Leopoldina Naturforscher – Bioenergie leistet nichts zur Energiewende

In der Stellungnahme „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu dem Schluss, dass Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieressourcen wie der Photovoltaik, der Solarthermie und der Windenergie verbrauche Bioenergie mehr Fläche und sei häufig mit höheren Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden. Zudem konkurriere Bioenergie potenziell mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang solle der Einsparung von Energie sowie der Verbesserung der Energieeffizienz gegeben werden.
3.8.2012,  Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V., Halle an der Saale, www.leopoldina.org

Bioenergie nur in bestimten Nischen wie Abfallverwertung einsetzen
Bioenergie solle deshalb nur in ganz bestimmten Nischen „begrenzt“ eingesetzt werden, raten die Experten. Dazu gehöre die gezielte Gewinnung aus Mist, Gülle, Lebensmittelabfällen und pflanzlichen Reststoffen in kleinen dezentralen Anlagen. Besonders kritisch sehen die Leopoldina-Forscher Pläne, bis 2020 in der EU flächendeckend zehn Prozent der im Transport- und Verkehrssektor verbrauchten Energie durch Biokraftstoffe abzudecken. Dieses Konzept solle überdacht werden, fordern sie.
3.8.2012, mehr auf www.mdr.de

Leopoldina sieht  Verwendung von Biomasse als Brennstoff sehr kritisch
Die Produktion von Bioethanol aus Stärke oder Zucker, die primär als Lebensmittel dienen, ist für Deutschland aufgrund der damit verbundenen Klima relevanten und ökologischen Folgen nicht zu empfehlen. Gleiches gilt für den Import von Bioethanol, der aus diesen Rohstoffen hergestellt wird. Hingegen ist eine Kombination von Bioethanol- und Biogasproduktion – bevorzugt aus Rest- und Abfallstoffen – in kleineren dezentralen Anlagen begrenzt vertretbar, soweit die internen Energieflüsse optimal genutzt werden.
Eine Produktion von Bioethanol aus Lignozellulose ist nur dann zu empfehlen, wenn im Gesamtprozess (vom Anbau der Biomasse über Ernte und Bioenergiekonversion bis hin zur Verbrennung) netto deutlich weniger Treibhausgase emittiert werden, als dies bei der Verbrennung einer Energieäquivalenten Menge fossiler Brennstoffe der Fall ist. Bei Importen von Biomasse sollten die mit der Produktion von Biomasse im Herkunftsland verbundenen Treibhausgas-Emissionen mit berücksichtigt werden. Für die Produktion von Biodiesel aus Raps, Sonnenblumen, Ölpalmen oder Sojabohnen gelten die gleichen Empfehlungen.
Die Produktion von Biogas aus landwirtschaftlichen und häuslichen Abfällen sollte, auch unter dem Gesichtspunkt der Entsorgung, weiterentwickelt werden, soweit eine direkte Verbrennung oder Vergasung (Pyrolyse) nicht vorzuziehen ist. Die Abwägung zwischen diesen Techniken ist im Wesentlichen abhängig vom Wassergehalt der Abfallmaterialien: Je geringer der Wassergehalt, desto eher empfiehlt sich eine Verbrennung oder Vergasung. Die Produktion von Biogas aus „Energiepflanzen“ sollte nur insoweit erfolgen, als sie dazu beiträgt, die Biogasproduktion aus Agrarabfällen und den fluktuierenden Energiebedarf zu stabilisieren und zu optimieren.
Biomasse zum Heizen: Bisher wurde Biomasse zum größten Teil für Heizungszwecke (das meiste Holz) und für die Erzeugung von Elektrizität (das meiste Biogas) genutzt. Das ist insofern problematisch als Biokraftstoffe für den Transport langfristig wohl am schwierigsten zu ersetzen sind. Die Umwandlung von Biomasse sollte überwiegend auf Biotreibstoffe für Schwerlastwagen, Flugzeuge und Lastschiffe ausgerichtet sein, die wahrscheinlich auch in Zukunft nicht elektrisch betrieben werden können. …

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