GEOtag Artenvielfalt Oekostation

Am 15. Juni 2013 sind wieder alle Naturfreunde in Deutschland und den Nachbarländern zum 15. GEO-Tag der Artenvielfalt aufgerufen, innerhalb von 24 Stunden in einem selbst festgelegten Gebiet möglichst viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten zu entdecken. Gesucht werden kann überall – Schulgarten, Wiese, Feldgehölz, Flussufer, Wald oder Kiesgrube. Schwerpunkt der Ökostation: Gebiet Waldsee, Deicheleweiher, Möslepark.

Veranstalter ist das Freiburger Netzwerk Artenvielfalt, ein Zusammenschluss von etlichen Naturschutzverbänden, -initiativen und -institutionen, mehreren Ämtern der Stadt Freiburg sowie dem Ökomobil. Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg fördert seit 11 Jahren den Freiburger GEO-Tag der Artenvielfalt und ist auch 2013 Partner. Der bundesweite Träger des GEO-Tages der Artenvielfalt ist die GEO Redaktion mit dem GEO-Tag Chef Tom Müller. Die GEO-Redaktion ist Teil des Verlags Gruner und Jahr in Hamburg.
Programm mit allen Aktionen: https://www.oekostation.de/de/projekte/freiburger_geo_tag_artenvielfalt_2013.htm
12.6.2013, Ökostation FR.

Tag der Artenvielfalt
Der „Tag der Artenvielfalt“ wurde 1999 vom Naturmagazin „Geo“ ins Leben gerufen. Seitdem werden am zweiten Samstag im Juni vielerorts in Deutschland Veranstaltungen zum Kennenlernen der Natur angeboten. Für die Teilnehmer gilt es, innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Arten in einem vorher festgelegten Gebiet zu entdecken. Dadurch soll das Bewusstsein für die Naturvielfalt vor der Haustür gefördert und zugleich Veränderungen des Artenspektrums dokumentiert werden. Ausrichter der Freiburger Veranstaltung ist das „Netzwerk Artenvielfalt“, ein Zusammenschluss von rund 20 Naturschutzgruppen und Ämtern der Stadt. Los geht’s am Freitagabend mit einer Fledermausführung (21 Uhr) und Nachtfalter-Lichtfang (22 Uhr). Am Samstag wird der Aktionstag mit zahlreichen Ständen und Exkursionen fortgesetzt, die von Experten geleitet werden: Unter anderem stehen Vögel (7 Uhr), Gewässer (ab 10 Uhr) und Insekten (mehrere Möglichkeiten vor- und nachmittags) auf dem Programm. Außerdem werden eine Familienexkursion (10 Uhr), eine Fahrradtour im Stadtwald (12.45 Uhr) sowie ein naturkundlicher Spaziergang zum Lernort Kunzenhof (14.30 Uhr) angeboten. Treffpunkt ist das Ökomobil des Regierungspräsidiums, das am Waldsee stehen wird. Eine Übersicht gibt’s auf https://www.oekostation.de Tel 0761/892333.  
 

Ralf Hufnagel von der Ökostation zum „Tag der Artenvielfalt“
Am Freitag 14.6.2013 und Samstag findet der Tag der Artenvielfalt statt. Exkursionen finden rund um den Möslepark und Waldsee statt. Dort findet man Wald- und Parklandschaften, Wiesen, Gewässer – und prominente Gäste: Umweltminister Franz Untersteller spricht am Samstag um 14.15 Uhr ein Grußwort. Die Waldseestraße wird zwischen 8.30 und 17 Uhr für Fahrzeuge gesperrt. Was es für Naturfreunde alles zu entdecken gibt, das erzählt Ralf Hufnagel vom Leitungsteam der Ökostation im Interview mit BZ-Mitarbeiter Andreas Braun.
BZ: Weltweit sterben jeden Tag bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Ist ein Artenschwund auch in Freiburg feststellbar?
Ralf Hufnagel: Leider haben sich trotz vielen Anstrengungen auch hier die Lebensbedingungen für manche Arten verschlechtert – etwa für die Wechselkröte, die bis auf eine Restpopulation bei Hochdorf verschwunden ist oder für die Geburtshelferkröte, von der die letzten drei Rufer dieses Jahr im Kappler Tal zu vernehmen waren. Besonders drastisch wäre es, wenn eine Art verschwinden würde, die es nur hier gibt und die dann unwiederbringlich verloren wäre. Eine solche existiert übrigens wirklich, kein Witz: Der Freiburger Bächle-Egel. Er wurde erst 1983 im Dietenbach entdeckt und ist von keinem anderen Ort auf der ganzen Welt bekannt.
BZ: Was muss sich ändern, damit es den gefährdeten Arten besser geht?
Hufnagel: Konkret müssen die jeweiligen Lebensräume erhalten und möglichst verbessert werden, beispielsweise Feuchtbiotope und Böschungen an Wegrändern. Auch die Biotopvernetzung sollte stärker in den Fokus rücken.
BZ: Wie viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten gibt es denn in der Stadt?
Hufnagel: Sie stellen ja Fragen (lacht). Ich glaube nicht, dass das jemand beantworten kann. Allerdings ist mir eine Literaturrecherche aus den 90er-Jahren bekannt, bei der knapp 2000 Arten recherchiert wurden. Ein aktueller Anhaltspunkt ist eine Zusammenschau, die auf ökologischen Gutachten basiert und von der Stadt Freiburg ermittelt wurde. Darin wurden über 3000 Arten beschrieben.
BZ: Unter ihnen befinden sich immer mehr gebietsfremde Pflanzen und Tiere – beispielsweise die Nilgans, die nach Europa eingeführt wurde und neuerdings auch im Seepark brütet. Sind diese Neubürger eine Bereicherung oder eher eine Gefahr für die einheimische Lebewelt?
Hufnagel: Das muss man differenziert betrachten. Die von ihnen angesprochenen Nilgänse zum Beispiel verhalten sich am Flückigersee anderen Wasservögeln gegenüber aggressiv und stressen diese. Außerdem machen die dort ausgesetzten, ebenfalls fremdländischen Schmuckschildkröten den Haubentauchern ihre Nester zum Sonnenbaden streitig, was die Situation noch verschärft. Viele andere eingeschleppte Arten sind ebenfalls kritisch zu bewerten.
BZ: Den Tag der Artenvielfalt gibt es in Freiburg seit 2003. Wurden auch schon Tiere und Pflanzen entdeckt, die unbekannt waren oder als verschollen galten?
Hufnagel: Nein. Unser Augenmerk liegt auch nicht darauf, sensationelle Neufunde zu suchen. Mit diesem Aktionstag wollen wir vielmehr die Menschen an die Natur heranführen – gerade in Freiburg, wo der Schwerpunkt traditionell im Bereich der Umweltbildung liegt. Deshalb suchen wir auch immer gut zugängliche Standorte aus und meiden Naturschutzgebiete.
BZ: Mit welchen Besonderheiten können die Besucher rechnen?
Hufnagel: Am Freitagabend werden sicher die Wasserfledermaus und der Große Abendsegler mit rund 40 Zentimetern Spannweite zu beobachten sein. Am Waldsee sind zudem der Feuersalamander und Molcharten heimisch. Und in den umliegenden Wäldern kann mit etwas Glück der Hirschkäfer gefunden werden.
Ralf Hufnagel (54 Jahre) ist Biologe und arbeitet im Leitungsteam der Ökostation.
13.6.2013, Andreas Braun

 50 Naturliebhaber am Freitagabend und Samstag die Tier- und Pflanzenwelt rund um den Waldsee

Viel los war am Wochenende beim Freiburger Geo-Tag der Artenvielfalt: Zirka 350 Naturliebhaber machten mit und erkundeten am Freitagabend und Samstag die Tier- und Pflanzenwelt rund um den Waldsee, auch der Umweltminister schaute vorbei. Laut einer ersten Schätzung wurden mehr als 300 Arten gefunden. Darunter war nicht nur ein seltener und vom Aussterben bedrohter Prachtkäfer – auch Kaulquappen wurden gerettet. Dass das Interesse an dem seit 2003 alljährlich stattfindenden Aktionstag auch dieses Mal groß war, zeigte sich bereits am Freitagabend: Mehr als 100 Leute hatten sich gegen 21 Uhr am Waldsee eingefunden, um dort Zwerg- und Wasserfledermäuse zu beobachten. Nach gut einer Stunde wurde die Exkursion am nahe gelegenen Deichelweiher fortgesetzt, wo Horst Schauer-Weisshahn und seine Kollegen von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Fangnetze aufgestellt hatten. Bis Mitternacht gingen 13 Flattermänner in die Maschen. Das sorgte für Begeisterung bei den Naturfans. „Ich finde es toll, dass man hier so nah mit dabei sein kann“, sagte die Lehramtsstudentin Lili Homm.
Tags darauf informierten die mitwirkenden Naturschutzgruppen an mehreren Info-Ständen auf der für den Verkehr gesperrten Waldseestraße über Freiburgs Flora und Fauna. Auch das Ökomobil des Regierungspräsidiums war gekommen: Es diente als Feldlabor und als Ausgangspunkt für 14 naturkundliche Spaziergänge. Einer von ihnen beschäftigte sich mit Libellen, daran nahmen knapp 40 Personen teil. Die Ausbeute: Innerhalb einer Stunde wurden sieben Arten dieser Fluginsekten, deren Larven im Wasser leben, gefunden, darunter die Zweigestreifte Quelljungfer, die besondere Ansprüche an ihren Lebensraum hat. „Ein gutes Ergebnis“, bilanzierte Kerstin Geigenbauer von der Schutzgemeinschaft Libellen.
Ein besonderer Gast war Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, der am Nachmittag im Rahmen seiner Nachhaltigkeits-Tour mit dem Fahrrad vorbeikam und ein Grußwort sprach. „Die Klimaerwärmung führt zu Veränderungen im Artenspektrum“, betonte der Grünen-Politiker. Und der Tag der Artenvielfalt leiste einen wichtigen Beitrag, um solche Trends zu erkennen. Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik, die den Minister begleitete, dankte den Veranstaltern für ihr Engagement.
Wie Artenschutz spontan gelingen kann, zeigten an diesem Tag etliche Kinder und Jugendliche: Bei einer Exkursion mit Gisela Friederich vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hatten sie viele Kaulquappen entdeckt, die infolge des derzeit hohen Wasserstands aus dem Überlaufrohr des Waldsees in einen Graben neben der Straße gespült worden waren. Dieser mündet in der Dreisam, wo die Amphibienlarven nicht überleben können. „Ich finde das nicht gut, denn die würden ja alle sterben“, erklärt Julian Stücker (10) aus Stegen. Gemeinsam mit anderen Nachwuchs-Forschern und einigen Eltern machte er sich deshalb daran, die gefährdeten Tiere aus dem Graben zu fischen: Nahezu 1000 Kaulquappen wurden so bis zum späten Nachmittag gerettet. Sie aus dem Wasser zu holen und umzusiedeln ist allerdings nur bei Rettungsaktionen erlaubt.
Info: Das Ergebnis des Freiburger Artentags liegt noch nicht vor, die Auswertung dauert noch an. Nach deren Abschluss werden die Artenlisten demnächst im Internet abrufbar sein unter: https://www.oekostation.de
18.6.2013, Andreas Braun

 

  

 

 

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