Babuschka in RUS – Oma in D

„Oma“ ist für mich kein Schimpfwort, sondern mit Respekt und Sentimentalität besetzt. Wie die „Babuschka“ eben, wie Oma auf Russisch heißt“ – so Boris Reitschuster, 16 Jahre Korrespondent in Moskau. Undenkbar, wenn im russischen TV ein Kinderchor „Babuschka ist ’ne Umweltsau“ singen würde. Und die nachgeschobene Erklärung,„Oma ist ’ne Umweltsau“ sei doch nur eine Satire, würde die russische Volksseele noch mehr aufwühlen, da so kleine Sängerinnen Satire und Realität laut Kinderpsychologie noch gar nicht unterscheiden können. Die Kinder wurden also schlichtweg indoktriniert und nicht nur instrumentalisiert.
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Fazit: In Deutschland gilt „Oma“ inzwischen als Schimpfwort, in Rußland ist und bleibt „Babuschka“ ein für alle Bürgern liebevolles Wort für eine Respektperson.
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Nach der Oma nun zur Politik:
Der derzeit wohl berühmteste Literat und Autor Dmitri Bykow stellt für Russland eine Dreiteilung des politischen Interesses der Bürger fest:
80 % interessieren sich nicht für Politik und unterstützen die jeweiligen Sieger (1980 er Jahre Gorbatschow, 2014 „russischer Frühling“ an der Krim).
10 % sind überzeugte Fortschrittler bzw. Liberale und
10 % sind Konservative.
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Gilt diese Dreiteilung auch für Deutschland? Vermutlich ja. Die große „schweigende Mehrheit“ (so Nölle-Neumann) der Bürger arrangiert sich mit der jeweiligen Regierung und ist auch geduldig bereit zu Stillhalten, Einsparen, Verzicht und Mehrarbeit – Haupsache es läuft „weiter so„.
Fazit: Nach 70-jähriger Freiheitlich-demokratischer Grundordnung sind  Demokratie und Rechtsstaat in Deutschland gefestigt. Anders als in Russland. Gleichwohl scheint die Klage von Dmitri Bykow „Das Problem Russlands ist die Gleichgültigkeit und Trägheit der meisten Bürger“ auch für Deutschland zuzutreffen. Das Desinteresse und Schweigen so vieler Bürger hierzulande macht Sorgen. Denn auch die repräsentative Demokratie muß von Bürgern bzw. Gesellschaft täglich neu diskutiert, argumentiert, gefestigt und verteidigt werden.
30.12.2019
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Oma Babuschka in Rußland ein liebevolles Wort, kein Schimpfwort
„Oma“ ist für mich kein Schimpfwort, sondern mit Respekt und Sentimentalität besetzt. Wie die „Babuschka“ eben, wie Oma auf Russisch heißt. Kaum ein Russe käme auf die Idee, dieses Wort sei respektlos. Als ich Lena von der Reaktion auf twitter erzählte, konnte sie die gar nicht verstehen: „Babuschka (also Oma) – das ist doch ein liebevolles Wort!“
Als Wandler zwischen den Kulturen sticht einem hier ins Auge: Das Problem ist, dass ein an sich ehrenvoller Begriff für ältere Menschen bei uns in Deutschland inzwischen als respektlos gilt. Wir sollten uns deshalb als Gesellschaft kritisch an die eigene Nase fassen. Wie weit wir hier auf Abwege geraten sind, zeigt der jüngste tweet der „Fridays for Future-Germany-Gruppe“ auf twitter: „Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei.“ Der Tweet wurde mehr als 4000 geliked. Wenn ich davon meinen russischen Freunden erzähle, verdrehen sie ihre Augen und können es gar nicht fassen. „Das hat was Totalitäres“, meint Lena: „Erinnert mich an die Auswüchse des Kommunismus.“
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Vor diesem Hintergrund wirkt das Lied („Oma ist ’ne alte Umweltsau“) auf mich weniger als Satire, denn als Indoktrination von Kindern, und darauf, ihnen den Respekt vor älteren Menschen zu nehmen. Und über die Gebühren müssen sie das auch noch selbst bezahlen.
Die Bösartigkeit dieser Satire fällt vor allem deshalb auf, weil die gleiche öffentlich-rechtliche Humorproduktion die Hohepriester des linksgrünen Zeitgeistes in und außerhalb der Regierung eher mit Samtschuhen anfasst. Wie wäre es denn mal mit einer Satire mit der Losung „Habeck ist eine alte Populistens…“ – sehen Sie, man traut sich das gar nicht auszusprechen. Mit der Oma geht es, mit dem Chef-Grünen nicht. Und das zeigt genau, wo unser Problem liegt. Denn es sollte wenn schon dann eher umgekehrt sein.
Ich persönlich habe in Russland den Respekt vor älteren Menschen verinnerlicht. Ich weiß, wie wichtig sie sind mit ihrer Erfahrung, ihrer Bodenhaftung, und (oft) mit ihrer Weisheit. Wir sollten das schätzen, statt sie zu verlachen. Bitte, liebe Omas und Opas (und für mich sind das Wörter, die mit Respekt verbunden sind): Bleibt fit, lasst uns nicht allein mit diesen (Jung-)Ideologen, die größtenteils noch nie vor existentiellen Sorgen standen, aber dafür die Welt umbauen retten wollen. Sie machen mir Angst.
… Ales vo 28.12.2019 von Boris Reitschuster bitte lesen auf
https://www.reitschuster.de/post/umweltsau
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Die heutigen Omas und Opas haben das Internet erfunden,vielleicht sollten sie es auch mal wieder abstellen.
Die Enkel sind offenbar zu dämlich um damit umzugehen.
26.12.2019, SM,YO

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Dmitri Bykow über Literatur und Politik
«Warum fragen Sie mich nicht nach dem Tod und nach der Unsterblichkeit?» – Der russische Starautor Dmitri Bykow über Literatur und Politik Dmitri Bykow ist der wohl berühmteste und mit zehn Romanen und fünfzehn Lyrikbänden gewiss aktivste Autor der russischen Gegenwartsliteratur. Er sieht sich als Teil des zivilgesellschaftlichen Russland, für das er seine Stimme erhebt……
Wie wird sich Russland in den nächsten Jahren entwickeln?
In fünf Jahren, nach dem Ende von Putins letzter Amtszeit, wird der Spuk vorbei sein. Die wahre Stütze Putins sind etwa achtzig Prozent der Bevölkerung, die sich überhaupt nicht für Politik interessieren. Sobald sie sich von Putin abwenden – und sie werden es tun –, löst sich die breite Unterstützung in Rauch auf. Diese Menschen haben überhaupt keine Überzeugungen.
In Russland gibt es etwa zehn Prozent überzeugte Fortschrittler – ich nenne sie nicht Liberale, weil ich nicht weiss, was ein Liberaler ist.
Dann haben wir etwa zehn Prozent Konservative, die sich auf den Geburtsort, die Nationalität und die Geschichte als zentrale Werte berufen.
Die übrigen achtzig Prozent sind gleichgültig und schlagen sich jeweils auf die Seite der Sieger. In den 1980er Jahren unterstützten sie Gorbatschow, nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 bejubelten sie den «russischen Frühling».
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Putin ist nicht das Problem Russlands. An seiner Stelle hätten Nutin oder Schutin stehen können. Das Problem Russlands ist die Gleichgültigkeit und Trägheit der meisten Bürger. Wie man diese Trägheit besiegen kann, weiss ich nicht. Vielleicht muss man sie auch gar nicht besiegen, vielleicht geht es den Leuten besser so. Russland hat eine lange Tradition moralischen Suchens. Russland interessiert sich nicht für Politik, sondern für den Sinn des Lebens. In der russischen Geschichte gibt es eine lange Reihe enttäuschter Hoffnungen. Das heutige Russland glaubt nicht mehr an Utopien: «Das war schon da, das hat man uns schon gesagt.» Deshalb ist es in Russland heute sehr schwierig, die Menschen zu überraschen, zu bewegen, mitzureissen.
… Alles vom 24.12.2019 bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/feuilleton/der-russische-starautor-dmitri-bykow-ueber-literatur-und-politik-ld.1518260
U. Sm. Dmitri Bykow (geboren 1967) ist vielleicht der berühmteste, mit Sicherheit aber der aktivste Autor der russischen Gegenwartsliteratur. Er hat zehn Romane verfasst und fünfzehn Gedichtbände veröffentlicht, er tritt oft in populären Medienformaten auf und führt eine regelmässige Kolumne in der oppositionellen «Nowaja Gaseta». Er erhebt seine Stimme immer wieder gegen die Einschränkung der Versammlungs- und Pressefreiheit unter Putin. Besonders populär war sein Internetprojekt «Dichter und Bürger» (2011–2013). Bykow bezog sich dabei auf ein bekanntes Poem von Nikolai Nekrassow, der schon 1855 geschrieben hatte: «Dichter musst du nicht unbedingt sein, aber Bürger schon.» Der Schauspieler Michail Jefremow rezitierte in kurzen Videoclips jeweils politische Gedichtparodien aus Bykows Feder und rief dabei den ganzen russischen Lyrikkanon auf.

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