Seit über einer Woche blüht unsere Esskastanie. Ich darf unter dem über 70-jährigen Baum liegen, um dem Summen abertausender flieißiger Bienen zu lauschen. Sie tragen ihre Tracht zu ihren Völkern, deren Kästen vermutlich im 2 km entfernten Ebnet stehen. Bei geschlossenen Augen vereint sich das Summen zu einem breiten, dumpfen, mächtigen Wogen, welches das Gemüt mit Ruhe, Schutz, Sicherheit und Gelassenheit beseelt.
Und bevor bei drohendem Gewitter die ersten Regentropfen fallen, dann sind sie wie auf ein geheimes Signal weg – meine Bienen. Nur die dicken Hummeln und Wildbienen bleiben länger, sie sind anscheinend weniger wasserscheu.
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Die Esskastanie ist der ideale Gartenbaum: Ihr Laub kommt erst spät im Mai und fällt früh bereits im Oktober, d.h. in der dunklen Jahreszeit läßt sie die Sonne durch. Als Spätblüher ab Mitte Juni bietet sie den Bienen in der Zeit nach der Obstblüte reichlich Nahrung. Die Esskastanie mag Wärme und auch Hitze. Ihr Stamm zieht Baumläufer und Eichhörnchen an. Sie läd den Gartenbesitzer zu gesunder Arbeit ein: Blüten sowie Laub zusammenrechen. Und in ihrer Größe und Langlebigkeit erfüllt sie ihn mit Ehrfurcht – glücklich, wenn sich vier Generationen unter dem schattenspenden Dach der Esskastanie beschützen lassen.
Pflanzt man neben die Eskastanie einen frühtragenden Kirschbaum, dann gibt es den doppelten Genuß: Kirschenessen bei Esskastanienblütenduft.
22.6.2020