Hirse

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Hirse zwischen Endingen am Kaiserstuhl und Wyhl am 16.8.2011

 

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  • Die Hirse ist auf den Feldern wieder im Kommen
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(1) Hirse, geschält www.hubermuehle.de        (2) Hirse bei Sasbach am Kaiserstuhl am 20.9.2015

 

 

Spreewälder Hirsemühle
Mit der Entstehung des Bewußtseins für eine vollwertige und ausgewogene Ernährung mit Lebensmitteln aus ökologischem Landbau, fand auch das fast vergessene Hirsekorn wieder auf den Tisch zurück. Die stetige Entwicklung der Nachfrage für ökologisch erzeugte Produkte schuf die Basis für die Bildung eines Marktes für Hirsekorn, von dem mittlerweile auch vielfältigste Verarbeitungsprodukte angeboten werden. Bis zum Jahr 2004 beruhte das Angebot ausschließlich auf Importen aus Ländern wie den USA, Kanada, China, Ungarn, Österreich oder auch Russland. Diese Situation war und ist insofern unbefriedigend, da Rispenhirse bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland (der Anbau konzentrierte sich ab dem 17./18. Jh. in den südlichen Gebieten der Mark Brandenburg) ein einheimisches Getreide war, das in früheren Zeiten sogar als beste Frucht gegen den Hunger, somit als Grundnahrungsmittel, hoch geschätzt wurde.
https://www.hirsemuehle.de/hirse_htmls/hirse_wiedereinfuehrung.htm

 

Hirse – uraltes Getreide

Ein fast verschollenes Getreide ist die Hirse (Panicum miliaceum). Sie ist wahrscheinlich in Mittelasien einheimisch, aber mit Sicherheit kaum jemals wild gefunden worden. Mit Gerste und Weizen gehört die Hirse zu den ältesten Getreidepflanzen. Xenophon erwähnt Hirseesser, die er bei seinen Zügen durch Kleinasien antraf. Auch die Lazedämonier waren bekannt wegen ihrer Vorliebe für den Hirsebrei. Kein Zweifel, daß diese Getreideart in allen Kulturländern Asiens und des Mittelmeergebietes gebaut wurde, wenn sie vielleicht auch den Ägyptern und den Semiten fremd war. Den Germanen, Litauern und Slaven war sie ursprünglich nicht eigen. Letztere aber mögen die Hirse kennengelernt haben, als sie in die Donauländer einwanderten, und von diesen aus ist die Pflanze dann durch Osterreich nach Deutschland vorgedrungen. Schon die alten Germanen kannten daß Hirsebrot; wir finden die Hirse bei Karl dem Großen erwähnt und sehen, daß sie, zumal in gewissen Gebieten Süddeutschlands, nicht wenig gebaut wurde. Als Nahrungspflanze spielte Hirse auch in Deutschland bis ins 18. Jahrhundert eine große Rolle. Der Hirsebrei war das Grundnahrungsmittel über viele Generationen und ist es heute noch in Afrika.

Zwei Arten: die Rispen- und die Kolbenhirse. Rispenhirse wird ca. 50-80 cm hoch, sie besitzt in der Reife, große bis zu 20cm lange lockere Rispen mit einer Vielzahl von kleinen Körnern. Kolbenhirse kann bis zu einem Meter hoch werden. Sie hat anstelle der Rispen einen großen, lappig gegliederten Kolben

Zwei Verwendungen der Hirse:
– Speisehirse als Grundnahrungsmittel
– Sorghun-Hirse als die Biogasanlage oder Tierfütterung

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Die Hirse ist auf den Feldern wieder im Kommen

Hirse war noch im Mittelalter europaweit verbreitet, wurde in der Neuzeit jedoch von der Kartoffel und vom Mais verdrängt. Seit zwei Jahren kultivieren auch Landwirte im Breisgau die Ackerfrucht wieder – als Alternative zum Körnermais. Denn 2010 setzte die Landesregierung fest, dass Landwirte ab 2011 Maissaaten mit anderen Feldfrüchten abwechseln müssen. „Im Zeitraum von drei Jahren ist nur noch zwei Mal Maisanbau zulässig“, erklärt Ackerbauberater Raphael Maurath von Abteilung Landwirtschaft im Landratsamt des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald. Den Grund dafür lieferte der Maiswurzelbohrer. Der Anfang der 1990er Jahre aus Amerika eingeschleppte Schädling droht sich massenhaft zu vermehren, wenn Jahr für Jahr auf denselben Flächen Mais angebaut würde.
Wer gern und häufig mit dem Fahrrad die Landschaft durchquert, dürfte den Wandel der Anbaustruktur längst bemerkt haben, denn es gibt wieder freie Sicht. Auch Weizen und Sommergerste, die zum Bierbrauen genutzt wird, werden wieder häufiger angebaut. Bis 2010 dominierte im Kreisgebiet der Maisanbau die Bewirtschaftung der Ackerflächen mit einem Anteil von fast 50 Prozent. In der Rheinebene waren es sogar Anteile von 80 bis 90 Prozent, denn für diese Kultur herrschen hier optimale Standortbedingungen. Nach Einschätzung Mauraths ist der Maisanteil im Gebiet zwischen Raststatt und Lörrach auf 50 bis 60 Prozent zurückgefallen. Dafür steht die Hirse in diesem Jahr auf stattlichen 1000 Hektar. „Damit ist sie kein Nischenprodukt mehr“, sagt der Experte. Abnehmer sind Landhandelsunternehmen, die das Getreide an die Futtermittel- und Lebensmittelindustrie beliefern.

Auch Johannes Wick aus Bad Krozingen-Biengen hat Hirse in sein Anbauprogramm aufgenommen. Anfang Mai hat er die Felder damit bestellt, wo Spätfröste dem Winterweizen den Garaus gemacht hatten. In der letzten Septemberwoche hat er nun die Hirse gedroschen. Mit dem Ertrag ist Wick zufrieden, was bei einer verzögerten Anfangsentwicklung aufgrund der kühlen Frühjahrswitterung nicht unbedingt zu erwarten war. „Gut möglich, dass ich nächstes Jahr wieder Hirse säe“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Denn die Kulturführung ist weit weniger aufwändig als bei Weizen. Nach der Saat, der Düngung und einer Unkrautbehandlung im Frühjahr war bis zur Ernte keine Schlepperfahrt mehr nötig. Beim Weizen hingegen fallen bis zu drei Behandlungen gegen pilzliche Krankheitserreger an, außerdem ist in zwei bis drei Phasen zu düngen, was fünf bis sechs Schlepperfahrten bedeutet. Und weil die Hirse auch Trockenphasen recht gut übersteht, ist Raphael Maurath überzeugt, dass sie sich in den nächsten Jahren noch mehr ausbreiten wird. Denn wenn eintritt, was der Klimaprognosebericht feststellt, steigt die Jahresmitteltemperatur, wird es künftig mehr Hitzetage geben und wird es im Sommer erheblich weniger regnen. Gemessen an diesem Trend ist das Jahr 2012 ein Ausreißer. Es gibt Regen satt. Und daher ist beim Körnermais eine sehr gute Ernte zu erwarten, auf besonders fruchtbaren Standorten wie in Biengen ergeben sich Hektarerträge von 12 bis 13 Tonnen. Johannes Wicks Hirse hat acht Tonnen erbracht, was mit Weizen vergleichbar ist. Die Erlöse liegen nah beinander, so dass der Körnermaisanbau für sich betrachtet um ein Drittel wirtschaftlicher ist als der Weizen- oder Hirseanbau. Raphael Maurath weiß, dass etliche Landwirte aus diesem Grund nach wie vor mit dem Fruchtfolgegebot hadern. „Es ist jedoch die gesamte Fruchtfolge zu betrachten. Auch sind das wachsende Ertragsrisiko und die höheren Kosten für den Pflanzenschutz einzubeziehen, was sich ohne Fruchtfolgegebot ergeben hätte“, sagt er. Maismonokulturen, und zwar Jahr für Jahr, waren möglich, weil die Pflanze jahrzehntelang selbstverträglich war. Das heißt, sie konnte ohne Ertragseinbußen hintereinander angepflanzt werden. Bei den meisten anderen Kulturarten – Roggen ist eine Ausnahme – hemmen spezialisierte Schadorganismen das Wachstum oder zerstören die Pflanzen vollständig, wenn sich der Anbau mehrfach wiederholt. Denn Pilzsporen, Bakterien oder Viren überwintern im Oberboden oder am Stroh und vermehren sich im Folgejahr erst recht, wenn sie wieder ihre bevorzugte Wirtspflanze antreffen. Nun habe eben der Maiswurzelbohrer der Selbstverträglichkeit seiner Wirtspflanze ein Ende gesetzt, meint Raphael Maurath. Dass sich die Hirse an seiner Stelle zur Monokultur entwickeln könnte, sei nicht zu erwarten. Denn auch die Hirse hat mit einer Pilzkrankheit zu kämpfen. Und die Wirtschaftlichkeit des Körnermaises ist im Ackerbau unerreicht.
Silvia Faller, 10.10.2012

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