimen, die westlichen Werten nur mangelhaft genügten, als gutes und friedliebendes Werk galt und immer noch gilt?
Das Narrativ der NATO, ob ein Ende mit Schrecken nicht besser sei als Schrecken ohne Ende, war „der große Knockout für die europäische Friedensbewegung im Jugoslawienkrieg, denn die NATO durfte dort unbehindert von jeglicher Friedensinitiative und Protestbewegung und vor allem mit breiter feministischer Unterstützung, dem Vergewaltigungsnarrativ, frei schalten und walten, was das Zeug hielt. Der Friedensgedanke an sich ist damals vollkommen entwertet worden, denn die Linke, die immer den traditionellen Kern von Friedensbewegungen bildete, stand nicht auf gegen diesen Krieg, sondern sie zeigte Verständnis dafür. Ein grauenhafter NATO-Triumpf, nunmehr auch die Moral für sich gewonnen zu haben. Von diesem Desaster hat sich die Friedensbewegung bis heute nicht erholt.“(1)

4) Präsident Selenskij die Abkommen Minsk I und II nach 2014 nicht umgesetzt hat und stattdessen eine Art von Bürgerkrieg mit 14.000 Toten gegen russischsprachige Ukrainer im Donbass geführt hat?

5) sich immer deutlicher eine westliche Doppelmoral zeigte, nach der im Jugoslawienkrieg das Völkerrecht gilt, im Ukrainekrieg hingegen nicht. Dazu folgender Protokollauszug des Treffens von Putin mit Scholz am 15.2.2022, also nur neun Tage vor dem russischen Einmarsch am 24.2.2022:
„Scholz ergänzt:
„Ich will gerne noch einmal sagen, dass ich glaube, dass es in Jugoslawien eine etwas andere Situation gab. Es gab die Gefahr eines Völkermordes. Das musste verhindert werden. Ich bin froh, dass wir mittlerweile eine friedliche Entwicklung haben und dass die Länder des Balkans alle jeweils aus sich heraus eine eigene Perspektive in Richtung der Europäischen Union gefunden haben. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.“
Darauf spontan Putin:
„Gestatten Sie mir, Folgendes nachzuschieben: Nach unserer Einschätzung ist es so, dass das, was im Donbass geschieht, heute Völkermord ist.“ (1)
Daraufhin schwieg Olaf Scholz. Was hätte er auch entgegnen können?
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6) die Ampel-Regierung nach dem 24.2.2022 die Zeitenwende ausrief und die Friedensrhetorik der Nachkriegszeit seit 1949 (Entspannungspolitik) durch eine Kriegsrhetorik ersetzte mit „Russland ruinieren“ (Baerbock), Sanktionen und Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine?
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Wer gegen den Krieg ist, muß einen Plan für den Frieden als Abwesenheit von Krieg haben. Einen solchen Plan muß die Friedensbewegung erarbeiten und anbieten (2). Sonst wird sie unglaubwürdig.
Seit der Französischen Revolution ist Krieg die Regel und Frieden die Ausnahme. Muß dies so weitergehen?

Auch die EU-Länder führen den Ukrainekrieg als Stellvertreterkrieg: Niemand hierzulande muß seine Einberufung befürchten. Niemand muß Angst haben, an die Front transportiert werden. Diese trügerische Situation ist doch der ideale Zeitpunkt für die Friedensbewegung, endlich aktiv zu werden, um sicherzustellen, dass dies nicht doch geschieht. Oder sind wir bald so weit? Friedrich Merz (CDU) forderte gestern im Bundestag, deutsche Leopard-Panzer an die Front zu schicken.
15.12.2022

Eugen Drewermann in Lahnstein: Von Krieg zu Frieden (28.10.2022)

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Ende des Artikels „Friedensbewegung Ukrainekrieg“
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Beginn der Anlagen (1) und (2)
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(1) Knockout für die Friedensbewegung
Der Widerstand gegen die Kriegslogik wirkt derzeit kraftlos — wie es scheint, will die russische Seite den Frieden nicht um jeden Preis, die westliche indes will ihn überhaupt nicht.
Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht für den Frieden auf die Straße! Obwohl die blutige Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland nun schon fast ein Jahr andauert, konnten Friedensbewegungen weder in den direkt beteiligten Ländern noch im Westen bisher an Fahrt aufnehmen. Als Folge herrscht die Kriegslogik allenthalben. Der Autor betrachtet die Friedensfrage zunächst aus der Perspektive „unserer“, der westlichen Hemisphäre. Da ist festzustellen, dass die Friedensbewegung seit ihrer Glanzzeit in den 80ern schrittweise zurückgedrängt wurde. Der Jugoslawien-Einsatz, der 11. September 2001, die großen Auslandseinsätze der Bundeswehr und jetzt die Parteinahme gegen den „Aggressor Putin“ — immer unwahrscheinlicher schien es, dass sich der Schwur der Nachkriegsgeneration: „Nie wieder Krieg!“ würde realisieren lassen. Warum eigentlich nicht? Globalstrategisch geht es um die Auslöschung jeder ernst zu nehmenden Konkurrenz beziehungsweise jedes Gegengewichts zur NATO-Allianz. Leider fallen auch die meisten „Normalbürger“ immer wieder auf das wohlfeile Argument herein, wenn die Seite des Guten nicht kämpfe, überlasse sie dem Bösen das Feld. Der Krieg dauere nur deshalb so lange, weil der Gegner — hier also Putin — nicht aufhöre, so brutal zu sein und „uns“ zu immer stärkerer Gegenwehr zu zwingen. So wird das Blutvergießen nie enden. Ein Rückblick auf die jüngere Geschichte, wie sie der Autor hier liefert, ist zugleich eine Aufforderung an die Menschen, diese krude Logik zu durchbrechen und wieder eine machtvolle Friedensbewegung auf die Beine zu stellen.

Der Ukrainekrieg läuft nicht so, wie der vereinigte Westen sich das vorgestellt hat. Die Gründe dafür sind im Militärtechnischen, in Fehleinschätzungen des Gegners, in der Fragilität der europäischen Länder zu sehen, die eine Einigkeit geradezu flehentlich beschwören, die in der Realität aus den verschiedensten, vor allem historischen Gründen nicht vorhanden ist. Nur eins brauchen die NATO-Strategen derzeit nicht zu fürchten, eine breite, starke Friedensbewegung. Dabei wäre die Gelegenheit bei diesem Krieg besonders günstig.
… Alles vom 9.12.2022 von Peter Zakrasky bitte lesen auf
https://www.rubikon.news/artikel/knockout-fur-die-friedensbewegung
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(2) Christlicher Pazifismus: Von den Gräueln in der Ukraine überrollt
Die christliche Friedensbewegung wurde von den Gräueln in der Ukraine überrollt. Die Ratlosigkeit wird deutlich in Stuttgart. Gerold König, der Bundesvorsitzende der Katholischen Friedensbewegung Pax Christi, sagt: „Wir haben die Antworten nicht. Dieser Angriffskrieg hat uns als Pax Christi-Bewegung in das pazifistische Herz getroffen, mittenrein.“
Er fordert eine Waffenruhe, um der Diplomatie eine Chance zu geben. Dabei sei auch der Papst als Vermittler gefragt. Eine massive Aufrüstung der Ukraine lehnt Pax Christi klar ab:
„Schwere Waffen sind nicht die Lösung. Hinter jeder Waffe steht ein Mensch, und vor jedem Kanonenrohr stehen ganz viele Menschen. Das sind Visionen, Träume, Hoffnungen, die mit einem Schlag vernichtet werden, und das darf nicht sein.“
Der Ruf nach immer mehr Waffen werde ihm in Deutschland zu laut, sagt der Pax Christi-Mann König: Es greife eine Kriegsrhetorik um sich. Was also ist aus Sicht der Friedensbewegung zu tun?
„Wir müssen jetzt im Krieg den Frieden vorbereiten. Wir müssen in Politik und Kirche wirken. Dass sich Russen und Ukrainer auf Augenhöhe und auf Herzenshöhe begegnen können. Dabei helfen Waffen überhaupt nicht.“
… Alles vom 29.5.2022 bitte lesen auf
https://www.deutschlandfunkkultur.de/christliche-friedensbewegung-krieg-ukraine-pazifismus-100.html

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