Nabu-Vogelzaehlung Spatz Meise

In drei Tagen haben Freiwillige in Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald fast 12 500 Vögel gezählt. Organisiert hat die Wintervogel-Zählaktion der Naturschutzbund (Nabu), daran beteiligt haben sich 488 Vogelfreunde. Sie beobachteten in 357 Gärten zusammen 12 488 Vögel aus 62 Arten. Während in Freiburg der Haussperling das Rennen machte, hatte im Landkreis die Kohlmeise hauchdünn die Nase vorne. Seit 2011 lädt der Nabu jährlich am ersten Januarwochenende dazu ein, eine Stunde lang die Vögel im Garten zu zählen – mit Erfolg: Deutschlandweit beteiligten sich diesmal mehr als 91 000 Menschen, womit sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat. Auch in der Region machten deutlich mehr Männer und Frauen mit als noch vor einem Jahr: Trotz Schmuddelwetters an den Aktionstagen griffen im Landkreis rund 20 Prozent, in Freiburg sogar 40 Prozent mehr Beobachter zu Fernglas und Bleistift als 2012. „Die genauen Gründe für diesen Trend wissen wir nicht, allerdings zeigt dies, dass sich unsere Aktion mittlerweile einer großen Bekanntheit und Beliebtheit erfreut“, sagt Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden. Bergmann weist zugleich darauf hin, dass mehrere Faktoren das Zustandekommen der jeweiligen Jahresergebnisse beeinflussen: „Beispielsweise Bestandsschwankungen oder auch das Wetter, denn bei Kälte ziehen mehr Vögel aus dem Umland in Städte und Dörfer“, nennt der Biologe zwei Beispiele. Eine Interpretation der Zahlen sei daher nicht ganz leicht. Gleichwohl hätten die Daten eine wissenschaftliche Aussagekraft: „Wenn man die Ergebnisse mehrerer Jahre miteinander vergleicht, lassen sich schon manche Rückschlüsse ziehen“, betont der Vogelexperte.

Auffälligste Veränderung im Vergleich zum Vorjahr ist der starke Anstieg bei der Kohlmeise, die landesweit das Rennen machte: „Vermutlich wegen einer Zuwanderung zahlreicher skandinavischer Exemplare in diesem Winterhalbjahr“, erläutert Fachmann Stefan Bosch vom Nabu-Landesverband. Im Landkreis liegt sie mit 889 Exemplaren ganz knapp vor dem Vorjahressieger, dem Haussperling (862 Stück). Dass diese Spatzenart in Freiburg indes ihre Goldmedaille verteidigen konnte, hängt damit zusammen, dass sich Haussperlinge in Städten generell gut zurechtfinden und dort daher meist häufiger sind als in ländlichen Gebieten.
Besonders gespannt waren die Experten auf das Abschneiden der Amsel: In den vergangenen beiden Jahren fielen landesweit nämlich tausende Exemplare dieser bekannten Drosselart dem aus Afrika eingeschleppten Usutu-Virus zum Opfer, insbesondere in Nordbaden. „Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass sich die Amselbestände immer noch nicht erholt, sondern vielmehr auf einem niedrigen Niveau stabilisiert haben“, erklärt Felix Bergmann. Allerdings habe es auch keinen weiteren Einbruch mehr gegeben: In Stadt- und Landkreis seien durchschnittlich 2,6 Amseln pro Garten gezählt worden – ein geringfügiger Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. In Freiburg fiel die Amsel demnach um einen Rang zurück (von drei auf vier), im Landkreis verschlechterte sie sich gleich um zwei Plätze (von drei auf fünf). Auffällig ist weiterhin, dass die Saatkrähe in Freiburg acht Plätze verlor und dort nur noch Rang 16 belegt. Bei dieser Art dürfte eine Rolle gespielt haben, dass Anfang Januar weniger Wintergäste aus Nord- und Osteuropa vor Ort waren als vor einem Jahr.
Es gibt aber auch Gewinner: In den „Top Ten“ zum Beispiel der Buchfink (von Platz fünf auf vier vorgerückt), weiter hinten der Eichelhäher: Im Landkreis verbesserte sich dieser bunte Rabenvogel gleich um fünf Plätze auf den 13. Rang. Auffällig für das Freiburger Ergebnis ist zudem, dass dort 16 Hausrotschwänze (Platz 31) beobachtet wurden: ein Indiz dafür, dass dieser Zugvogel vermutlich infolge des Klimawandels ein wenig reisefaul geworden ist und im Winterhalbjahr mitunter auch in der Region bleibt.
6.2.2013, Andreas Braun

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