CAP-Markt: Laden – Supermarkt

CAP ist Teil von „HandiCAP. Im CAP-Markt sind zum Teil Behinderte beschäftigt. Der CAP-Markt ist ein Lebensmittelgeschäft zwischen Dorfladen (nahe, kleines Sortiment) und Supermarkt (fern, Vollsortimenter). Da die meisten lieber mit dem Auto zum Supermarkt fahren, mussten fast alle kleinen Läden vorort schließen. Schlimm für die Bürger, die auf den Tante-Emma-Laden in der Nähe angewiesen sind. Nicht nur um das 1/4-Pfund Butter zu kaufen, sondern um ins Gespräch zu kommen. Hier kommt die Idee des CAP-Marktes zum Tragen:
Menschen mit Behinderung erweisen sich als besonders geduldige und freundliche Gesprächspartner, sie finden hier i.S. der Inklusion einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Die Warenlieferung übernimmt Edeka. Eine Win-Win-Situation für beide Partner des CAP-Marktes.
Der springende Punkt aber auch hier: Die Bürger als Kunden müssen auch im ländlichen Raum bereit sein, auf Dauer beim CAP-Markt in der Nähe einzukaufen und so kräftig für Umsatz zu sorgen. Also nicht immer nur zu Aldi oder Lidl. In Deutschland finden sich inzwischen über 100 CAP-Märkte – hier neben Pfaffenweiler nun auch in Bad Krozingen (siehe unten).
25.3.2022
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In Süddeutschland kommen immer mehr Dorfläden zurück
behin– und leben Inklusion vor

Die Nahversorgung ist insbesondere im ländlichen Raum in Deutschland vielerorts zum Problem geworden. Doch an vielen Stellen schließen nun Integrationsläden diese Lücke- seit Kurzem auch in Bad Krozingen.
Astrid Demming fährt ihren E-Rollstuhl an den Bistro-Tisch im Eingangsbereich des neu eröffneten CAP-Marktes in der Bad Krozinger Innenstadt und stellt ein Tablett mit Kaffee, Brezel und Berliner ab. Brezel und Co. gibt es im Backshop CAPpuccino, der ebenfalls zum Markt gehört. „Der Laden ist topp. Es gibt schöne breite Wege zwischen den Regalen, selbst für mich im Rollstuhl ist genügend Platz und die Regale sind gut sortiert“, sagt sie. Wie viele ihrer älteren Bekannten sei sie froh, dass es mit dem CAP-Markt nun wieder einen gut erreichbaren Nahversorger in der Innenstadt gebe.

Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung
Der CAP-Markt in Bad Krozingen ist ein inklusiver Lebensmittelmarkt, hier arbeiten jeweils neun Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichberechtigt zusammen. Der neue Laden ist einer von etwa 110 CAP-Märkten in Deutschland und nach dem in Pfaffenweiler der zweite in der Region. CAP-Märkte bieten Menschen mit Behinderung versicherungspflichtige Arbeitsplätze in Lebensmittelläden der Nahversorgung und seinen Kundinnen und Kunden ein breites Sortiment an Waren.
Die bundesweit tätige Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (GDW) hat das CAP-Konzept entwickelt und als Franchisesystem aufgebaut. Betreiber der CAP-Märkte in Bad Krozingen ist die „Breisgau Arbeit gGmbh“ in Trägerschaft der Lebenshilfe Breisgau. „In unseren CAP-Märkten finden Menschen mit Beeinträchtigungen echte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Die Märkte sind Nahversorger und damit ein wichtiger Ort der Kommunikation und der Inklusion für Menschen mit Behinderungen“, sagt Norbert Köthnig, der Geschäftsführer der „Breisgau Arbeit gGmbH“ und der Lebenshilfe Breisgau. Man habe so eine Win-Win-Situation für die Stadt Bad Krozingen und die Mitarbeitenden geschaffen, nach dem das frühere Hieber-Lädele geschlossen hatte und das einzige Lebensmittelgeschäft im Kernort weggefallen war. Der CAP-Markt ist Partner von Edeka.
Die Nahversorgung ist insbesondere im ländlichen Raum in Deutschland vielerorts zum Problem geworden. Kleine Geschäfte wie Metzgereien oder Bäckereien im Ortskern lohnen sich oftmals nicht mehr, die Supermärkte am Ortsrand sind ohne Auto nur schwer zu erreichen. Ortschaften mit weniger als 5000 Einwohnern gelten für den Lebensmitteleinzelhandel generell als nicht interessant. In Süddeutschland ist aber seit einiger Zeit ein gegenteiliger Trend zu erkennen: Es entstehen wieder Dorfläden – und zwar als Integrationsläden.
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Das Konzept sieht vor, dass dort auch Menschen mit Behinderung und Langzeitarbeitslose arbeiten. Voraussetzung ist ein ortsansässiger gemeinnütziger Träger, der öffentliche Zuschüsse erhalten kann und somit nicht dem in der Branche üblichen Kostendruck ausgesetzt ist.

Der CAP-Markt in Bad Krozingen funktioniert als Inklusionsbetrieb und ist damit ein Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes, der Umsatzerlöse am Markt erwirtschaftet und gleichzeitig dauerhaft Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung beschäftigt. Die Integrationsämter fördern den Aufbau von Inklusionsbetrieben durch Investitionszuschüsse und gewährt im Einzelfall einen sogenannten Nachteilsausgleich, der eine geringere Leistungsfähigkeit der Beschäftigten und den zusätzlichen personellen Aufwand bei der Betreuung ausgleichen soll.
Die Bundesagentur für Arbeit zahlt Lohnkostenzuschüsse zur Eingliederung für maximal zwei Jahre. „Alle in unseren CAP-Märkten Beschäftigte müssen ihren Job machen, der Dienstplan muss funktionieren und der Markt refinanziert sich über die Umsatzerlöse und nicht über Zuschüsse“, stellt Norbert Köthnig klar.

Alle 18 Mitarbeitenden des neuen Marktes durchliefen ein normales Bewerbungsverfahren, haben probegearbeitet und anschließend einen üblichen Arbeitsvertrag erhalten. Bis zu vier Wochen wurden sie in Pfaffenweiler eingearbeitet. Die Immobilie wurde von der Lebenshilfe Müllheim, einem der drei Gesellschafter der „Breisgau Arbeit“, mit Mitteln der „Aktion Mensch“ erworben.
Marktleiter Kevin Margenfeld hat am zweiten Tag nach der Eröffnung kaum Zeit für ein Gespräch. „Schon am Morgen war gestern die Hölle los, alle wollten sich den neuen Laden ansehen, und eingekauft wurde auch“, sagt er. Margenfeld hat schon den CAP-Markt in Pfaffenweiler aufgebaut, er fungiert nur als Interimsmarktleiter, bis die Leitung, die gerade noch bestimmt wird, ihre Stelle antritt. „Wer hier als Mensch mit Einschränkungen arbeitet, bekommt einen 30-Stunden-Vertrag. Er oder sie muss selbständig zur Arbeit kommen und möglichst in allen Arbeitsbereichen einsetzbar sein.
Es gibt aber auch mobilitätseingeschränkte Mitarbeitende, die nur an der Kasse arbeiten“, so der Marktleiter.

Stefanie Steinbach erlebt heute ihren zweiten Arbeitstag nach einem Monat Einarbeitung. Sie hat einen Schwerbehindertenausweis mit 60 Prozent und hatte zuvor als angelernte Kraft bei Discountern gearbeitet. Dort war ihr die Arbeit zu viel und zu stressig.
„Hier macht es mehr Spaß, hier kann ich mehr auf die Kunden eingehen, habe Zeit für ein Gespräch und kann ihnen die Ware zeigen. Die Waren sind übersichtlich präsentiert, man findet sich leicht zurecht“, sagt sie. Wichtig sei, dass man im Team aufeinander achte, weniger Druck herrsche und dass Rücksicht auf das genommen werde, was sie leisten könne. An den zwei offenen Kassen haben sich inzwischen lange Schlangen gebildet. „Ich sollte ganz kurz kassieren“, sagt Steinbach und öffnet die dritte Kasse. Eine Kundin fragt nach einem Abfalleimer. „Geben Sie mir das, der kommt erst noch“, antwortet sie und nimmt den Müll entgegen.
Mit dem Biomarkt Brokkolise eröffnete 2021 auch in Waldkirch ein Inklusionsbetrieb in bester Innenstadtlage.
Dort sind momentan fünf Menschen mit Beeinträchtigung sozialversicherungspflichtig beschäftigt, Träger ist die „Dreisamwerke gGmbH“, Gesellschafter sind das Heilpädagogische Sozialwerk Freiburg und die Heidehof-Stiftung in Stuttgart, enge Verbindungen bestehen zur Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Bruckwald in Waldkirch und dem Haus Tobias in Freiburg. Lieferanten sind die Demeter-Gärtnerei Distel in Endingen und weitere Biobetriebe aus der Region.
Wichtig für den Erfolg von Lebensmittelgeschäften als Inklusionsbetrieb sei die Unterstützung durch die Kundinnen und Kunden, die nicht nur die vergessene Milch dort kaufen, sondern auch im CAP-Markt ihren Wochenendeinkauf machen, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Köthnig. In Bad Krozingen wurde der Markt von allen gewollt, die Versorgungslücke sei nach der Schließung des Vorgängermarktes groß gewesen.
Welche wichtige Funktion der Markt für die Bürgerinnen und Bürger von Pfaffenweiler habe, belege eine schöne Anekdote aus der Zeit des ersten Corona-Lockdowns: Damals sei auch der ÖPNV ausgefallen, weshalb die Mitarbeitenden nicht zur Arbeit kamen. Mit Bussen der Lebenshilfe habe man sie von zuhause abgeholt, auch Gemeinderäte und sogar Bürgermeister Dieter Hahn hätten die Touren gefahren. Und zwar mit voller Überzeugung und Leidenschaft.
… Alles vom 20.3.2022 von Gabriele Hennicke bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/in-sueddeutschland-kommen-immer-mehr-dorflaeden-zurueck-und-leben-inklusion-vor–210682810.html

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https://www.cap-markt.de/
https://www.franchiseverband.com/systeme-finden/franchisesystem-detail-ansicht/cap-der-lebensmittelpunkt

https://www.lebenshilfe-breisgau.de/

 

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