Konformitätsdruck – Freiheit

Droht die eigene Meinung von der Mehrheit mißbilligt zu werden, dann schweigen die meisten Menschen aus Isolationsfurcht. Da das eigene Schweigen weiteres Schweigen verursacht, spricht Elisabeth Noelle-Neumann (Demoskopieinstitut Allensbach) von der „Theorie der Schweigespirale“. Peter Graf Kielmansegg (Uni Mannheim) spricht von Konformitätsdruck, den oft auch intellektuelle Minderheiten mediengestützt entfachen können: Wer sich ihm nicht beugt, hat soziale Ausgrenzung zu befürchten.
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Aus Isolationsfurcht bzw. Konformitätsdruck nehmen viele Bürger das im Grundgesetz garantierte Recht auf freie Meinungsäußerung nicht mehr wahr. In Deutschland ist der Konformitätsdruck besonders hoch, da hierzulande Rassismus und Populismus als Kampfbegriffe drohen. Dazu Graf Kielmannsegg: „Als hilfreich taugt ein Kernbestand an politischen Kampfbegriffen, welche die stigmatisierenden Assoziationen mühelos heraufbeschwören. Sie sind fast beliebig einsetzbar, weil ihnen begriffliche Trennschärfe fehlt. „Rassismus“ ist zur Zeit ein, wenn nicht das Paradebeispiel für eine solche Allzweckwaffe, „Rechts-Populismus“ ein zweites. Wer will „Rassist“ sein, wer rechter „Populist“? Umgekehrt muss sich verteidigen, wer ein Wort wie Heimat in den Mund nimmt, wobei sich ein gewisses Umdenken abzeichnet.“
Die „68”-er haben nicht frei von Konformitätsdruck gemacht, ihre gutmenschlichen Nachfahren aber 50 Jahre später den Inhalt von Konformität geändert und den Druck erhöht: Wer die linksgrün gestützte GroKo wie auch immer kritisiert, ist Rassist. Wer dabei keine Lösung im Detail vorlegen kann, ist Populist. Dies alles mit Unterstützung der Qualitätsmedien. So liegt die deutsche Diskussionskultur darnieder, die Demokratie ist in Gefahr. Kurt Tucholsky würde sagen: „Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“.
5.8.2018
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Frei ist der Diskurs der „Flüchtlingskrise” ganz und gar nicht
Wie sehr der demokratische Diskurs gerade angesichts großer Herausforderungen auf Offenheit angewiesen ist und wie schwer Deutschland sich mit diesem Prinzip tut, hat die „Flüchtlingskrise” exemplarisch erhellt. Von welcher Art sind die moralischen Verpflichtungen, die das Elend der Welt einem großen und reichen europäischen Land auferlegt? Wie weit reicht das Recht eines Gemeinwesens, sich selbst in seiner Eigenart gegen die Aufnahme fremder Kulturen zu behaupten? Wo stößt die Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft bei aller Willkommensbereitschaft an ihre Grenze? Wie kann Politik gesellschaftlichen Konsens im Umgang mit essentiellen Herausforderungen bewahren? Wie ernst sind die Sorgen sozial schwacher Gruppen zu nehmen, die in Einwanderern eine Konkurrenz auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt sehen? Antworten auf diese für die Überlebensfähigkeit eines demokratischen Verfassungsstaates zentralen Fragen können nur in einer Diskussion gefunden werden, die moralische Stigmatisierungen meidet und nicht ununterbrochen mit dem Totschlagsargument der „Fremdenfeindlichkeit“ operiert.
In Deutschland wird bis heute nicht so diskutiert. 2015 hat sich in unmittelbarem Zusammenspiel mit der Öffnung der Grenzen ein Konformitätsdruck aufgebaut, der zwar nicht in der Wirkung, wohl aber in der Intention auf ein faktisches Diskussionsverbot hinauslief. Die Medien haben dabei eine Schlüsselrolle gespielt. Die empirische, über 30.000 Texte einbeziehende Studie Michael Hallers für die Otto-Brenner-Stiftung spricht Bände: „Statt als neutrale Beobachter die Politik und deren Vollzugsorgane kritisch zu begleiten und nachzufragen, übernahm der Informationsjournalismus die Sicht, auch die Losungen der politischen Elite.“ Es war der Druck, sich der von Regierung und Opposition gemeinsam propagierten Politik der offenen Grenzen widerspruchslos zu fügen, dem die AfD zu einem guten Teil ihre Erfolge verdankt. Noch immer muss auch jedes Plädoyer für die Offenheit der Diskussion damit rechnen, als „fremdenfeindliche“ Parteinahme in der Sache missdeutet und attackiert zu werden. ….
Wer seine Furcht davor, ausgegrenzt und stigmatisiert zu werden, überwindet, findet sich dann vielleicht gar nicht so isoliert wie befürchtet. Jedenfalls trägt er zur Lebendigkeit der Demokratie bei. Daran sollten im Besonderen die denken, die ohnehin kein großes Risiko laufen, wenn sie zu ihrer Meinung stehen. Professoren, wohlbestallt, finanziell abgesichert und verbeamtet, sind beim Löcken wider den Stachel des Zeitgeistes gleichwohl oft vorsichtiger als freie Publizisten – leider. Dass Leitmedien ihre Verantwortung für das Prinzip Offenheit ernstnehmen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht. Erst durch sie wird der Bürger urteilsfähig; und ohne Rückhalt an ihnen zu finden, ist es für den Einzelnen schwierig, mutig zu sein.
… Alles von Eckhard Jesse und Peter Graf Kielmannsegg vom 17.7.2018 bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/wie-frei-sind-wir/

Die Autoren Eckhard Jesse und Peter Graf Kielmansegg lehrten zuletzt an der Technischen Universität Chemnitz und der Universität Mannheim.

Guter Artikel, lange Begründung für das, was eigentlich mit zwei Worten kurz gesagt sein könnte:
Linksgrüne Meinungsdiktatur….
Freiheit ist ein hohes Gut. In diesem Land ist betreutes Denken Programm. Wer anders denkt, gilt als braunes „Pack“.
17.7.2018, Sonny, TO

Konformitätsdruck und Meinungsdiktatur
Liebe Autoren. Ein sehr schöner Artikel, den zu lesen ein echter Genuss war. Ein paar Anmerkungen dazu: „Konformitätsdruck und Meinungsdiktatur sind zwei verschiedene Dinge. Aber das bedeutet keineswegs, dass gesellschaftlicher Konformitätsdruck, der die Freiheit des Denkens und Redens eingrenzt, eine harmlose Angelegenheit sei. Er beschädigt die Demokratie in ihrem Kern.“
Wenn die Demokratie nun aber im Kern so beschädigt ist, dass sie de facto keine Demokratie mehr ist, was ist sie dann? Letztlich eine Art der Diktatur. Und dann wird Konformitätsdruck zur Meinungsdiktatur.

„Die deutsche Vergangenheitslast erklärt und rechtfertigt strafrechtliche Eingrenzungen des Raumes öffentlicher Diskurse, die in Demokratien an sich nicht üblich sind oder üblich sein sollten.“
Erklärt ja, rechtfertigt nein. Wird gern als Rechtfertigung herangezogen, das schon. Aber Unfug bleibt Unfug. Entweder man hat Meinungsfreiheit oder eben nicht. Dort frei denken zu dürfen, wo der Staat es erlaubt, ist keine Meinungsfreiheit. Man kann das ja gutheissen, soll es dann aber bitte nicht falsch etikettieren. Ohne Meinungsfreiheit hat man bald auch keine Demokratie mehr. Eine gelenkte Demokratie bestenfalls, eine Diktatur der Mehrheit, des Proletariats, der Eliten etc. Aber eben keine echte Volkssouveränität. Man kann das ja gutheissen, soll es dann aber bitte nicht falsch etikettieren.
17.7.2018, Alexis de Tocqueville, TO

Koformitätsdruck in Papenburg als Beispiel
Meine volle Zustimmung, Beispiel: In Papenburg soll eine Ditib-Moschee gebaut werden. 95% der Papenburger sind dagegen. Auf der einzigen demokratischen Plattform, einer AfD-Demo erschienen aber nur ca. 150 Menschen. Auf der Gegendemo gegen „rechts“, organisiert von den Grünen, Linken und Ditib, erschienen bis zu 1000 Leute. Aus welchen Gründen haben die Papenburger ihre Meinung nicht frei geäußert, von der Stigmatisierung der AfD mal abgesehen?
Antwort: Weil Mitorganisator der Gegendemo gegen „rechts“ auch der DGB gewesen ist. Papenburg hat sehr viele Industriearbeitsplätze (Meyerwerft und Zulieferer). Der DGB dieser Region hatte in der Vergangenheit schon ein Pamphlet herausgegeben, in dem beschrieben wird, wie man AfD-Sympatisanten erkennt, wie und an wen man sie meldet und wie man sie aus den Betrieben herausbekommt.
Das bedeutet: Jeder Papenburger der hier seine Meinung frei geäußert hätte, hätte den (noch) starken Arm des DGB zu spüren bekommen. Die Leute hatten schlicht und ergreifend Angst um ihren Arbeitsplatz oder den ihrer Angehörigen.
P.S.: Ich selber war bis vor vier Wochen auch Mitglied einer DGB-Gewerkschaft. Ich bin jetzt zu einer anderen Gewerkschaft mit einem anderen Dachverband gewechselt. Etwas, was im Übrigen vermehrt in dieser Berufsgruppe passiert.
17.7.2018, User10, TO

Wirklich frei diskutieren?
Wirklich frei habe ich in Deutschland immer nur im Kreis von eng Vertrauten politische und gesellschaftliche Themen diskutieren können. Eine möglichst allumfassende Informationsbeschaffung ging immer nur über das Ausland. Egal ob in den zwei Diktaturen in denen ich leben musste, oder heute in leichterer Form schon wieder. In meiner Jugend wurde, wer sich traute, über London Bum, Bum, Bum ( BBC) informiert. Danach in westdeutschen, englischen und amerikanischen Medien. In den beiden Diktaturen allerdings hingen Tod, Knast, aber auch das Eigene- oder schlimmer noch Familienwohl, von Meinungsäußerung zu falschen Themen und Diskussionsfreunden ab. Stolz waren daher später auch viele auch im Osten, das sich überhaupt in einem Teil Deutschlands Demokratie durchsetzen konnte. Wie löchrig sie allerdings wurde, merken wir jetzt mehr und mehr. Schlimm wenn Selbstzensur, Parteienhörigkeit und persönliche Diffamierung wegen Meinungsunterschiede im Aufwind. Wie weit heute bereits wieder persönliche Diffamierungen zu Benachteiligungen führen, will ich nicht beurteilen. Die Gutmenschen Mentalität in Parteien und Medien bremst die Diskussion zu real bestehenden Themen, Ängsten und Sorgen. Sie muss damit zwangsläufig zu politischen und gesellschaftlichen Fehleinschätzungen und Fehlhandlungen führen. Darüber sollten alle, die als Gute voreingenommen diskutieren und diffamieren, baldigst nachdenken. Um reale Probleme zu lösen, müssen diese erst einmal erkannt, analysiert und diskutiert werden. Sonst führt die jetzige Art der Diskussion, über was Gut und was Böse, zu weit Links, zu weit Rechts, oder populistisch, unweigerlich weiter zu geteilter Meinungsakzeptanz und einer noch tieferen gesellschaftlichen Spaltung. Und die können wir Deutsche in der zunehmend globalisierten Welt am wenigsten gebrauchen.
18.7.2018, Eberhard, TO
Kritik unerwünscht
Ich mache die Erfahrung, dass die geringste Kritik sofort einen Abwehrreflex auslöst, der unüberwindbar ist. Deshalb umgehe ich denn möglichst. Ich mache nur noch kurze Statements der übersteigerten Bestätigung. Möglichst kurz, möglichst absurd und todernst vorgetragen. Gestern, 5 Personen, Gespräch über Migranten und Wohnungsnot. Jemand: „Die Flüchtlinge haben Schlimmes hinter sich und nun werden sie auch noch für die Wohnungsnot verantwortlich gemacht. Ungeheuerlich.“ Ich: „Ganz genau. Eine syrische Familie kann ja zusammen mit einer deutschen Familie in eine Wohnung ziehen. Wir müssen doch zusammenhalten!“ (Allgemeines Stutzen, dann Totenstille)
Das ist im privaten Bereich die einzige Möglichkeit, eine Kerbe in den Panzer zu schlagen. Die Festplatte muss auf Fehlermeldung schalten. Und dieser Zustand darf dann nicht durch weitere Ausführungen abgebrochen werden, weil dann sofort wieder der Abwehrreflex ausgelöst wird. Zwei Sätze, Ende, Stille aushalten, dann Themenwechsel. Natürlich wäre mir auch lieber, (andere, neue) Personen mit öffentlicher Aufmerksamkeit würden sich verstärkt zu Wort melden und freie Gespräche wären wieder möglich, aber wenn das beides nicht der Fall ist, muss man mal was anderes versuchen und sei es nur im Kleinen.
18.7.018, Rita, TO

Die Deutschen haben ein Problem mit Eigenverantwortung: Hegel statt Kant
Gute Analyse der Lage vor allem in Deutschland.Das Problem ist, dass in Deutschland durch die Hegelianer ab dem 19. Jahrhundert die Aufklärung wieder rückgängig gemacht wurde. Die „Befreiung des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Kant) wurde durch „dass die Furcht zu irren, schon der Irrtum selbst ist“ (Hegel) ersetzt.
Ganz im Gegensatz zur Kultur des Westens wie GB, Frankreich, USA, NL usw. deren Gesellschaften auf der Kultur der Aufklärung, des Zweifels, der Logik und Empirie beruhen.
Die Deutschen haben ein Problem mit Eigenverantwortung, man tut sich schwer mit“ dem Mut seinen Verstand zu bedienen“ (Kant), scheut die Selbstbestimmung und will lieber „gut aufgehoben“ sein. Das erzeugt einen enormen gesellschaftlichen Konformitätsdruck, da jeder ein guter Teil der Gruppe sein will. Widerspruch, Zweifel, Hinterfragen und wenn es sein muss auch Widerstand sind damit negativ assoziiert. Man folgt lieber der Gruppe und meint, die vielen könnten doch nicht irren. Deshalb fühlt man sich auch bemüßigt, gefühlte Abweichler „auf den richtigen Weg“ zu bringen, da diese ja das wohlige Gruppengefühl stören. Das kann dann schon mal Hexenjagden auslösen.
Diejenigen, die Misstände und Denkfehler benennen, werden nicht als Bereicherer sondern als Pöbler wahrgenommen und entsprechend behandelt.Solche Gesellschaften sind der ideale Nährboden für Ideologien und Diktaturen, auch deswegen, weil sie nicht in der Lage sind, sich selbst zu regenerieren, da dies ja Eigenverantwortung, Hinterfragen von liebgewonnenen Illusionen und Mut zum Handeln erfordert.Die deutsche Gesellschaft ist dafür ein Paradebeispiel.
18.7.2018, Hummel, TO

MSM und ÖR unterdrücken Fakten
Vielen Dank für diesen überaus erhellenden und interessanten Beitrag. Die nicht vorhandenen Diskussionsfähigkeit, die immer weiter eingeschränkte Meinungsfreiheit hätte meiner Auffassung nach diesen Zustand nicht erreicht, wenn die MSM und ÖR ihrem journalistischen bzw. öffentlichen Auftrag nachgekommen wären, sachlich, kritisch gut recherchiert und auf Fakten beruhend zu berichten oder zu analysieren und einen Kommentar auch als solchen kenntlich zu machen. Aber davon sind sie weit entfernt, es werden nur noch Meinungen und Haltungen – vornehmlich rot-links-grün – vertreten. Sachliche und berechtigte Kritik wird gar nicht erst zugelassen sondern gleich niedergemacht,wenn es sein muss bis hin zur Zerstörung von Existenzen. Dass ein solches Klima hier in Deutschland wieder möglich werden könnte, hätte ich mir nie träumen lassen.“ Die Lebendigkeit der Demokratie“ durch Debatte und Diskussionsfähigkeit ist so gut wie nicht mehr vorhanden, und das muss sich dringend ändern.
187.2018, Maja Schneider, TO

Wären wir frei, gäbe es
kein Netzwerkdurchsetzungsgesetz
keine Amadeu-Antonio-Stiftung / Kahane
kein Correktiv
keine Konto Löschungen bei Youtube, Facebook, Twitter
kein Shadowbanning
keine Unterdrückung von Leserkommentaren
Wären wir frei, hätten wir eine Diskussionskultur!
18.7.2018, Andreas59, TO

Mariam Lau als Beispiel: Linke Hetze statt Diskussionskultur
Wer sich mit dieser Thematik dieses sehr zutreffend verfassten Artikels, der die grundsätzliche Diskursproblematik und die daraus entstehenden Gefahren für die Demokratie hervorragend veranschaulicht, vertiefend beschäftigen will, dem sei ein Vortrag von Prof.Dr. Mausfeld ans Herz gelegt:
https://www.youtube.com/watch?v=bw5Px3rR9Jo&frags=pl%2Cwn
….
Wie richtig die Beobachtungen und Schlüsse der Autoren sind, zeigt aktuell der „Fall“ Mariam Lau, die in einem Pro-und-Kontra Artikel der Zeit gewagt hatte, die Seenotrettung“ nach Art der darin engagierten NGOs zu hinterfragen. Die gewiss nicht „rechte“ Journalistin, die lange Jahre für die taz geschrieben hat, erntete dafür aus dem linken Milieu grobste Anfeindungen, weit hinaus über jede sachliche Auseinandersetzung, die in Gedankenspielen bis zu Körperverletzung, ja, sogar Mord ausarteten. Dieses gesellschaftliche Klima, angeheizt vornehmlich vom linken Lager, häufig unterstützt vom vorgeblich der Neutralität verpflichteten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bedürfte dringend Gegenmaßnahmen, hin zu einer Umkehr. Diesen „gesellschaftlichen Klimaschutz“ aber verweigern die maßgeblichen Protagonisten.
18.7.2018, Beobachter, TO

Die „alte weißen Männer“
Es ist bezeichnend, dass die beiden Autoren der Gruppe der „alten weißen Männer“ zugerechnet werden können. In den sogenannten sozialen Medien (in denen de facto oft asoziales Agieren an der Tagesordnung ist) sind die alten weißen Männer die einzige Bevölkerungsgruppe, die gefahrlos geschmäht und beleidigt werden kann. Sie sind die Verkörperung der „strukturellen Gewalt“, müssen der Logik der Linken zufolge demnach niedergeschrieben (und niedergeschrien) werden. Diese vermeintliche Position der moralischen Überlegenheit verleitet sogar geistige Zwerge dazu, sich an intellektuellen Autoritäten abzuarbeiten (so geschehen z. B. bei Welt online: „Warum rechte Denker so oft schlechte Denker sind“, Hanna Lühmann über Rüdiger Safranski). Dies mögen die Betroffenen beklagen, jedoch vermute ich, dass es ihnen oft egal ist, wer sich an ihnen kratzt. Als „alte weiße Männer“ befinden sie sich nämlich in einer einzigartigen Position: etabliert und arriviert, nicht mehr auf die Karriere schielend, besitzen sie die Freiheit, Dinge ungeschminkt auszusprechen, auch wenn sie dem Zeitgeist zuwiderlaufen.
Um diese Freiheit im Diskurs beneide ich die „alten weißen Männer“: Sie sind existenziell nicht mehr gefährdet, müssen keinen echten Knick fürchten oder gar einen Verlust ihres Arbeitsplatzes. Etwas jüngere Menschen, die noch im Berufsleben stehen, würden sich teilweise erheblichen Risiken aussetzen, wenn sie ihre politischen Ansichten offen zum Ausdruck bringen würden. Man denke z. B. an den Mobbing-Leitfaden, der bei Verdi vor einiger Zeit mit Blick auf AfD-Mitglieder die Runde gemacht hat. Ich habe als Gutachter sehr oft mit Migranten zu tun. Wenn meine politischen Ansichten für jeden erkennbar wären, würde sich so mancher Sozialarbeiter auf mich stürzen. Dann noch ein oder zwei Artikel in der Presse, und mein Schicksal wäre besiegelt. Übrigens völlig unabhängig davon, dass jedes meiner Gutachten den „Rassismus-Check“ leicht bestehen würde. Dann wäre ich in den Augen der Kritiker eben ein getarnter Rassist – das sind die Schlimmsten. Meinem Arbeitgeber traue ich nicht zu, sich schützend vor mich zustellen; eher im Gegenteil.
So bleibt mir im Alltag leider oft nur die geballte Faust in der Tasche. In dieser Grauzone aus gut begründeter Vorsicht und Feigheit bewegen sich heute viele Deutsche.
18.7.2018, Theobald Tiger, TO

Was nicht erwähnt wird, sind die heutzutage (wieder mal!) mitunter handfesten Folgen, wenn man im Namen der Freiheit das Risiko eingeht, anzuecken. Das reicht von Ausgrenzung über die Vernichtung der Existenz bis zu Angriffen auf Hab und Gut oder gar das eigene Leben. An dieser Stelle kommt dann auch wieder der Staat und andere gesellschaftliche Organisationen wie Gewerkschaften ins Spiel, die dafür das ideologisch-argumentative Fundament schaffen und sogar die organisierte Gewalt der Antifa logistisch und monetär unterstützen (ist inzwischen alles dokumentiert).
Dass der Staat hier seine Hände in Unschuld waschen kann, weil die Faust im Gesicht des Gegners nicht die eines hauptamtlichen Staatsangestellten ist, sondern die eines „freien Mitarbeiters“ – diese „Über-Bande“-Form staatlicher Gewalt gegen Andersdenkende ist neu und funktioniert leider bestens.
Ich finde es deshalb wichtig festzuhalten, dass wir die Unerschrockenheit, das alles über sich ergehen zu lassen, nicht vom kleinen Michel einfordern können. Viele Menschen tragen zu viel Verantwortung für Andere und sind in ihrer Position zu verletzlich, um sich offen entgegen stellen zu können. Was aber JEDER machen kann, ist die Menschen zu stärken, die sich dem aussetzen und die für uns kämpfen. Deshalb krieg ich auch die kalte Wut, wenn Leute, die die Missstände unserer Zeit klar vor sich sehen, sich dann zu fein dafür sind, die AfD zu wählen, weil ihnen da irgendein Hansel oder Punkt nicht passt.
Die Prozente der AfD sind die Macht des Faktischen – die einzige Sprache, die auch Linksgrüne verstehen und das EINZIGE, was die NICHT ignorieren können.
18.7.2018, Niklas, TO
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Dank Antifa: Eine private und eine öffentliche Meinung
„Wer seine Furcht davor, ausgegrenzt und stigmatisiert zu werden, überwindet, findet sich dann vielleicht gar nicht so isoliert wie befürchtet. Jedenfalls trägt er zur Lebendigkeit der Demokratie bei. Daran sollten im Besonderen die denken, die ohnehin kein großes Risiko laufen, wenn sie zu ihrer Meinung stehen.“
Die Autoren kennen die SA-ähnlichen Schlägertrupps der Antifa wohl nicht, da werden dann Hausbesuche abgestattet oder es wird einfach mal das Auto entglast. Beispiele gibt es viele. Man denke nur einfach mal an die Dame, die in Hamburg (Frauen-Demo) mit ihrem Schild „Merkel muss weg“ ihre Meinung kundgetan hat.
Ich halte es für gesünder, zwei Meinungen zu haben, eine private und eine öffentliche.
18.7.2018, MeinerEinerSeiner, TO

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