Home >Regio >Bodensee >Reichenau
- Reichenau – Klostergründung im Jahr 724 (15.11.2020)
- Die Mettnau bei Radolfzell am 3.4.2020
- Auf der Reichenau am 3.4.2020)
- Mit dem Rad um die Insel Reichenau Ende Mai (28.5.2015)
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/reichenau-gemuese-kultur-velo/ (13.8.2014)
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/reichenau.htm >Archivseite Reichenau
- Bodensee
- Bodensee-Untersee
- Naturfreunde Radolfzell-Markelfingen
Die Mettnau bei Radolfzell am 3.4.2020
(1) Mettnau, Blick nach Süden (2) Mettnau: Blick nach Westen gen Radolfzell
Auf der Reichenau am 3.4.2020
(1) Blick von Allensbach zur Reichenau (2) Blick nach Südwesten zur Schweiz
(3) Blick nach Westen nach Radolfzell
(4) Blick nach Osten gen Konstanz (5) Abends
Mit dem Rad um die Insel Reichenau Ende Mai
(1) Reichenau-Bus am Hohwart (2) Hohwart am 28.5.2015 (3) Gurkenernte
(4) Seeputzete Schiff der Landes BW (5) Blühender Lauch am 28.5.2015 (6) Weiden am Westufer Reichenau
(7) Allensbach im Norden (8) Kinderflohmarkt Reichenau (9) Schweizer Alpen
Die Reichenau ist immer einen Besuch wert – auch am Donnerstag, den 28.5.2015: Um die 20 Grad, nur ein lauer Wind, trotz Pfingstferien ganz wenige Touristen, Alpensicht. Wir nehmen uns lange fünf Stunden Zeit, um mit vielen Pausen, Ausblicken und Gesprächen die Insel auf dem Radweg zu umrunden. Neu für uns: Alljährlich kommt ein Spezialboot des Landes Baden-Württemberg (4) zur Reichenau, um den Uferbereich von Unrat, Gras, Laub, … zu befreien. Es gibt aggressive Schwäne (7), die das Nest von Blesshühnern zerstören und die Brut ins Wasser werfen. Ohne ausländische Erntehelfer kein Reichenauer Gemüse.
Reichenau – Klostergründung im Jahr 724
Seit 20 Jahren ist die Insel Reichenau Weltkulturerbe / 2024 soll an die Gründung des Klosters vor 1300 Jahren erinnert werden.
Windstill liegt der Bodensee in der Herbstsonne. Senioren sind auf E-Bikes unterwegs. Wenige Meter vom Seeufer entfernt ragen die Türme der Niederzeller Kirche St. Peter und Paul in den wolkenlos blauen Himmel. Nahe dem romanischen Gotteshaus bereitet ein Landwirt sein Feld für den Winter vor. Und dann läuten die Glocken zum Mittagsgebet. In ihren hellen Gewändern eilen zwei Benediktinerinnen und drei Mönche in die kleine Seitenkapelle. Wegen Corona können derzeit nur wenige Gäste zu den Gebetszeiten kommen. Pater Stephan Vorwerk stimmt ein Psalm-Gebet an: „Danket dem Herrn, denn er ist gütig, seine Huld währt ewig.“
.
Ein Jahrtausend nach Ende der mittelalterlichen Blütezeit ist das klösterliche Leben auf die Insel Reichenau zurückgekehrt. Als Pater Stephan vor knapp 20 Jahren die Idee zur Neugründung hatte, winkten viele ab. Bundesweit müssen Klöster und Abteien wegen fehlender Mönche und Schwestern schließen.
Und dann eine Neugründung wagen? Doch unterstützt von Nikolaus Egender, den er als Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem kennen gelernt hatte, ließ sich Pater Stephan nicht von seiner Idee abbringen. Seit 2004 ist die Reichenauer Cella als Teil der Beuroner Benediktinergemeinschaft offiziell registriert. Die drei Mönche wohnen – gemeinsam mit ihrem Labrador – im Pfarrhaus der Niederzeller Kirche. Nebenan in der Mesner-Wohnung leben seit 2017 zwei von den Philippinen stammende Benediktinerinnen.
Nach einem sehr besonderen Corona-Jahr – im Frühjahr der Lockdown, dann ein enormer Ansturm von Touristen und Besuchern – beginnen nun wieder ruhigere Monate. Erst recht seit den Corona-Beschränkungen im November. Auch die Feier des 20. Jubiläums der Verleihung des Weltkulturerbetitels für die Klosterinsel, die am 30. November fällig wäre, fällt aus. Auch deshalb richten sich die Blicke bereits auf das Jahr 2024: Dann soll an die Gründung des Klosters Reichenau durch Bischof Pirmin vor 1300 Jahren erinnert werden. Neben einer großen kulturhistorischen Ausstellung sind Veranstaltungen, Konzerte und Tagungen geplant.
Das Jubiläumsmotto „Von der Klostergründung 724 bis zum Welterbe“ könne deutlich machen, dass es um Kunst, Wissenschaft, Architektur und Religiosität geht, die bis heute nachwirken, sagt Karl Wehrle, Geschäftsführer des Verkehrsvereins Reichenau und im Vorstand der Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau. Der Direktor des Badischen Landesmuseums Karlsruhe Eckart Köhne beschreibt die Reichenau als einen „Markstein in der Kloster-, Religions- und Kulturgeschichte in Europa“ von kaum zu überschätzender Bedeutung.
„Unsere Landesausstellung wird eine Einladung sein, die herausragenden Leistungen und das Erbe dieses mittelalterlichen Kulturzentrums neu kennenzulernen.“
Dabei werden die Inselkirchen selbst die größten Ausstellungsstücke sein – mit ihren bedeutenden Wandmalereien in St. Georg in Oberzell oder der Schatzkammer des Münsters. Das Jubiläumsjahr will erzählen, dass Mönche wie Walahfrid Strabo (um 808–849) oder zwei Jahrhunderte später Hermann der Lahme (1013–1054), dem in diesem Jahr die Konstanzer Münster-Festspiele galten, die Reichenau zum Forschungs- und Bildungszentrum machten.
.
Blick über die Reichenau nach Osten gen Konstanz oben links) und Kreuzlingen/CH
.
Hier wurden kirchliche und politische Eliten ausgebildet. Karolinger und Ottonen suchten den Rat der Mönche. Die Reichenauer Handschriften wirkten mit ihren Miniaturen stilbildend für die Kunstgeschichte der folgenden Jahrhunderte. Einige Manuskripte, die zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehören und in verschiedenen Archive und Bibliotheken verstreut sind, könnten für die Ausstellung auf die Insel zurückkehren.
Auch die Erzdiözese Freiburg will sich beteiligen. Für Erzbischof Stephan Burger ist die Reichenau eine der „Wurzeln des Christentums in unserer Region“. Bis heute sei die Insel ein wichtiger spiritueller Ort. Obwohl außer den Kirchengebäuden kaum Spuren des mittelalterlichen Klosters zu sehen sind. Ab dem zwölften Jahrhundert verlor das Kloster an Bedeutung, musste seine Selbstständigkeit an den Konstanzer Bischof abgeben und wurde mit der Säkularisation aufgehoben.
In den kommenden Monaten will ein wissenschaftlicher Beirat die Grundzüge des Festjahrs erarbeiten. Die Vorarbeiten der Landesausstellung haben begonnen. Ein Managementplan soll Entwicklungsperspektiven für Erhalt und Pflege des Weltkulturerbes aufzeigen. Den Planern ist bewusst, dass nicht mehr viel Zeit bleibt.
1.11.2020, Volker Hasenauer