Bauernhof-Produkte online auswählen und dann auf dem Wochenmarkt abholen: Man geht auf die Internetplattform www.marktschwaermer.de (früher Food Assembly), schaut sich die Angebote der zur Zeit 14 regionalen Erzeuger an, sucht Obst, Gemüse, Eier, Käse, Honig, Brot usw. aus und bestellt. Immer donnerstags wird der digitale Einkaufskorb dann real: Auf dem Wochenmarkt in der Schopfheimer Strasse 3 in Freiburg kann man die bestellten Waren abholen und die Erzeuger an ihren Ständen kennenlernen. Vorteil für den Kunden: Seine gewünschten Produkte sind tatsächlich da. Vorteil für den Anbieter: Geringere Wartezeiten am Stand (2 Std statt sonst 5 Std).
Allerdings: 83,3% des Umsatzes erhalten die Erzeuger, der Rest geht an Online-Plattform und Regionalmarkt. Der Kunde muß sich bei einer Plattform registrieren, die Monopolist ist,
14.5.2017
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Stadt trifft Land – Landwirtschaft goes online
Das ist das Konzept der Marktschwärmerei Freiburg. Kunden bestellen Obst und Käse, Honig und Brot im Internetund treffen dann beim Abholen der Waren mit den bäuerlichen Produzenten aus der Region zusammen. Ab sofort donnerstags von 17 und 19 Uhr in der Schopfheimer Straße.
Die Idee der Online-Direktvermarktung kommt aus Frankreich, wo seit 2011 über 800 Schwärmereien entstanden. Auch in Großbritannien, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Italienund der Schweizwird bereits geschwärmt. In Deutschland startete das Netzwerk im Herbst 2014. Derzeit sind rund 40 Märkte in acht Bundesländern geöffnet, Freiburg ist nach Stuttgart und Sindelfingen der dritte Markt in Baden-Württemberg, weitere Märkte stehen in den Startlöchern.
Eröffnet wurde der Freiburger Marktschwärmer-Wochenmarkt im Hof des Skateshops Layback in der Schopfheimer Straße 3 diese Woche ganz klassisch: mit einem echten Markt, bei dem es Obst, Käse, Wurst, Gin, Brot, Spargelsuppe, geräucherte Forellen und vieles mehr zu verkosten gab. Bargeld floss an diesem Abend keines. Wer über die Webseite der Marktschwärmerei online bestellt und bezahlt hatte, konnte seine Ware bei den Produzenten abholen und sie dabei gleich kennenlernen. Bis Donnerstagmorgen waren es bereits 208 registrierte Kunden. „Die Kunden können ihre Bestellung online bis dienstags um 24 Uhr abgeben und dann donnerstags hier abholen“, erklärt Initiatorin Barbara Schneider das Prinzip. Man muss sich lediglich einmal zuvor kostenlos online registrieren. „Es gibt weder Mitgliedsbeiträge noch Mindestumsatz oder Bestellpflichten“, so Schneider. Besonders begeistere sie das Konzept, weil es so erzeugerfreundlich ist: „Der Landwirt hat einen relativ kleinen Aufwand und weiß genau, was er zum Abhol-Event mitbringen muss“, sagt sie.
Mit 83,3 Prozent des Umsatzes bleibt der Großteil der Einnahmen beim Erzeuger, Gastgeberteam und Marktschwärmer teilen sich den Rest. „Ich finde die Idee super, weil sich hier die Gelegenheit ergibt, mit unseren Kunden, die doch Gleichgesinnte sind, ohne Verkaufsstress zu sprechen“, sagte Johannes Geng vom Obstparadies Staufen beim Eröffnungsabend. Er freue sich, dank der Marktschwärmerei nun auch Freiburger Kunden edienen zu können, die die Fahrt nach Staufen wegen ein paar Flaschen Saft häufig scheuen.
Auch Wolfram Cammerer, ein junger Landwirt aus Bad Krozingen-Tunsel, der Beeren und Feldsalat anbaut, setzt auf den direkten Kontakt in die Stadt. Er hat ein Tablet dabei, damit er den Kunden per Diashow zeigen kann, wo und wie seine Erdbeeren wachsen.
Petra Listl, die mit ihren Hofsgrunder Frischkäsle an die Tradition der Schauinsländer Käseküchen anknüpft, betont einen anderen Vorteil der Marktschwärmerei: „Ich verkaufe auch auf anderen Märkten, und was ich dort nicht loswerde, muss ich wegschmeißen, weil ich es nicht mehr verkaufen darf.“ Außerdem stehe sie auf einem Markt meist sechs Stunden, statt nur zwei wie hier. Auch Synergieeffekte ergeben sich für die Produzenten: Heiko Feser von der Weinerei in Wildtal und Tobias Weber von Kühle Mühle in Waldkirch haben bereits eine gemeinsame Öl- und Weinverkostung vereinbart. Die Kunden äußern sich zufrieden: Nicole Lipphardt, die gerade ein Stück Käse beim Stand des Melcherhofs aus Buchenbach abgeholt hat, sagt: „Ich finde es eine klasse Sache, dass ich hier die Produzenten treffen kann.“ Brot, Honig und Öl hat sie ebenfalls bestellt. Johannes Bruns gefällt die „charmante Auswahl der Produkte“. Zu den bisher 14 Produzenten werden weitere dazukommen, nicht alle haben es geschafft, sich bis zur Eröffnung auf der Internetseite zu präsentieren, wie Barbara Schneider erklärt. Bei der Auswahl hat sie auf Vielfalt geachtet und einfach Hersteller angesprochen, die sie kannte und passend fand. Schnellwurde die Sache zum Selbstläufer und erste Produzenten kamen auf sie zu. „Ab und zu wird es besondere Aktionen geben“, verspricht sie: „Mal wird wie heute ein Foodtruck dabei sein, ein andermal gibt es vielleicht eine Gin-Verkostung oder ein paar Infos über die Imkerei. Dann wird das Abholen noch interessanter.“
www.marktschwaermer.de/de/assemblies/9118.
Abholort donnerstags, 17 bis 19 Uhr, im Layback,
Schopfheimer Straße 3, Freiburg
14.5.2017, Gabriele Hennicke, www.der-sonntag.de