Talvogtei-Scheunen sanieren

Durch die Sanierung und den Umbau der beiden Scheunen nahe der Talvogtei soll der historische Ortskern Kirchzartens mit dem heutigen zusammenwachsen. In der öffentlichen Gemeinderatssitzung vergangene Woche wurden erste Pläne des Planungsbüros Sutter 3 KG vorgestellt. In die eine der beiden Scheunen, die Gemeindescheune, soll nach dem Umbau die öffentliche Bücherei einziehen, die sich jetzt im Schulzentrum befindet. „Aktuell kann die Bücherei hren Bildungsauftrag durch die eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten nicht voll gerecht werden“ bedauerte Bürgermeister Andreas Hall. Durch den Umzug in ein solch attraktives Gebäude und den günstigen Standort könne die Bücherei jedoch zu einer soziokulturellen Begegnungsstätte werden, so Hall. Die zweite Scheune, die Scheune Reiß, soll der öffentlichen Nutzung zugeführt werden und Bürgerbüro und Bauamt neue Räumlichkeiten bieten. Im Obergeschoss soll ein multifunktionaler Saal für verschiedenste Veranstaltungen entstehen.
Will Sutter von Sutter 3 KG ist spezialisiert auf die Sanierung historischer Bauwerke und hat unter anderem die Rainhofscheune und die Klosterscheune in Oberried geplant und saniert. Für ihn sind die Gemeindescheune und die Reißscheune ein „Kleinod im Dornröschenschlaf“, dessen Substanz leidet. Durch die Verwirklichung des Projekts könne man „die kulturelle Geschichte der Gemeinde bewahren und gleichzeitig Zukunft gestalten“. Sutters Pläne sehen wenig Veränderung an der äußeren Erscheinung der Scheunen vor. Die Gemeindescheune soll einen gläsernen Anbau erhalten, in dem sich ein großer Lesesaal mit Kaffeeecke befinden soll. Die Entwürfe sehen vor, dass beide Scheunen durch einen gläsernen Gang verbunden werden, um den Saal auch von der Bücherei aus zugänglich zu machen. Der Touch von Modernität ist gewollt. „Es soll auf den ersten Blick klar erkennbar sein, was verändert wurde“ erklärte Sutter.
Ebenfalls saniert und einer neuen Nutzung zugeführt werden soll das „Gebäude Reiß“, das Haus in der Talvogteistraße 3. Wie diese Nutzung aussehen könnte, ist noch unklar. Eventuell könnten die Räumlichkeiten an die EWK vermietet werden.

Die vom Planungsbüro veranschlagten Kosten für das Projekt belaufen sich auf circa 1.130.000 Euro für die Gemeindescheune und 1.041.000 Euro für die Reißscheune. Hierbei werden jeweils 51% Zuschüsse aus dem Bund-Länder-Programm Denkmalschutzprogramm West (DSP Programm) erwartet, so dass die Eigenanteile der Gemeinde bei 554.000 Euro für die Gemeinde- und 510.000 Euro für die Reißscheune liegen. Für das Haus Talvogtei 3 werden Kosten in Höhe von circa 700.000 Euro erwartet, von denen 36% bezuschusst werden können. Damit bleibt hier ein Eigenanteil von 448.000 Euro für die Gemeinde. Die Kosten sind bislang nur geschätzt und enthalten noch keine Inneneinrichtung. Der Gemeinderat hat die Weiterbeauftragung des Planungsbüros Sutter 3 KG einstimmig beschlossen. Alle Fraktionen sprachen sich eindeutig für das Projekt aus. Für Rüdiger Althaus (CDU) ist es jedoch wichtig, dass die Bürger auf einem Informationsabend umfassend informiert werden. „Wir müssen die Bevölkerung von der Großartigkeit des Projekts überzeugen“, so Althaus. Er räumt ein, dass die Baukosten am Ende sicherlich höher liegen, als bislang veranschlagt. Das jedoch müsse man in Kauf nehmen. Dieser Meinung schloss sich Peter Meybrunn (SPD) an. Die Finanzierung sei sekundär, sagte er. In erster Linie gehe es darum, die „Talvogtei aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken“. Für Harald Schauenberg (freie Wähler) ist es besonders wichtig, dass durch das Projekt die beiden Ortskerne Kirchzartens zusammenwachsen können. Trotz der hohen Kosten gäben die Freien Wähler ihre „uneingeschränkte Zustimmung“. Barbara Schweier (Grüne) sprach von Kirchzartens „Schmuckkästchen“, dass es wert sei, aufgewertet zu werden.
9.5.2013, Anja Scheiner, www.dreisamtaele.rde

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Dreisamtal, Engagement, Immobilien abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar