Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. Wir stehen so begeistert auf den Lockdowns, weil wir die Gesundheit zum höchsten Wert stilisiert haben. Dazu André Comte-Sponville: „Lasst uns aufhören die Gesundheit zum obersten Wert zu machen! Sie ist wichtig, aber Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe sind höhere Werte.“
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So der Aufruf von Frankreichs renommiertesten Philosophen im TV-Auftritts beim Sender France Info Plus am 2.4.2021: https://twitter.com/franceinfoplus/status/1378033359360819201
Solch leidenschaftlich und kontrovers geführte Fernsehsendungen findet man in all den langweiligen und gleichgeschalteten Talkshows (Rhabarber, Rhabarber, …) in Deutschland leider nicht.
Diese unglaubwürdige Ideologie, welche die Gesundheit zum obersten gesellschaftlichen Wert erhebt und den Gehorsam der Menschen mit dem Heilsversprechen „Je mehr wir euch einschränken, desto mehr Leben werden gerettet“ ködert, bezeichnet Compte-Sponville als Panmedikalismus.
„Il n’est pas écrit aux frontons de nos mairies „Santé, Égalité. Fraternité“, mais „Liberté, Égalité, Fraternité. J’espère ne pas être le seul dans ce pays à penser que la liberté est une valeur supérieure à la santé“.
„An den Stirnseiten unserer Rathäuser ist nicht „Gesundheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ geschrieben, sondern „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige in diesem Land, der glaubt, daß die Freiheit ein höherer Wert ist als die Gesundheit“.
Compte-Sponville unterscheidet Gesundheit als Gut von der Freiheit als Wert: „Nein, die Gesundheit ist nicht der oberste Wert. Die Gesundheit ist überhaupt kein Wert. Gesundheit ist kein Wert sondern ein Gut. Ich unterscheide zwischen Gütern und Werten. Ein Gut ist etwas, das wünschenswert ist, eventuell auch beneidenswert.
Ein Wert ist etwas, das achtbar und bewundernswert ist. Ich kann z.B. jemanden beneiden, weil er sich besserer Gesundheit erfreut als ich. Ich kann jemanden beneiden, weil er wohlhabender ist als ich. Gesundheit und Reichtum sind Güter.
Aber wenn ich jemanden bewundere, weil er gesünder oder reicher ist als ich, bin ich ein Schwachkopf.
Etwas anderes ist es, wenn ich jemanden dafür bewundere, dass er mutiger ist als ich, gerechter als ich, liebevoller als ich, großzügiger als ich. Denn das sind echte Werte!
Und wenn wir Werte Gütern unterordnen, befinden wir uns bereits in einer nihilistischen Gesellschaft. Derjenige, der dir erzählt, es ginge nichts über das Geld, ist ein Finanznihilist. Derjenige, der dir erzählt, es ginge nichts über die Gesundheit, ist ein Gesundheitsnihilist!“
Unsere derzeitige seit März 2020 immer noch praktizierte lockdown-basierte Corona-Politik könnte man demnach als Corona-Gesundheitsnihilismus bezeichnen.
11.4.2021
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Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe sind wichtiger als Gesundheit
… Sie setzen weiterhin auf das hölzerne und implausible Mantra „Je repressiver und isolierter, desto gesünder“ – in Frankreich, und wenn es nach dem Kanzleramt und seinen einschlägig bekannten Souffleuren mit Doktortitel geht, auch sehr bald schon wieder in Deutschland. Im Angesicht dieser dogmatischen Versteifung auf eine ineffektive, schädliche und repressive Vorgehensweise, meldet sich Frankreichs renommiertester Philosoph André Comte-Sponville nun verstärkt zu Wort.
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Um es, an diese Einordnung anknüpfend, abschließend mit den Worten zu sagen, die jüngst mit Giorgio Agamben in der NZZ ein anderer großer Denker der Gegenwart wählte, um den Zustand unserer Gesellschaft zu beschreiben:
https://www.nzz.ch/feuilleton/giorgio-agamben-ueber-die-welt-der-lebenden-und-der-toten-ld.1607876?reduced=true
„Um ihr Leben vor einer vermeintlichen, verwirrenden Bedrohung zu retten, geben die Menschen alles auf, was es lebenswert macht.“
… Alles vom 8.4.2021 von Julian T. Baranyan bitte lesen auf https://juliantbaranyan.wordpress.com/2021/04/08/freiheit-gerechtigkeit-und-liebe-sind-wichtiger-als-gesundheit/
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Julian Tumasewitsch Baranyan, geb. 1985, hat Linguistik und Politologie in Gießen studiert und bereist als selbständiger Handelsvertreter inbesondere die frankophone Welt.
Besuchen Sie seinen informativen Blog.
… Alles vom 11.4.2021 Julian T. Baranyan bitte auch lesen auf https://www.achgut.com/artikel/sie_wollen_es_nicht_wissen_siew_lassen_es_nicht_bleiben
Einige Kommentare:
Werte vom Christentum inspiriert
Tatsächlich sind die Werte von denen beispielsweise das Christentum inspiriert ist, Liebe, Mut, Großzügigkeit, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Vertrauen zu Gott, Demut und Standhaftigkeit.
Von Gesundheit ist keine Rede. Von Langlebigkeit ist keine Rede. Eher im Gegenteil. Langlebigkeit ist kein anzustrebendes Ziel. Sie wird eher gering geschätzt. Wert wird auf die Seele gelegt. Ihrem Schutz und ihrer Weiterentwicklung gilt alle Aufmerksamkeit. Dieses in Erinnerung zu rufen, sollte Aufgabe der Kirchen, ebenso wie der Philosophen sein.
11.4.2021,W.A., AO
… für seine Gesundheit ist jeder selbst zuständig, für die Freiheit der Staat
Bei der Abwägung zwischen Gesundheit und Freiheit sollte jedem doch klar sein, dass für das erste Gut jeder selbst die Verantwortung trägt. Die Freiheit aber muss der Staat schützen. Die Wahrung der Grundrechte ist seit 1949 die DNA der Bundesrepublik. Die Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass der Staat ihre Freiheit schützt. Wenn der Bürger diese Aufgabe einmal selbst übernehmen müsste, hätten wir bald Zustände, die sich kaum jemand wünschen kann. Für meine Gesundheit oder die meiner alten Eltern kann ich selber sorgen, etwa dadurch, dass ich sie aus dem Senioren- oder Pflegeheim noch Hause nehme, wenn ich sie dort als gefährdet ansehe. Das ist gewiss nicht immer leicht, aber doch meistens machbar. Wer dagegen seine alten Eltern in der Gefahrenzone lässt, darüber jammert, dass Oma und Opa jetzt gänzlich isoliert sind und gleichzeitig den totalen Lockdown fordert, um die Pandemie zu beenden und das Leben der Eltern zu retten, ist einfach nur wahnsinnig. Gleiches gilt für eine Regierung, die solchen Zumutungen auch noch nachgibt. Wer Angst vor Corona hat, darf sich gerne im Keller einschließen und auf bessere Zeiten warten. Wie gesagt, für seine Gesundheit ist jeder selbst zuständig, für die Freiheit aber ausschließlich der Staat. Dies zu verdrehen ist Wahnsinn.
11.4.2021, K.B.
Trennung von Gut und Wert
Herr Baranyan, Sie zitieren Comte-Sponville: “Ich unterscheide zwischen Gütern und Werten. Ein Gut ist etwas, das wünschenswert ist, eventuell auch beneidenswert. Ein Wert ist etwas, das achtbar und bewundernswert ist.” Er illustriert diese Unterscheidung: “Gesundheit und Reichtum sind Güter. Aber wenn ich jemanden bewundere, weil er gesünder oder reicher ist als ich, bin ich ein Schwachkopf. Etwas anderes ist es, wenn ich jemanden dafür bewundere, dass er mutiger ist als ich, gerechter als ich, liebevoller als ich, großzügiger als ich. Denn das sind echte Werte!”
Unser Rechtsverständnis in der deutschen Republik scheint diese saubere Trennung nicht zu beherrschen. Die unantastbare Würde des Menschen ist für uns etymologisch mit dem Begriff “Wert” verwandt, wurde aber just in dem Moment, als der Staat sich ihrer als durch ihn zu schützendes Rechts-Gut annahm und in den ersten Satz des ersten Artikels des Grundgesetzes schrieb, entwürdigt.
Doch gleich im folgenden zweiten Satz ist diese Rechtsgut-Würde erneut wieder an die transzendente Über- und Vorstaatlichkeit des Menschenrechts angebunden. Als wie an einen allerletzten Rettungsanker vor der Willkür der für ihre Unzuverlässigkeit berüchtigten staatlichen Monstrosität.
Die Ankerkette, die das in der See wogende Staatsschiff mit Kraft an diesen Ruhepunkt außer sich bindet, wurde erst spät und nachträglich mit Artikel 20 präzise gemacht.
Mit ihm wird das temporäre Rechtsgut wieder in seine ewige Universalität zurück überführt: Alle Deutschen verfügen über das Recht zum Widerstand gegen die Zertretung ihrer Menschenwürde durch Merkel, Söder und Konsorten, wo andere Hilfe nicht mehr zu erhalten ist! Wir, die Deutschen verkörpern in unserem Land am Ende des Tages die einzig legale Rechtsgewalt. Wie alle Menschen überall sonst.
11.4.2021, HP.D.
Vielen Dank für den Hinweis auf André Comte-Sponville.
Die alte griechische Ansicht mit Gaia (Felder und blühende Blumen) und im Gegensatz Chthonia (unten drunter) ist natürlich nicht mehr zeitgemäß. Wenn man es genau nimmt, ist unten auf dem Meeresgrund.
Die höchsten Berge nehmen dort ihren Ursprung. Und dort in den tiefsten Tiefen entsteht in der Nähe der warmen mineralreichen Quellen (black smokers) ursprünglich alles Leben, wird angenommen. Auch das Leben und die Gestalt von Gaia hat dort ihren Ursprung. Somit ist das mit dem Oben und Unten inzwischen so eine Sache. Später, in den Religionen, ging man in den Himmel. Nur ist das auch so eine Sache mit dem Himmel, nachdem sein Geheimnis mehr und mehr entschlüsselt wird. Also sind wird mehr oder minder in der Mitte und, wenn man die Sonnensysteme außerhalb unseres eigenen ansieht, fällt auf, dass dieses anders ist, chaotischer, und die Möglichkeit besteht, dass die Erde solitär ist in ihrer Art.
Da außen herum keine Habitate zu sein scheinen, müsste das tot sein. So betrachten wir es aber nicht. Jeder Astrophysiker würde sich dagegen wehren. Wir nehmen also andere Zustandsformen als schön wahr und versagen, ichbezogen und dadurch einsam, nur bei uns selbst. Die Angst vor dem Tod kann man nur durch das Staunen für das Ganze verlieren, denn materiell geht man nicht verloren. Man ist immer Teil des Ganzen. Ich fürchte, was den Menschen tief unter die Haut ging, sind Dinge wie: “Ertrinken im eigenen Saft”, Embolien, Ersticken, Schmerzen. Die Angst vor Schmerzen ist stärker als die Angst vor dem Tod. Krebs wurde dabei inzwischen ausgeblendet. Bergamo-Bilder, Intubation, Entmündigung, kein Besuch, effektive Folterinstrumente. Sie foltern uns und merken es nicht oder wissen es und sind durch die Bank Sadisten, ? Je ne sais pas. Eins scheint sicher: Ohne Chronos (Saturn) wären wir nicht, auch nicht die Tiere, die Blumen.
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2. Am Geschäft mit der Angst ist der infantile Mensch schuld, der nicht nachdenkt und die Medien, die ihn füttern in Endlosschleife mit Körpern in der Luft vor dem brennenden WTA und treibend im Wasser vor Thailand. Es werden dort vor allem die Nächsten gezeigt, also Touristen. Der infantilisierte Mensch guckt sich das jeden Abend an. Zur Entspannung guckt er am WE Jurassic World mit einem überdimensionierten Mososaurus, den es so nie gab. Ich weiß auch nicht, ob es je einen Weißen Hai gab, der ein ganzes Boot angegriffen hätte.
Der Mensch liebt das, das Material wird zum Blockbuster, genau wie der schlechtere Titanic-Film. Der bessere wurde in den Fünfzigern gedreht. Jetzt wird er mit offenbar versautem Unterbewusstsein zum Opfer der Politisierung der Angst und der Bevormundung und Vereinnahmung. Der “Spiegel” hatte einst, so vor guten 15 Jahren, einen Titel mit einer Spinne und einer Titelgeschichte über Angst. Als Kind Angst hatten Bill Gates und Steven Spielberg, die beide aufgeführt waren. Wenn die Zeitschrift noch auf Draht wäre, würde sie die Geschichte neu auflegen. Weg mit der Angst! Sie ist nur nützlich, wenn ein echter konkreter Grund für sie besteht. Dann kann sie hilfreich sein. Hier ist sie verfehlt.
11.4.2021, F.J.
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Amokläufer erschöpft sich oder aber Widerstand bieten
Auf Achgut.com wird nun seit mehr als einem Jahr versucht, einer wohl eher eingebildeten Bedrohung durch Corona mit Sachlichkeit und Vernunft zu begegnen – ohne jeden Erfolg. Frau Merkel läuft gerade – anders kann man das wohl nicht mehr benennen – Amok. Ein Amoklauf endet regelmäßig erst dann, wenn der Amokläufer erschöpft aufhört – oder gewaltsam gestoppt wird, andere Alternativen sind nicht gegeben.
11.4.2021, J.H.
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Widerstand gegen totale Macht
So ist es und nun? Herr Hoffmann hat die einzige! Loesung, auch wenn sie etwas unangenehm ist, zutreffend genannt. Menschen auf dem Weg zur Ergreifung der totalen Macht, mit dem Ziel der Abschaffung der FDGO “duerfen” uebrigens gestoppt werden, Art 20 IV GG. Zum zweiten Mal wollen wir doch sicher keinen Führer, auch wenn es der Zeit entsprechend eine Fuehrerin ist. Leider versagt die Justiz, gemeint ist die hoechstrichterliche und hier das BVerfG, mit dem Verfassungsschutz der Wächter des GG, kein Scherz, wieder einmal, aber das hat hierzulande Tradition.
11.4.2021,R.N.
„Um ihr Leben vor einer vermeintlichen, verwirrenden Bedrohung zu retten, geben die Menschen alles auf, was es lebenswert macht.“ Der ganze Irrsinn, die ganze Unvernunft und das ganze Chaos der vergangenen Monate in einem Super-Satz zusammen gefasst!
B R A V O ! ! !
11.4.2021,Z.W., AO
1947 schrieb Albert Camus in “Die Krise des Menschen”:
“Die Politik muss, wo immer möglich, zurückverwiesen werden auf den ihr zukommenden Platz, der ein Platz zweiter Ordnung ist. Es sollte nicht ihr Ziel sein dürfen, die Welt mit Evangelien oder Katechismen zu versorgen, weder mit politischen noch mit moralischen. Es ist gerade das große Unglück unserer Zeit, dass die Politik sich anmaßt, uns mit einem Katechismus, mit einer kompletten Weltanschauung und zeitweilig sogar mit Vorschriften für unser Liebesleben auszustatten.
Die Aufgabe der Politik ist vielmehr, unser Haus in Ordnung zu halten, und nicht, sich mit unseren inneren Angelegenheiten zu befassen. Was mich anlangt, so weiß ich nicht, ob es ein Absolutes gibt oder nicht. Aber ich weiß genau, dass das keine Angelegenheit der Politik ist.”
Soweit Camus’ treffende Analyse des Totalitarismus. Wenn dieser heute im Namen von “Gesundheit” und “Solidarität” fröhliche Urständ feiern kann, hängt das ohne Zweifel mit der Abkehr der europäischen Kultur vom Christentum zusammen.
Die Folgsamkeit allzuvieler Kirchenvertreter gegenüber staatlichen Vorgaben und gesellschaftlichen Trends trägt allerdings auch nicht gerade dazu bei, dieses Problem zu lösen.
11.4.2021, P.S.
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