Zwei Freunde treffen sich mal wieder. Der eine Ingenieur und überzeugter Verfechter der Energiewende, der andere als Historiker den globalem Blick auf die Weltpolitik gerichtet. Als die Diskussion – anfangs wie immer sachlich fundiert, aber heftig – in Beleidigungen und Unfrieden wegzubrechen drohte, waren beide erstaunt: „Eigentlich gibt es doch keinen Grund, aus Angst so übereinander herzufallen. Sollten wir nicht zuversichtlich sein ob unserer eigenen Sichtweisen und Überzeugungen?“
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(1) Die Zuversicht des Ingenieurs: Energie
Wir schaffen es, in Deutschland energetisch unabhängig zu werden, auch von Russland . Erneuerbare Energien first, Wasserstoff, Strom, Windkraft, neue Technologien, LNG-Terminals, Energiesparen.
Unser Problem: Müssen wir neue kleine Kernkraftanlagen wieder zulassen?
(2) Die Zuversicht des Historikers: Geopolitik USA – China – Russland
Die Welt wird beherrscht vom Macht-Trio China (Wirtschaft Nr. 1), USA (Militär Nr. 1) und Russland (Energien Nr. 1). Mit zunehmender Stärke von China wandelt sich die historische Frontstellung „USA gegen Russland“ (1914-18, 1939-45) über „USA gegen Russland/China“ (2022) zu „USA/Russland gegen China“. Damit wird der aktuelle Ukraine-Krieg zur Episode und schon der Nachfolger von Biden wird eine friedliche Koexistenz zwischen Deutschland und Russland zulassen und gar fördern. Gut für Deutschland in der Mitte, das mit allen seinen Nachbarn friedlich zusammenleben muß,
Unser Problem: Wozu dient der derzeit medial geschürte Russenhass?
Zu unseren beiden verschiedenen Zuversichten: Vielleicht hast Du recht mit (1), was auch ich gut fände, nur bin ich skeptisch? Vielleicht habe auch ich recht mit (2)? Oder liegen wir beide komplett falsch? Oder gehts bei all dem gar nicht ums Rechthaben, sondern darum, miteinander zu sprechen und frei zu diskutieren. Ohne abweichende Meinungen wäre es wie in den Talkshows von ARD und ZDF: einfach nur langweilig.
Es kostete schon einiges an Überwindung und Toleranz, die eigene Sicht zu erklären und vom anderen als Zuversicht anerkennen zu lassen. Aber so haben beide Diskutanten gewonnen: Zweifache Zuversicht, zwei erneut gefüllte Gläser Rotwein, doppelt freudige Erwartung auf’s nächste Treffen der beiden und vor allem – sie sind trotz abweichender Meinungen Freunde geblieben.
29.3.2022