976 Mrd € Target-Forderungen

Der Wert des Target-Saldos der Deutschen Bundesbank ist von 70 Mrd Euro in 2007 auf 976 Mrd Euro im Juni 2018 gestiegen. Deutsche Firmen haben Waren/Dienste im Wert von 976 Mrd Euro an EU-Länder exportiert, die von den Landesbanken der Importeure mittels Forderungseintrag auf das Target-Konto bezahlt wurden. Die Bundesbank hat also dem Ausland einen Kredit von annähernd einer Billiarde Euro gewährt.
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Ursprünglich war Target ein Hilfskonto zur Abwicklung der Import- und Exportzahlungen innerhalb der EU, das kurzfristig immer wieder glatt gestellt wurde. Muß für das aktuelle  Target-Ungleichgewicht über 976 Mrd Euro letztendlich im Falle der Zahlungsunfähigkeit anderer EU-Staaten der deutsche Steuerzahler aufkommen? Wie dies zu bewerten ist, erklärt der Ökonom Prof Hans-Werner Sinn.
23.9.2018

Fast 1000 Milliarden Target-Forderungen der Bundesbank: Was steckt dahinter?
… Im System der Zahlungsbilanzstatistiken wird der wachsende Target-Kredit der Bundesbank als Teil des Auslandsvermögens der Bundesrepublik Deutschland verbucht, das sich aus der Summe früherer Leistungsbilanzüberschüsse ergibt. Das Nettoauslandsvermögen der Bundesrepublik, das nach dem Japans das größte der Welt ist, lag Ende 2017 bei € 1929 Mrd. Die Target-Forderungen der Bundesbank gegen andere Notenbanken zur Jahresmitte 2018 beliefen sich auf 51% davon.

Die Target-Forderungen der Bundesbank von Ende Juni 2018 beliefen sich demgegenüber auf 30% des deutschen BIP. Hätte die Bundesbank sie in Gold umtauschen können, hätte sie dafür weitere 28.277 Tonnen erhalten. Die Notwendigkeit der Tilgung der Devisenschulden hat die Zahlungsverkehrssalden im Bretton-Woods-System in engen Grenzen gehalten. Im Eurosystem ist hingegen keine Tilgung vorgesehen. Das erklärt das enorme Anwachsen der Target-Salden. So ist Deutschland zu einem Selbstbedienungsladen geworden, in dem man nach Belieben anschreiben lassen kann, ohne dass der Ladeninhaber seine Forderungen fällig stellen kann.
Die Attraktivität des Kaufs auf Pump war so groß, dass selbst jene Länder, die noch gar nicht vom Kapitalmarkt abgeschnitten waren, sondern nur hohe Zinsen hätten bezahlen müssen, die Geldschöpfungskredite der heimischen Notenbank vorzogen, um Überweisungen nach Deutschland zu ermöglichen. Mit dem billigen Überziehungskredit im Eurosystem wurde es möglich, private Auslandsschulden zu tilgen und alles zu kaufen, was nicht niet- und nagelfest war, neue und alte Güter gleichermaßen sowie Vermögenstitel jedweder Art.

Deutschland hat, finanziert durch das Target-System, Waren und Vermögenstitel hergegeben, für die die Target-Schuldner ihm ewig Zinsen zahlen müssen. Wenn die Schuldner aber nicht zahlen können, wollen oder müssen, werden Deutschlands Target-Forderungen ausgehöhlt, wenn nicht vernichtet.
Denn grundsätzlich sind Deutschlands Target-Forderungen gleich dem ewigen Zinsstrom, auf den die Bundesbank aufgrund der von ihr an andere Notenbanken vergebenen Überziehungskredite zusätzlich zu ihren eigenen Zinseinnahmen Anspruch hat – so wie sich ja der ökonomische Wert von Vermögenstiteln stets durch den Strom der von ihnen verdienten Rückflüsse ergibt.
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Zur Jahresmitte 2018 betrug die italienische Target-Schuld € 481 Mrd. Das war gut die Hälfte der Bilanzsumme von 2017 und € 356 Mrd. mehr als das Eigenkapital inklusive der Reserven (Rücklagen, Rückstellungen und Umbewertungsgewinne), das bei € 124 Mrd. lag. Danach steht Deutschland im Falle einer Zahlungsunfähigkeit der italienischen Zentralbank wegen eines Totalausfalls der italienischen Geldschöpfungskredite mit € 110 Mrd. im Risiko

Alles von Hans-Werner Sinn vom 23.9.2018 zu „Fast 1000 Milliarden Target-Forderungen der Bundesbank: Was steckt dahinter?“ bitte lesen auf
https://www.theeuropean.de/hans-werner-sinn/14735-nur-ein-irrelevanter-verrechnungsposten

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