Die Bewohner des Stadtteils Waldsee stehen einer Dreisam–Renaturierung auf Höhe der Kartauswiesen aufgeschlossen gegenüber. Sie befürchten jedoch auch mehr Lärm und Müll, weshalb ein runder Tisch geplant ist. Das ist das Ergebnis eines Info-Abends mit Diskussion zur geplanten ökologischen Aufwertung, zu der der Vorsitzende des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee, Karl-Ernst Friederich, rund 50 Interessierte in der Laubenhof-Begegnungsstäte begrüßen konnte.
Detailplanung: Zur Erhöhung der ökologischen Vielfalt soll der kanalartige Ausbau der Dreisam auf 850 Metern Länge rückgängig gemacht werden und der Fluss stattdessen den Charakter eines natürlichen Flusslaufs mit einem Mosaik von Kleinlebensräumen erhalten. Dazu ist außer der Entfernung der treppenartigen Sohlschwellen im Flussbett der Bau von bis zu 25 Meter breiten Überschwemmungsbuchten am nördlichen Ufer (Richtung Kartauswiesen) geplant. Da diese Buchten 60 Zentimeter über dem eigentlichen Flussbett zu liegen kommen, wären sie nur bei Hochwasser überflutet. Das Konzept sieht außerdem vor, das Südufer teilweise abzuflachen und um bis zu drei Meter in Richtung Flussmitte zu verlagern. „Dadurch wird der Querschnitt verkleinert und das Niedrigwasser gebündelt“, erläuterte Erich Linsin vom Regierungspräsidium (RP) bei der Vorstellung des Konzepts.
Die Fotomontage des Regierungspräsidiums zeigt, wie eine der gekiesten Überschwemmungsbuchten am Nordufer aussehen könnte. Bild: RP
Lachs: Die Renaturierung käme nach Einschätzung von Fachleuten auch Wanderfischen wie dem Lachs zugute. Der Glottertäler Hermann Ganter glaubt jedoch nicht daran. „Diese Maßnahme würde keinem einzigen Fisch nützen“, ist sich der Angler sicher. Vielmehr befürchtet er, dass sich das Niedrigwasser nicht wie geplant bündeln ließe, da Steine und anderes Geschiebe die Abflussrinne auffüllen könnten. Dann würde sich das Wasser über den gesamten Querschnitt verteilen, ein häufiges Austrocknen im Sommer wäre wahrscheinlich. Mit seiner Einschätzung stand er indes alleine da: „Untersuchungsergebnisse lassen vermuten, dass es in diesem Abschnitt auch bei wenig Wasser Fische gibt“, entgegnete zum Beispiel Gewässerwart Michael Münzer vom Angelsportverein Freiburg. Und Karl-Ernst Friederich wies darauf hin, dass die Lachsfrage nur einer von mehreren Aspekten sei: „Selbst, wenn dieser Fisch nicht kommen sollte, würde die Renaturierung viele ökologische Verbesserungen mit sich bringen“, betonte er.
Freizeitgestaltung: Quasi als Nebenprodukt dürfte der renaturierte Bereich auch als Naherholungsgebiet attraktiver werden, was zusätzliche Probleme erwarten lässt: etwa wilde Grillstellen und Scherben auf den Kiesflächen, an denen sich Menschen und Tiere verletzen könnten. „Vom Bürgerverein fordern wir deshalb eine Bündelung der Freizeitangebote an zwei Stellen“, sagte Karl-Ernst Friederich. Für gut geeignet hält er die Bereiche beim Sandfang (Nähe Sandfangweg) und beim Ottiliensteg (Rückseite des Mage-Solar-Stadions): „Sie sind von beiden Seiten zugänglich“, erläuterte der pensionierte Lehrer. Die restlichen Abschnitte des Nordufers sollten durch gestalterische Maßnahmen schwer zugänglich gemacht werden.
Runder Tisch: Vor allem wegen der vermuteten Verschärfung des Lärm- und Müllproblems sieht Friederich die Stadt in der Pflicht. „Da muss ein geeignetes Konzept her“, betonte der Vereinsvorsitzende. Lothar Mühlhaupt wies darauf hin, dass die Abfalleimer schon jetzt zu selten geleert würden. Einer Forderung nach größeren Müllbehältnissen erteilte Martin Leser vom Garten- und Tiefbauamt indes eine Absage: „Damit würden wir die Leute zur Entsorgung ihres Hausmülls einladen.“ Man habe aber das Problem erkannt, weshalb auch die Aufstellung 50 neuer Abfallbehälter an der Dreisam geplant sei. Die gesamte Thematik soll nun bei einem Runden Tisch erörtert werden, zu dem der Bürgerverein auf Anregung der Stadt verschiedene Interessengruppen einladen möchte.
23.4.2013, Andreas Braun