Gemeinschaftsschule

Home >Bildung >Schulen >Gemeinschaftsschule

Blick nach Westen über Neuhof zum Breitnauerkopfsattel mit dem Wießler-Hof am 16.3.2013

Zwergschulen
Laut Wikipedia ist in der Gemeinschaftsschue Baden-Württemberg folgendes Usus: „Die Lerngruppen sind heterogen zusammengesetzt, sodass Schüler unabhängig vom jeweiligen individuellen Leistungsniveau primär gemeinsam unterrichtet werden.“
Das erinnert mich an die 50er-Jahre, als an Zwergschulen ein Lehrer bis zu fünf Klassen in einem einzigen Zimmer gleichzeitig unterrichtet hat – das waren auch unterschiedliche Leistungsniveaus. Ich habe das als schulpolitisches Mittelalter in Erinnerung.
In der gemeinsamen Unterrichtung deutlich unterschiedlicher Leistungsniveaus kann ich nur bildungspolitische Kamikaze sehen. Das wird aber nicht gleich auffallen, denn (Wikipedia): „Eine Nichtversetzung (Sitzenbleiben) gibt es nicht mehr.“ Ob der Wähler das wollte, als er vor 2 Jahren Grünrot wählte?
21.5.2013, Martin Müller
Ganz viele Schüler entwickeln sich später und erschließen dann neue Wege
Der augenblickliche Trend in Richtung Gymnasien wird sich meines Erachtens noch rächen. Waren es in der Gründerzeit bis vor zirka 15 Jahren die Hauptschüler, die unser Land zum Wirtschaftswunder führten, soll unsere Zukunft in den Händen von 50 Prozent Abiturienten liegen. Bei so unrealistischen Übergangszahlen aufs Gymnasium wird das Niveau drastisch sinken und die eigentlich beabsichtigte Studierfähigkeit bei vielen Absolventen nicht ausreichend vorhanden sein. Dass die kompliziertere Technik und der wissenschaftliche Wandel zunehmend höher qualifizierte Fachkräfte brauchen, ist unumstritten. Doch die Praxis der Vergangenheit hat bewiesen, dass diese – auch praktischen – Fähigkeiten besonders gut in Hauptschule und Werkrealschule vermittelt werden. Ganz viele Schüler entwickeln sich später, erschließen neue, faszinierende Wege und erreichen nie erwartete berufliche Positionen. Politisch will man dies jedoch nicht.
Das unausgegorene Modell der Gemeinschaftsschule ist eine Mogelpackung. Zu unterschiedlich sind die Schülergruppen und deren Förderbedarf. Schon immer war ich der Meinung, dass ein Hauptschullehrer im sozialen Brennpunkt mindestens die gleiche Besoldung wie sein Gymnasialkollege erhalten sollte.
Eine gemeinsame, grundständige Ausbildung in Pädagogik ist sicher ein richtiger Ansatz. Vielleicht wäre ein Vorpraktikum für jeden angehenden Lehrer hilfreich. Jeder künftige Lehrer geht ein halbes Jahr als „Assistenzlehrer“ (bezahlt wie ein Student der Dualen Hochschule) an eine Grundschule und lernt dort die Basisarbeit des Systems Schule. Nach erfolgreichem Absolvieren macht er sein zweites Halbjahr als Assistenzlehrer an der von ihm tatsächlich angestrebten Schulart. Wird auch diese Praxiszeit erfolgreich absolviert, sollte der Zugang zum Studium eigentlich nur noch Formsache sein. So wären hochmotivierte Studenten auf dem richtigen Weg, das Rüstzeug zu erlernen, sich unserem wichtigsten Gut – unseren Kindern – zu widmen. Viele falsche Berufswege und tragische Schülerkarrieren könnten so im Vorfeld vermieden werden.
27.4.2013, Peter Leufke, Seelbach

Studie: Gemeinschaftsschule könnte scheitern

„Fundamentale Problemlagen“ macht er in Baden-Württemberg aus. Die beiden ersten Antragsrunden ließen befürchten, dass es den Gemeinschaftsschulen an der notwendigen Heterogenität fehle. Sprich, ohne gymnasiales Angebot fehlt es an Anreizen. Gerade schwache Schüler, so gibt Bohl den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Debatte wieder, lernen mehr, wenn sie gute Schüler in der Klasse haben. Umgekehrt gilt das nicht so automatisch, deshalb müsse es für leistungsstarke Schüler zusätzliche individuelle Angebote geben. „Man wird auch in der Gemeinschaftsschule damit leben müssen, dass die Leistungsschere auseinandergeht.“ …
Komplette „Studie: Gemeinschaftsschule könnte scheitern“  von Andreas Böhme vom  9. März 2013 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/studie-gemeinschaftsschule-koennte-scheitern–69888536.html

Mit Zwang ist noch nie etwas Konstruktives entstanden
Endlich, sehr spät, äußern sich auch „Fachleute“ zu der übereilten Einrichtung der Gemeinschaftsschule. Sie greifen die meisten Vorbehalte auf, die uns seit unserem Kampf gegen die voreilige Investition der GMS davon abhalten, sie erstrebenswert zu finden. Im Internet kann man die Gebhardschule Konstanz als leuchtendes Beispiel gelungener Gemeinschaftsschule bestaunen. Ich weiß aber, dass diese nur mit den Eltern und Lehrern erfolgreich eingerichtet wurde und nur mit dem dauernden Einsatz der Betroffenen erhalten wird. Hier im oberen Wiesental wurde nur eine Standorterhaltung angestrebt, die aber noch nicht sicher umgesetzt werden kann. Für 16 Werkrealschüler (so viele sind nötig, um diese Schulform aufrechtzuerhalten) werden pro Schüler 1117 Euro an die Gemeinde gezahlt. Für 40 GMS-Schüler (so viele sind nötig, um diese Schulart einzurichten) kann die Gemeinde 40 Mal diese 1117 Euro einstreichen. Jeder, der rechnen kann, ziehe daraus den Schluss. Die vorhandene Werkrealschule ermöglicht seit 1999 den qualifizierten Realschulabschluss. Einige Schülergenerationen kamen bisher in den Genuss dieser guten Bildungseinrichtung. Außerdem ist es möglich, auf Antrag Betreuung einzurichten, für Kinder, deren Eltern arbeiten. Für einen Realschüler erhält die Gemeinde nur 589 Euro, also etwa die Hälfte der Summe für einen GMS- oder Werkrealschüler. Wen wundert es da, dass die Gemeinden auf die Umwandlung der Realschulen drängen? Was mich persönlich wundert, ist, dass die Realschullehrer so vehement diese Umwandlung ablehnen. Nun, sie haben den Bezug zum Schulalltag, und sie sehen auch, dass es nur mit enormem persönlichen Einsatz möglich ist, dieses „traumhafte“ Konzept der Gemeinschaftsschule umzusetzen. Wenn die GMS auf freiwilliger Basis angeboten wird und wenn sie dauerhaft so fabelhaft ist, wie angepriesen, dann wird sie sich durchsetzen. Auch Nachmittagsbetreuung muss ein Angebot sein, kein Zwang. Mit Zwang ist noch nie etwas Konstruktives entstanden.
21.3.2013, Rosel Matt, Aitern

 

Was wird aus der Realschule?

Der Realschulverband übergab Stoch 8000 Unterschriften für den Erhalt seiner Schulart. Damit Schüler dort weiterhin erfolgreich unterrichtet werden könnten, sei eine angemessene Ausstattung mit Personal und Sachmitteln nötig, forderte der Verband. Stoch bekräftigte bei der Gelegenheit, Befürchtungen, die Realschulen würden abgeschafft, seien unbegründet. Jedoch müssten auch die Realschulen weiterentwickelt werden – bei zurückgehenden Schülerzahlen …..
Alles vom 7.3.2013 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/was-wird-aus-der-realschule–69823442.html

Beispiel Hansjakob-Realschule FR – Nach der Meinung der Lehrer wird nie gefragt
Die Landesregierung will erklärtermaßen ein „Zwei-Säulenmodell“ mit Gymnasium und Gemeinschaftsschule etablieren. Nun behauptet Kultusminister Stoch, „die Befürchtungen, die Realschulen würden abgeschafft, seien unbegründet“. Wie soll man sich dann dieses Zwei-Säulenmodell vorstellen, mit Gymnasien, Realschulen und Gemeinschaftsschulen? Ich hätte Herrn Stoch schon zugetraut, dass er bis drei zählen kann! Der Kultusminister nennt die Realschulen zurecht „eine Stütze des baden-württembergischen Bildungssystems“. Schleierhaft erscheint deshalb, warum gerade bei dieser Schulart in großem Stil Lehrerstunden eingespart werden, die der Gemeinschaftsschule zugutekommen. Unbegreiflich ist auch, weshalb die Realschulen mit Gewalt in Gemeinschaftsschulen gezwungen werden. Es fällt auf, dass nach der Meinung der Realschullehrer nie gefragt wird. Fürchtet das Kultusministerium die Fachkompetenz derer, die anderer Meinung sind? Unwahr ist die Behauptung, die Realschulen könnten freiwillig zu Gemeinschaftsschulen werden. Davon kann keine Rede sein, denn die Lehrerkollegien haben keinerlei Einfluss auf das Schicksal ihrer Schule.
Dies beweist der Fall der Freiburger Hansjakob-Realschule, deren Kollegium sich gegen die Umwandlung ausgesprochen hat. Der Gemeinderat aber will die Umwandlung, und deshalb wird sie gegen den Willen der Schule kommen! Die Realschullehrer wissen genau, dass ihre Schüler die Verlierer in den Gemeinschaftsschulen sind. In einer Unterrichtsstunde mit 28 Schülern hat der Lehrer für jeden Schüler 1,6 Minuten Zeit, wenn er die 45 Minuten gerecht auf alle verteilt. In der Realität werden sich die Lehrer hauptsächlich um die schwächsten Schüler kümmern müssen. Die Leistungsstärkeren dürfen sich dann „individuell“ fortbilden oder werden beim „kooperativen“ Unterricht als Hilfslehrer eingesetzt. Warum kann die Landesregierung nicht einfach dort Gemeinschaftsschulen genehmigen, wo dies die Schule (und nicht nur der Gemeinderat) will, und die anderen Schulen in Ruhe ihre gute Arbeit machen lassen?
20.3.2013, Dietmar Rößner, Freiburg

 

Schreibe einen Kommentar