Deicheleweiher Elektrofischen

Eine spektakuläre Aktion fand am 11.10.2012  beim unteren Deichelweiher in der Oberwiehre statt: Weil das Gewässer demnächst entschlammt wird, musste der Fischbestand umquartiert werden. Insgesamt wurden mehr als 4000 Tiere geborgen, von denen die allermeisten noch am gleichen Tag im Opfinger See ein neues Zuhause fanden. Die Kosten für die Sanierung des Weihers belaufen sich auf rund 25 000 Euro – Fischumzug inklusive. Früher wurden in ihm die „Deichele“, die hölzernen Leitungen der alten Freiburger Wasserversorgung, feucht gehalten, bevor sie verbaut wurden. Heute ist der untere Deicheleweiher Teil eines Naherholungsgebiets am Rand des Sternwalds – doch der Zahn der Zeit nagt an ihm. „Der Bach, der ihn speist, führt nämlich Schlamm und Geröll mit sich, weshalb nur noch eine geringe Restwassermenge vorhanden ist“, erklärt Rathaussprecherin Martina Schickle auf BZ-Anfrage. Um das rund 70 Meter lange und 30 Meter breite Gewässer zu retten, soll es – wie schon vor zwei Jahren der benachbarte obere Deicheleweiher – in zwei bis drei Wochen entschlammt werden. „Rund tausend Kubikmeter dürften dabei wohl anfallen“, schätzt Landschaftsarchitektin Stephanie Lemper vom Garten- und Tiefbauamt (GuT). Der Schlamm wird erst untersucht, dann soll er im Sternwald, wo er herstammt, abgelagert werden. Zuvor mussten jedoch die Fische geborgen werden. Das hat Ingo Kramer vom Landesfischereiverband Baden übernommen – mittels Elektrofischen (siehe Infobox). Da diese Methode nicht ungefährlich ist, waren besondere Schutzvorkehrungen nötig: Biologe Kramer und sein Helfer Hubert Löffler trugen isolierende Kleidung aus Gummi, mehrere GuT-Mitarbeiter passten auf, dass Spaziergänger und Hunde dem unter Strom stehenden Wasser nicht zu nahe kamen – Kontakt damit kann nämlich tödlich verlaufen. Die Passanten zeigten Verständnis für diese Maßnahme: „Ich finde das richtig, denn für die Fische ist diese Aktion letztlich ja lebensrettend“, sagte beispielsweise Anwohnerin Edeltraud Aichele. Das Ergebnis war durchaus beeindruckend: Rund 4000 Fische kamen zum Vorschein, die meisten davon kleine Rotaugen. Zur Ausbeute gehörten aber auch ein fünf Kilogramm schwerer Graskarpfen, rund 140 Schuppenkarpfen, 50 Flussbarsche und 30 Giebel. Auch neun Bitterlinge waren dabei, was indes überraschte: „Diese Art ist nämlich stark gefährdet und nach der europäischen FFH-Richtlinie geschützt“, erläuterte Kramer.
Während die anderen Fische in den Opfinger See umquartiert wurden, ließ man die Bitterlinge im oberen Deicheleweiher wieder frei – ebenso knapp 100 geschützte Schwanenmuscheln und zwei Schmuckschildkröten. Letztere hatte Gisela Friederich vom Naturschutzbund zuvor geborgen. Dass Muscheln und Bitterlinge ins gleiche Gewässer gesetzt wurden, hat folgenden Hintergrund: „Bitterlinge brauchen für ihre Entwicklung nämlich Großmuscheln, in die sie ihre Eier ablegen“, erklärte Muschelfachmann Michael Pfeiffer.

Elektrofischerei
Bei der Elektrofischerei handelt es sich um eine Fischfang-Methode mit Hilfe von Gleichstrom, der aus einem Generator kommt. Der Minuspol befindet sich dabei im Wasser, der Pluspol am Fanggerät, dem Kescher. Beim Eintauchen des Keschers in das Wasser wird der Stromkreis mittels Knopfdruck geschlossen. Die Fische spüren das elektrische Feld und bewegen sich in Richtung des Keschers. Da der Strom sie betäubt, können sie leicht eingefangen werden. Beim Herausheben des Keschers aus dem Wasser wird der Stromfluss wieder unterbrochen, so dass die Betäubungszeit nur kurz ist und die Fische keinen Schaden nehmen. Die Elektrofischerei gilt als sanfte Fischfang-Methode. Sie wird für Bestandserhebungen und zum sogenannten Leerfischen von Gewässern eingesetzt. Um Menschen nicht zu gefährden, bedarf es besonderer Schutzvorkehrungen. Elektrisches Fischen ist ausschließlich geprüften Fachleuten erlaubt, außerdem muss dazu eine Genehmigung bei der Fischereibehörde eingeholt werden.  
16.10.2012, Andreas Braun

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