Konservative Wende – Europa

Aus „Europa“ ist „Brüssel“ geworden, ein bürokratisches Monster, das Internationalisten, Multikultis, Kosmopolitiker und Globalisierungsfanatiker weiter aufblähen wollen in Richtung „Vereinigte Staaten von Europa“. Kritiker dieses undemokratischen Zentralisierungswahns werden in die rechte Ecke abgeschoben, darunter all jene, die sich als Konservative begreifen. Die Angst vor einer konservativen Wende ist groß, die Angst vor Diskurs und Streit um ein „Europa der Vaterländer“ eint Linke, Grüne, SPD und CDU.
„Demokratie lebt von Streit, von Opposition, und wo es Linke gibt, muß es auch Rechte geben. Doch nicht selten dringen die Extremisten beider Seiten in jenes finstere Gelände vor, das infolge der totalitären Exzesse des 20. Jahrhunderts bis heute vemint ist. Die Wunden, die damals geschlagen wurden, ob von Hitler oder von Stalin, sind nicht verheilt. Im deutschen Fall ist die nationalsozialistische Schreckensherrschaft eine stetige Warnung und sie muß eine Warnung bleiben. Weshalb sich kokett-riskante Annäherungen wie von Seiten der AfD verbieten.
Das heißt nun aber nicht, dass jede Abweichung von der Mitte nach rechts mit dem Nazi-Vorwurf mundtot gemacht werden dürfte. Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass der unkontrollierte Zustrom von Flüchtlingen im Herbst 2015 ein Fehler war, der bei rechtzeitiger Vorsorge hätte vermieden werden können, und dass die Warnung vor einer Islamisierung nicht bloß das Hirngespinst verirrter Pegida-Anhänger ist. Ich glaube weiterhin, dass der im Grundgesetz verankerte Schutz von Ehe und Familie die gleichgeschlechtlichen Lebensformen nicht mit einschließt. Die damit nicht selten verbundenen Praktiken biotechnischer Reproduktion erregen meinen Widerwillen. Auch finde ich die Beschlüsse der Brüsseler Kommission zur Rettung von Banken und insolventen Staaten nicht hinreichend demokratisch legitimiert – und die dabei maßgebliche Rolle von Angela Merkel erst recht nicht. Wer den Euro für einen kapitalen Fehler hält, ist noch kein Gegner der europäischen Idee. Das sind nur ein paar Beispiele eines Konservativismus, den ich auf den folgenden Seiten näher beschreiben möchte.“
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Ulrich Greiner: Heimatlos – Bekenntnisse eines Konservativen,
Rohwohlt-Verlag September 2017, Seite 9 und 10,
ISBN 978 3 498 02536 6

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