IHK und SC-Praesident fuer Stadionneubau

Es waren einmal ein Sommerloch und ein begeisterter SC-Fan namens Steffen Auer, seines Zeichens Präsident der hiesigen Industrie- und Handelskammer, für den die künftige Spielstätte des SC Freiburg nicht nur eine Frage des Sports, sondern auch der regionalen Wirtschaft ist. Und so plädierte er vor kurzem, nachdem sich die IHK-Vollversammlung, also das Gremium der wichtigsten Wirtschaftslenker aus unserer Region, einstimmig dafür ausgesprochen hatte, klar für den Bau eines neuen Stadions. Auch der anwesende SC-Präsident Fritz Keller war dieser Meinung, wohl ahnend, dass er wohl eher die Opferrolle übernehmen musste, denn noch läuft ein Gutachten der Stadt Freiburg (immerhin im Wert von 100.000 Euro!), das im ersten Schritt die Möglichkeiten, die Dauer und die Kosten eines Umbaus am bestehenden Standort untersuchen soll. Und so kam es dann auch, dass man von Seiten der Stadt‚ „not amused“ über dieses Vorpreschen war. Unbestritten ist, dass der SC ein wichtiger Wirtschafts-und Sozialbetrieb ist (als Ausbildungsbetrieb gibt er viele SpielerInnen in die regionalen Vereine ab), der jährlich 7,5 Mio. Euro Lohnsteuer, 5,65 Mio. Euro Umsatzsteuer und 3 Mio. Euro Körperschafts-/Gewerbesteuer überweist. Und auch die heimische Wirtschaft in der Stadt bis hin zu den Geschäften in der Schwarzwald- und in der Hans-Jakob-Straße, profitiert bei den Heimspielen von den vielen Besuchern. Bei einem Stadionumbau (notwendig wegen der Lizenzsicherheit, das jetzige Spielfeld ist zu klein) würden aufgrund der Vergleiche mit den Anwohnern bestenfalls rund 1.000 mehr Plätze möglich sein, d.h. dann  25.000 Zuschauer, einhergehend mit Einnahmeausfällen während der Bauphase (und entsprechendem jahrelangem Baulärm für die Anwohner). Hinzu kommt, dass im jetzigen Stadion nur maximal 6 Abendspiele pro Kalenderjahr möglich sind und nur 65 Plätze für Rollstuhlfahrer mit eingeschränkter Sicht vorhanden sind. Bislang kaum angesprochen wurde der Sicherheitsaspekt: das jetzige Stadion wäre aus heutiger Sicht gar nicht mehr genehmigungsfähig (Bestandschutz) und an der bekannten Verkehrssituation lässt sich auch kaum etwas ändern, von künftigen Medienanforderungen ganz zu schweigen. 
Aus Sicht der IHK spricht daher alles für einen Stadionneubau mit einem Fassungsvermögen von realistischen 35.000 Zuschauern, mit erheblich mehr sogenannten Business-Seats und VIP-Lounges (im Durchschnitt sehen 45.000 Menschen die Bundesligaspiele, in Freiburg sind es gerade einmal 22.600). Die Medienpräsenz (künftige 3 D-Technik) und die damit verbundenen hohen Einnahmen sind künftig von größter Bedeutung und sind mit Abstand die wichtigste Einkommensquelle des Vereins.
Alles in allem, der alte Standort sei betriebswirtschaftlich nicht mehr rentabel (auch nicht mehr für die 2. Liga!), so Keller und Auer unisono und letzterer brachte auch wieder das Flugplatzgelände als möglichen Spielort ins Gespräch – zur Freude der einen und zum Leidwesen der anderen Fraktionen im Stadtrat. Das Gutachten soll Ende des Jahres erstellt sein und man darf auf die Entscheidung der Stadträte gespannt sein. Eher für „unser“ liebenswertes, kleines und gewohntes  Stadion an der Dreisam mit bestem Schwarzwaldblick oder doch mehr für eine hochprofessionelle, mehrfunktionale Sportarena, irgendwo im verkehrstechnisch gut angebundenen Westen? Und noch spannender: wenn es wirklich zu einem Stadionneubau kommt, was geschieht dann mit dem jetzigen Spielgelände? Bebauung oder Beibehaltung der Sport- und Freizeitachse an der Dreisam durch z.B. Ansiedlung eines anderen Sportvereins?  Oder liegen gar schon andere Pläne in irgendeiner Schublade? Vielleicht benötigt der SC das Gelände auch weiterhin als Trainingsplatz? Eine Antwort auf diese Fragen werden die Anwohner wohl erst im kommenden Jahr erhalten. Aber eine frühzeitige Einbindung der Anwohner und Bürger im Stadtteil Waldsee ist wünschenswert und bekannterweise immer akzeptanzfördernd.
Hans-E. Homlicher, 10.9.2012

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