Kuemmelhaendler Koeterrasse

Warum sind Kritiker der Merkel’schen Migrationspolitik allesamt „Nazis“ – wer soll diese verbale Verrohung verstehen, aber sie ist präsent: „Auf die Fresse“ (Nahles), „Rassisten“ (Maas), „Arschlöcher“, „Mischpoke„, „Pack“ (Gabriel), „Dunkeldeutschland“ (Gauck), „Ziegenficker“ (Böhmermann), „Drecksnazi“, „Arschloch“ (Peter Tauber). Nun kommt André Poggenburg (AfD) am Aschermittwoch mit „Kümmelhändler“ als Reaktion auf „Köterrasse“ der ‚Türkischen Gemeinde in Deutschland‘. Wollte die AfD nicht eine Alternative sein?
23.2.2018

Nicht in die Radikalisierungsfalle tappen
Wie sehen Deutsche fremder Herkunft die Aschermittwochsäußerungen? Filmemacher Imad Karim warnt, die AfD schade sich selbst

Herr Karim, hat die AfD, wie behauptet wird, am Aschermittwoch Deutsche türkischer Herkunft beleidigt?
Imad Karim: Fakt ist, daß die „Türkische Gemeinde“ in Deutschland mit der Provokation begonnen hat, indem sie den Deutschen aufgrund deren Vergangenheit das Recht auf ein Heimatministerium absprach. Wo und wann hat sich diese säkulare Gemeinde etwa gegen die Namensgebung türkischer Moscheen in Deutschland nach Eroberern und Massenmörder ausgesprochen? Ich habe das jedenfalls nicht mitbekommen. Dennoch hat mich die Rede Herrn Poggenburgs traurig und wütend gemacht, weil sie der AfD mehr schadet als nutzt.
Inwiefern?
Karim: Die Mitte unserer Gesellschaft ist in einem von den Linken und ihren grünroten Erben durch Dauerindoktrinierung verursachten „Koma“. Alle sind bereit, alles zu tun, sogar sich aufzugeben, um nicht als „Rassisten“ zu gelten.

Also hat Poggenburg doch recht?
Karim: Nein, ich will seine Worte nicht rechtfertigen, nur den Kontext aufzeigen: Es ist mehr als grausam, die Deutschen auf zwölf dunkle Jahre zu reduzieren. Warum können sie nicht auf ihre demokratische Kultur, wirtschaftlichen Erfolge, humane und weltverbindende Interaktionen der letzten siebzig Jahre stolz sein? Es findet in der Tat eine Entmenschlichung des Deutschseins und eine Übermenschlichung des Fremdseins statt. Das aber ist purer Rassismus, den ich als Humanist ablehne. Ich glaube allerdings nicht, daß ein intelligenter und integrierter Deutschtürke, und davon gibt es zum Glück sehr viele, sich durch Poggenburgs Rede beleidigt fühlt. Er wird sie einfach als dämlich und taktisch unklug betrachten. Sollte er sich doch beleidigt fühlen, ist er oder sie wohl nie in Deutschland „angekommen“.

Wieso das?
Karim: Weil ich von diesem „Beleidigten“ erwarte, daß er oder sie sich zuvor hätte melden müssen. Wo war deren „Beleidigtsein“, etwa als die Deutschen als „Köterrasse“ beschimpft wurden.

Sollten AfD-Politiker auf Provokationen wie „Köterrasse“ nicht anders reagieren?
Karim: Ja, sie sollten sich nicht provozieren lassen. Sie sollten sich nicht auf dieses Niveau begeben und auch nicht in die ihr von der Linken gestellte Radikalisierungsfalle tappen.

Allerdings ist an Fasching doch „alles“ erlaubt, hat Herr Poggenburg da nicht recht?
Karim: Es war kein Fasching, als kürzlich der AfD-Politiker Jens Maier Boris-Becker-Sohn Noah als „Halbneger“ titulierte. Doch Fakt ist, daß Noah Becker als erster eine rassistische Aussage machte, nämlich Berlin sei ihm zu weiß. Doch statt mit seriöser Kritik den Rassismus des Becker-Juniors sichtbar zu machen, hat Maier mit seiner Reaktion erst recht davon abgelenkt. Dämliche und unüberlegte Aussagen wie von Maier und Poggenburg vertiefen die Spaltung der Gesellschaft. Das aber ist genau das, was die Linke will. Sie mißbraucht seit Jahrzehnten die Einwanderer für ihre politischen Zwecke. Das Schlimmste, was ihr passieren könnte, wäre wenn die AfD dies durchkreuzt und den Deutschen ausländischer Herkunft diesen Mißbrauch bewußt machen würde.
Die Etablierten sind zunehmend nervös, sie befürchten, die moralische Deutungshoheit zu verlieren und unterzugehen. Deshalb wollen sie unbedingt verhindern, daß der AfD der Anschluß an die Mitte der Gesellschaft gelingt. Das eben ist das strategische Moment! In der Alternative für Deutschland glauben einige aber, sie hätten am Aschermittwoch gewonnen, weil die Partei laut Emnid zwei Prozent zugelegt habe. Irrtum! Diese zwei Prozent haben mit dem Versagen der SPD und dem völligen Entgleisen des „Martinzuges“ zu tun. Doch wer weiß, vielleicht hätte die AfD sogar fünf oder gar sieben Prozent zugelegt, hätte Herr Poggenburg sich nicht hinreißen lassen, sich vor seinen Anhängern unbedingt triumphal zu produzieren. Etwas weniger Egomanie hilft manchmal viel.
Mehr dazu lesen auf: Junge Freiheit vom 23.2.2018, Seite 3

Imad Karim, Filmemacher und Autor, geboren 1958 in Beirut, drehte zahlreiche TV-Beiträge über Zuwanderer, die in ARD, ZDF und weiteren Sendern liefen

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